Dieser Artikel ist Teil der blogübergreifenden Serie “Running Research – Denken beim Laufen”, bei der es um die Verbindung von Laufen und Wissenschaft geht. Alle Artikel der Serie findet ihr auf dieser Übersichtseite
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Am Wochenende habe ich an einer außergewöhnlichen Sportveranstaltung teilgenommen. Zur Abwechselung ging es einmal nicht darum, schnell zu laufen. Es wurde nur gewandert. Anstrengend war es aber trotzdem, denn es handelte sich um die “Horizontale”, eine 100 Kilometer Langstreckenwanderung rund um Jena. Diese Veranstaltung hat Tradition in Jena und fand 2015 schon das 30. Mal statt und wie jedes Mal in den letzten Jahren waren die 1000 verfügbaren Startplätze schnell ausgebucht. Bis jetzt hatte ich mir diese Distanz nie wirklich zugetraut, aber in diesem Jahr wollte ich es dann doch mal wissen – und als Jenaer ist man fast schon verpflichtet, einmal bei der Horizontale mitzumachen.

Bei meinen längsten bisherigen Wanderungen habe ich nur etwa 45 Kilometer zurück gelegt. Wie es ist, mehr als die doppelte Distanz am Stück zu gehen, konnte ich mir nicht wirklich vorstellen. Bei der Horizontale kommt erschwerend hinzu, dass der Start am Freitag Abend um 18 Uhr erfolgt und man einen großen Teil der Strecke in der Nacht zurück legen muss. Die Dunkelheit ist dabei nicht das große Problem; außerdem kenne ich den Weg ziemlich gut. Aber wie würde das mit der Müdigkeit werden? Und wie vor allem mit der Motivation?

Egal, ich wollte das trotzdem einmal probieren und bin ohne irgendwelche speziellen Erwartungen an den Start gegangen. Ich wollte einfach mal gehen, und abwarten, was passiert. Ich hatte mir nicht fix vorgenommen, auf jeden Fall und ohne Rücksicht auf Verluste ins Ziel zu kommen. Aber ich wollte nach Möglichkeit schon probieren, die ganzen 100 Kilometer zu absolvieren. Jetzt, wo alles vorbei ist, kann ich sagen: Es war gleichzeitig viel schwerer und viel einfacher, als ich es mir vorgestellt hatte.

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Der Anfang der Wanderung war erwartungsgemäß noch harmlos und ebenso erwartungsgemäß sehr überfüllt. Ich bin mit der Geschwindigkeit von etwa 5 km/h gegangen, die ich mir vorgenommen hatte. Rund um mich herum sind jede Menge Leute recht zügig an mir vorbei geschritten, aber ich hab mich davon nicht irritieren lassen. Es würde schon noch früh genug anstrengend werden; kein Grund, jetzt zu hetzen. Vor allem wusste ich ja auch, was nach den ersten 5 Kilometern passieren würde.

Die Veranstaltung heißt zwar “Horizontale”, aber horizontal ist die Strecke nicht wirklich. Aus dem Saaletal geht es hinauf in die Jenaer Kernberge und dann dort auf dem offiziellen Wanderweg rund um die Stadt. Man ist zwar meistens immer irgendwo oben über dem Tal, geht aber trotzdem ständig auf und ab und steigt mehrmals ins Tal ab und wieder hinauf in die Berge. Insgesamt kamen da knapp 3200 Meter Auf- und genau so viel Abstieg zusammen. Vor allem aber ist der Wanderweg am ersten Abschnitt durch die Kernberge so schmal, dass man kaum überholen kann. Es zog sich also eine lange, lange Schlange an Wanderern durch den Wald und die Geschwindigkeit war durch die Leute vor bzw. hinter einem vorgegeben. Dieser Gänsemarsch machte die Sache ein klein wenig unattraktiv, andererseits war es auch irgendwie interessant, mal die üblichen fast leeren Wanderweg gemeinsam mit so vielen anderen Leuten entlang zu gehen.

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Kurz nach halb zehn Uhr abends hatte ich dann nach 21 Kilometern die erste Verpflegungsstelle erreicht. Die war auch nötig, denn ich hatte mich beim Gepäck stark zurück gehalten. Es war kühl genug, dass ich über meinem langärmeligen Laufshirt sowieso meine Wanderjacke anhatte. Auf einen Rucksack habe ich ganz verzichtet und nur eine Gürteltasche umgeschnallt, mit ein paar Müsliriegeln, Socken zum Wechseln, Mütze, Handschuhen, Handy und einem kleingefalteten Plastik-Einwegregenschutz. Auf die Müsliriegel hätte ich auch verzichten können, denn Essen gab es bei den Verpflegungsstellen genug! An der ersten gab es Obst, Schokolade, Würstchen, Brote, Cola, Wasser und Saft. Ich hab mich mit meinem Proviant auf die nahe Wiese zurückgezogen und überlegt, was noch vor mir liegt. 21 Kilometer wären normalerweise als Tageswanderung völlig ausreichend für mich. Aber heute musste ich das ganze noch vier Mal absolvieren, bevor ich im Ziel ankommen würde. So viel Bewegung aus eigener Kraft am Stück war etwas völlig Neues für mich.

