Wenn es euch heute draußen zu heiß ist oder zu regnerisch oder ihr aus anderen Gründen Lust habt, zwei Stunden vor dem Bildschirm/Fernsehapparat zu verbringen, dann habe ich einen Tipp für euch. Seht euch die Dokumentation “Uran und der Mensch” an! Sie lief kürzlich bei Arte, kann aber auf der Homepage noch in der Mediathek angesehen werden (Teil 1, Teil 2). Oder hier, wenn das mit dem Einbetten funktioniert:
(Nachtrag: Natürlich funktioniert das alles nicht mehr. Da Deutschland auch im Jahr 2015 nicht fähig ist, vernünftig mit dem Internet umzugehen, sind die Sendungen nicht mehr online verfügbar. Aber wenn ihr euch bei den einschlägigen Videoplattformen umseht, werdet ihr sicher fündig werden)
Ich habe die Sendung vor ein paar Tagen gesehen und bin sehr begeistert. Präsentator Derek Muller, den viele von seiner YouTube-Serie “Veritasium” kennen, reist durch die ganze Welt, um die Geschichte des Urans zu erzählen. Von Joachimsthal, wo es erstmals entdeckt worden ist nach Paris, wo es erforscht wurde, nach Los Alamos, London, Australien und an viele andere Orte bis hin zu Hiroshima, Tschernobyl und Fukushima, wo das Uran seine katastrophalen Folgen demonstriert hat.
Die Dokumentation ist nicht nur enorm informativ und unterhaltend, sondern auch erfrischend objektiv und seriös; ohne übertriebene Atomkraft-Euphorie aber auch ohne die, vor allem hierzulande übliche hysterische Anti-Atomkraft-Ideologie.
Es ist natürlich erfreulich, dass die Dokumentation übersetzt und im deutschsprachigen Fernsehen ausgestrahlt worden ist. Aber eigentlich hätte sie einen Platz im Hauptabendprogramm verdient anstatt spätabends auf einem Nischensender gezeigt zu werden. Und eigentlich hätte so eine Sendung auch vom deutschen Fernsehen selbst produziert werden können! Immerhin hat Deutschland durchaus einiges mit der Geschichte des Urans zu tun. Das Metall wurde vom Deutschen Martin Heinrich Klaproth im (damaligen) Deutschland entdeckt. Deutsche Wissenschaftler wie Lise Meitner und ihr Kollege Otto Hahn fanden heraus, wie man Uran spalten kann. Deutschlands Krieg mit der Welt war der Anlass für die USA, eine Atombombe zu bauen. In Deutschland wurden Unmengen an Uran für den Bau sowjetischer Atombomben abgebaut. Und so weiter. Und selbst wenn das alles nicht so wäre, dürfte sich das deutsche Fernsehen gerne mal die Zeit und das nötige Geld nehmen um unterhaltsame und informative wissenschaftliche Sendungen dieser Art zu produzieren. So müssen wir uns beim Special Broadcasting Service, dem australischen öffentliche-rechtlichen Fernsehen, für “Uran und der Mensch” (im Original: “Uranium: Twisting the Dragon’s Tail”) bedanken.
Zum Abschluss vielleicht noch ein Zitat aus einer Rezension der Dokumentation in der Neuen Osnabrücker Zeitung:
“Dass die Suche auch nach 100 Minuten keine einzige Sekunde langweilt, liegt an Muller selbst. Der 32-Jährige ist ein ungemein sympathischer Wissensvermittler; er hat die nötige Begeisterung für die (spaltbare) Materie, wird trotzdem nie zu euphorisch und erst recht nicht professoral. Derek Muller hat so gar nichts von der Verklemmtheit, die sein deutsches Pendant Ranga Yogeshwar auszeichnet.”
Dem kann ich eigentlich nichts hinzufügen. Seht euch die Dokumentation an. Und vielleicht merkt ja das deutsche Fernsehen auch noch irgendwann mal, dass man für die Vermittlung von Wissen nicht zwingend “Professoren” (oder solche, die sich so verhalten) braucht und es neben Lesch und Yogeshwar auch noch einen ganzen Haufen anderer Menschen gibt, die etwas zur Wissenschaft zu sagen haben. Und dass man Wissenschaft nicht in irgendwelchen Nischen verstecken muss, sondern damit durchaus gutes Programm machen kann!
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