Es dauert nicht mehr lange! Am Dienstag wird die Raumsonde New Horizons den Pluto erreichen und wir werden endlich sehen können, was es dort alles zu sehen gibt! Es hat fast 85 Jahre gedauert, bevor wir einen Blick auf diesen fernen Himmelskörper werfen können – aber so wie es aussieht, wird es sich auch lohnen! Die letzten Bilder die die Raumsonde vor ihrer Annäherung an Pluto zur Erde geschickt hat, sind schon sehr viel versprechend!

Da ist zuerst einmal diese Landkarte von Pluto, die aus Bilder erstellt worden ist, die zwischen 27. Juni und 3. Juli aufgenommen worden sind:

Die Karte ist nicht komplett, weil man noch nicht alles von Plutos Oberfläche gesehen hat. Aber ein paar der erkennbaren Regionen haben die Forscher schon zu Spekulationen angeregt. Da ist zum Beispiel die dunkle Gegend links im Bild um den Äquator herum. Sie hat den Spitznamen “Whale” (Wal) bekommen und ist 3000 Kilometer lang und gleich daneben eine etwa 1600 Kilometer durchmessende sehe helle Region. Hier könnte frisch gefrorenes Material (Methan, Stickstoff, Kohlenmonoxid) für die Helligkeit sorgen. Noch weiter rechts sieht man dunkle Punkte, die Krater sein könnten, aber vielleicht auch nicht. Im “Schwanz” des Wals (ganz links) findet man dagegen eine helle, kreisförmige Region – den “Donut” – die 350 Kilometer durchmisst. Auch das könnten Krater sein. Aber das sind alles mehr oder weniger Spekulationen. Genauer wird man es erst wissen, wenn man bessere Bilder bekommt.

Aber das geht derzeit zum Glück sehr schnell, denn New Horizons nähert sich dem Pluto mit knapp 15 Kilometern pro Sekunde und der Abstand schrumpft massiv von Tag zu Tag. So sah der Himmelskörper am 8. Juli aus:

Pluto ist auf diesem Bild ein wenig “gekippt”, das dunkle Band des Wals am Äquator ist hier unten in der Aufnahme zu sehen. Und gleich daneben ein schönes großes helles Herz! Pluto scheint sich also auf die Begegnung mit New Horizons zu freuen.

Wirklich beeindruckend ist dieses Bild, das am 9. Juli aus einem Abstand von 5,4 Millionen Kilometer gemacht worden ist:

Jetzt ist man nahe genug, dass man nicht nur einfach irgendwelche Formen erkennen und beschreiben kann. Jetzt sieht man echte Geologie. Gut, die Auflösung in diesem Bild beträgt immer noch 27 Kilometer pro Pixel. Aber es sind nun eindeutige Strukturen zu sehen, die nahe legen, dass es auf Pluto auch tatsächlich etwas zu sehen und erforschen geben wird und man nicht einfach nur eine simple eisbedeckte und gleichförmige Oberfläche sehen wird.

Die nächsten Tage werden spannend! Hier ist nochmal eine kurze Liste der wichtige Termine:

  • Dienstag, 14. Juli, ab 13.30 MESZ: Liveprogramm zur Annäherung bei NASA-TV mit einer Zusammenfassung der Mission, vielen Interviews und der Vorstellung neuer Bilder, die aber noch vor der Annäherung gemacht worden sind.
  • Dienstag, 14. Juli, 13:49 MESZ: New Horizons fliegt in einem minimalen Abstand von 12.500 Kilometer an Pluto vorbei.
  • Mittwoch, 15. Juli, 02:30 MESZ: Liveprogramm bei NASA-TV. Um 3.02 wird das Signal von New Horizons erwartet, mit dem sie bekannt gibt, dass der Vorbeiflug ohne Probleme geklappt hat. Es werden noch keine neuen Bilder präsentiert werden.
  • Mittwoch, 15. Juli, 21:00 MESZ: Pressekonferenz mit der Präsentation der ersten Bilder des Vorbeiflugs (3,9km/pixel), die allerdings noch nicht in allerhöchster Auflösung vorliegen werden.
  • Freitag, 17. Juli, 17:00 MESZ: Pressekonferenz mit der Präsentation der hochauflösenden Bilder (400m/pixel) des Vorbeiflugs (die aber eventuell auch schon vorher irgendwo im Internet herumschwirren könnten…)

Also: Ob New Horizons den Vorbeiflug überlebt hat, werden wir in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch erfahren. Am Mittwoch Abend können wir den ersten nahen Blick auf Pluto werfen; am Freitag dann einen genauen Blick. In den Tagen danach werden weitere Daten präsentiert werden. Bis aber wirklich alle Daten aller Instrumente des Vorbeiflugs auf der Erde angekommen sein werden, wird es noch ein wenig länger dauern. Das wird erst im Frühjahr 2017 der Fall sein. Wir werden also noch lange die Gelegenheit haben, uns über neue Erkenntnisse vom Pluto zu freuen!

