Es war ein aufregender Tag! Ich habe von morgens bis abends live von der Landung der Raumsonde Philae auf einem Kometen berichtet. Bei mir im Blog, bei Twitter und bei Facebook. Es war spannend – und am Schluss war es ein wenig verwirrend. Es gab zwar zuerst großen Jubel, dann aber lange keine weiteren Informationen und bis jetzt kein Bild von der Oberfläche des Kometen (das im Internet kursierende Bild von der gelandeten Sonde ist nicht echt sondern stammt von einem Modell auf der Erde). Ist also alles gut gegangen? Ist Philae gelandet?
Kurz nach 17 Uhr brach das erste Mal so richtig großer Jubel in der Kontrollzentrale der ESA aus. Und auch die Gäste und Wissenschaftler im Publikum waren begeistert. “We made history” hat neben mir ein Forscher zu seinem Kollegen gesagt und damit durchaus Recht gehabt. Die erste Landung auf einem Kometen ist ein historisches Ereignis. Und so viel hätte schief gehen können. Aber je länger der Abend dauerte, desto mehr Gerüchte kamen auf, dass vielleicht tatsächlich etwas schief gegangen ist. Oder das zumindest nicht alles absolut perfekt funktioniert hat.
Philae sollte sich nach der Landung mit Schrauben und Harpunen in der Oberfläche verankern. Aber die Harpunen hatten nicht ausgelöst; soviel war schnell bekannt. Trotzdem könnte Philae noch fest auf der Oberfläche stehen. Im Kontrollzentrum hatte man definitiv festgestellt, dass Philae gelandet war. Die Sensoren an den Landebeinen haben entsprechende Signale geschickt; Philae hatte aufgehört zu sinken. Die Raumsonde war auf der Oberfläche des Kometen angekommen.
Zumindest um 17 Uhr. Wie es danach aussah, ist unklar. Zuerst wurden Informationen für 19.30 versprochen. Dann für 20 Uhr. Aber erst 10 Minuten nach acht traten die Verantwortlichen auf die Bühne. Stefan Ulamec, verantwortlich für die Landung von Philae, erklärte den wartenden Medienvertretern und Gästen, das die Sachlage immer noch unklar sei und man vorerst nur spekulieren könne. Philae war um 17 Uhr gelandet, soviel stand fest. Danach fluktuierte der Funkkontakt zur Sonde allerdings. Die Daten waren schwierig zu interpretieren. Die Sonde schien sich gedreht zu haben. All das könnte darauf hindeuten, dass Philae nach der Landung wieder von der Oberfläche des Kometen abgeprallt ist und später ein zweites Mal aufsetzte. Und vielleicht sogar ein drittes Mal. Jetzt scheint die Sonde zur Ruhe gekommen zu sein. Die Oberfläche des Kometen ist wohl weicher als gedacht und dadurch hat Philae viel Impuls verloren.
Aber mehr lässt sich noch nicht sagen. Philae ist intakt. Es besteht Funkkontakt zur Sonde. Die wissenschaftlichen Experimente senden Daten und die ESA-Forscher werden heute Nacht vermutlich wenig schlafen und diese Daten so gut auswerten, wie es ihnen möglich ist. Morgen im Laufe des Tages wird man mehr wissen (eine Pressekonferenz wurde für 14 Uhr angekündigt).
Sollte Philae nicht korrekt gelandet sein: War die Mission dann ein Fehlschlag? Nein, definitiv nicht! Erstens ist da immer noch Rosetta selbst. Sie ist intakt und wird mit ihren Instrumenten den Kometen in den nächsten Monaten so gut erforschen, wie bis jetzt noch kein Komet erforscht worden ist. Allein durch diese Daten ist die Mission schon ein voller Erfolg. Philae war immer als “Bonus” geplant; als etwas, das funktionieren könnte, aber nicht muss. Immerhin ist bis jetzt noch niemand auf einem Kometen gelandet und wer Neuland betritt, kann dabei Fehler machen. Und Philae ist ja am Kometen angekommen! Man hat Kontakt und empfängt Daten. Und genau um diese Daten geht es ja. Jede Information, die Philae von der Oberfläche des Kometen zur Erde schickt, ist ein Erfolg. Wenn Philae auch noch in den nächsten Wochen Daten sammeln kann, wäre das toll. Aber wenn sie das nicht tut, wissen wir jetzt trotzdem schon viel mehr als wir vorher gewusst haben.
Kommentare (75)