Der Frühling ist da! Zumindest auf der Nordhalbkugel der Erde und auch nur dann, wenn man sich nach der meteorologischen Definition richtet. Die ist ja von allen vorhandenen Definitionen am willkürlichsten. Damit jede Jahreszeit genau drei Monate dauert und sich das Jahr statistisch gut auswerten lässt, wurde der meteorologische Frühlingsanfang einfach auf den 1. März gelegt. Wir Astronomen orientieren uns zumindest an einem einigermaßen objektiven Ereignis, nämlich dem sogenannten Äquinoktium, als dem Zeitpunkt, an dem Tag und Nacht gleich lang sind. Das ist der Moment, in dem die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne den an den Himmel projizierten Äquatorkreis überquert, was im Jahr 2015 am 20. März um 23:45 MEZ passieren wird. Die längeren Tage sorgen dafür, dass es dann auch langsam wärmer wird; sind aber kein Garant dafür, dass der Frühling auch wirklich spürbar ist. Denn das ist ja der einzige Anfang, der für uns Menschen wirklich zählt: Wenn es draußen endlich wieder warm wird und die Pflanzen anfangen zu blühen. Das ist der sogenannte phänologische Frühlingsanfang und über den habe ich früher schon mehr geschrieben.
Ich habe heute mal vor Ort nachgesehen, wie das mit der Phänologie momentan aussieht. Der “Vollfrühling” beginnt ja erst mit der Blüte der Apfelbäume und davon war derzeit natürlich noch nichts zu sehen. Aber in meiner Heimatstadt Jena gibt es ein wunderschönes Phänomen, das auf den baldigen Frühling hindeutet: Die Blüte der Winterlinge im Rautal.
Winterlinge sind Hahnenfußgewächse und stammen eigentlich aus dem Süden. Sie wachsen in Frankreich, Italien, Ungarn, Bulgarien oder der Türkei. Aber unter den richtigen Bedingungen können die Pflanzen auch weiter im Norden wachsen und im Jenaer Rautal gibt es diese Bedingungen. Gleich in der Nähe befinden sich die Weinberge der Stadt und als man hier im 17. Jahrhundert Rebstöcke aus Südeuropa angepflanzt hat, hat man offensichtlich auch ein paar Winterlinge mit eingeschleppt. Die haben sich in den Laubwäldern des kleinen Tals sehr wohl gefühlt und wie gut es ihnen hier gefällt, kann man jedes Jahr Ende Februar/Anfang März beobachten.
Für einen kurzen Zeitraum ist dann der ganze Wald mit gelben Blumen übersät, was besonders schön aussieht, wenn noch ein bisschen Schnee liegt. Schnee gab es heute nicht, aber dafür waren die Winterlinge da.
Als ich vor etwa einer Woche das letzte Mal im Rautal war, haben sich nur vereinzelt ein paar der gelben Frühblüher gezeigt, aber jetzt ist alles voll damit. An einem Sonntag wie heute ist dann auch richtig Betrieb im Wald. Der Wanderweg durchs Rautal ist voll mit Spaziergänger, denn ein Besuch bei den Winterlingen ist in Jena fast schon Pflicht. Und man sollte sich damit auch nicht all zu viel Zeit lassen. So schnell, wie sie auftauchen sind sie auch wieder verschwunden und in ein bis zwei Wochen, wird der Wald dann seinen gelben Blumenteppich verloren haben. Aber dafür wird er dann auch endlich wieder grün werden – denn wenn die Winterlinge blühen, ist der Frühling nicht mehr weit!
Falls ihr in der Gegend seid, dann nutzt die Gelegenheit und macht eine kleine Wanderung durchs Rautal. Es lohnt sich! In den nächsten Tagen wird der Wald noch gelber werden und wenn dann auch noch die Sonne scheint, dann verschwinden alle Gedanken an den Winter…
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