Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb 2015. Hinweise zum Ablauf des Bewerbs und wie ihr dabei Abstimmen könnt findet ihr hier. Informationen über die Autoren der Wettbewerbsbeiträge findet ihr jeweils am Ende der Artikel.
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Der Kreationismus ist eine der absurderen Spielarten des Christentums. Er geht von einer wörtlichen Auslegung der Bibel aus. Kreationisten glauben, dass die Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis genauso passiert ist wie niedergeschrieben. Sie halten Noah für eine historische Person, sie glauben, dass er wie in der Bibel beschrieben 950 Jahre alt wurde und sie sehen die Sintflut als historische Tatsache an. Kreationisten meinen weiterhin, dass die biblische Genealogie, eine im Alten Testament enthaltene und ermüdend ausführliche Aufzählung der Nachkommenschaft von Adam und Eva, eine faktische Beschreibung der Generationenfolge des ersten Menschen bis hin zu den verschiedenen Völkern Israels liefern würde. Vor allem würde aus dieser Genealogie hervorgehen, dass die Erde nicht älter als 6.000 – 10.000 Jahre sein könne. (Den sogenannten Alte-Erde-Kreationismus vernachlässige ich hier.)
Diese Auffassung über das Erdalter kollidiert stark mit geologischen Erkenntnissen, nach denen die Erde vor etwa 4,5 Milliarden Jahren entstanden ist. Kreationisten bemühen sich daher, diese Erkenntnisse als falsch darzustellen und die Methoden, mit denen sie erlangt wurden, zu diskreditieren. Eine dieser Methoden ist die radiometrische Datierung, die Martin Neukamm ausführlich in einem empfehlenswerten Artikel im Rahmen des letztjährigen Blog-Schreibwettbewerbs behandelt hat. Um sie soll es daher in diesem Artikel nicht gehen, sondern um eine Gesteinsformation, die angeblich beweist, dass die radiometrische Datierung grundlegend falsche Daten liefern würde. Die Schmiedefeld-Formation ist eine geologische Schichtenfolge in Thüringen und nach dem gleichnamigen Ort benannt, der im Thüringischen Schiefergebirge zwischen Suhl und Ilmenau gelegen ist. Sie besteht aus einer bis zu 40 m mächtigen, jedoch in ihrer Dicke stark schwankenden Eisenerzschicht, die durch eine Schicht aus Griffelschiefer unter- und durch eine Lederschieferschicht überlagert wird. (Griffelschiefer heißt so wegen den stiftförmigen Bruchstücken, mit denen früher sogar auf Schiefertafeln geschrieben wurde, Lederschiefer erhält seinen Namen von der gelbbraunen Farbe).
Geologie und Biologie im Ordovizium
Versetzen wir uns 450 Millionen Jahre zurück ins Ordovizium, die Zeit, in der die Schmiedefeld-Formation entstanden ist. Auf der Südhalbkugel liegt der Großkontinent Gondwana, dessen Landmasse sich vom Äquator bis zum Südpol zieht. Daneben existieren noch die drei kleineren Kontinente Laurentia, Sibiria und Baltica sowie der Mikrokontinent Avalonia, der sich erst wenige Millionen Jahre zuvor vom Nordrand Gondwanas abgespalten hatte.
Die kambrische Explosion – das erste massenhafte Auftreten von hartschaligen Lebewesen – liegt bereits 100 Millionen Jahre zurück. Pflanzen haben vor 30 Millionen Jahren begonnen, auch das feste Land zu besiedeln; vorher lebten sämtliche Pflanzen im Meer und die Oberflächen der Kontinente bestanden lediglich aus nacktem Fels und Geröll. Das Tierleben findet zwar nach wie vor ausschließlich in den Meeren statt, hat aber nach der kambrischen Explosion einen zweiten großen Diversifizierungsschub, das GOBE (Great Ordovician Biodiversification Event) erfahren. Dieser wird besonders durch die räumliche Trennung des Ozeans in viele kleinere, den Kontinenten vorgelagerte Schelfmeere und der damit verbundenen Schaffung von ökologischen Nischen getrieben.
Die durchschnittliche Erdtemperatur ist mit 16 °C rund fünf Grad höher als der heutige Wert; es ist also sehr warm auf der ordovizischen Erde. Die Luft enthält mit rund 13 % allerdings noch deutlich weniger Sauerstoff als heute (21 %), dennoch ist dies schon viel im Vergleich zu den vorkambrischen Zeiten, in denen der Sauerstoffgehalt konstant bei etwa 3 % lag. Erst seit dem Kambrium produziert die marine Pflanzenwelt soviel Sauerstoff, dass dieser nicht mehr allein vom Wasser aufgenommen kann, sondern auch in die Atmosphäre entweicht. Der CO2-Gehalt der Luft im Ordovizium ist hingegen verglichen mit heutigen Werten extrem hoch und liegt bei 7500 ppm (heute: 360 ppm), was auch das Treibhausklima in dieser Zeit erklärt.
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