Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb 2015. Hinweise zum Ablauf des Bewerbs und wie ihr dabei Abstimmen könnt findet ihr hier. Informationen über die Autoren der Wettbewerbsbeiträge findet ihr jeweils am Ende der Artikel.
sb-wettbewerb
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Die ökonomische Perspektive hat sich zur einer dominierenden Sichtweise des modernen Lebens entwickelt. Angesichts der enormen Bedeutung der Ökonomie für unser alltägliches Leben lohnt es sich immer, einen genauen Blick auf deren Mechanismen zu werfen. Die Bewertung einer Sache oder einer Leistung erfolgt überwiegend nach ökonomischen Prinzipien. Was passiert dabei genau, wie sieht dieser Prozess im Detail aus? Es wäre toll, wenn der ökonomische Wert mit einer Eigenschaft wie dem Gewicht in Beziehung stünde. In diesem Fall würde er zu einer handfesten Eigenschaft werden, die begreifbar wäre: Je schwerer desto wertvoller!

Goldbarren: Spürbar wertvoll. Bild: Public domain

Goldbarren: Spürbar wertvoll. Bild: Public domain

Die Goldwährung bedient sich dieser naiven Vorstellung des Wertes und übt daher auf viele einen gewaltigen Reiz aus. Der Zusammenhang zwischen Gewicht und Wert ist nicht grundsätzlich falsch, denn Geld war einst nichts anderes als eine Prägung des Materialwertes eines Klumpen wertvollen Metalls und diese Geldform hat bis jetzt in Form von Goldbarren oder Sondermünzen überdauert. Das Geld hat sich dann allerdings zu bedrucktem Papier weiterentwickelt und besteht heute hauptsächlich aus Buchungen in einem Computersystem. Das Geld wird immer abstrakter, es scheint sich von seiner materiellen Existenz zu lösen. Kann ein solches Nichts werthaltig sein? Ja, es ist offensichtlich möglich. Aber wie entsteht diese sonderbare Schwerelosigkeit des Wertes?

Eine Auktion als ein funktionierendes Modell eines monopolistischen Markts. (Bild: Bill Bradford, CC-BY-SA 2.5)

Eine Auktion als ein funktionierendes Modell eines monopolistischen Markts. (Bild: Bill Bradford, CC-BY-SA 2.5)

Um das Rätsel zu lösen, veranstalten wir eine fiktive Aktion eines wertvollen Gemäldes. Bevor wir die Auktion starten, befragen wir einige der imaginäre Anwesenden über ihre Motivation zur Teilnahme. Der erste hat eine lange Anreise auf sich genommen, um das Kunstwerk sehen und erwerben zu können, da er die Kreativität und Einzigartigkeit des Gemäldes bewundert. Der zweite möchte seine Sammlung komplettieren, zu der das Auktionsangebot perfekt passt. Der letzte Interessent sagt, er spekuliere auf den baldigen Tod des schon in die Jahre gekommenen Künstlers. Die Preise seiner Werke würden dann über Nacht explodieren.
Das Kaufinteresse und vor allem die Einschätzung des Wertes des Kunstwerks basieren auf völlig unterschiedlichen Konzepten. Unsere Interessenten richten ihre Auktionsgebote zum einen an der Kunstfertigkeit des Gemäldes aus, zum anderen leiten sie sich aus einer übergeordneten Strategie ab und schließlich handelt es sich um eine schnöde, aber realistische Wette auf eine baldige Wertsteigerung. Daraus folgt, dass der Wert des Gemäldes nicht eine Eigenschaft des Gemäldes an sich ist, sondern der Bewertende bildet ihn. Daher hat ein Angebot stets soviele Werte wie es Interessenten gibt. Der Wert ist aus diesem Grund immer subjektiv und verfügt über eine individuelle, meist mehrdimensionale Struktur. Eine Auktion hat nun die Aufgabe, den Interessenten mit der höchsten individuellen Wertepräferenz zu ermitteln.
Auf einem Markt dient das Feilschen dazu, die maximale Wertepräferenz des Käufers zu bestimmen. Bei handwerklicher Produktion, die im Grunde Unikate vergleichbar mit Kunstwerken erzeugt, ist diese Art der Wertermittlung sinnvoll. Bei einer modernen Massenproduktion mit ihren nahezu identischen Produkten ist dieses Vorgehen hingegen zu umständlich und zu langwierig. Der moderne Markt orientiert sich daher nicht nur an der Wertepräferenz des Nachfragenden, sondern nimmt einen weiteren Faktor, die Knappheit des Angebots, hinzu. Auf einer Auktion spielt die Knappheit jedoch keine Rolle. Sämtliche Angebote weisen nämlich eine nahezu maximalen Knappheit auf, da sie zumeist aus der Menge 1 bestehen – nur noch nicht vorhanden ist noch knapper. Der Auktionator hat daher ein Monopol auf das Angebot und verfügt aus diesem Grund über die Marktmacht, den maximalen Kaufpreis einfordern zu können.
Sind auf einem Markt jedoch mehrere Anbieter vorhanden, die dasselbe Produkt oder dieselbe Leistung verkaufen wollen, können diese nicht mehr die maximalen Preise einfordern, sondern müssen sich auf das Spiel der Marktkräfte einlassen: Harmonisch interpretiert besteht dieses Spiel aus einem Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage, martialischer interpretiert ist es die Intensität des Konkurrenzkampfs sowohl auf der Angebots- wie auf der Nachfrageseite.
Die Knappheit der meisten Güter lässt sich leicht ermitteln, der Einfluss der Knappheit auf die Preisbildung ist einfach zu bestimmen und die Kontrolle über diesen Faktor ist entsprechend unkompliziert. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich der theoretische und praktische Fokus der Ökonomie auf diesen Aspekt konzentriert.