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Obwohl man sich ja eigentlich auch ständig bewegt, selbst wenn man nichts davon merkt! Der Boden unter unseren Füßen erscheint uns zwar fest und unbeweglich – ist aber alles andere als das! Wir werden immer und überall aus einer Vielzahl von Gründen durchs Universum bewegt. Mal schneller und mal langsamer und wir merken trotzdem nichts davon. Die langsamste dieser unmerkbaren Bewegungen wird durch die Bewegung der Kontinentalplatten verursacht. Während ich auf der Wiese im kleinen Ort Wogau sitze und mein Brötchen esse, befinde ich mich auch auf der Eurasischen Platte, die eine der größten Kontintelplatten unseres Planeten ist. Und so wie alle anderen Platten bewegt sie sich. Auf meiner Wanderung habe ich mich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 5,5 km/h (auf Umwegen) Richtung Norden bewegt. Gleichzeit ist die Eurasische Platte Richtung Süden gedriftet – das allerdings ein wenig langsamer mit einem Tempo von ungefähr 14 Millimetern pro Jahr. In der Zeit, in der ich bis jetzt auf der Horizontale unterwegs war, sind da gerade einmal 0,006 Millimeter zusammengekommen – also kein Grund mir Sorgen um meinen Wanderfortschritt zu machen.

Trotzdem breche ich bald wieder auf. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es umso schwerer ist, wieder weiter zu gehen, je länger man Pause macht. Also verlasse ich die Verpflegungsstelle nach einem kurzen Besuch und beginne die nächste Etappe. Mittlerweile wird es langsam dunkel. Zum Glück aber bleibt es trocken; eigentlich sollte es in der Nacht ja bewölkt sein und immer wieder mal regnen. Derzeit aber ist der Himmel fast klar und der Mond leuchtet. Bald bin ich aber wieder im Wald und dort ist es zu dunkel um ohne Lampe zu wandern. Aber eine kleine Stirnlampe habe ich natürlich auch eingepackt; so wie alle anderen ebenfalls. Der Gänsemarsch durch die Jenaer Wälder sieht aus der Entfernung jetzt richtig hübsch aus: Ich habe mittlerweile das Saaletal erneut durchquert und kann von den Bergen dort auf die Berge der anderen Seite blicken und die lange Schlange der Lichtpunkte sehen, die von den Wanderern hinter mir gebildet werden.

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Dieser Teil der Horizontale ist jetzt nicht wirklich aufregend. Es ist dunkel und ich gehe die Wege entlang, die ich bei Tageslicht schon oft genug entlang gegangen bin. Aber ich habe daran gedacht, ein paar gute Hörbücher einzupacken und so wird mir zumindest nicht langweilig. Als ich an der zweiten Verpflegungsstelle ankomme, liegen 43 Kilometer hinter mir, es ist kurz nach 2 Uhr morgens und ich bin jetzt schon mehr als 8 Stunden unterwegs. Auch hier wird man von den Organisatoren wieder perfekt versorgt. Es gibt heißen Kaffee, Bananen, Käsebrötchen, Traubenzucker und noch mehr Müsliriegel. Um mich herum haben sich viele Mitwanderer auf dem kalten Straßenpflaster ausgestreckt und für eine längere Pause niedergelassen. Aber das erscheint mir angesichts der kühlen Temperaturen nicht sehr ratsam. Also bleibe ich wieder nur kurz stehen – und denke wieder kurz an die Bewegung, die ich während meiner bisherigen Wanderung absolviert habe, ohne es zu merken.

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Die Plattentektonik hat mich jetzt insgesamt schon 0,01 Millimeter weiter gebracht. Aber es ist natürlich noch mehr passiert! Es war nicht zu übersehen, dass es mittlerweile finstere Nacht geworden ist. Und das liegt daran, dass sich die Erde um ihre eigene Achse dreht. Als ich um 18 Uhr losgegangen bin, zeigte die Seite der Erde auf der ich mich befand noch in Richtung der Sonne. Mittlerweile hat sie sich aus dem Sonnenlicht heraus gedreht. Dank dieser Drehung bewege ich mich mit einer Geschwindigkeit von 1052 Kilometern pro Stunde! Übrigens gilt dieser Wert nur auf der geografischen Breite von Jena (50 Grad und 56 Minuten nördlicher Breite). In diesem Abstand vom Äquator beträgt der Erdumfang 25.253 Kilometer. Ich muss also während einer Drehung weniger Distanz zurück legen als beispielsweise am 40.000 Kilometer langen Äquator und bin dementsprechend langsamer (aber schneller als in den Regionen nördlich von Jena!). In den 8 Stunden und 15 Minuten die ich bisher unterwegs bin, habe ich dank der Erddrehung erstaunliche 8679 Kilometer zurück gelegt!

