Ich lese gerne Bücher über die Geschichte der Astronomie. Und da stößt man natürlich sehr oft auf diverse Astronomen, über die man mehr erfahren will. Meistens findet sich dann auch irgendwo eine Biografie mit weiterführenden Informationen. Es sei denn, der Astronom ist eine Astronomin. Denn auch die findet man in der Wissenschaftsgeschichte immer wieder und sie sind leider lange nicht so prominent wie ihre männlichen Kollegen. Ich hatte eigentlich vor, das Jahr 2015 für eine monatliche Serie über Astronominnen zu nutzen und wollte eigentlich für jeden Monat eine entsprechende Biografie auswählen und vorstellen. Aber leider habe ich feststellen müssen, dass es auf dem Buchmarkt sehr wenige biografische Bücher über Astronominnen gibt. Ich wollte mich ursprünglich auf deutschsprachige Ausgaben, die im normalen Handel erhältlich sind beschränken – aber nach ein wenig Recherche war ich froh, wenn ich überhaupt Bücher gefunden habe! Ich hoffe, es reicht am Ende für eine monatliche Serie; ein paar Bücher konnte ich dann doch noch auftreiben. Aber wenn ihr noch entsprechende Vorschläge habt, dann sagt bitte Bescheid!
Die bisherigen Teile dieser Serie findet ihr hier.
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Die Biografien der großen Astronomen und natürlich die der großen Astronominnen um die es in dieser Serie ja geht, sind eigentlich immer sehr inspirierend. Heute möchte ich aber über eine Frau berichten, deren Arbeit mich schon immer besonders begeistert hat: Maria Cunitz.
Maria Cunitz wurde im Jahr 1610 in Wohlau (Schlesien) geboren, vermutlich am 29. Mai. So genau lässt sich das – wie viele andere Details ihrer Biografie – heute leider nicht mehr rekonstruieren. Ihr Vater war ein gebildeter Mann, der in Frankfurt an der Oder Medizin, Mathematik und Astronomie studiert hat und danach in Schweidnitz (ebenfalls in Schlesien) als Arzt praktizierte. Die Astronomie hat ihn aber sein Leben lang begeistert und diese Liebe hat er auch seiner Tochter Maria vermittelt.
Die Vermittlung der Wissenschaft fiel bei ihr offensichtlich auf fruchtbaren Boden, denn Maria war ein begabtes Kind. Schon mit fünf Jahren konnte sie lesen und ihre Eltern sorgten für eine umfassende Ausbildung. Maria lernte Polnisch, Französisch, Italienisch, Griechisch, Latein und Hebräisch. Sie lernte Musik, Geschichte und vor allem lernte sie Mathematik. Und ziemlich sicher hat sie ihr Vater mit dem Gebrauch der damals üblichen astronomischen Instrumente vertraut gemacht.
Der Beginn des 17. Jahrhunderts war eine gute Zeit, um sich für Astronomie zu interessieren. Die ersten Teleskope tauchten auf und Galileo Galilei nutzte sie für seine berühmten Himmelsbeobachtungen, die revolutionäre Ergebnisse brachten. Die Monde des Jupiters wurden entdeckt, Johannes Kepler stellte seine berühmten Gesetze zur Planetenbewegung auf und das heliozentrische Weltbild begann das geozentrische zu verdrängen. Die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts war allerdings auch eine denkbar schlechte Zeit, um in Mitteleuropa zu leben: 1618, als Maria 14 Jahre alt war, brach der Dreißigjährige Krieg aus, eine der verheerendsten Katastrophen die dieser Kontinent gesehen hat. Trotzdem schlägt Maria vorerst den für eine Frau ihrer Zeit normalen Weg ein: Mit 19 Jahren heiratet sie den Rechtsanwalt David Gerstmann. Nur zwei Jahre später stirbt er allerdings aus heute ungeklärten Gründen. Maria ist Witwe, kehrt zurück in ihr Elternhaus und widmet sich nun intensiv der Astronomie.
Der Krieg kommt schließlich auch nach Schlesien, aber Marias Familie wird verschont und beherbergt in ihrem Haus sogar für einige Zeit den berühmten Feldherr Albrecht von Wallenstein. Maria lernt derweil weiter Mathematik, denn, wie sie später schreiben wird, für die, die “Region des Gestirns durchwandern wollen [sind] zwei Flügel erforderlich, nämlich die Geometrie und die Arithmetik”. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, das im Haus des Arztes Cunitz eine mathematisch und astronomisch begabte junge Frau lebt und das hat die Aufmerksamkeit des Arztes Elias Krätschmaier geweckt. Er ist ebenfalls Arzt, ein Bekannter von Marias Vater und begeistert von der Astronomie. Es kommt, was kommen muss: Zuerst unterrichtet Elias Maria in Mathematik, danach werden sie ein Paar und heiraten.
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