Die Raumsonde Dawn hat ihr Ziel so gut wie erreicht. Der größte bisher noch nicht aus der Nähe fotografierte Himmelskörper zwischen der Sonne und Pluto wird seine Geheimnisse bald aufgeben müssen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Dawn in eine Umlaufbahn um den großen Asteroiden Ceres einschwenkt. Schon jetzt sind die Bilder, die während der Annäherung gemacht werden besser als die Aufnahmen, die bisher von der Erde aus mit dem Hubble-Weltraumteleskop gemacht worden sind. Und in den nächsten Tagen und Wochen werden wir wirklich gute Bilder zu sehen bekommen. Bilder, die dann auch hoffentlich das Rätsel um den weißen Fleck lösen.
Schon von der Erde aus hatte man vor Jahren einen seltsamen hellen weißen Fleck auf der Oberfläche von Ceres entdeckt. Dabei könnte es sich um einen jungen Einschlagskrater handeln, der noch viel frisch aufgeworfenes Material enthält, von dem das Licht entsprechend gut reflektiert wird. Es könnte sich aber auch um ein viel spektakuläreres Phänomen handeln. Ceres liegt ja auf der kühlen Seite der sogenannten Schneelinie (siehe dazu hier und hier). Diese Linie trennt im Sonnensystem die Region, in der früher während der Planetenentstehung die Temperaturen zu heiß waren, als dass Gas zu Eis kondensieren konnte von den kühleren Gegenden weiter außen, wo es kühl genug war, damit neben Staub auch Eis als Baumaterial für die Planeten zur Verfügung stand. Auf der warmen Seite der Eislinie finden wir daher heute auch eher felsige Himmelskörper, wie die Erde, den Mars, die Venus oder den Merkur. Auf der kühlen Seite liegen die großen Gasplaneten, die unter anderem deswegen so groß sind, weil sie mit dem Eis mehr Baumaterial zur Verfügung hatten und dank der größeren Masse auch das Gas festhalten konnten, dass früher die junge Sonne umgab.
Die Schneelinie trennt aber nicht nur die Planeten, sondern läuft mitten durch den Asteroidengürtel zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter. Daher sollten auch die kleinen Himmelskörper dort entsprechende Unterschiede aufweisen. Bevor Dawn zu Ceres flog, hat sie schon den Asteroid Vesta untersucht, der auf der warmen Seite der Schneelinie liegt und sich als entsprechend felsiges Objekt herausgestellt hat. Ceres dagegen sollte viel mehr Eis enthalten, da er sich auf der anderen Seite der Schneelinie befindet. Und vielleicht gibt es dort nicht nur Eis, sondern sogar flüssiges Wasser. Natürlich nicht auf der Oberfläche, dafür ist es dort zu kalt. Aber es könnte einen unterirdischen Ozean geben aus dem durch Risse in der Eiskruste immer wieder mal Wasser nach oben dringt. Spuren von Wasserdampf hat man in der Nähe von Ceres schon gemessen. Und die weißen Flecken auf der Oberfläche könnten Anzeichen so eines “Eisvulkanismus” sein. Oder auch nicht. Wir werden es sehen. Momentan sehen die besten Bilder der Flecken so aus:
Die Aufnahme wurde am 19. Februar aus einer Entfernung von 46.000 Kilometern gemacht und zeigt das erste Mal, dass der weiße Fleck eigentlich aus zwei Flecken besteht, die sich beide im gleichen großen Krater befinden. Die Auflösung der Bilder beträgt hier 4,3 Kilometer pro Pixel. Bis Mitte April wird sie auf 2,1 Kilometer pro Pixel verbessert, denn dann wird der Abstand zu Ceres nur noch 22.000 Kilometer betragen. Die Auflösung der Bilder wird dann 14 Mal besser sein als die des Hubble-Weltraumteleskops. Und wir werden – hoffentlich – genau sehen können, worum es sich bei den weißen Flecken auf Ceres handelt…
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