Bei meinem Weg hilft mir das allerdings nicht weiter. Die 67 Kilometer die noch vor mir liegen, muss ich mit eigenen Füßen zurück legen. Jetzt geht es durch den Jenaer Forst. Es ist immer noch finster, aber zumindest haben sich die Leute nun weit genug über die Strecke verteilt, dass ich nicht mehr ständig zwischen anderen eingekeilt bin. Erstaunlicherweise spüre ich auch kaum irgendwelche Schmerzen. Meinen Füßen geht es wunderbar; meine Beine sind nicht lahm; meine Knie und die anderen Gelenke machen keinen Mucks und auch die Müdigkeit hält sich in Grenzen. Ich hatte zwar nicht mit Blasen gerechnet (ich kriege glücklicherweise so gut wie nie Blasen) und da ich am Freitag noch einmal extra lange geschlafen haben habe ich auch noch keinen Müdigkeitsanfall erwartet. Aber auf Schmerzen in Knien und Knöcheln hatte ich mich eigentlich schon eingestellt. Aber wenn sie jetzt ausbleiben: Um so besser!

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Nach dem Forst geht es wieder zurück nach unten ins Tal und dort, in Ammerbach, wird es endlich wieder hell! Darauf hatte ich mich von Anfang an schon gefreut. Wenn erst mal die Nacht hinter mir liegt, dann würde ich auch den Rest noch schaffen – und die Hälfte der Strecke hatte ich zu dem Zeitpunkt auch schon hinter mir. Aber pünktlich zum Sonnenaufgang kam auch der Regen… Nach mehr als 50 Kilometer Wanderung und einer Nacht ohne Schlaf wünscht man sich natürlich keinen kalten und regnerischen Morgen und da der Weg nun auch noch über den baumfreien Cospoth verlief kam auch noch fieser Wind dazu. Außerdem tat mir jetzt doch der rechte Knöchel weh, denn ich bin im letzten dunklen Waldstück auf einer nassen Baumwurzel ausgerutscht. Aber die Schmerzen waren erträglich und fühlten sich nicht so an, als würden sie dauerhaft bleiben. Und die nächste Verpflegungsstelle war auch nicht mehr fern!

Ich war also immer noch motiviert – im Gegensatz zu einigen Mitwanderern. Die Strecke führte nun ein Stück entlang einer öffentlichen Straße und dort sah ich viele in wartende Autos einsteigen. Der Regen hat dann bei einigen wohl doch zu einem spontanen Motivationsverlust geführt… Aber abgesehen davon dass ich sowieso niemanden hatte, der mich abholen hätte können, hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Lust, aufzuhören. Vor allem, weil es jetzt endlich Frühstück gab! Am Eingang des schönen Leutratals wartete nach 65 Kilometern die dritte Verpflegungsstelle. Es war jetzt kurz vor 7 Uhr morgens und ich fast 13 Stunden lang unterwegs. Die Organisatoren der Horizontale wissen, wie es den Wanderern zu diesem Zeitpunkt geht und haben sich deswegen für diesen Punkt einen besonderen Höhepunkt ausgedacht: Neben Bergen von Broten mit Marmelade und Nutella; Käsesemmeln und Fettbemmen; Obst und Schokolade gab es hier frische Waffeln und heißen Kaffee!

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Angesichts dieses perfekten Frühstücks erscheinen die restlichen 35 Kilometer nicht mehr weit. Und auch meine Reise durch das Universum hat mich in der Zwischenzeit schon ein großes Stück vorwärts gebracht. Die Plattentektonik ist mit mittlerweile 0,02 Millimetern zwar immer noch nicht sehr weit gekommen. Aber die Erdrotation hat mich in den 12 Stunden und 52 Minuten die ich unterwegs bin, immerhin ganze 13.536 Kilometer weit bewegt! Und natürlich hat sich während der ganzen Zeit auch die Erde selbst durch das Sonnensystem bewegt. Unser Planet saust mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 29,37 Kilometern pro Sekunde durch das All und das macht immerhin 1.360.393 Kilometer aus, die ich so ganz unbemerkt zurück gelegt habe! Natürlich ist die Erde nicht immer gleich schnell. Wenn sie auf ihrer Bahn näher an die Sonne kommt, ist sie ein bisschen schneller und weiter entfernt von unserem Stern bewegt sie sich langsamer (das besagt das zweite Keplersche Gesetz). Und da sie ihren sonnenfernsten Punkt in diesem Jahr am 6. Juli erreichen wird, bewegt sie sich zur Zeit langsamer als im Durchschnitt. Aber um auch noch das in meine Rechnungen miteinzubeziehen, fehlt mir dann doch die Motivation…

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Zumindest hat der Regen aufgehört, es wird sonnig und der Weg durch das Naturschutzgebiet Leutratal ist schon (und noch schöner, seit kürzlich die direkt durch das Tal führende Autobahn aufgelassen wurde). Hinter dem Tal geht es aber wieder bergauf und gleich wieder wieder runter nach Zöllnitz. Und jetzt wird es dann doch langsam ein wenig anstrengend. Ich merke, wie ich immer langsamer gehe – obwohl ich immer noch keine großartigen Schmerzen oder Blasen habe. Aber jetzt wo es wieder hell und wärmer wird, kriege ich Durst und wünsche mir, ich hätte doch auch etwas zu trinken eingepackt. Der Wanderweg ist in dieser Gegend auch nicht sonderlich attraktiv und führt über Felder und die Ausläufer des Jenaer Gewerbegebiets. Die nächste Verpflegungsstelle ist erst in knapp 15 Kilometern zu erwarten und davor kommt noch ein langer Aufstieg zurück in die Kernberge.

