Heute ist nicht nur der Welttag des Buches sondern auch der Tag des deutschen Biers. Am 23. April 1516 wurde in der Bayerischen Landesordnung Preis und Inhaltsstoffe des Biers geregelt, was heute als das erste “Reinheitsgebot” definiert wird. Wer meine Arbeit regelmäßig verfolgt, der weiß, dass ich Bier gerne mag. Nicht nur, um es zu trinken, sondern auch, um es als Anlass zu nehmen um über Astronomie zu reden. Das Bier ist voll mit astronomischen Phänomenen und eine wunderbare Verbindung zwischen unserem Alltag und den abstrakten Vorgängen die weit entfernt im Kosmos stattfinden. Es ist erstaunlich, wie viele konkrete Zusammenhänge zwischen Astronomie und Bier man entdecken kann, wenn man nur ganz genau hinsieht. Und noch erstaunlicher ist es, wie viele bedeutende Astronomen ihre Karriere als Bierbrauer begonnen haben. Ich werde später im Jahr noch mehr über Bier und Astronomie schreiben, aber weil heute der Tag des Biers ist, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um ein wenig über Johannes Hevelius zu erzählen.
Als Hevelius am 28. Januar 1611 in Danzig geboren wurde, war das bayrische Reinheitsgebot noch keine hundert Jahre alt. Aber für die damals (und heute wieder) polnische Stadt hatte die Vorschrift aus Bayern sowieso keine Bedeutung. Das Bier für Hevelius’ Leben aber sehr wohl, denn er wurde in ein reiche Brauereifamilie hinein geboren. Johannes studierte zwar Jura und lernte bei den großen Forschern Europas die Naturwissenschaft, ließ sich aber von seinem Vater überreden, im Jahr 1634 in Danzig die Familientradition fortzusetzen und ebenfalls Brauer zu werden. Das tat er und so erfolgreich, dass er 1643 sogar zum Zunftmeister wurde.
Als der Vater von Hevelius aber 1649 starb, widmete sich Johannes immer mehr der Astronomie. Er baute sich ein großes Observatorium von dem aus er den Himmel beobachtete. Meistens tat er das noch ohne Teleskop – aber das so gut, dass selbst der berühmte Edmund Halley bei einem Besuch in Danzig feststellen musste, dass Hevelius’ Beobachtungen mindestens so genau waren, wie die seiner Kollegen, die mit Fernrohren arbeiteten.
Hevelius beobachtete die Sonne und ihre Sonnenflecken. Er entdeckte Kometen, kartografierte Sterne und baute schließlich auch selbst Teleskope. Seine größten Leistungen hat er aber bei der Beobachtung des Mondes gezeigt. Seine “Selenographia sive Lunae Descriptio” zeigte für die damalige Zeit eine extrem genaue Darstellung des Mondes. Die Mondkarten von Hevelius waren das beste, was man damals kriegen konnte und Hevelius gilt als der Begründer der Selenografie, also der “Geografie” des Mondes. Der polnische Bierbrauer, Astronom und Bürgermeister von Danzig (auch diesen Posten hatte er einige Zeit inne) machte aber auch völlig neue Entdeckungen: Er fand heraus, dass der Mond “wackelt”.
Von der Erde blicken wir ja immer auf die selbe Seite des Mondes. Unser Nachbar braucht für eine Rotation um seine eigene Achse genau so lang wie für einen Umlauf um die Erde (und ja, der Mond dreht sich wirklich!) und zeigt uns daher immer nur eine Hälfte seiner Oberfläche. Das stimmt allerdings nicht ganz. Genaugenommen kann man im Laufe der Zeit 59 Prozent seiner Oberfläche beobachten, da der Mond leicht hin und her schwankt. Die Umlaufbahn des Mondes um die Erde ist kein exakter Kreis sondern leicht elliptisch. Außerdem ist die Rotationsachse des Mondes um fast 7 Grad gegenüber der Ebene seiner Umlaufbahn geneigt. Und auch die Erde dreht sich und das ändert unseren Blickwinkel auf den Mond im Laufe des Tages ein bisschen. Insgesamt für das dazu, dass wir immer wieder Mal ein bisschen auf die “Rückseite” des Mondes schauen können. Die Schwankungen des Mondes nennt man “Libration” und Hevelius hat sie als erster ausführlich beschrieben.
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