Am Wochenende war ich im Schwarzwald und das Wetter war wirklich hervorragend. Tagsüber war der Himmel wolkenlos und blau und nachts standen die Sterne am Himmel. Ein echter dunkler Nachthimmel war es aber nicht. Der ist aufgrund der künstlichen Lichter unserer Städte in Mitteleuropa nirgends mehr zu finden und das ist auch der Grund, warum sich die Astronomen für ihre Arbeit tief in abgelegene Wüsten oder auf hohe Berge zurück ziehen müssen.
Auf der Heimfahrt aus dem Schwarzwald habe ich im Magazin der Deutschen Bahn dann einen Artikel über die Lichtverschmutzung und den ersten deutschen Sternenpark im kleinen brandenburgischen Ort Gülpe gelesen (der Artikel ist auch online verfügbar). Die Hobby-Astronomen die dort zu Wort kommen, waren begeistert von den Bedingungen die im Havelland herrschen und haben sich darüber gefreut, dass es nun auch in Deutschland ein geschütztes Gebiet gibt, in der die nächtliche Dunkelheit und der Sternenhimmel genossen werden kann. Auch die Bewohner des Ortes waren nicht unzufrieden mit der Entscheidung. Immerhin kann man so den Astronomen Deutschlands, die gerne den Himmel beobachten wollen, eine Alternative zu Reisen ins Ausland bieten und die Nähe zu Berlin kann dafür sorgen, dass sich ein kleiner “Astronomie-Tourismus” entwickelt.
Zusätzlich zum Artikel in ihrem Magazin hat die Bahn auch ein Video produziert, dass zeigt wie eine Nacht in Gülpe aussieht:
Schön und beeindruckend. Aber wenn ich ehrlich sein soll: Nicht so beeindruckend, wie ich es mir vorgestellt hätte. Die Lichtglocken der nahen Ortschaften sind deutlich zu erkennen und es ist mehr als klar, dass der Himmel nicht so dunkel ist, wie er sein könnte. Die Einwohner von Gülpe sind zwar aufgerufen, die Beleuchtung zu reduzieren, wenn sich die Astronomen treffen, aber eine Pflicht dazu besteht nicht (das wäre vermutlich auch politisch nicht durchsetzbar).
Wir werden uns damit abfinden müssen, dass ein dunkler Himmel in Deutschland nicht mehr existiert. Und damit, dass ein Großteil der hier lebenden Menschen weiterhin keine Ahnung haben, wie beeindruckend und vor allem wie enorm schön ein echter Sternenhimmel aussehen kann. Wer so etwas schon einmal gesehen hat, wird wissen was ich meine. Ein echter Sternenhimmel hat nichts mit den paar hellen Lichtpunkten zu tun, die man normalerweise sehen kann. Ein echter Sternenhimmel ist übersät mit Sternen. An einem echten Sternenhimmel kann man die Milchstraße erkennen und die Strukturen, die dort durch die Gaswolken im Zentrum unserer Galaxis hervorgerufen werden. An einem echten Sternenhimmel kann man die Sterne in ihren natürlichen Farben funkeln sehen. Ein echter Sternenhimmel unterscheidet sich von dem, was wir normalerweise jede Nacht beobachten so sehr, wie sich das klare Wasser an einem karibischen Strand von den schlammigen Wellen eines Baggersees unterscheidet!
Aber wer weiß: Vielleicht lernen wir den kulturellen Wert (vom gesundheitlichen, ökologischen und ökonomischen Wert will ich jetzt gar nicht reden) der Nacht ja doch noch zu schätzen. Wer möchte, kann ja beim Umweltpreis der Stadtwerke Tübingen für das “Projekt Sternenpark Schwäbische Alb” abstimmen. Mit dem Fördergeldern, die bei diesem Bewerb verliehen werden, möchte man ein Netzwerk aufbauen, um die nächtliche Lichtverschmutzung und umweltpädagogische Veranstaltungen organisieren.
Die Nacht hat viel zu bieten. Und es ist schade, dass wir kaum noch eine Chance haben, ihre Schönheit zu erleben.
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