Meine Diplomarbeit war mittlerweile schon wieder zur Korrektur bei meinem Prof, der sie diesmal schneller wieder zurückschickte, und ich musste nur noch Kleinigkeiten ändern.
Episode 5) … Passierschein A 38?
Im Zuge des bürokratischen Wahnsinns mussten wir auch das Formular über die Bewilligung unserer 48h Wahlfächer einreichen, wofür wir dann einen Bescheid ausgestellt bekämen. Bei einem Individuellen Diplomstudium muss man nämlich ALLES extra beantragen und bescheinigen lassen. Nach einigen Gesprächen mit diversen KollegInnen stand fest: Formular ausfüllen, in ein Kuvert stecken, dieses beschriften und in “einen der blauen Briefkästen” vor den Inskriptionsbüros auf der Hauptuni schmeißen. Gesagt getan, mein überaus akribisch beschriftetes Kuvert landete in einem blauen Briefkasten, und ich machte mich darauf gefasst, mindestens zwei Wochen auf Antwort zu warten. Nach besagter Zeit ohne jegliche Antwort, suchte ich mir die zuständige Dame heraus und schrieb ihr ein E-Mail, ob alles angekommen sei und schon bearbeitet würde. Zur Sicherheit schickte ich an das andere Büro selbiges E-Mail noch einmal. Jeweils mit Priorität “sehr hoch”! Tagelang keine Antwort. Schließlich versuchte ich es per Telefon. Die Dame, die sich der Dringlichkeit unserer Sache völlig bewusst war, teilte uns verwundert mit, dass diese Formulare nie bei ihr angekommen waren. Aber sie würde sich auf die Suche machen. Kurz darauf folgte ihr Rückruf: unsere Formulare waren zwar im anderen Büro angekommen, aber dort am Stapel für “Unzuweisbares” abgelegt worden.
Es beruhigt mich übrigens sehr, dass es einen solchen Stapel gibt! Leute, die sich nicht auskennen, können dort alles draufschmeißen und müssen sich nie wieder drum kümmern. Ich frage mich, wie viele andere Studenten noch auf wichtige Formulare warten, nur weil irgendwelche faulen Bürokraten zu blöd waren, bei der angegeben E-Mail-Adresse des Studierenden nachzufragen. Oder ihre E-Mails zu lesen, in denen man bereits detailgenau beschrieben hatte, worum es sich handelte und was damit geschehen sollte.
Nein, das Kuvert mit meinem Namen, meiner Matrikelnummer und der Beschriftung “Formular zur Bewilligung der 48h Wahlfächer für das IDS Keltologie” sind “unzuweisbar” und werden im Büro nebenan verzweifelt erwartet/gesucht.
Danke dafür!
In weniger als einer Woche war besagtes Formular übrigens bewilligt und wir konnten unsere Bescheide auf der Uni abholen.
Episode 6) Tramp-Stamp…?
Februar 2015:
Spätestens am SA 28. Februar mussten unsere Diplomarbeiten hochgeladen werden. Spätestens eine Woche danach (SA 7. März) musste die DA in gedruckter Form abgegeben werden, inklusive allen anderen Formularen, Bescheiden und natürlich dem 2. Studienabschnitt. Es reichte übrigens nicht, monatelang eine DA zu schreiben und diese dann abzugeben. Nein, man musste auch ein Formular abgeben, um eine Benotung dieser anzusuchen. Man könnte ja zum Spaß eine DA geschrieben haben und gar keine Note dafür bekommen wollen…
Mein 2. Studienabschnitt musste vor dem Einreichen jedoch noch von der freundlichen Sekretärin überprüft und abgestempelt werden. Da ich mittlerweile auch wirklich alle Noten beisammen hatte, wollte ich das natürlich so schnell wie möglich erledigt haben. Leider hatte die Dame beschlossen, während der heißen Phase eines auslaufenden Studiums 3 Wochen in Urlaub zu gehen, und erst am Mittwoch, den 4. März zurückzukommen. Ihre Sprechstunden am DO 5. und FR 6. März waren natürlich schon zum Bersten voll. Und wir wissen ja bereits, wie sie reagierte, wenn man es wagte sie zu stören…
Das SSC, wo wir das Konglomerat an Formularen, Bescheiden, DAs und Studienabschnitten abgeben mussten, hatte prinzipiell an Freitagen, Wochenenden und Montagen geschlossen. Also musste alles am ausgebuchten DO 5. März irgendwie erledigt werden.
Also belästigten wir in der Zwischenzeit die nette Studentin, welche in der Urlaubszeit die Vertretung der Sekretärin war. Diese war zwar berechtigt unsere Abschnitte zu kontrollieren, jedoch NICHT, diese auch abzustempeln. Jeder Versuch der Vertretung, Kontakt mit der Sekretärin aufzunehmen scheiterte. Über drei Ecken erfuhren wir irgendwann, dass die Sekretärin angeblich doch schon am MI den 4. März im Büro sein würde, obwohl es für diesen Tag KEIN Doodle online gab.
Waghalsig beschlossen mein Freund und ich also, gleich am Mittwoch in der Früh unser Glück zu versuchen und bereiteten uns geistig auf psychologische Kriegsführung vor. Bewaffnet mit unseren Studienabschnitten und allerhand Argumenten und Beschimpfungen klopften wir an ihrer Türe an…
Eine vom Urlaub völlig erholte und freundliche Sekretärin öffnete uns, strahlte uns an und fragte ihre obligatorische “Sind Sie im Doodle eingetragen?” -Frage. Als wir ihr erklärten, dass es kein Doodle gab, war sie verblüfft, und erklärte lachend, dass sie das wohl vergessen hätte. Sie hatte sich schon gewundert, warum niemand kam. Aber kein Problem, wir sollten reinkommen, uns setzen, und alles würde erledigt werden. Sie stempelte alles ab, heftete Zusammengehörendes sogar für uns zusammen, lobte uns, wie schön wir alles angestrichen und ausgefüllt hätten, gratulierte und beglückwünschte uns hundert Mal für unsere abgegebenen Diplomarbeiten und schickte uns glücklich wieder weg. Völlig verwirrt standen wir schließlich im Foyer und betrachteten unser Werk. Dann brachten wir die Unterlagen zum SSC und waren erneut verwundert darüber, dass plötzlich alles so problemlos und widerstandslos funktionierte.
Kommentare (34)