Das Internet ist manchmal schon ein klein wenig kompliziert. Da kann einfach jeder irgendwas reinschreiben, egal ob es richtig ist oder völliger Unsinn. Und dann gibt es noch Seiten wie Der Postillion, Die Tagespresse oder The Onion die so fies sind und absichtlich Blödsinn publizieren und dabei so tun, als wären das echte Nachrichten. Da kann man als Journalist schon mal ein wenig den Überblick verlieren und den Unsinn für real halten. Oder besser gesagt: Da kann man als “Journalist” schon mal den Überblick verlieren, denn wenn man auch nur ein kleines bisschen Ahnung vom Job hat und weiß, was das Wort “Recherche” bedeutet, dann sollte man schnell bemerken, ob man es sich um Nachrichten oder Satire handelt. Bei der Online-Ausgabe der österreichischen Tageszeitung mit dem originellen Namen “Österreich” fällt das aber anscheinend ein bisschen schwer. Denn dort hat man kürzlich folgenden “sensationellen” Artikel publiziert: “Aufregung: Rover findet keine Beweise für Mondlandung” (WebCite).
Es geht um den chinesischen Mondrover Yutu, der letztes Jahr auf dem Mond gelandet ist. Und nun hat China die Bilder dieses Rovers ausgewertet und dabei keinen Hinweis auf die Mondlandung der Amerikaner gefunden. Skandal!
Ja, ein Beleg dafür, dass die Landung auf dem Mond nur gefälscht war, wäre tatsächlich ein bisschen “Aufregung” wert. Und hey! “200 hochrangige chinesische und russische Beamte” fordern Aufklärung von der USA – das kann doch nur seriös sein, oder? Seltsam nur, dass man nirgendwo anders etwas davon gehört hat. Diplomatische Verstimmungen zwischen den drei großen Weltmächten China, USA und Russland über eine der wichtigsten technischen und wissenschaftlichen Leistungen des letzten Jahrhunderts: Das sollte eigentlich eine kleine Notiz in anderen Zeitungen oder den Fernsehnachrichten wert sein. Aber die Story über die aufgeregten chinesischen Offiziellen findet sich außer in “Österreich” hauptsächlich auf den diversen Seiten der Verschwörungstheoretiker.
Das liegt daran, dass sie völliger Unsinn ist, wie man auf zwei verschiedene Arten herausfinden hätte können. Man hätte sich zum Beispiel auf die Suche nach der Quelle dieser Nachricht machen können. Gibt es eine Pressemitteilung der chinesischen Regierung? Der chinesischen Raumfahrtbehörde? Nein, gibt es nicht. Dafür gibt es eine Meldung bei ShortNews, einer Seite bei der jeder der Lust hat, selbst “Nachrichten” verfassen kann. Dort findet sich auch die Story vom chinesischen Rover und den aufgeregten Beamten – allerdings mit dem Hinweis “Satire” und einem Verweis auf die eigentliche Quelle: einen Artikel bei “World News Daily Report” (WebCite). Auf dieser Seite für gefakte Nachrichten findet man derzeit auch Schlagzeilen wie: “15-ton prehistoric shark captured off coast of Pakistan”, “Canada claims sovereignty over Greenland”, oder “Russian physicists turn lead into gold”. Es sollte auf den ersten Blick klar sein, dass hier nur erfundene “Nachrichten” veröffentlicht werden.
Uns selbst wenn man das übersehen sollte, bleibt immer noch eine zweite Möglichkeit, die Nachricht zu überprüfen: Man könnte nachsehen, wo der chinesische Rover eigentlich am Mond gelandet ist. Und überprüfen, ob das irgendwo in der Nähe der Landestellen der amerikanischen Apollo-Missionen ist. Und wenn man dann feststellt, dass Yutu in ner ganz anderen Gegend des Mondes rumgefahren ist und gar keine Möglichkeit gehabt hätte, die Landeplätze der Mondlandungen zu beobachten, sollte man langsam merken, dass mit der Nachricht vielleicht doch irgendwas faul ist. Oder man denkt sich “Ach, egal – das bringt Klicks!” und schmeisst die Meldung ohne Quelle einfach auf die Homepage…
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