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Umso mehr habe ich mich gefreut, als bei Kilometer 78 überraschend die Bundeswehr aufgetaucht ist! Mit der Armee habe ich es ja normalerweise nicht so sehr – aber über den Kaffee, den Orangensaft und die Gummibärchen die sie verteilt haben, habe ich mich mehr als gefreut. Trotzdem war jetzt der Teil der Wanderung erreicht, der nicht mehr viel Spaß gemacht hat. Es waren zwar “nur” noch knapp 20 Kilometer zu absolvieren. Aber wieder ging es auf und ab auf schmalen Wegen durch den Wald.

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Es war mal zu heiß und sonnig für meine Wanderjacke, aber dann wieder zu bedeckt und kühl, um sie wirklich auszuziehen (oder mein Kreislauf kam langsam ein wenig durcheinander). Andere Wanderer hat man jetzt meist nur noch aus der Ferne gesehen und ich bin langsam und alleine durch den Wald gegangen und die Tatsache, dass ich die Strecke gut genug kannte um zu wissen, wie lang es noch dauert, war kein großer Vorteil. Normalerweise laufe ich ja durch den Wald und wenn ich da noch 20 Kilometer vor mir habe, dann weiß ich, dass ich dafür höchstens zwei Stunden brauch werden. Jetzt aber habe ich mir keine großen Prognosen zugetraut…

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Irgendwann tauchte aber dann doch die vierte und letzte Verpflegungsstelle auf. 87 Kilometer lagen hinter mir und ich war fast 18 Stunden lang unterwegs. Es war jetzt kurz vor 12 Uhr Mittags und ich hatte wirklich keine große Lust mehr aufs Wandern. Aber zumindest gab es wieder ausreichend Essen! Ich hab mich mit Marmeladenbroten und Bananen eingedeckt und es vermieden, mich allzu lange auf der Wiese niederzulassen. Andere Wanderer hatten weniger Hemmungen und sich für ein kurzes (oder langes?) Nickerchen hingelegt. Aber ich wollte das ganze jetzt endlich zu Ende bringen! Offiziell ist bei der Horizontale ein Limit von 24 Stunden vorgesehen, um die Wanderung zu absolvieren. Und wenn ich mich jetzt noch schlafen legen würde, dann stünden die Chancen gut, dieses Limit zu verschlafen. Ich wollte aber doch noch im Ziel ankommen, bevor die Erde sich einmal komplett um ihre Achse gedreht hatte! Immerhin hat sie mich in den 17 Stunden und 42 Minuten meiner bisherigen Wanderung schon 18.620 Kilometer weit getragen. Auch auf ihrem Weg um die Sonne war ich mit der Erde jetzt schon 1.871.421 Kilometer weit gekommen. Und als ob das noch nicht reicht: Auch die Sonne selbst (und mit ihr die Erde und alle anderen Planeten) steht nicht still sondern bewegt sich um das Zentrum der Milchstraße herum. Sie kreist mit der enormen Geschwindigkeit von 220 Kilometern pro Sekunde durch unsere Galaxie und hat während meiner Wanderung erstaunliche 14.018.400 Kilometer zurück gelegt! Und wenn ich ehrlich bin: Ich spüre mittlerweile jeden dieser 14 Millionen Kilometer so, als wäre ich ihn selbst gegangen.

Es sind jetzt nur noch 13 Kilometer bis ins Ziel. 13 Kilometer sind an normalen Tagen die Distanz meiner “kurzen” Laufrunde für die ich ein bisschen mehr als eine Stunde brauchen. 13 Kilometer wären an einem normalen Tag ein gemütlicher Abendspaziergang für den ich um die zwei Stunden benötigen würde. 13 Kilometer sind keine Distanz, die mich normalerweise abschreckt. Aber jetzt hatte ich schon 87 Kilometer hinter mir – und war für die “kurzen” 13 Kilometer noch fast drei Stunden lang unterwegs!

Diese drei Stunden waren dann tatsächlich nicht mehr schön. Ich hatte überraschenderweise immer noch so gut wie keine Schmerzen. Abgesehen von meinem etwas lädierten rechten Knöchel und Fußsohlen, die ein wenig brannten war alles in Ordnung. Aber ich hatte absolut überhaupt gar keine Lust mehr. Ich hatte nicht die geringste Motivation. Ich war auf eine Art müde, auf die ich selten zuvor müde war. Es war keine Müdigkeit, bei der man ständig gähnen muss und die Augen nicht mehr offen halten kann. Ich war auf eine seltsam abstrakte Art körperlich und vor allem geistig komplett ausgelaugt. Es war durchaus interessant, diesen Zustand zu erleben – so etwas hatte ich auf diese Weise vorher noch nicht erlebt. Aber es hat sich nicht unbedingt toll angefühlt…

Aber es half ja nix. Ich wollte immer noch ins Ziel kommen und wenn ich mich nicht von einem Hubschrauber vom Berg fliegen lassen wollte, blieb mir auch gar nichts anderes übrig, als zu Fuß dorthin zu gehen. Also bin ich gegangen und gegangen und gegangen – und irgendwann war dann tatsächlich das Ende in Sicht! Kurz nach halb zwei Uhr nachmittags; nach einer gesamten Wanderzeit von 20 Stunden und 27 Minuten hatte ich wirklich die kompletten 100 Kilometer hinter mich gebracht!

