Wenn man aber über die Details der Astronomie und Raumfahrt nicht so gut Bescheid weiß, dann klingt so etwas wie “Mars One” natürlich enorm faszinierend. Da draußen sind jede Menge Menschen, die sich eine Zukunft wie in den Science-Fiction-Filme und -Büchern wünschen (und ich zähle mich da durchaus dazu) und die lieber heute als morgen das Sonnensystem erforschen wollen. Menschen, die begeistert über eine Möglichkeit sind, sich selbst an dieser Erforschung zu beteiligen und sei es nur durch eine Spende beim Crowdfunding. Aber was, wenn dann nichts passiert? Dem ursprünglichen Ablaufplan ist man dort jetzt schon ein wenig hinterher und es ist zweifelhaft, ob das für 2015 geplante Training der ausgewählten Marskolonisten (die noch nicht ausgewählt wurden) in der auf der Erde nachgebauten Marskolonie (die meines Wissens nach noch nicht nachgebaut wurde) stattfinden kann. Auch der Start einer unbemannten Aufklärungsmission wurde schon um 2 Jahre nach hinten verschoben – und so weiter. Es ist schwer zu Mars zu fliegen und es würde mich nicht im Geringsten wundern, wenn bei Mars One in den nächsten Jahren zwar noch jede Menge PR passiert und Geld gesammelt wird, ohne das sich jemand oder etwas tatsächlich auf den Weg zum Mars macht. Wären die circa 200.000 Menschen, die so begeistert waren, dass sie sich für diese Mission ohne Wiederkehr angemeldet haben, dann immer noch so begeistert von der Raumfahrt? Wären all die anderen Fans von Mars One, die sich eine Erforschung und Besiedelung des Mars wünschen, immer noch so begeistert, wenn Mars One all die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen kann?
Wie sieht es mit den 17.614 Personen aus, die im Sommer 2013 mehr als 1,5 Millionen Dollar für das Arky-Teleskop gespendet haben? Noch ist das Teleskop nicht gebaut und nicht im Weltraum. Und ob es dann wirklich so befriedigend ist, wenn man damit “Selfies” im Weltraum machen kann? Die hochfliegenden Pläne zum Asteroidenbergbau (und die Suche nach Asteroiden sollte ja der ursprüngliche Zweck von Arkyd sein) hat Planetary Ressources schon deutlich zurückgeschraubt und wird wohl auch die in absehbarer Zeit nicht verwirklichen können. Am Ende wird dann vielleicht höchstens ein Mini-Teleskop durch den Weltraum fliegen, das nur nette Bilder macht, die aber nicht im geringsten mit den Aufnahmen mithalten kann, die man von Weltraumteleskopen eigentlich gewohnt ist.
Lunar Mission One ist ein ebenfalls sehr ambitioniertes Projekt das Potential für Faszination hat. Immerhin soll dort nicht nur der Mond angebohrt werden, man will im Loch dann eine auch “Zeitkapsel” vergraben, die Information über die Menschheit enthält. Unter anderem DNA aus den Haaren aller derer, die etwas für die Mission gespendet haben. Lunar Mission One wird von vielen prominenten Wissenschaftlern unterstützt und es sieht derzeit so aus, als würden sie ihr Finanzierungsziel erreichen. Aber mit den geplanten 600.000 Pfund kann man natürlich keine Landung auf dem Mond bezahlen. Das Geld dient nur dazu, die weiteren Vorbereitungen zu finanzieren; Produkte zu erzeugen die man verkaufen kann und eine Firma aufzubauen, die dann tatsächlich irgendwo und irgendwie das Geld auftreibt, um die echte Mission zum Mond durchzuführen. Ob das alles so läuft wie die Organisatoren sich das vorstellen ist ebenfalls mehr als zweifelhaft und viele derjenigen, die jetzt Geld in der Erwartung gespendet haben, zumindest indirekt und per DNA an einem Flug zum Mond beteiligt zu sein, werden enttäuscht sein.
(Und über die Northern Light Mission lohnt es sich gar nicht zu reden. Abgesehen davon das man mit einer Million kanadischer Dollar sowieso schwerlich einen Rover zum Mars schicken kann, sieht es auch schlecht aus, dass das Geld überhaupt gesammelt wird)
Wie gesagt: Ich bin ein großer Fan von allen Projekten die dazu dienen, Menschen für Astronomie und den Weltraum zu begeistern. Und Crowdfunding kann da durchaus helfen: Ich habe zum Beispiel erst vor ein paar Monaten das Projekt “Universe in a Box” unterstützt und empfohlen und da es erfolgreich war, können nun Lehrer ihren Schülern mit tollen Materialien das Universum nahe bringen. Aber ich denke es ist derzeit noch unrealistisch, komplette Weltraummissionen durch private Spenden zu finanzieren. Die dafür nötigen Summen sind einfach zu groß und um sie durch Spenden von der Öffentlichkeit einzusammeln muss man einen enormen PR-Aufwand treiben und dabei zwangsläufig enorm hohe Erwartungen wecken. Erwartungen, die am Ende kaum erfüllt werden können und statt Begeisterung wartet dann Enttäuschung.
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