Die Erde ist eine Kugel. Das wissen alle, nur im dunklen Mittelalter war man so dumm und dachte, sie wäre eine Scheibe. Erst Kolumbus konnte mit seiner Fahrt nach Amerika beweisen, dass sie rund ist! Oder vielleicht doch nicht? Genau – das ist alles falsch. Ja, auch das mit “Die Erde ist eine Kugel”. Und wie es wirklich ist, erfahrt ihr in der neuen Folge der Sternengeschichten!
Die Folge könnt ihr euch hier direkt als YouTube-Video ansehen oder direkt runterladen.
Den Podcast könnt ihr unter
abonnieren beziehungsweise auch bei Bitlove via Torrent beziehen.
Am einfachsten ist es, wenn ihr euch die “Sternengeschichten-App” fürs Handy runterladet und den Podcast damit anhört.
Die Sternengeschichten gibts natürlich auch bei iTunes (wo ich mich immer über Rezensionen und Bewertungen freue) und alle Infos und Links zu den vergangenen Folgen findet ihr unter https://www.sternengeschichten.org.
Transkription
Sternengeschichten Folge 146: Kugel oder Scheibe – Welche Form hat die Erde?
Die Erde ist eine Kugel! Das weiß jeder; nur im Mittelalter waren alle so dumm und dachten, sie wäre eine flache Scheibe und erst Christoph Kolumbus konnte mit seiner Fahrt nach Amerika beweisen, dass sie doch eine Kugel ist.
Oder vielleicht doch nicht? Natürlich IST die Erde ein Kugel. Aber zumindest die Sache mit dem dummen Mittelalter und Christoph Kolumbus ist ein bisschen anders, als es sich viele Menschen vorstellen. Man muss nämlich schon ziemlich weit in der Vergangenheit zurück gehen, um zu einer Zeit zu gelangen in der die Menschen tatsächlich der Meinung waren, wir würden auf einer flachen Scheibe leben.
In der vorgeschichtlichen Zeit war die Vorstellung einer flachen Erde sicherlich weit verbreitet. Sie erschien ja auch logisch: Wenn man die Umgebung betrachtet und von Dingen wie Bergen oder Tälern absieht, dann sieht die Erde ja auch flach aus. Am Himmel kann man Sonne und Mond sehen, die ebenfalls wie flache Scheiben aussehen. Und wenn man keine umfassenden wissenschaftlichen Betrachtungen anstellt, ist die Folgerung, dass die Erde tatsächlich flach ist, nur logisch.
Auch in den antiken Zivilisationen von Ägypten, China oder Mesopotamien wurde die Erde als flach beschrieben. Man stellte sie sich als Scheibe vor, die auf einem großen Ozean schwimmt, der sie auf allen Seiten umgibt. Vor knapp 3000 Jahren hat der griechische Dichter Homer so eine Beschreibung in Form des “Schilds des Achilles” in sein Ilias-Epos eingebaut. Später, als sich in Griechenland die ersten Formen einer wissenschaftlichen Betrachtung der Welt entwickelt haben, änderte sich dann aber auch bald die Vorstellung von der Form der Erde.
Aristoteles gab in seiner Schrift “Über den Himmel” vor knapp 2400 Jahren zum Beispiel mehrere Gründe an, warum die Erde kugelförmig sein musste. Als seefahrende Nation wusste man in Griechenland natürlich, dass bei Schiffen die sich von der Küste entfernen, zuerst der Rumpf hinter dem Horizont verschwindet und dann erst die Segel und der Mast. Wäre die Erde flach, sollte das eigentlich nicht passieren – wenn die Erde aber eine Kugel ist, dann ist dieses Verhalten leicht verständlich. In der griechischen Antike hatte man auch Kontakt mit Gelehrten in anderen Ländern und konnte so verschiedene Beobachtungen vergleichen. Aristoteles stellte fest, dass Sternbilder unterschiedlich hoch am Horizont stehen, je nachdem ob man sich weiter nördlich oder südlich auf der Erde befindet. Auch das macht nur Sinn, wenn die Erde kugelförmig ist. Und wenn man den Schatten betrachtet, den die Erde bei einer Mondfinsternis auf den Mond wirf, dann ist der ebenfalls rund.
All das sind auch aus heutiger Sicht nachvollziehbare und gültige Argumente für eine Kugelform der Erde. Ein wenig später gelang es dann dem Philosophen Eratosthenes in einem heute klassischen Experiment, tatsächlich den Umfang der Erdkugel zu messen. Er wusste, dass an einem bestimmten Tag die Sonne über der Ortschaft Syene im südlichen Ägypten exakt im Zenit, also exakt über dem Kopf eines Beobachters steht. Weiter nördlich, in Alexandria an der Küste, konnte Eratosthenes aber messen, das ein senkrecht auf dem Boden stehender Stab einen Schatten wirft was nur der Fall sein kann, wenn die Sonne nicht senkrecht darüber steht, sondern – wie die Messungen ergaben – unter einem Winkel von 7 Grad einfällt. Eine gedachte Linie die vom Erdmittelpunkt über Syene zur Sonne führt bildet also mit einer gedachten Linie vom Erdmittelpunkt bis nach Alexandria ebenfalls einen Winkel von 7 Grad. Ein voller Kreis hat 360 Grad; der Winkel zwischen Syene und Alexandria ist knapp ein Fünfzigstel davon. Die komplette Länge des Erdumfangs muss daher auch ungefähr der 50fachen Distanz zwischen den beiden Städten entsprechen. Und da Eratosthenes auch den Abstand zwischen Syene und Alexandria kannte, war der Rest einfach. Er kam auf einen Wert von circa 40.000 Kilometer was dem echten Wert von 40.007 Kilometer extrem nahe kommt.
Kommentare (44)