Demnächst endet das Jahr 2014 und das Jahr 2015 fängt an. So wie üblich passiert der Jahreswechsel am 31. Dezember. Aber warum eigentlich? Zum Jahresende gibt es also heute die passende “Frage zur Astronomie”: Warum endet das Jahr am 31. Dezember? Warum nicht am 31. Juli, am 31. März oder irgendeinem anderen Tag? Das ist eine gute Frage – denn unser Kalender basiert auf astronomischen Grundlagen und weder der 31. Dezember noch der 1. Januar sind aus astronomischer Sicht irgendwie besonders.
Und auch an den Namen der Monate merkt man, dass da irgendwas seltsam ist. “Dezember” kommt vom lateinischen Wort decem und das bedeutet “zehn”. “November” stammt von novem, also von “neun”. Oktober leitet sich aus dem Wort für “acht” ab und September aus dem für “sieben”. Ganz offensichtlich war der Dezember früher der zehnte Monat des Jahres, der November der neunte, und so weiter.
Unser Kalender hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Und das gilt nicht nur für die Schaltregeln und die Anordnung der Monate, sondern auch für den Beginn des neuen Jahres. Die ganze Geschichte ist allerdings ziemlich verwirrend und komplex; durchdrungen von einer Vielzahl politischer und religiöser Einflüsse, die ich in diesem kurzen Beitrag nicht vollständig darstellen kann (dafür bräuchte es eher ein ganzes Buch). Begonnen hat alles – wie so oft – im römischen Reich. Und zwar ganz am Anfang.
Numa Pompilius, direkt nach Romulus selbst der zweite König von Rom (und genau so wie Romulus eher eine mystische Gestalt und historisch eher zweifelhaft belegt) soll im 8. Jahrhundert vor Christus dem alten Kalender mit zehn Monaten die beiden Monate Januar und Februar hinzugefügt haben (das berichtet zumindest ein paar Jahrhunderte später der griechische Autor Plutarch). Zuvor war der März (gewidmet dem römischen Kriegsgott “Mars”) der erste Monat des Jahres gewesen und das blieb auch noch einige Zeit lang so.
Erst im Jahr 153 vor Christus wurde der Jahresanfang vom März zum Januar verschoben. Die Astronomie spielte da keine Rolle, es ging um Politik und Bürokratie. Zuvor begannen die römischen Konsuln ihre Amtsgeschäfte immer im März, ab diesem Jahr aber fingen sie am 1. Januar mit der Arbeit an und deswegen übernahm man das Datum auch als Jahresbeginn. Das wurde auch im später neu von Julius Cäsar eingeführten julianischen Kalender so beibehalten. Den julianischen Kalender haben wir in Europa bis zum 16. Jahrhundert verwendet, bevor er dann durch den heute noch gültigen gregorianischen Kalender mit einer genaueren Regel für Schalttage ersetzt wurde.
Das mit dem Jahresanfang blieb aber trotzdem kompliziert. Im Mittelalter hatten die Leute alle möglichen Tagen als Beginn eines neuen Jahres benutzt. Manchmal am 1. März; manchmal am Ostersonntag; manchmal zu Frühlingsbeginn und manchmal auch am Weihnachtstag. Es gab zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Regionen verschiedene Gebräuche und auf den ersten Blick keinen offensichtlichen Favoriten. Logisch wäre es ja eigentlich gewesen, ein astronomisch relevantes Datum zu benutzen. Immerhin basiert unser Kalender ja auf der Bewegung der Erde um die Sonne. Jeder Umlauf entspricht einem Jahr, wo man es beginnen lässt, ist Ansichtssache. Man hätte zum Beispiel einen der Sonnwendtage nehmen können, an denen die Sonne ihren höchsten bzw. niedrigsten mittäglichen Höchsstand im Laufe eines Jahres erreicht. Auf der Nordhalbkugel findet die Sommersonnenwende am 20.,21. oder 22. Juni statt; die Wintersonnenwende am 21. oder 22. Dezember. Weihnachten war also gar kein so schlechtes Datum für den Jahreswechsel gewesen – nur ein paar Tage zu spät.
Sonnenwendtage (oder die Tage der Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühling und Herbst) konnte man schon mit recht primitiven astronomischen Beobachtungsmethoden bestimmen und es ist kein Wunder, dass diese wichtige Tage im Jahreslauf immer wieder als Datum für religiöse Feiern aller Art benutzt wurden und auch als Kalendernullpunkt dienten. Ein anderes Datum hätte sich aus astronomischer Sicht noch besser geeignet, aber das kannte man im Mittelalter noch nicht. Erst seit der Arbeit von Johannes Kepler zu Beginn des 17. Jahrhunderts wusste man, dass die Erde sich auf einer elliptischen Bahn um die Sonne bewegt und ihr im Laufe eines Jahres mal näher kommt und sich dann wieder entfernt. Es gibt also jedes Jahr einen Tag, an dem die Erde der Sonne am nächsten ist und einen an dem sie die maximale Entfernung einnimmt. Den sonnennächsten Punkt, das sogenannte Perihel, erreicht die Erde jedes Jahr zwischen dem 2. und 5. Januar (das nächste Mal am 4. Januar 2015 um ca. 8 Uhr MEZ).
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