Kommentare (30)

  1. #1 Ilse
    12. Juli 2015

    Wirklich tolle Bilder! Wird schon spannend dieser Blick über den “Tellerrand” unseres Sonnensystems.
    Danke für die zeitliche Auflistung der bevorstehenden Ereignisse.

  2. #2 Fabian
    12. Juli 2015

    Es gibt noch so viel zu entdecken dort draußen. Wirklich spannend. Das der Pluto eine Geologie hat, ist wirklich faszinierend.

    Viele Grüße,
    Fabian von Teleskop-kaufen.org

  3. #3 Jens
    12. Juli 2015

    Nur noch knapp 2.6 Mio km bis zum Plutosystem https://www.livecometdata.com/new-horizons-spacecraft/

  4. #4 Alderamin
    12. Juli 2015

    @Florian

    Pluto hat Geologie

    Charon auch so allmählich.

    Alle letzten Bilder – wie immer – hier.

  5. #5 Alderamin
    12. Juli 2015

    Und News hier.

  6. #6 dgbrt
    12. Juli 2015

    Vor 50 Jahren, am 15. Juli 1965, flog Mariner 4 als erste Sonde erfolgreich am Mars vorbei und schickte ganze 22 Bilder zur Erde. Vorher wusste man vom Mars weniger, als wir jetzt schon vom Pluto kennen.

    Die richtig guten Bilder werden wir natürlich erst im Herbst oder noch später zu sehen bekommen, aber das werden sicher mehr als nur 22 sein. Und wer wissen möchte, wie groß die Entfernung zu Pluto wirklich ist, der sollte sich diese Leere anschauen:
    https://joshworth.com/dev/pixelspace/pixelspace_solarsystem.html

  7. #7 Jochen
    12. Juli 2015

    Stimmt das »2017« im vorletzten Satz? Sooo lange?

  8. #8 Florian Freistetter
    12. Juli 2015

    @Jochen: Ja, das stimmt. Der komplette Transfer ALLER Daten zur Erde kann bis zu einem Jahr dauern.

  9. #9 dgbrt
    12. Juli 2015

    @Jochen
    Soooooo lange…
    Ich habe fast 10 Jahre gewartet bis New Horizons sein Ziel erreicht hat. Aber jetzt ist die Sonde sooooo weit entfernt, dass ein simples 16.000 DSL natürlich nicht geht.

    Und es gibt ja nicht nur Fotos sondern viele interessante andere Messungen, über die Florian hier sicherlich auch berichten wird.

  10. #10 Edmund sackbauer
    13. Juli 2015

    Sorry für die blöde frage

    War Pluto noch ein Planet, als man die Sonde startete?

    Und wenn ja, denkt ihr dass es dieses Projekt so gegeben hätte, wenn Pluto schon damals “nur” als ein grosser Asteroid gegolten hätte?
    🙂

  11. #11 Alex K
    13. Juli 2015

    Hi!

    Warum wird so betont dass man abwarten muss ob die Sonde den Vorbeiflug überlebt?
    Wird der Vorbeiflug als besonders gefährlich für die Sonde angesehen oder reisst einfach der Funkkontakt dann ab und man muss warten?

  12. #12 Florian Freistetter
    13. Juli 2015

    @Edmund: Die Sonde flog im Januar 2006 los; Pluto ist seit Sommer 2006 kein Planet mehr. Und aus astronomischer Sicht ist es völlig schnurzegal, ob das Ding jetzt “Planet” oder “Asteroid” heißt. Die Astronomen haben mit der Umbenennung kein Problem (die wollten das; die haben das ja auch entschieden); das ist etwas, was dort niemanden beschäftigt. Nur die Öffentlichkeit kann sich nicht von dem “Aber, aber Pluto muss doch ein Planet sein!”-Ding lösen (ist aber auch nur ein Generationenproblem das bald nicht mehr existiert). Pluto ist um nichts weniger interessant, nur weil er nun anders klassifiziert wird. Und man war von Anfang an an Pluto in seiner Rolle als Objekt des Kuipergürtels interessiert (was auch der alte Name der Mission vom Anfang der 1990er Jahre zeigt: Puto-Kuiper-Express)

