Ich mache derzeit eine Fahrradtour durch Bayern. Um das entsprechend zu würdigen und um auch endlich mal meine Recherche zum Thema “Bier und Astronomie” aufzuarbeiten, gibt es daher zu jedem Wissenschaftsartikel der in dieser Woche bei mir im Blog erscheint, einen kleinen Bonustext, in dem ich erklären, wo der Zusammenhang zwischen der jeweiligen astronomischen Forschung und dem Bier besteht. Prost! Und alle Artikel aus dieser Serie gibt es hier.
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Heute Vormittag habe ich über Asteroseismologie und die gyrochronologische Alterbestimmung von Sternen geschrieben. Das klingt kompliziert, ist auch kompliziert, basiert aber im Prinzip darauf, das Licht der Sterne möglichst genau zu analysieren um so herausfinden zu können, was in ihrem Inneren vor sich geht. Am besten geht das natürlich bei unserer Sonne, weil die uns von allen Sternen am nächsten ist. Daher hat sie logischerweise auch den größten Einfluss auf die Erde. Und in diesem Bier-Bonus-Text geht es deswegen heute um den Einfluss des Sonnenlichts auf das Bier.
In meinem Vortrag zu “Bier und Astronomie” erzähle ich an dieser Stelle immer gerne von den Kalorien im Bier. Die Energie, die wir mit jedem Schluck aufnehmen, stammt ultimativ aus dem Inneren der Sonne, wo sie bei der Fusion von Atomen produziert wurde. Und dann knapp 100.000 Jahre braucht, bevor sie in Form von Sonnenlicht aus dem Zentrum unseres Sterns an die Oberfläche gelangt und die Erde erreichen kann (was mit nur 8 Minuten wesentlich schneller geht). Da treibt sie dann die Photosynthese in den Pflanzen an, die zur Bierherstellung verwendet werden und wenn wir zu viel Bier trinken verdanken wir den Zuwachs an Körperumfang der Jahrtausende alten Energie aus dem Inneren der Sonne…
Aber so wichtig das Sonnenlicht auch für die Produktion des Bieres ist, so unangenehm kann es für dessen Geschmack sein. Denn die Sonne strahlt nicht nur das für uns sichtbare Licht ab, sondern zum Beispiel auch unsichtbare ultraviolette Strahlung. Dieses UV-Licht macht nicht nur fiesen Sonnebrand, sondern kann auch die Moleküle der im Bier enthaltenen Hopfenbitterstoffe aufspalten. Dann bildet sich etwas, das den schönen Namen 3-Methyl-2-buten-1-thiol trägt, unter anderem aus Schwefel besteht und auch in den Analdrüsen von Stinktieren zu finden ist. Schon kleinste Mengen davon können wir riechen und schmecken und wenn das der Fall ist, finden wir das enorm ekelhaft. Im Bier erzeugt das einen ranzigen Geschmack den keiner dort haben will und deswegen sollte man dafür sorgen, dass es möglichst nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt wird.
Darum steckt man das Bier auch in Bierkeller. Und darum hat man es früher in lichtundurchlässigen Fässern abgefüllt und verwendet heute braune Bierflaschen. Man könnte auch Dosen nehmen und tut das auch – aber zumindest hierzulande ist die Bierdose ja mittlerweile fast ausgestorben. Die braune Bierflasche hat sich als Lichtschutz bewährt, obwohl man viele Biere auch in grünen oder durchsichtigen Glasflaschen finden kann. Was eigentlich nicht so klug ist, denn braunes Glas schützt besser als grünes und beide besser als durchsichtige Flaschen. Aber hier trifft Wissenschaft auf Marketing und um sich von der Konkurrenz abzusetzen wird eben mit verschiedenen Flaschenfarben experimentiert.
Wenn man das Bier aber im dunklen Kühlschrank aufbewahrt und es nicht tagelang in der Sonne lässt, dann hat die Farbe der Flasche zum Glück keinen großen Einfluss auf den Geschmack. Und Bier sollte man sowieso nicht allzu lange herum stehen lassen, sondern lieber trinken. Prost!
Die Bierempfehlung zum Artikel
Die beiden Biere, die ich heute empfehle sind korrekt in braunen Flaschen abgefüllt. Zum Beispiel das “Urtyp Hell” aus der Brauerei “Zur Sonne” bei Bamberg. Das hat man ausgeschenkt, als ich in Bamberg einen Vortrag zum Thema “Wie viel Astronomie steckt im Bier?” gehalten habe und es hat mir von den vielen, vielen Bieren die es in dieser Region gibt am besten geschmeckt (und das nicht nur wegen des Namens). Ob es außerhalb Bambergs erhältlich ist, weiß ich nicht aber man kann es ja auch direkt bei der Brauerei bestellen.
Ein bisschen weiter muss man reisen, wenn man “Northern Lights” von der Orkney Brewery direkt an der Quelle verkosten will. Aber so hoch im Norden auf den Orkney Inseln hat man dafür auch bessere Chancen die Polarlichter zu beobachten nach denen das Bier benannt ist, als man sie in Deutschland hat. Die Nordlichter sind vermutlich der ästhetisch schönste Effekt, denn die Sonne auf die Erde hat und das Bier leuchtet zwar nicht so bunt, schmeckt aber trotzdem hervorragend! Es ist ein leichtes (und ich mag ja leichte Biere sehr gerne) Pale Ale mit nur 4 Prozent Alkohol. Und wenn es schön kühl (und natürlich dunkel gelagert) ist, dann gehört es zu den besten leichten Pale Ales, die ich bis jetzt getrunken habe. Wer es – so wie ich – nicht zu den Orkney Inseln schafft, kann das Bier aber auch bei diversen Online-Shops (zum Beispiel hier) beziehen.
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