Ich bin gerade dabei, meinen Computer aufzuräumen und habe dabei auch meine Emails (aus)sortiert. Dabei bin ich auch auf den Ordner gestoßen, in dem ich all die Nachrichten sammle, mit dem ich nicht wirklich etwas anzufangen weiß. Beschimpfungen, Beleidigungen, Drohungen, Vorschläge für angeblich revolutionäre Theorien und komplett wirres Zeug. Und da ich in Gesprächen, Diskussionen und Interviews immer wieder mal gefragt werde, ob ich des öfteren Drohbriefe und ähnliches bekomme, dachte ich mir ich nutze die Gelegenheit und stelle euch ein paar der “schönsten” Fundstücke vor.
Wer in meinem Blog regelmäßig auch die Kommentare liest, der weiß, dass ich kein Problem damit habe, auch kritische Kommentare zu veröffentlichen. Gerade wenn es um Themen wie Pseudowissenschaft, Esoterik, Politik und ähnliches geht, entstehen hier oft sehr lange und sehr hitzige Debatten zwischen Menschen unterschiedlichster Geisteshaltungen. Das ist auch völlig in Ordnung; denn wenn man Themen öffentlich anspricht, dann macht es keinen Sinn, die Aussagen der Öffentlichkeit auszusperren. Natürlich schmeiße ich immer wieder Leute aus meinem Blog; meistens dann, wenn sie strafrechtlich relevante Aussagen machen, Spam verbreiten oder einfach nur noch rumpöbeln ohne irgendwas zum Thema beizutragen. Aber ansonsten können hier eigentlich alle sagen, was sie wollen. Manche Leute schreiben mir aber lieber Emails – und angesichts deren Inhalts ist das wohl auch die bessere Entscheidung. Denn das meiste davon, was in meinem entsprechenden Ordner landet, würde hier im Blog zu einem Rausschmiss führen.
Das gilt aber nicht für die vielen Leute, die mir ihre Ideen für neue und angeblich revolutionäre wissenschaftliche Theorien schicken. Und vermutlich nicht nur mir – jede wissenschaftliche Einrichtung und auch die meisten anderen Wissenschaftblogger werden Post dieser Art wahrscheinlich regelmäßig bekommen (schon zu Zeiten als Emails noch nicht so weit verbreitet waren, gab es an der Universitätssternwarte Wien zum Beispiel einen dicken Ordner mit Briefen dieser Art). Es ist immer schwer, darauf richtig zu reagieren. Wenn ich das Gefühl habe, dass der Autor ernsthaft an der Wissenschaft interessiert ist, aber – aus welchen Gründen auch immer – einige Dinge falsch verstanden hat, probiere ich, zu erklären, wie man es anstellen kann, echte wissenschaftliche Theorien aufzustellen (u.a. durch eine entsprechende Auseinandersetzung mit den Grundlagen des Fachs) und beantworte manchmal auch auftretende Fragen. Manchmal aber ist auch klar, dass es den Verfassern nicht um eine wissenschaftliche Diskussion geht, sondern eine reine Verkündigung der von ihnen gefundenen “Wahrheit”. Solche Emails erkennt man ziemlich leicht – das klingt dann zum Beispiel so:
“Wir befinden uns erst im Bereich der Wahrheit, wenn wir alle Phänomene eindeutig erklären können.
Die heute praktizierte Computertechnik zeigt doch wie einfach die Natur funktioniert: 1 und O
Das ist nichts anderes als Absolut und die Komplementarität.
So simpel ist auch der Rest des Gesamten in der Grundstruktur aufgebaut, nämlich auf 1 = 1 und 1 – 1 = 0
Dazu kommt noch das Teilungsprinzip des Goldenen Schnitts hinzu und schon sind die wesentlichen Voraussetzungen unseres Seins vorhanden.”
Oder so:
“Der Gedankengang beruht auf einer quantentheoretischen Interpretation der Rotverschiebung, ich deute die Rotverschiebung als einen Quanteneffekt und nicht als Dopplereffekt von elektromagnetischen Wellen nach der Maxwell-Theorie. Dadurch entfällt die Ausdehnung des Weltalls und die Erklärung dafür aus dem Urknall.
Das ganze funktioniert ohne Formeln, nur anhand von Grundsätzlichen Überlegungen auf Basis neuer Erkenntnisse; insbesondere der, dass Information und Materie nicht zu trennen sind und dass die Information zum Quantensystem dazu gehört.
Das genügt als Voraussetzung. Ich habe diese Theorie bisher als Dialog in einem Roman konzipiert, für den ich aber keinen Verlag finden kann, weil niemand kompetent genug ist.”
Auf meinen Hinweis, dass man wissenschaftliche Theorien nicht als Romane veröffentlicht sondern sie besser an entsprechende Fachzeitschriften schicken sollte (und dort mit Sicherheit kompetente Leute findet), hab ich dann nur noch ein “Oh für so arrogant hätte ich Sie nicht gehalten…” als Antwort bekommen.
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