Im Jahr 1650 erscheint das Werk dann schließlich unter dem Titel Urania propitia. “Urania” ist die griechische Muse der Astronomie und “propitia” bedeutet so viel wie “entgegenkommend” oder “verständlich”. Es ist also eine für alle zugängliche und verständliche Astronomie, die Maria Cunitz hier präsentiert (und Hey: “Urania propitia” wäre auch ein schöner Name für mein Blog gewesen…). Sie musste allerdings gut acht geben, wie sie die Astronomie vermittelte. Es war immer noch die Zeit, in der man große Schwierigkeiten mit der Kirche bekommen konnte, wenn man die “falsche” Art der Astronomie vertrat (und als Vertreterin des Weltbilds von Galilei, Kopernikus und Kepler war Cunitz´ Weltbild in den Augen der Kirche definitiv das “falsche”). Und auch Hexenverbrennungen waren damals immer noch üblich und eine potentielle Gefahr für jede Frau, die sich zu sehr vom damaligen Frauenbild unterschied. Der Name “Kepler” taucht daher in Marias Buch nur im lateinischen Text auf, in dem für die Öffentlichkeit gedachten deutschen Teil verzichtet sie darauf, den umstrittenen Astronomen namentlich zu nennen.
Das Buch von Cunitz wurde ein großer Erfolg und die Notizen und Gebrauchsspuren der Exemplare die man heute noch untersuchen kann zeigen, dass es nicht nur gekauft sondern auch benutzt wurde. Maria Cunitz wurde zu einer Berühmtheit. Bis heute hat ihr Ruhm allerdings nicht unbeschadet überlebt. Was gegen Ende ihres Lebens passiert ist, lässt sich heute nicht mehr genau rekonstruieren. 1661 stirbt Marias Mann Elias. Maria ist 51 Jahre alt, wieder Witwe und alleine und gerät jetzt vielleicht wegen ihrer Arbeit doch noch in Schwierigkeiten. Die Briefe, die sie an ihre berühmten Kollegen geschrieben hat, sind heute verschwunden. Ihr Name wurde aus den Buchrücken ihrer Werke in den Bibliotheken von Wien und Göttingen heraus geschnitten. Der Rest der Unterlagen von Cunitz´ Arbeit ist nicht mehr auffindbar. Über die letzten Jahre im Leben der Maria Cunitz gibt es kaum Informationen. Sie stirbt am 22. August 1664.
Die fehlenden biografischen Informationen sind natürlich ein Grund dafür, dass es heute wenig Literatur zu Maria Cunitz gibt. Immerhin wurde ihr ein Kapitel im Buch “Sternenflug und Sonnenfeuer: Drei Astronominnen und ihre Lebensgeschichte”* gewidmet, das ich auch schon in meiner Besprechung zu Maria Mitchells Biografie erwähnt habe. Es ist kurz, aber sehr aufschlussreich und wer sich für Cunitz interessiert, sollte es lesen. Ein paar Seiten über Maria Cunitz findet man auch im Katalog der Ausstellung “Astronominnen: Frauen die nach den Sternen greifen” die 2010 im Frauenmuseum Bonn stattgefunden hat (Der Katalog scheint aber nicht mehr erhältlich* zu sein…). Aber sonst sieht es – abgesehen von einigen wissenschaftshistorischen Artikeln in Fachzeitschriften – eher schlecht aus, wenn es um eine allgemeinverständliche Aufarbeitung des Lebens dieser Astronomin geht.
Falls jemand Hinweise zu weiterer Literatur über Cunitz hat, wäre ich dankbar! Wenn ich die Zeit (und die nötige finanzielle Freiheit) hätte, wäre ich ja fast versucht, selbst ein vernünftiges Buch über Maria Cunitz´ Leben zu schreiben. Material gäbe es auf jeden Fall genug. Nicht nur das Leben und das Werk von Cunitz selbst bieten genug Möglichkeiten, schöne und spannende Geschichten über Astronomie zu erzählen; auch die Zeit in der sie gelebt hat, gehört zu den wichtigsten und faszinierenden Epochen der Astronomie (und der europäischen Geschichte).
Maria Cunitz hätte es mehr als verdient, das so viele Menschen wie möglich von ihr erfahren und sich von ihrem Leben inspirieren lassen können. Ich jedenfalls bin ein großer Fan!
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