Vor knapp einem Jahr habe ich über den Nutzen der satellitengestützten Erdbeobachtung geschrieben und dabei auch vom Start des europäischen Satelliten Sentinel 1A berichtet. Genau dieser Satellit hat kürzlich die Auswirkungen des schweren Erdbebens in Nepal beobachtet und vermessen.
Sentinel 1A kann mit Radarmessungen seinen Abstand zur Erdoberfläche sehr genau bestimmen. Aus einem Vergleich von Daten die vor und nach dem Erdbeben am 25. April 2015 gewonnen wurde, lässt sich nun bestimmen, wie stark die Naturkatastrophe die Landschaft in Indien und Nepal verändert hat. Dabei entsteht ein sogenanntes “Interferogramm”, das zum Beispiel so aussieht (es zeigt einen Vergleich vom 17. und 29. April 2015):
Jeder der farbigen Streifen im Bild entspricht einer Verschiebung des Erdbodens um 2,8 Zentimeter. Hier sind man das ganze nochmal an einem etwas anderen Ausschnitt:
Die große Anzahl der bunten Linien zeigt deutlich, wie intensiv das beben war und wie sehr sich der Boden bewegt hat. Wie stark die Hebung bzw. Senkung des Bodens tatsächlich war, zeigt diese aus den Daten rekonstruierte Geländekarte der Region:
Die indische Kontinentalplatte (unten im Bild) hat sich gegen die eurasische Platte geschoben und so das Beben ausgelöst. Die Farben in der Karte zeigen das Ausmaß der vertikalen Hebung bzw. Senkung des Gebiets. Im blauen Bereich, in dem auch Katmandu liegt, hat sich der Boden um bis zu zwei Meter gehoben; nördlich davon im Himalaya-Gebirge hat sich der Boden in einer Ausgleichbewegung gesenkt (in gelb markiert). Zusätzlich gab es einen Versatz des Bodens in Nord-Süd-Richtung, der ebenfalls bis zu zwei Meter betrug.
Solche Daten sind natürlich von Interesse für Geologen, die Erdbeben erforschen. Aber sie helfen auch ganz konkret dabei, die Folgen der Katastrophe in den Griff zu bekommen. Die hochauflösenden Karten der Satelliten können den Hilfsorganisationen vor Ort zur Verfügung gestellt werden, um dort die Rettungs- und Aufräumarbeiten koordinieren zu können. Bevor sich jemand also das nächste Mal über die “Geldverschwendung” in der Raumfahrt beschwert, sollte man solche Fälle berücksichtigen. Die Satelliten fliegen nicht aus reinem Spaß an der Freude durchs All! Sie haben viele ganz konkrete Aufgaben und der Katastrophenschutz ist eine davon.
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