Ein Satz Gewichtsstücker einer Balkenwaage: Eine einfache und leicht verständliche Methode zur Ermittlung des Gewichts. Bild: gemeinfrei

Ein Satz Gewichtsstücker einer Balkenwaage: Eine einfache und leicht verständliche Methode zur Ermittlung des Gewichts. Bild: gemeinfrei

Es ist einfach zu verführerisch, der schlichten Eleganz der Knappheit zu erliegen und dabei die komplexere Seite der Nachfrage zu vernachlässigen. Machen wir diesen Fehler nicht und betrachten eingehender die Struktur und die Prozesse der Nachfrage. Ausgangspunkt sind individuelle Wertepräferenzen, die aus einer simplen Bedürfnisbefriedigung, aus einem Verlangen, rationalen Erwägungen oder riskanten Wetten bestehen können. Besteht überhaupt die Möglichkeit, ein solch merkwürdiges Phänomen, das aus einem Sammelsurium verschiedenster, diffuser Konstrukte besteht, zu messen? Ja, zum Glück ist es fast so einfach zu bestimmen wie die Knappheit. Der Schlüssel liegt in einem einfachen Vergleich. Ein wertvolles Objekt, welches ein Verlangen bei mir auslöst, das ich daher gerne besitzen möchte und auf dem Markt nachfragen will, vergleiche ich mit einem anderen begehrenswerten Objekt. Dieses Vergleichsobjekt verändere ich solange, bis das Begehren nach dem zu bewertenden Objekt und dem Vergleichsobjekt best möglichst übereinstimmt. Hierzu muss das Vergleichsobjekt möglichst leicht in der Begierdenerweckung veränderbar sein, indem sein Wert leicht vergrößert oder verkleinert werden kann, wie dies in etwa mittels Messgewichten bei einer alten Balkenwaage möglich ist. Richtig, dieses Vergleichsobjekt, das eine einfache Messung des Wertes ermöglicht, gibt es schon und heißt in der Umgangssprache Geld.
Geld ist knapp, die Erfahrung kennt jeder, und es löst ein Verlangen bzw. vielmehr eine Gier aus, egal ob das Geld aus Gold, aus Papier oder einer Buchung im Computersystem besteht. Es ist daher wertvoll und es hat praktischerweise seinen Wert bereits aufgedruckt. Somit lässt sich aus Geld leicht ein Vergleichsobjekt zusammenstellen, mit dem der Wert anderer Sachen und Leistungen verglichen und somit bestimmt werden kann. Bei einem Kauf vergleicht der nachfragende Kunde den Angebotspreis mit seiner individuellen Präferenz. Ist der Preis niedriger, greift er möglicherweise zu, ist er höher, lehnt er das Angebot sicherlich ab.
Aus der Tatsache, dass Geld ein Messinstrument für den ökonomischen Wert ist, können wir eine oft gestellte Frage beantworten: Welchen tatsächlichen Wert hat ein 5-Euro Schein? Diese Frage ist ebenso sinnvoll wie die Frage, wie lange ein Kilometer ist oder wie schwer die Eichgewichte einer Waage sind. Geld hat immer exakt den auf ihm notierten Wert, denn die Standardisierung des Geldwertes ist nichts anderes als die Messskala der ökonomischen Wertermittlung.

Text: Ein Maßband: Ein Messinstrument, das eine Skala für die Länge anzeigt. (Bild: Simon A. Eugster, CC-BY-SA 3.0)

Text: Ein Maßband: Ein Messinstrument, das eine Skala für die Länge anzeigt. (Bild: Simon A. Eugster, CC-BY-SA 3.0)

Wenn das Geld neben der Tauschfunktion auch ein Messinstrument ist, dann muss es einen Messfehler haben, wie jedes andere Messinstrument. Derzeit wird dieses Problem durch das Konzept der Preisstabilität gelöst, indem durch eine eine gezielte Beeinflussung der Knappheit des Geldes, der Geldmengensteuerung mittels Zentralbankzinsen, das Verlangen nach Geld konstant gehalten wird und dadurch ein Messfehler ausgeschlossen werden soll. Diese Strategie stößt an ihre Grenzen. Aber weshalb? Wenn man die etwas unkonventionelle Messmethode der Preisfindung verstanden hat, sich nicht nur auf die abstrakte Knappheit des Geldes konzentriert, sondern auch die niederen, menschlichen Bedürfnisse wie die Gier nach Geld berücksichtigt, erkennt man den Denkfehler an diesem Ansatz. Die Nachfrage nach Geld ist eine Akkumulation zahlreicher individueller Messprozesse. Eine eingehender Betrachtung dieser Struktur findet bisher weder theoretisch noch praktisch statt. Eine individuelle Messung eines Marktangebots ist jedoch abhängig von der zur Verfügung stehenden Geldmenge des einzelnen Anbieters sowie des einzelnen Nachfragenden. Wie sehr die individuell zur Verfügung stehende Geldmenge die Wertmaßstäbe beeinflusst, kann jeder selbst erforschen, in dem er einmal kurz von einem Hauptgewinn im Lotto träumt! Die eigenen ökonomischen Wertmaßstäbe kommen plötzlich gewaltig ins Rutschen!
Verlässt man die individuelle Perspektive und schaut sich wieder das abstraktere Konstrukt der Nachfrage an, wird plötzlich deutlich, dass die Verteilung des Geldes eine wesentliche Determinante der unzähligen individuellen Wertmaßstäbe ist, aus der sich wiederum die Nachfrage zusammen setzt. Die Steuerung der Geldmenge allein gewährleistet daher noch nicht ein fehlerfreies Funktionieren des Wert-Messinstrumentes Geld. Es ist entscheidend, dass eine möglichst optimale Verteilung des Geldes sichergestellt ist, um die individuellen Wertmaßstäbe nicht zu sehr zu verzerren. Eine ungleiche Verteilung des Geldes führt daher zu systematischen Fehlern der Wertermittlungen, das Marktgleichgewicht kann sich nicht mehr ungestört ausbilden, die Preisfindung ist fehlerhaft und der Markt verliert seine Fähigkeit zur effektiven Steuerung der Wirtschaftsgüter.