  13. #13 Norbert
    13. Juli 2015

    @Alex K
    Pluto hat für so einen kleinen Himmelskörper erstaunlich viele Monde. Eine mögliche Erklärung dafür ist eine Kollision mit einem anderen Himmeslkörper. Und nun fürchtet man, daß es noch mehr unentdeckte Begleiter gibt, von denen sich einer New Horizon in den Weg stellen könnte. Allerdings ist auf den von der Sonde gesendeten Bildern noch nichts in der Art aufgetaucht.

  14. #14 tobalt
    13. Juli 2015

    Was könnte sowas bewirken? Die meistens anderen klrper dieser Größe sind ja ehet trist. Wärme durch die sonne ist ja zu gering. Die gezeiten sind wohl auch eher schwach im vergleich zu bespw. Europa oder enceladus.

    Bleibt also nur der schluss dass die plastizität auf einer anderen (unterirdischen) flüssigkeit als wasser bassiert. Meiner meinung ist stiffstoff der beste kandidat dafür.

  15. #15 tobalt
    13. Juli 2015

    Oder methan. Das hat nen größeren flässogen bereich und könnte auf die existenz von kohlenstoffüberschuss in der Tiefe zu sauerstoff hindeuten. So könnten dunkle kohlenwasserstoffe die schwarzen Bereiche erklären

  16. #16 Edmund sackbauer
    13. Juli 2015

    @ florian: ja für die gemeine Öffentlichkeit ist es wirklich nicht so leicht,sich von einem Planeten zu verabschieden den Immerhin wars bei mir und bei vielen anderen so:
    Mein Vater Erklärte Mir Jeden Sonntag Unsere Neun Planeten 🙂

    aber danke für die Erklärung

    hatte man schon vorher Vermutungen über Geologische Aktivitäten oder sind diese Erkenntisse völlig neu?
    Ist es möglich, dass sich in diesem Fall selbst an soeinem extreme Lebensfeindlichen Ort Leben entwickelt,ähnlich wie z.B die Mikroorganismen auf der Erde in der Tiefsee rund um Unterwasservulkane

  17. #17 SkeptikSkeptiker
    13. Juli 2015

    Das soll kein Meckern sein, alles eine großartige Leistung, aber warum sind die Bilder so unscharf? Sicherlich, Technik von vor 10 Jahren, Komprimierung, usw., und für mehr Details ist es noch zu weit. Aber doch auch nicht mehr als 3 x Erde- Mond?

  18. #18 klauszwingenberger
    13. Juli 2015

    @ Skeptiker²:

    Das sind Previews. Die Bilder mit voller Auflösung werden erst einmal nur aufgezeichnet und dann, peu a peu, heruntergesendet. Abwarten.

  19. #19 Alderamin
    13. Juli 2015

    @SkeptikSkeptiker

    Aber doch auch nicht mehr als 3 x Erde- Mond?

    Dreimal Erde-Mond wären ungefähr 1 Million km. Das Bild oben vom 8. Juli war aus 5,4 Millionen km aufgenommen. Und nicht zu vergessen: Pluto hat nur rund 2/3 des Durchmessers unseres Mondes und ist da draußen auch ziemlich schwach beleuchtet. Und wenn dann auch noch wenig Oberflächenstruktur besteht und keine langen Schlagschatten anfallen (die Sonde sieht den Zwergplaneten ja bisher fast in Vollphase, also mit der Sonne im Rücken), dann wirkt das weniger detailreich.

  20. #20 Panos
    13. Juli 2015

    Könnte man denn nicht für eine nächste Mission eine Sonde planen, die dann allerdings direkt auf Pluto landet?

  21. #21 Captain E.
    13. Juli 2015

    Sicher könnte man das, aber die beschriebenen Schwierigkeiten bleiben ja bestehen. Es wäre also aufwändig und teuer.

    Gegenfrage: Wieso sollte die nächste Plutosonde auf der Oberfläche landen?

  22. #22 Panos
    13. Juli 2015

    Weil man dadurch eindeutigere Bilder machen, als wenn man alles aus einer bestimmten Entfernung macht, wie jetzt New Horizons. Klar wäre es aufwendig, aber wir haben es ja auch schon geschafft eine Sonde auf einem Kometen zu schicken, von daher denke ich, dass das durchaus machbar wäre.

