Die genauesten Staubmessungen wurden vom europäischen Planck-Satelliten gemacht. Dessen Daten lagen letztes Jahr aber noch nicht vor. Sie wurden erst vor kurzem veröffentlicht. Das BICEP-Team und die Planck-Wissenschaftler haben nun alle Daten zusammengeworfen und alles noch einmal gemeinsam analysiert. Die Ergebnisse wurden vorgestern veröffentlicht (“A Joint Analysis of BICEP2/Keck Array and Planck Data”) und zeigen nun deutlich: Die Beobachtungsdaten reichen nicht aus, um die Entdeckung von polarisierten B-Moden aus der kosmischen Inflation zu belegen. Betrachtet man die Menge an Staub, die von Planck nachgewiesen worden ist, dann reicht sie aus, um die beobachteten B-Moden vollständig zu erklären. Es bleibt kein Anteil übrig, für dessen Erklärung man den Einfluss der kosmischen Inflation bemühen müsste.
Dabei handelt es sich aber nicht um ein negatives Resultat, sondern um ein Null-Resultat. Die Inflationsphase im frühen Universum ist durch die neuen Daten NICHT widerlegt. Man hat nur nachgewiesen, dass die BICEP-Messungen aus dem letzten Jahr nicht geeignet sind, irgendwas über die Inflation auszusagen. Das Problem an der Sache ist, dass es verschiedene Inflationsmodelle gibt, die einen verschieden starken Einfluss auf die Hintergrundstrahlung vorhersagen. Ist der Einfluss zu schwach, dann reichen die Instrumente von BICEP und Planck nicht aus, um die polarisierten B-Moden die von der Inflation stammen, zu beobachten.
Man kann den BICEP-Leuten vorwerfen, dass sie ihre Daten zu schnell und zu früh publiziert haben. Aber man muss es auch nicht unbedingt tun. Die Kommunikation zwischen Wissenschaftler, Medien und der Öffentlichkeit hätte in diesem Fall vermutlich besser funktionieren können. Aber wenn es um Forschung dieser Größenordnung geht kann man eben nicht nur auf grandiose Art erfolgreich sein (hätte sich die Entdeckung bestätigt, hätte es dafür mit Sicherheit Nobelpreise gegeben), sondern eben auch auf grandiose Art scheitern. Dass wissenschaftliche Ergebnisse geprüft und später widerlegt werden, ist nicht neu und Teil der normalen wissenschaftlichen Methodik. Nur geht es dabei meistens nicht um so spektakuläre Entdeckungen wie in diesem Fall.
Wie wird die Sache weitergehen? So wie immer in der Wissenschaft: Man wird mehr Daten sammeln! Die BICEP-Teleskope am Südpol, mit denen die ursprünglichen Beobachtungen gemacht wurden, sind mittlerweile erweitert worden. Mit besseren Instrumenten und auch den Teleskopen, die in Zukunft noch folgen werden, wird man weiter die B-Moden beobachten. Man wird sie immer genauer beobachten bis man entweder in der Lage ist, den Einfluss der inflationären Phase zweifelsfrei nachzuweisen oder zweifelsfrei zu widerlegen. Letztes Jahr hat es nicht geklappt und die Daten haben sich als schlechter herausgestellt, als man zuerst dachte. Aber eines ist klar: Die Daten werden besser werden. Und wenn man lange genug beobachtet, dann wird man auf jeden irgendwas Neues entdecken. Vielleicht die Inflation. Vielleicht aber auch etwas noch viel Spektakuläreres…
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