Die angebliche Rationalität des Marktgeschehens entsteht durch die Fokussierung auf die Knappheit und dem Ignorieren der menschlichen Aspekte des Wirtschaftens. Das Problem ist nur, dass dadurch die Rolle des Geldes als eines der wichtigsten Messinstrumente, die einer Gesellschaft zur Verfügung stehen, nicht korrekt verstanden wird. Die Messgenauigkeit des Geldes kann nicht überprüft werden, da die derzeitigen Theorien der Ökonomie dafür nicht ausreichend sind. Die daraus entstehenden wirtschaftlichen Schäden bleiben unerkannt.
Geld ist eines der ältesten Messinstrumente, das die Menschheit entwickelt hat. Merkwürdigerweise ist es heute noch das am meisten missverstandene.

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Hinweis zum Autor: Dieser Artikel wurde von Marc Schanz geschrieben.

Kommentare (21)

  1. #1 JW
    10. September 2015

    Das war ja mal was ganz anderes. Aber schön verständlich. Und ein schöner Anlaß sich mal Gedanken über die Grundlagen unserer Wirtschaft zu machen. Danke für den Text.

  2. #2 Crazee
    10. September 2015

    Hmmm. So habe ich das noch nie gesehen. Danke.

  3. #3 Spritkopf
    10. September 2015

    Schließe mich JW an. Ein Beitrag, der zum Denken anregt, den ich aber dennoch kritisch sehe.

    Es ist entscheidend, dass eine möglichst optimale Verteilung des Geldes sichergestellt ist, um die individuellen Wertmaßstäbe nicht zu sehr zu verzerren.

    Was heißt “optimale Verteilung des Geldes”? Wie definiert man diese bzw. legt sie fest und inwiefern würde sie die “individuellen Wertmaßstäbe” (auch wieder so ein weicher Begriff) entzerren? Darf man die “optimale Verteilung” mit “Gleichverteilung” übersetzen, wie der Autor im nächsten Satz suggeriert?

    Eine ungleiche Verteilung des Geldes führt daher zu systematischen Fehlern der Wertermittlungen, das Marktgleichgewicht kann sich nicht mehr ungestört ausbilden, die Preisfindung ist fehlerhaft und der Markt verliert seine Fähigkeit zur effektiven Steuerung der Wirtschaftsgüter.

    Wie stellt sich der Autor das vor? Soll der Staat für Gleichverteilung des Geldes sorgen, indem z. B. Vermögen und größere Einkommen so stark besteuert werden, dass alle Marktteilnehmer grundsätzlich gleichviel Geld zur Verfügung haben? Und was, wenn ein Marktteilnehmer durch höhere Nachfrage für seine Produkte ein entsprechend höheres Einkommen erwirtschaftet? Soll ihm dies gleich wieder durch hohe Besteuerung entzogen werden und glaubt der Autor, dass für die Marktteilnehmer dennoch genügend positive Anreize dafür bestünden, die eigenen Produkte zu verbessern und damit ihren Markterfolg zu fördern?

    Oder würde in diesem Fall nicht der einzige Anreiz darin bestehen, eine Pleite zu vermeiden (was meiner Ansicht nach ein fatales Signal für Unternehmensneugründungen setzen würde)?

    Die angebliche Rationalität des Marktgeschehens entsteht durch die Fokussierung auf die Knappheit und dem Ignorieren der menschlichen Aspekte des Wirtschaftens.

    Die angebliche Rationalität des Marktgeschehens ist keine. Der Markt ist ein System mit vielen Variablen, die per sé nicht alle vorhersagbar sind und von denen mindestens eine in der Irrationalität der Marktteilnehmer besteht. Eine Irrationalität, die immer vorhanden sein wird, egal wie das Geld verteilt ist.

  4. #4 Marc
    10. September 2015

    @Spritkopf

    Was heißt “optimale Verteilung des Geldes”?

    In diesem Zusammenhang meine ich die optimale Verteilung in Hinsicht auf die Eigenschaften des Geldes als Messinstrument. Geld hat aber noch weitere Funktionen, es muss auch die Ungleichheit, die durch das Wirtschaften entsteht, abbilden. Diese Funktionen stehen in einem offensichtlichen Widerspruch. Ich möchte dafür keine Lösung anbieten, da ich ohnehin nicht glaube, dass es keine optimale gibt, sondern ich möchte eine Diskussion darüber anstoßen.

    Die angebliche Rationalität des Marktgeschehens ist keine.

    D’accord, ich wollte dem homo oeconomicus nur etwas Irrationales beigeben 😉

    @JW, @Crazee

    Danke 🙂

  5. #5 Hans
    10. September 2015

    Zuerst einmal: guter Text, sehr schön erklärt.