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Und: Kaum im Ziel angekommen, war ich zwar immer noch müde, aber zumindest die extreme geistige Erschöpfung war jetzt verschwunden! Ich hab mir meine kostenlose Bratwurst besorgt, (endlich!) ein Bier getrunken und mich kurz auf der Wiese des Sportplatzes ausgeruht. 100 Kilometer an einem Stück habe ich noch nie zurück gelegt. Es war eine sehr interessante Erfahrung. Ich hatte viel weniger körperliche Schmerzen, als ich erwartet hatte. Meine Füße waren blasenfrei, ich hatte keine Schmerzen in den Gelenken und auch sonst nichts von dem, was ich nach 100 Kilometern Wanderung erwartet hätte. Insofern war die ganze Sache viel einfacher, als ich es mir vorgestellt hatte. Aber dass es am Ende tatsächlich so schwer werden würde, sich noch für die letzten 20 Kilometer zu motivieren und dass man auch geistig so enorm müde werden kann, wie ich es geworden bin, war neu für mich. In der Hinsicht war die Wanderung deutlich schwerer, als ich vorab gedacht hatte.

Ich weiß nicht, ob ich so etwas noch einmal machen würde. Aber wie das oft so ist: Direkt im Ziel dachte ich mir eigentlich, dass ich mir sowas nie wieder antun würde. Aber heute könnte ich mir zumindest vorstellen, wieder über eine neue Teilnahme nachzudenken. Mal sehen…
Ich war auf jeden Fall zufrieden. Ich hab die 100 Kilometer geschafft. Ich habe dafür 20 Stunden und 27 Minuten gebraucht und war über dem 24 Stunden Limit. Von den 1066 Startern sind 690 bis ins Ziel gekommen und ich war einer davon. Und ich bin in der ganzen Zeit nicht nur 100 Kilometer rund um Jena gewandert, sondern auch insgesamt mehr als 59 Millionen Kilometer durch das Universum! Die Plattentektonik hat dazu nur 0,03 Millimeter beigetragen. Dank der Drehung der Erde haben 21.513 Kilometer zurück gelegt. Auf ihrem Weg um die Sonne habe ich sie während der Horizontale 2.162.179 Kilometer lang begleitet. Mit der Sonne gemeinsam bin ich 16.196.400 Millionen um das Zentrum der Milchstraße gereist. Und dann hat sich natürlich auch unsere Milchstraße selbst durch das Universum bewegt! Bei diesen Größenordnungen ist es natürlich schwierig, einen Bezugspunkt zu finden, gegenüber dem man eine Geschwindigkeit angeben kann. Aber wählt man dafür die kosmische Hintergrundstrahlung, also das, was in unserem Kosmos einem unveränderlichen Hintergrund am nächsten kommt, dann sind es 552 Kilometer pro Sekunde mit der sich unsere Milchstraße mitsamt Sonne und Erde bewegt und in den 20,5 Stunden meiner Wanderung sind dabei unvorstellbare 40,6 Millionen Kilometer zusammen gekommen!

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Rechnet man alles zusammen, dann bin ich ganze 59 Millionen Kilometer weit gereist, während ich aus eigener Kraft 100 Kilometer weit gewandert bin! Von den 59 Millionen Kilometern habe ich nichts gemerkt; die 100 Kilometer dagegen spüre ich sehr wohl. Ich bin dann doch nicht mehr recht lange im Ziel geblieben sondern recht bald mit dem Fahrrad nach Hause gefahren (da braucht man zum Glück andere Muskeln…). Dort habe ich dann ganze 15 Stunden lang geschlafen! Ich hatte mich ja ein wenig vor etwaigen “Spätfolgen” gefürchtet – aber auch am nächsten Tag gings mir gut. Kein Muskelkater – nur ein wenig allgemeine Schlaffheit und Benommenheit. Ein wenig so, als hätte ich am Tag davor ein bisschen zu viel getrunken und jetzt einen leichten Kater (aber das lag vielleicht am langen Schlaf und der Dehydration).

Insgesamt war die Teilnahme an der Horizontale eine interessante Erfahrung. Ich weiß nicht, ob ich sie wiederholen möchte und ich bin mir auch nicht sicher, ob die ganze Sache irgendeinen positiven Trainingseffekt hatte oder mich bei meiner “echten” Lauferei zurück geworfen hat. Aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe! Hat jemand aus der Leserschaft schon mal bei ähnlichen Veranstaltungen teilgenommen? Wenn ja, dann sagt Bescheid: Eure Erfahrungen würden mich sehr interessieren!

