Eine typische Entwicklung eines Planetensystems sieht so aus:
Man sieht hier die Entwicklung der sechs Planeten einer Variation des Kepler-11-Systems. Die dicken bunten Linien zeigen die große Halbachsen (also den mittleren Abstand vom Stern) der Planeten und die dünnen Linien darüber und darunter geben den sternfernsten bzw. sternnächsten Abstand der Bahn an. Alle Planeten bis auf den äußersten (“g”) würden sich in unserem Sonnensystem innerhalb der Merkurbahn befinden. Die ersten 200.000 Jahre (das Bild ganz oben) tut sich gar nix und alle Planeten folgen ihren Bahnen ohne dass es zu gröberen Störungen kommt. Die treten erst nach ungefähr 250.000 Jahren auf (das Bild in der Mitte). Jetzt wird es chaotisch, die Planeten kreuzen ihre Bahnen, tauschen ihre Plätze und stoßen miteinander zusammen (das unterste Bild zeigt die chaotischen Vorgänge im Detail). Volk und Gladman haben die Kollisionen als “Verschmelzung” modelliert; sind also davon ausgegangen, das zwei kollidierende Planeten einen einzelnen größeren Planeten formen (sie haben aber in anderen Simulationen auch zerstörerische Kollisionen berücksichtigt). Am Ende, nach 350 Millionen Jahren, bleiben nur noch drei Planeten übrig, die jetzt wieder stabilen Bahnen folgen.
Der äußerste der Planeten in diesem Beispiel (“g”) ist relativ ungestört und unbeschadet aus der Angelegenheit hervorgegangen. All das Chaos, das sich innerhalb seiner Bahn abgespielt hat, hat ihn kaum beeinflusst. Aus ihren umfangreichen Simulationen haben Volk und Gladman ein ähnliches Bild für das Sonnensystem postuliert. Ursprünglich sollen sich auch hier innerhalb der Merkurbahn noch drei oder mehr Planeten mit insgesamt ein paar Erdmassen befunden haben. Sie waren metastabil, sind miteinander kollidiert, dabei zerstört worden und nur Merkur blieb bei all dem Chaos übrig. Das würde auch seinen heutigen relativ instabilen Zustand erklären. Denn wie schon oben erwähnt ist Merkur heute ja ebenfalls metastabil und bei Betrachtung von Zeitskalen die über einige Milliarden Jahre reichen, besteht die Möglichkeit einer Kollision mit Venus oder der Sonne. Ob es wirklich so abgelaufen ist, lässt sich natürlich schwer nachweisen und wird sich vielleicht nie nachweisen lassen. Aber je mehr Informationen wir in Zukunft über andere Planetensysteme sammeln, desto besser werden wir irgendwann auch unser eigenes Sonnensystem verstehen!
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