    Dann @Spritkopf, #3:

    Was heißt “optimale Verteilung des Geldes”?

    Ich bin zwar nicht der Autor, würde das aber an den Bedürfnissen des Menschen fest machen. Dabei unterscheide ich zunächst zwischen Grund- oder Basisbedürfnissen und erweiterten, individuellen Bedürfnissen. Zu den Grundbedürfnissen zähle ich drei Dinge: Ein sicheres Dach über dem Kopf, genug zum Anziehen und genug zum essen. Das genug bedeutet in diesem Fall das Minimum, bei der Bekleidung also etwa 2 Garnituren Ober- und Unterbekleidung, so dass immer eine gerade getragen werden kann, während die andere in der Wäsche ist, sowie Schutzkleidung für bestimmte, eher als unangenehm empfundene Wetterlagen. Also zum Beispiel Regenschutzkleidung.
    Mit genug zum Essen meine ich, dass der Mensch soviel hat, dass er jeden Tag satt werden kann und in der Lage ist, seinen Alltag zu bewältigen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
    Dann kommen die erweiterten Bedürfnisse, wozu ich individuelle Interessen zähle. Das wären bei Hobbyastronomen also etwa Teleskope und Zubehör, bei anderen Bücher oder ausreichend Geld für Kino oder Theaterbesuche. Also die Dinge, die der Mensch braucht, um seinen individuellen Interessen nachgehen zu können, bzw. seine individuellen Bedürfnisse befriedigen zu können.
    Nachdem das jetzt geklärt ist, zu meiner Antwort auf die Frage: Demnach wäre die optimale Verteilung des Geldes jene, die es ermöglicht, die Grundbedürfnisse immer vollständig zu befriedigen und es ausserdem ermöglicht, die individuellen Bedürfnisse in Teilen zu befriedigen. An dieser Stelle kommt die Statistik ins Spiel, die ein paar Mittelwerte dafür heraus finden muss, wieviel zur befriedigung der individuellen Bedürfnisse erforderlich ist. Der Median dessen, was dabei heraus kommt, sollte zur optimalen Verteilung dazu gehören. Das würde auf eine relative Gleichverteilung hinaus laufen, die aber eine gewisse Schwankungsbreite zulässt. Nur sollte diese Schwankungsbreite nicht zu gross sein, aber das führt dann schon über den Inhalt dieses Beitrages hinaus.

    Wie definiert man diese bzw. legt sie fest und inwiefern würde sie die “individuellen Wertmaßstäbe” (auch wieder so ein weicher Begriff) entzerren?

    Auf diese Frage hab ich zum Teil ja auch schon eine Antwort gegeben, indem ich die erweiterten Bedürfnisse mit einbezogen habe. Wie die “individuellen Wertmassstäbe” da mit einfliessen, ist eine Sache, wo man sich als Gesellschaft drüber verständigen muss. Bzw. ersteinmal dürfte es Aufgabe der Sozialwissenschaften sein, heraus zu finden, welche Wertmassstäbe wirklich individuell sind und welche doch nicht so wirklich. Denn einige “Individualitäten” dürften häufiger vorkommen als andere. Und anhand dieser Erkenntnisse der “SoWis” ist eine gesellschaftübergreifende Debatte zu führen, in der festgelegt wird, wie die optimale Verteilung des Geldes aussehen soll. Diese Festlegung kann erfahrungsgemäss natürlich nur vorübergehend sein. Deshalb muss sie alle paar Jahre erneut geführt werden, und entsprechend der Veränderungen von Lebensstandards, und/oder veränderten Bedürfnissen angepasst werden.
    P.S. ja ich weis, das setzt auch eine bestimmte Gesellschaftsstruktur voraus, aber die unterstelle ich hier einfach mal als gegeben, bzw. durch das Erziehungs- bzw. Bildungswesen entwickelt.

  6. #6 Withold Ch.
    10. September 2015

    Der Artikel beginnt zum ersten mit einem schön zweideutigen Titel und tangiert zum zweiten, wie der erste Beitrag des Wettbewerbs, “mehr oder weniger” meine Aufmerksamkeit und Befindlichkeit (… etwa, “das Leben ist einfach zu gefährlich”, und, “Unfortunately I’am not a businessman” …) Aber solange der Himmel nicht auf den Kopf fällt und am Ende des Monats noch was übrig bleibt, ist es okay.

    Nein, Ich finde den Artikel interessant, gut geschrieben. Es ist notwendig, dass zur Abwechslung auch auf die Problematik der aktuellen Ökonomie “ein wenig” näher eingegangen wird. Also ein Thema, das sich hervorragend zum Streiten und Diskutieren eignet.

    Ich stimme Spritkopf (# 3) zu, wenn er auf die Irrationalität des Marktes und somit der Ökonomie und des Geldwesens hinweist. Demzufolge sind wirtschaftliche Zusammenbrüche letztlich unvermeidbar und im Verlauf der Geschichte auch immer wieder vorgekommen.

    Wir reden immer vom technischen Fortschritt, der unser Leben, angeblich und/oder tatsächlich, komfortabler und sicherer machen soll. Können wir im gleichen Masse auch von einem ökonomischen Fortschritt sprechen, der das Leben unter den Individuen und zwischen den Völkern ausgeglichener, friedvoller und gerechter macht, – mal abgesehen von den Erleichterungen im internationalen Zahlungsverkehr, und dass ich, egal wo auf der Welt ich mich eben befinde, mittels einer fünf Gramm schweren Plastikkarte Zugriff auf mein Konto habe? Und im Supermarkt jederzeit Bananen kaufen kann? Und, und, und …

    Etwas polemisch formuliert könnte man sagen, tatsächliche Ökonomie war und ist immer eine Veranstaltung zwischen Bling-Bling, also der schamlosen bis lächerlichen Zurschaustellung und Genuss von Reichtum und Überfluss und ziemlich verschwiegenem Geschachere und intransparenten Transaktionen, nicht mehr unbedingt in unterirdischen Bunkern, sondern hinter modernen Glassfassaden, bis hin zum geduldigsten Anhäufen und geizigsten Zurückhalten von ungeheuer grossen Vermögenswerten zwecks Steuerung.

