Anfang des Jahres hat sich die Raumsonde “Venus Express” verabschiedet. Nach 10 Jahren Erforschung unseres Nachbarplaneten ging der Sonde der Treibstoff aus und sie stürzte in die dichte Atmosphäre der Venus. Der zweiten Raumsonde, die sich in den letzten Jahren im innersten Sonnensystem aufhielt, steht nun ein ähnliches Schicksal bevor. Gegen halb zehn Uhr Abends am Donnerstag (30. April 2015) wird MESSENGER auf die Oberfläche des Merkurs stürzen.
Gestartet wurde MESSENGER (das steht für “MErcury Surface, Space ENvironment, GEochemistry and Ranging”) am 3. August 2004. Der Flug bis zum Eintritt in einem Umlaufbahn um Merkur war schwierig und dauerte bis zum 18. März 2011. Zwischendurch gab es ein Swing-By bei der Erde, zwei Swing-Bys bei der Venus und drei bei Merkur um MESSENGER auf die für eine sichere Umlaufbahn nötige Geschwindigkeit zu bremsen. Merkur ist zwar nicht so wahnsinnig weit weg, aber beim Flug in die Nähe der Sonne wird die Sonde sehr schnell und man bräuchte große Treibstoffmengen, um sie bei der Ankunft ausreichend bremsen zu können. Das aber ist teuer und deswegen hat man sich für den längeren Flug um die inneren Planeten entschieden, um bei nahen Begegnungen mit ihnen ein bisschen Energie zu verlieren und langsamer zu werden.
Die schwierige Erreichbarkeit war sicherlich auch ein Grund, warum Merkur bis jetzt so selten von Raumsonden erforscht worden ist. Genauer gesagt: Vor MESSENGERs Besuch hat nur die amerikanische Sonde Mariner 10 den Merkur angeflogen und das war in den 1970er Jahren! Deshalb gab es auch bis vor kurzem noch keine vollständigen Karten des sonnennächsten Planeten; Mariner 10 hatte nur 45 Prozent seiner Oberfläche fotografiert.
Es war also höchste Zeit, dass Merkur wieder Besuch von der Erde bekommt und MESSENGER hat ihn höchst erfolgreich absolviert. In der zweimal verlängerten Mission wurden jede Menge neue Erkenntnisse über den kleinsten Planeten des Sonnensystems gewonnen. Er wurde vollständig kartiert und man hat dort zum Beispiel Hinweise auf Vulkanismus in seiner Vergangenheit entdeckt. MESSENGER sah aber auch Wassereis im ewigen Schatten von Merkurs polaren Krater; ein nicht selbstverständlicher Fund auf einem Himmelskörper auf dem im Mittel Temperaturen von 170 Grad Celsius herrschen. Die genaue Vermessung von Merkur zeigte auch, dass der Radius des Planeten im Laufe seiner Geschichte um 7 Kilometer geschrumpft ist. Auf der Nachtseite wurden überraschend hohe Konzentrationen von leicht flüchtigen Elementen wie zum Beispiel Magnesium entdeckt. Das lässt Rückschlüsse auf seine Entstehung zu und hat den Astronomen dabei geholfen, die Modelle für die Planetenentstehung im Sonnensystem zu verbessern.
Jetzt aber ist MESSENGER am Ende und der Treibstoff ist aufgebraucht. Die Sonde wird auf die Oberfläche des Merkur stürzen – ein Ereignis, das wir leider nicht von der Erde aus beobachten werden können, da der Einschlag auf der erdabgewandten Seite stattfinden wird.
Bis zum nächsten Besuch des Merkur wird es aber hoffentlich nicht mehr so lange dauern. Eine neue Mission ist schon geplant: Eigentlich hätte die europäisch-japanische Sonde BepiColombo schon 2013 losfliegen sollen, aber die üblichen Verzögerungen haben dafür gesorgt, dass es nun wohl erst Anfang 2017 so weit sein wird. Die Ankunft ist für 2024 geplant. Dann werden wir hoffentlich mehr über Merkur erfahren – denn zu erfahren gibt es dort immer noch jede Menge!
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