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Kommentare (21)

  1. #1 Crazee
    1. Juni 2015

    Herzlichste Glückwünsche zu dieser Geh-Leistung. Und Dank für den Artikel. Das sind ganz schöne Strecken, die da zusammenkommen.

  2. #2 cap
    1. Juni 2015

    Erinnert mich an todesmarsch von Stephen King, besonders deine Beschreibung der mentalen Erschöpfung…ich hoffe aber, niemand von den etwas langsameren wurde erschossen:-)

  3. #3 Florian Freistetter
    1. Juni 2015

    @Cap: “ch hoffe aber, niemand von den etwas langsameren wurde erschossen:-)”

    Meines Wissens nach nicht – aber ich war ja auch immer im ersten Drittel der Gruppe unterwegs. Was hinter mir abging, kann ich nicht so genau sagen…

  4. #4 Fliegenschubser
    1. Juni 2015

    Wow, nicht schlecht! 100km am Stück zu laufen ist schon ne Leistung. Und grade 3200 Höhenmeter rauf und auch wieder runter ist enorm!
    So eine Tour würde mich auch reizen, aber ich weiß nicht, ob ich das schaffen würde…

  5. #5 Florian Freistetter
    1. Juni 2015

    @Fliegenschubser: “So eine Tour würde mich auch reizen, aber ich weiß nicht, ob ich das schaffen würde…”

    Da hilft nur ausprobieren! Solche Langstreckenwanderungen gibt es auch anderswo (den Mammutmarsch in Berlin; in Kassel gibts auch eine 100km Wanderung – und vermutlich noch an vielen anderen Orten).

  6. #6 Dampier
    1. Juni 2015

    Schöner Bericht. Am Ende bekam ich selbst Bierdurst 😉

    Ich wander ja gern, aber ich glaube nicht, dass ich mir ohne Not so’ne Gewalttour antun würde.

    Dass Du allerdings ganz ohne Wasser losgelaufen bist, finde ich leichtfertig und unverantwortlich. Mit Wassermangel ist echt nicht zu spaßen!

  7. #7 Florian Freistetter
    1. Juni 2015

    @Dampier: “Dass Du allerdings ganz ohne Wasser losgelaufen bist, finde ich leichtfertig und unverantwortlich. Mit Wassermangel ist echt nicht zu spaßen!”

    Na so schlimm war es nicht. Ich hatte einen halben Liter “Notration” mit dabei. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ich durchaus 20km wandern kann, ohne was trinken zu müssen (ich nehm oft nichtmal bei meinen 30km-Trainingsläufen für den Marathon was zu trinken mit). Außerdem führt die Strecke ja auch nicht durch die Wildnis – wenn man will, ist man von überall aus in 1-2km wieder in der Stadt oder nem Dorf. Und wenn man wirklich kurz vor dem Kollaps steht, dann helfen einem auch die ~1000 Mitwanderer die sich auf der Strecke rumtreiben. An den Versorgungspunkten gab es auch Getränke im Übermaß und so viel man wollte. Wäre der Tag der Wanderung ein heißer Mai-Tag gewesen und kein kühler, verregneter Abend mit der entsprechenden Prognose für den nächsten Tag, dann hätte ich mich natürlich auch entsprechend ausgestattet.

  8. #8 Stefan
    1. Juni 2015

    Starke Leistung, 100km sind echt viel. Jetzt will ich aber auch wissen, welche Strecken du durch Präzession und Nutation zurückgelegt hast 😉

  9. #9 derBob
    Jena
    1. Juni 2015

    Schöner Bericht und tolle Premiere !
    Für mich war es in diesem Jahr die dritte Teilnahme an dieser Wanderung und ich kann den Schilderungen nur zustimmen. Nachdem es im ersten Jahr dank mangelnder Vorbereitung nur für die Hälfte der Strecke gereicht hat, konnten die darauffolgenden Versuche ohne größere Blessuren bewältigt werden.
    Mir sind dieses Jahr wieder zwei Dinge besonders aufgefallen, die im Artikel auch schon erwähnt wurden:

    Zum einen finde ich es sensationell, mit welcher Hingabe und Freundlichkeit die vielen Helferinnen und Helfer an den Verpflegungsständen zu Werke gehen. Da es insgesamt vier Stationen gibt, kommen viele der 1000 Wanderer mehrmals in den Genuss, anscheinend nie versiegendes Trinkwasser aufzufüllen und sich die Bäuche mit allerlei Leckereien vollzuschlagen.
    Die Tour ohne größeres Trinkgefäß anzugehen, ist dennoch mutig – wenn einmal der Durst einsetzt und dieser in absehbarer Zeit nicht gelöscht werden kann, trägt das kaum zur Motivation bei. Mir wurde vor dem ersten Antritt ein Camelbak empfohlen und ich empfinde das auch noch wie vor als die bequemste Art, den Körper kontinuierlich mit Wasser zu versorgen.