    Der Titel des Artikels mag ja noch die Hoffnung suggerieren, dass Ökonomie auch nach rationalen Gesichtspunkten funktionieren täte oder könnte, Steuerung möglich wäre und Fehlentwicklungen durch kluge Interventionen abgebremst werden könnten, und dass es einigermassen gesittet zu und her gehen könnte.

    Die Konsequenz unserer Ökonomie, also die Wahrheit, ist aber, dass die grosse Mehrheit der Menschen dazu verdammt ist, unter Stöhnen und Ächzen mehr oder weniger gute Schuldner zu sein, wenn sie nicht schon vorher vertrieben und verhungert sind.

    (Zur Lektüre kann ich das Buch von David Graeber, Schulden, empfehlen, – insofern bin ich natürlich im Moment etwas voreingenommen …
    Zitat daraus:

    “Edelmetalle sind der Begleiter des Krieges,
    nicht des friedlichen Handels.”

    Geoffrey W. Gardiner)

  7. #7 Neirgara
    10. September 2015

    @Spritkopf

    Ich bin zwar nur Laie, aber erfreulicherweise ist der Text so geschrieben worden, dass ihn ein Laie wie ich gut verstehen kann.

    Davon ausgehend, dass dem Autor genau das gelungen ist, verstehe ich das folgendermaßen:

    “Was heißt “optimale Verteilung des Geldes”? Wie definiert man diese bzw. legt sie fest und inwiefern würde sie die “individuellen Wertmaßstäbe” (auch wieder so ein weicher Begriff) entzerren? Darf man die “optimale Verteilung” mit “Gleichverteilung” übersetzen, wie der Autor im nächsten Satz suggeriert?”

    Geld kann nur als Messfaktor funktionieren, wenn es in der Lage ist einen akkuraten Durchschnitt wiederzuspiegeln.

    Wenn z.B. 30% der Menschen in Besitz von 80% des Geldes sind, dann weichen die Wertvorstellungen dieser Personen stark von den Vorstellungen der anderen 70%, welche lediglich 20% des Geldes besitzen. (siehe Beispiel des Autors zum Lottogewinn).

    In der Wahrnehmung des Messwertes werden diese zwei Punkte aber höchstwahrscheinlich nicht ausreichend berücksichtigt, so dass der wiedergespiegelte Wert nicht absolut akkurat ist.

    “Wie stellt sich der Autor das vor? Soll der Staat für Gleichverteilung des Geldes sorgen, indem z. B. Vermögen und größere Einkommen so stark besteuert werden, dass alle Marktteilnehmer grundsätzlich gleichviel Geld zur Verfügung haben? Und was, wenn ein Marktteilnehmer durch höhere Nachfrage für seine Produkte ein entsprechend höheres Einkommen erwirtschaftet? Soll ihm dies gleich wieder durch hohe Besteuerung entzogen werden und glaubt der Autor, dass für die Marktteilnehmer dennoch genügend positive Anreize dafür bestünden, die eigenen Produkte zu verbessern und damit ihren Markterfolg zu fördern?”

    Einem tüchtigen Unternehmer direkt seinen Mehrgewinn wegzunehmen wäre natürlich nicht fair und hätte die von dir geschilderten Folgen.

    So wie ich es verstehe geht es aber auch nicht darum, Jemandem den Gegenwert seiner Leistung (den Geld zusätzlich zur Messfunktion ebenfalls darstellt) zu verwehren, sondern darum, dass das “Horten” von Geld zu einer Verknappung führt, was wiederum eine Verzerrung zur Folge hat.

    Also würde es bereits ausreichen, wenn der tüchtige Geschäftsmann eine Inzcentivierung erhält, sein Geld in ausreichendem Maße auszugeben, egal ob für privaten Schnickschnack oder Neuinvestitionen.

  8. #8 BreitSide
    Beim Deich
    10. September 2015

    Abo 🙂

  9. #9 Tim
    10. September 2015

    “Marktgleichgewicht”?

    Was meinst Du denn damit? Es gibt auf keinem Markt ein Gleichwert. Märkte pendeln immer mehr oder weniger stark. Genau das macht Marktwirtschaften ja so stabil im Vergleich zu Planwirtschaften.