  23. […] fast 10 Jahre andauernden Reise bei Pluto ankommen. Es wird ein tolles Ereignis werden und die Bilder werden vermutlich großartig sein. Es wird aber auch ein sehr kurzes Ereignis sein und wir werden vorerst nur sehr wenige Bilder […]

  24. #24 Alderamin
    13. Juli 2015

    @Panos

    Mit chemischen Triebwerken kann man das vergessen.

    Mit elektrischem Antrieb (Ionentriebwerk) ginge vielleicht ein Orbit (Landen ist aber ziemlich schwer). Man müsste die Sonde bis weit über die Fluchtgeschwindigkeit der Sonne beschleunigen, und dann wieder auf Orbitalgeschwindigkeit bei Pluto verlangsamen, um eine erträgliche Flugzeit zu erhalten. Ionentriebwerke haben einen großen spezifischen Impuls (= geringen Treibstoffverbrauch für eine bestimmte Geschwindigkeitsänderung), aber auch nur einen winzigen Schub, sie müssten jahrelang pausenlos mit ihren paar Millinewton feuern.

    Die Sonde Dawn hat als erste vorgemacht, wie man einen Himmelskörper (Vesta) anfliegt und umkreist, um dann den Orbit wieder zu verlassen und zu einem zweiten Himmelskörper (Ceres) zu fliegen und dort zu bleiben. Auch das gelang nur Dank ihres Ionentriebwerks.

    Bis zum Pluto ist der Weg allerdings weit und man bräuchte die ganze Zeit eine Menge Strom für den permanenten Schub (kleiner Atomreaktor, mit Solarpanels ist da nichts zu reißen, und ein RTG dürfte auch nicht reichen).

  25. #25 Jens
    13. Juli 2015

    Bei der Cassini-Mission gab es starke Proteste gegen den Einsatz von Plutoniumdioxid im RTG. Für die New Horizons-Sonde wurde erneut ein Plutoniumdioxid-RTG eingesetzt. Sind diese RTGs jetzt sicherer? Von Protesten dagegen hört man jedenfalls nichts mehr

  26. #26 Alderamin
    13. Juli 2015

    @Jens

    die beiden Sonden verwendeten das gleiche RTG-Modell. Aber Cassini flog einen Gravity-Assist an der Erde vorbei und es bestand die Möglichkeit, dass die Sonde bei fehlerhafter Steuerung in der Atmosphäre verglühen konnte und dassdas Plutonium frei gesetzt würde. Das war bei New Horizons nicht der Fall, da gab es nur den Start (und einen Startunfall soll ein RTG überstehen können).

  27. #27 Captain E.
    13. Juli 2015

    @Panos:

    Weil man dadurch eindeutigere Bilder machen, als wenn man alles aus einer bestimmten Entfernung macht, wie jetzt New Horizons. Klar wäre es aufwendig, aber wir haben es ja auch schon geschafft eine Sonde auf einem Kometen zu schicken, von daher denke ich, dass das durchaus machbar wäre.

    Für mich hört sich das wie der klassische Denkfehler an, den auch Autoren von Science Fiction-Serien gerne machen, z.B. Star Trek. Wir erinnern uns: Die Enterprise oder ein anderes Schiff schwenkt in die Umlaufbahn, beamt ein Forschungsteam hinunter, das sich eine Zeitlang umschaut, und dann gilt der Planet als erforscht.

    Ganz im Gegenteil ist es aber so, dass eine Landemission, bemannt oder unbemannt, nur eine kleine Stichprobe nehmen kann, und auf den Bildern kann man quasi den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Das ist alles nicht ohne Wert, aber die vermutlich sinnvollste Erforschung geschieht aus dem Orbit. Das ist mit dem Mars, Venus, Merkur, Jupiter und Saturn geschehen, mit Vesta und zuletzt Ceres und Tschurjumow-Gerassimenko.

    Allerdings ist ein Pluto-Orbiter auch reines Wunschdenken, und auch Uranus- und Neptun-Orbiter stehen schon lange auf der Wunschliste.

  28. […] bekommen und das erste hochauflösende Bild erst am Freitag. Den Zeitplan der Ereignisse habe ich hier und hier […]

  29. #29 Andreas
    15. Oktober 2016

    Sehr interessant, weiter so !

    mfg Andreas von https://teleskopkaufen.com

  30. #30 Bullet
    15. Oktober 2016

    Steck dir deine beschissene Reklame sonstwohin.