    Zum anderen ist da aber die trügerische Einschätzung der Wegstrecke. Als ich im Ortsteil Maua auf mein GPS-Gerät schaute und den Wanderern neben mir mitteilte, dass wir gerade bei Kilometer 72 seien, brachen diese spontan in Jubel aus, rissen die Arme nach oben und wähnten sich bereits fast im Ziel. Und theoretisch stimmte das auch, hat man ja schließlich schon annähernd dreiviertel der Strecke hinter sich gebracht und mit dem Leutratal den vergleichsweise unspektakulärsten Abschnitt absolviert.
    Doch schon die erste Hochrechnung bringt einen auf den Boden der Tatsachen zurück: Dann, wenn man mit kaputter Schuhsohle, nassen Socken, schmerzenden Knien oder zwickenden Oberschenkeln realisiert, dass diese restlichen 28 Kilometer immer noch fünf bis sechs Stunden Marschweg bedeuten.
    Somit sind es auch gerade die letzen Kilometer, die ganz gewaltig am Nervenkostüm nagen und das so oft erklingende und überzeugend daherkommende “Nie wieder!” beim Überschreiten der Ziellinie ist daher nur allzu gut nachvollziehbar. Die passende Antwort der Streckenposten lautet dann übrigens erfahrungsgemäß: “Das sagen sie alle. Aber nächstes Jahr kommen sie dann doch wieder her”

  10. #10 bruno
    2. Juni 2015

    fetten respekt!

    mein vater (als leichtathletik-trainer) hat uns immer am 1. januar traditionell 20km durch den wald gescheucht. durch entweder oft tief verschneite oder alternativ komplett vereiste waldwege. (er ist aber immerhin immer vorne mitgelaufen. respekt!)

    3 min laufen, 2 min gehen. 3 min laufen, 2 min gehen, 3 min laufen….

    klar, ist ganz weit weg von 100km am stück – aber dieses miese laufen/gehen/laufe/gehen-intervall hat irgendwann deinen willen gebrochen… im günstigsten fall… wetter und termin waren ja eh schon zum abgewöhnen .. zum davonlaufen sozusagen 😉

    beim ersten mal war ich 7…mit 15 bin ich dann ausgestiegen (und lieber beim bier eingestiegen 🙂
    ab da war der 1. januar dann kein plausibler termin mehr 🙂

  11. #11 bruno
    2. Juni 2015

    @#6 mpff

    Dass Du allerdings ganz ohne Wasser losgelaufen bist, finde ich leichtfertig und unverantwortlich. Mit Wassermangel ist echt nicht zu spaßen!

    ja, genau… deswegen läuft FF ja auch Marathon – weil er nicht weiss, was er tut…

    alter! der typ hat gerade 59.000.100km hinter sich! während du in der gleichen zeit vermutlich nur 58.999.998km zurückgelegt hast (wegen deines weges zum kühlschrank/ klo entgegen der galaktischen rotation).
    dödel.

  12. #12 bruno
    2. Juni 2015

    @Dampier …du hast schon auch erkannt, dass das hier eine “serie” ist… und hast die anderen (6) teile der serie logischerweise verfolgt? und bist ernährungswissenschaftler. und/oder läufst pro woche mehr km als FF…

    FF: “Normalerweise laufe ich ja durch den Wald und wenn ich da noch 20 Kilometer vor mir habe, dann weiß ich, dass ich dafür höchstens zwei Stunden brauch werden.”
    FF: “13 Kilometer sind an normalen Tagen die Distanz meiner “kurzen” Laufrunde für die ich ein bisschen mehr als eine Stunde brauchen. 13 Kilometer wären an einem normalen Tag ein gemütlicher Abendspaziergang für den ich um die zwei Stunden benötigen würde.”

    du hast den artikel schon auch “gelesen”??

    Also, Preisfrage:
    “wieviele kilometer darf ich ohne wasservorrat laufen?”
    Alternativfrage:
    “wie hoch ist die geschwindigkeit einer unbeladenen schwalbe??”

    …für alle, die sich fragen – was will der denn?
    das hier:

  13. #13 JW
    2. Juni 2015

    In meiner aktiven Zeit habe ich auch “Ultra”-Läufer kennengelernt. 6-Tage-Läufe finden ja in der Halle auf einer 200 m Rundbahn statt. Einer, ein Unibibliothekar, hat dafür im Keller der UB trainiert. Da würde mich eine 100 Km Wanderung dann doch mehr reizen.
    Aber tolle Aktion und Leistung

  14. #14 test
    2. Juni 2015

    test

  15. #15 Florian Freistetter
    2. Juni 2015

    @bruno @dampier: Nicht streiten! Dampiers Einwand ist ja durchaus berechtigt. Man muss sich schon Gedanken machen, wie viel Wasser/Essen man bei solchen Veranstaltungen mitnimmt. Bei vielen anderen Ultraläufen/Wanderungen wird sogar eine fixe Menge vorgeschrieben, die man mit nehmen muss. Und ich hab mir durchaus Gedanken gemacht und nur weil ich die Bedingungen auf der Horizontale so gut kannte, war ich mir sicher, dass ich hier auch ohne große Vorräte klar kommen würde. Wäre das eine Veranstaltung gewesen, bei der ich nicht so zuhause gewesen wäre, dann hätte ich das sicher nicht gemacht.