  10. #10 Nemesis
    Hel
    10. September 2015

    @Marc Schanz

    Vielen Dank für die intelligente Analyse der ökonomischen Vermessenheit ! Ich möchte noch anmerken, dass die Ökonomie sich gerne in wissenschaftliche Gewänder kleidet- aber sie ist keine Wissenschaft:

    Welche religiösen Elemente sind im Kapitalismus enthalten? Was charakterisiert seine symbolische Gewalt, mit der er nicht nur seine Hegemonie über die Gesellschaft manifestiert, sondern gleichzeitig auch die religiöse Ideologie des Kirchenapparats als Herrschaftsform abgelöst hat?…

    https://le-bohemien.net/2014/02/13/geld-und-gott-kapitalismus-als-religion/

    Siehe auch:

    10 reasons why economics is an art, not a science

    https://www.washingtonpost.com/business/10-reasons-why-economics-is-an-art-not-a-science/2013/08/08/7c501020-ffb5-11e2-9711-3708310f6f4d_story.html

  11. #11 meregalli
    10. September 2015

    ” Ich möchte dafür keine Lösung anbieten, da ich ohnehin nicht glaube, dass es keine optimale gibt,”
    Das war wohl ein Versprecher. Ansonsten war das ein schöner Versuch, die Zusammenhänge darzustellen, der bei mir Niete dennoch erfolglos war. Ich kapier das System der Geld und -Marktwirtschaft einfach nicht. Was Geld im Endeffekt ist, weiß ich nicht.
    Im Hinterkopf hab ich auch immer das Gefühl, dass- wenn überhaupt jemand, nur die Leute durchblicken, die es nicht notwendig haben , darüber zu sprechen, weil sie’s haben.

  12. #12 Spritkopf
    10. September 2015

    @Marc

    In diesem Zusammenhang meine ich die optimale Verteilung in Hinsicht auf die Eigenschaften des Geldes als Messinstrument. Geld hat aber noch weitere Funktionen, es muss auch die Ungleichheit, die durch das Wirtschaften entsteht, abbilden. Diese Funktionen stehen in einem offensichtlichen Widerspruch.

    Der Anspruch, Geld zu einem perfektem Messinstrument zu machen, ist überzogen. Er ist genauso inhärent unmöglich wie der Versuch, eine Spannung oder eine Stromstärke zu messen, ohne dass diese von der Messung beeinflusst werden. Wozu auch willst du die Beeinflussung durch einen Faktor wie den individuellen Wunsch, mehr Geld besitzen zu wollen, verhindern, wenn du im Gegenzug andere und viel stärker verzerrende Faktoren wie etwa eine weitgehende Umverteilung des Geldes einführen musst, um dieses Ziel zu erreichen.

    Schade, dass du auf meine sonstigen Fragen nicht eingegangen bist.

    @Hans

    Ich bin zwar nicht der Autor, würde das aber an den Bedürfnissen des Menschen fest machen. Dabei unterscheide ich zunächst zwischen Grund- oder Basisbedürfnissen und erweiterten, individuellen Bedürfnissen.

    Ich habe meine Zweifel, ob das vom Autor so gemeint war. Aber ok, er liest ja mit und kann das klarstellen.

    Demnach wäre die optimale Verteilung des Geldes jene, die es ermöglicht, die Grundbedürfnisse immer vollständig zu befriedigen und es ausserdem ermöglicht, die individuellen Bedürfnisse in Teilen zu befriedigen.

    Das heißt, du hältst zwar den Artikel für eine gute Erklärung, aber dir geht es im Gegensatz zum Autor gar nicht darum, die Funktion des Geldes als Messinstrument für die Wertermittlung von materiellen Gütern zu verbessern. Sondern allein darum, dass niemand mehr als ein bestimmtes Maximum besitzen darf. Wie hoch dieses Maximum liegt, wird von irgendeiner Kommission festgelegt (aber anscheinend nicht besonders hoch, weil zwei Garnituren Unterwäsche reichen müssen und auch schon das Bedürfnis nach Büchern oder Kinobesuchen lt. deinem Kommentar nur zu Teilen befriedigt werden muss). Für mich ist sowas zwar eine gruselige Vorstellung, aber gut, jeder hat seine eigene Meinung…

    @Neirgara

    Geld kann nur als Messfaktor funktionieren, wenn es in der Lage ist einen akkuraten Durchschnitt wiederzuspiegeln.
    Wenn z.B. 30% der Menschen in Besitz von 80% des Geldes sind, dann weichen die Wertvorstellungen dieser Personen stark von den Vorstellungen der anderen 70%, welche lediglich 20% des Geldes besitzen.

    Verstehe ich nicht. Die Wertvorstellungen unterscheiden sich sowieso von Mensch zu Mensch, egal, ob jemand viel Geld hat oder nicht. Inwiefern soll das Einfluss auf das Geld als Messfaktor haben? Den hätte es nur dann, wenn jemand (oder eine kleine Gruppe von Personen) schon aufgrund seiner bzw. ihrer Kaufkraft die Preise einer Ware in eine bestimmte Richtung lenken könnte. Wenn das überhaupt passiert, dann handelt es sich dabei üblicherweise um hochpreisige Waren, für die der Durchschnittsverbraucher sowieso nicht die Zielgruppe darstellt.

    So wie ich es verstehe geht es aber auch nicht darum, Jemandem den Gegenwert seiner Leistung (den Geld zusätzlich zur Messfunktion ebenfalls darstellt) zu verwehren, sondern darum, dass das “Horten” von Geld zu einer Verknappung führt, was wiederum eine Verzerrung zur Folge hat.

    Das ist nicht das, was der Autor schreibt, denn er erwähnt ja ausdrücklich die Geldmengensteuerung durch Zentralbanken. Davon abgesehen, dass das Horten von Geld (sofern es nicht gerade unter der Matratze geschieht) keine Verknappung zur Folge hätte, da das, was als Guthaben auf einem Bankkonto liegt, ja von der Bank an jemand anderes als Kredit weiterverliehen werden kann.

    Anscheinend sieht er eher schon die reine Nachfrage nach Geld (er drückt es als das “niedere Bedürfnis der Gier nach Geld” aus) als verzerrendes Element des Wertmaßstabes Geld an. Aber besser erklärt er das selbst.

  13. #13 Marc Schanz
    10. September 2015

    @Hans

    Und anhand dieser Erkenntnisse der “SoWis” ist eine gesellschaftübergreifende Debatte zu führen, in der festgelegt wird, wie die optimale Verteilung des Geldes aussehen soll.

    Wenn in die Verteilung des Geldes eingeriffn werden soll, dann bitte über Steuern. Gewünschte Aktionen entlasten, unerwünschte verteuern.

    @Withold Ch.

    Der Titel des Artikels mag ja noch die Hoffnung suggerieren, dass Ökonomie auch nach rationalen Gesichtspunkten funktionieren täte oder könnte, Steuerung möglich wäre und Fehlentwicklungen durch kluge Interventionen abgebremst werden könnten, und dass es einigermassen gesittet zu und her gehen könnte.

    Die Konsequenz unserer Ökonomie, also die Wahrheit, ist aber, dass die grosse Mehrheit der Menschen dazu verdammt ist, unter Stöhnen und Ächzen mehr oder weniger gute Schuldner zu sein, wenn sie nicht schon vorher vertrieben und verhungert sind.

    Ja, ich halte einen rationalen Umgang mit Schulden für möglich. Alles Leid wird das nicht beenden, aber einen beachtlichen Anteil schon.

    @Neirgara

    So wie ich es verstehe geht es aber auch nicht darum, Jemandem den Gegenwert seiner Leistung (den Geld zusätzlich zur Messfunktion ebenfalls darstellt) zu verwehren, sondern darum, dass das “Horten” von Geld zu einer Verknappung führt, was wiederum eine Verzerrung zur Folge hat.

    Geldhortung verhindert man effektiv durch Inflation. Weichwährungen sind daher nicht so schlecht wie ihr Ruf.

    @Tim

    Es gibt auf keinem Markt ein Gleichwert. Märkte pendeln immer mehr oder weniger stark.

    Mir geht es um die Gründe, was beeinflusst das Marktgleichgewicht. Sind es nur Angebot und Nachfrage, wie es die Ökonomie lehrt, oder sind doch weitere Faktoren involviert wie Irrationalitäten oder die Verteilung des Geldes?

    @Spritkopf

    Der Anspruch, Geld zu einem perfektem Messinstrument zu machen, ist überzogen.

    Es ist sogar mehr, denn es ist schlicht unmöglich. Mein Thema ist daher ein anderes: Ist unser Geld zu kaputt?

    Wozu auch willst du die Beeinflussung durch einen Faktor wie den individuellen Wunsch, mehr Geld besitzen zu wollen, verhindern, wenn du im Gegenzug andere und viel stärker verzerrende Faktoren wie etwa eine weitgehende Umverteilung des Geldes einführen musst, um dieses Ziel zu erreichen.

    Umverteilung erzeugt keine Kosten, Die Rentner freuen sich über unser Umverteilungssystem, die Arbeitenden stöhnen über die Lohnnebenkosten, aber in der Summe ist alles Null. Bei der Umverteilung wechselt Geld nur den Besitzer.
    Ungleichheit ist aus vielen Gründen notwendig, zum einen wie du sagst das Bedürfnis nach mehr Geld gegebüber den anderen zu befriedigen. Die entscheidende Frage ist, können wir jedes Ausmaß an Ungleichheit tolerieren.

    Anscheinend sieht er eher schon die reine Nachfrage nach Geld (er drückt es als das “niedere Bedürfnis der Gier nach Geld” aus) als verzerrendes Element des Wertmaßstabes Geld an.

    Nein, ich meine es so wie @Neirgara es verstanden hat: Die ungleiche Verteilung des Geldes führt zu Verzerrungen.

  14. #14 Artur57
    10. September 2015

    These ist, eine optimale Geldverteilung würde die Nachfrage entzerren und beispielsweise den Zwang zum Kauf billiger Lebensmittel reduzieren. Ja schon, das ist auch seit Langem bekannt. Es ist aber nicht so evident, dass es die Politik zu entsprechendem Handeln bewegt, sie ist eher gegenteilig unterwegs, siehe Hartz IV etc. Da wir nun aber ein wissenschaftliches Forum sind, sollten wirt auch einmal den Aspekt der Innovation einbringen. Ja, den gibt es.

    Das Gerät, vor dem wir da sitzen, ich sage mal ein PC, ist das Beste, was wir je hatten. Seit den 80-ern wird es ständig verbessert und dabei auch noch billiger. Möglich ist das durch die konstante Massennachfrage nach diesen Geräten, die die Innovation getrieben hat. Es ist nicht wie beim Auto, wo sich die Klimaanlage erst nur Reiche leisten konnten und sie dadurch billiger und daher erschwinglich machten. Nein, beim PC hat stets die Massennachfrage die Innovation getrieben.

    Beginnend in den 80-er Jahren, als ganze Heerscharen diese aus heutiger Sicht völlig überteuerten und miserablen Geräte zu erwerben. Aber das ist der Punkt: die Einkommensverteilung war damals so flach, dass sich auch die unteren Einkommen ein solches Gerät leisten konnten. Das hat sich ziemlich radikal geändert. Die Einkommenspyramide ist deutlich steiler geworden und wir haben eine große Zahl an Geringverdienern, die unter vergleichbaren Umständen nicht die entsprechende Nachfrage entfalten können.

    Das ist die Frage: wenn der PC erst heute erfunden würde, hätte er dann auch so einen durchschlagenden Erfolg? Wohl nicht und zwar aus diesem Grunde. Es wäre mit Sicherheit viel langsamer gegangen, wenn es nicht überhaupt mit einem Flop geendet hätte.