  16. #16 bruno
    2. Juni 2015

    @FF

    Und ich hab mir durchaus Gedanken gemacht

    Eben.
    Und drum finde ich es etwas fischig, dich leichtfertig und unverantwortlich zu nennen.
    Ist ja auch kein Streit – aber einen solchen Kommentar wird man ja noch dödelig nennen dürfen…

  17. #17 Franz
    2. Juni 2015

    Wer organisiert sowas ? Das muss doch ziemlich viel Geld und vor allem Zeit für die ‘Betreuung’ verschlingen ? Mit unserer derzeitigen Gewinnmaximierungsgeist kaum vorstellbar. Was springt dabei raus ?`Oder sollte es doch noch Menschen geben die anders denken 😉

  18. #18 Florian Freistetter
    2. Juni 2015

    @Franz: “Oder sollte es doch noch Menschen geben die anders denken”

    Es gibt ein paar lokale Firmen aus Jena die das sponsern. Und ansonsten jede Menge freiwillige Helfer, die die Betreuung und die Organisation übernehmen und denen man nicht genug dafür danken kann.

  19. #19 bruno
    3. Juni 2015

    @Franz:
    …wo (oder wie?) lebst du?
    Ich mutmasse mal, dass etwa 90% aller “Event-Arbeit” durch (unbezahlte) freiwillige …”Arbeit” geschieht…

    “Wir” räumen jeden Sonntag 1-2h freiwillig und unbezahlt “unsere” Strände auf.

    “Unsere” Deutschen Meisterschaften – ca 200 Teilnehmer – werden von 50-100 (unbezahlten) Freiwilligen durchgeführt.

    Finden sich Sponsoren, so geht das Geld in Aussenwirkung, Preisgelder für die Gewinner u.ä. …
    die (freiwilligen+unbezahlten) Helfer helfen aus rein altruistischen Gründen.

    Und ich mutmasse, es geht bei 90% aller Sport-Events ähnlich zu.
    Es gibt eben nicht nur Olympia, Fussball-WM und Wimbledon…
    Sondern jede Menge nationale Sportarten … denen das Geld fehlt, überhaubt Meisterschaften stattfinden lassen zu können….

  20. #20 bruno
    3. Juni 2015

    mpff… kaufe ein “p”…

  21. #21 Karl Mistelberger
    3. Juni 2015

    > Hat jemand aus der Leserschaft schon mal bei ähnlichen Veranstaltungen teilgenommen? Wenn ja, dann sagt Bescheid: Eure Erfahrungen würden mich sehr interessieren!

    Hundertprozentig vergleichbar sind die Bieler Lauftage mit Jena nicht. Um 22 Uhr geht es Mitte Juni auf eine 100 km Runde durch das Schweizer Mittelland: https://www.100km.ch/index.php/de/

    Bei meiner ersten Teilnahme in 2003 war ich ein bisschen skeptisch, ob das gute Idee war. Doch ich hatte Glück und lief nach 10 km in einer flotten Gruppe, in der sich die Vorjahressiegerin befand. Die war allerdings gehandikapt und nur wegen eines mit dem Sieg verbundenen Freistarts dabei. Wir sind bis ins Ziel zusammen gelaufen und als Anfänger konnte konnte von ihrer großen Erfahrung profitieren.

    Wie sehr sich das bezahlt gemacht hatte war mir erst klar als in den frühen Morgenstunden ein begeisterter Schweizer bei Pieterlen (Km 95) uns zurief: Ihr seid aber gut drauf! Das war nicht nur eine höfliche Anfeuerung sondern entsprach ziemlich gut meinem Befinden.

    Dazu kam das optimale Laufwetter: trocken und relativ kühl, nur wenig Taufeuchtigkeit am Morgen.Gegessen hatte ich unterwegs nur einen ziemlich dünnen Riegel und neben Mineralwasser zusammengerechnet vielleicht zwei volle Becher Coca Cola getrunken. Im Ziel trank ich auch noch drei Becher und nach einem Liter Vollmilch vom Coop neben dem Startgelände (damals beim Eisstadion) war die Welt wieder in Ordnung.

    Vom zweifellos vorhandenen Energiedefizit war überhaupt nichts zu spüren. Vielmehr hatte sich eine leichte Euphorie breit gemacht, die eine ganze Woche anhielt. Dann lud ein Spezl zu seinem runden Geburtstag ein und ich konnte mit dem Verzehr von vier großen Nackensteaks und und drei eben so großen Scheiben Schweinebauch Eindruck schinden.

    Vorher kann man nie wissen, wie so eine Geschichte ausgeht, doch im Rückblick haben sich fast alle meine Läufe über längere Strecken tatsächlich gelohnt. Eine ultimative Liste von Veranstaltungen gibt es hier: https://statistik.d-u-v.org/calendar.php

    Es muss nicht immer eine organisierte Veranstaltung sein. Viele Leute tun sich auch mehr oder weniger spontan zusammen und z.B. der Ultra Habicht schreibt auch gerne einmal über seine Unternehmungen: https://www.laufkultur.de/contentn%202015/Atg1501.html Lesenswert ist unter andrem auch https://laufspass.com oder https://www.team-bittel.de