  15. #15 Hans
    10. September 2015

    @Spritkopf, #11

    Das heißt, du hältst zwar den Artikel für eine gute Erklärung, aber dir geht es im Gegensatz zum Autor gar nicht darum, die Funktion des Geldes als Messinstrument für die Wertermittlung von materiellen Gütern zu verbessern.

    Das hab ich nicht gesagt. An der Funktion des Geldes zur Wertermittelung von Gütern lässt sich sicher noch einiges verbessern.

    Sondern allein darum, dass niemand mehr als ein bestimmtes Maximum besitzen darf.

    Die Idee, dass Individuen nicht mehr als ein bestimmtes Maximum besitzen dürfen, ist mir zwar sympatisch, aber darum geht es mir nicht.

    Wie hoch dieses Maximum liegt, wird von irgendeiner Kommission festgelegt

    Ne! Wenn, dann wird das durch eine gesellschaftliche Debatte festgelegt, die in allen Punkten öffentlich zu verlaufen hat.

    (aber anscheinend nicht besonders hoch, weil zwei Garnituren Unterwäsche reichen müssen und auch schon das Bedürfnis nach Büchern oder Kinobesuchen lt. deinem Kommentar nur zu Teilen befriedigt werden muss). Für mich ist sowas zwar eine gruselige Vorstellung, aber gut, jeder hat seine eigene Meinung…

    Da hab ich mit der Knappheit etwas überzogen, damit klar wird, worauf ich hinaus wollte. Tatsächlich gibt es dazu doch den sogenannten Warenkorb, der alle Jahre wieder vom Statistischen Bundesamt ermittelt wird. Der ist zur Ermittelung der Grundbedürfnisse heran zu ziehen. Ich hab ja oben geschrieben:

    anhand dieser Erkenntnisse der “SoWis” ist eine gesellschaftübergreifende Debatte zu führen, in der festgelegt wird, wie die optimale Verteilung des Geldes aussehen soll. Diese Festlegung kann erfahrungsgemäss natürlich nur vorübergehend sein. Deshalb muss sie alle paar Jahre erneut geführt werden, und entsprechend der Veränderungen von Lebensstandards, und/oder veränderten Bedürfnissen angepasst werden.

    Innerhalb dieser Debatte müssen dann auch die Veränderungen des Warenkorbs diskutiert werden, denn diese Änderungen wirken sich natürlich auch auf die neu- bzw. umverteilung des Geldes aus. Natürlich sollen sich interessierte auch etwas teurere Hobbies wie etwa Freeclimbing, Bergwandern (also mehrtägige Hüttentouren) oder andere Tätigkeiten leisten können. Dazu wäre dann auch wieder eine gesellschaftliche Diskussion nötig, bzw. das muss Bestandteil der schon genannten Diskussion sein, damit auch da ein gesellschaftlicher Konsens über den finanziellen Rahmen gefunden wird. Was meiner Meinung nach mit Schwierigkeiten verbunden sein sollte, wäre etwa die Unterhaltung einer Luxusyacht, die eher einem privaten Kreuzfahrtschiff ähnelt, also solche Teile ab ca. 20 metern Länge. – Und damit mich auch da niemand falsch versteht: Ich meine nicht, dass das unmöglich sein soll, aber doch so teuer, dass Anschaffung und Unterhaltung für Einzelpersonen zu teuer ist.

  16. #16 Hans
    10. September 2015

    #13 Marc Schanz

    @Hans
    Wenn in die Verteilung des Geldes eingeriffn werden soll, dann bitte über Steuern. Gewünschte Aktionen entlasten, unerwünschte verteuern.

    Einverstanden. Aber die Steuerdebatte darf und sollte auch öffentlich geführt werden. Dabei sollten alle Beteiligten angemessen zu Wort kommen, was derzeit ja eher nicht der Fall ist.

  17. #17 Tim
    11. September 2015

    @ Marc Schanz

    Sind es nur Angebot und Nachfrage, wie es die Ökonomie lehrt, oder sind doch weitere Faktoren involviert wie Irrationalitäten oder die Verteilung des Geldes?

    Es bestreitet doch wirklich niemand mehr, daß Märkte nicht rational sind. Wir sind nicht mehr in den 60ern. 🙂

  18. #18 Marc Schanz
    11. September 2015

    @Tim

    Es bestreitet doch wirklich niemand mehr, daß Märkte nicht rational sind. Wir sind nicht mehr in den 60ern.

    Wenn es so wäre, gäbe es einen Stress-Faktor für Märkte, der anzeigt, ob sich ein Markt aktuell rational oder vielmehr irrational verhält. Die Ökonomie hätte ein Sammelsurium an Instrumenten entwickelt, um diesen Faktor so exakt wie möglich zu schätzen.
    Es ist ja nicht so, dass es gar nichts gibt. Es gibt diesen Banken-Stress-Test, der zwar nicht Märkte, dafür Marktakteure analysiert. Oder Risikoanalysen von Märkten, die sich jedoch lesen wie Horoskope. Mir fehlt in der Ökonomie in Bezug auf Irrationalitäten der theoretische Unterbau und eine methodisch korrekte Erfassung des Phänomens.

  19. #19 Dampier
    11. September 2015

    Interessanter Artikel, gute Diskussion.

    Ich bin ja ein Freund des bedingungslosen Grundeinkommens, aber das Fass will ich jetzt nicht aufmachen 😉

  20. #20 BreitSide
    Beim Deich
    11. September 2015

    Da bist Du nicht der Einzige 🙂

  21. #21 gaius
    12. September 2015

    Stimmt 🙂