Funfact: Während Seth und seine drei Geschwister die Kinder der Himmelsgöttin Nut und des Erdgottes Geb sind, haben sich Schöpfergottheiten wie Atum und Chnum selbst erschaffen – durch Masturbation. Auch Atums Kinder Schu und Tefnut hat er selbst “mit der Hand” erschaffen.

Seth ist also vor allem ein mächtiger Gott, der die Naturgewalten beherrscht und diese nicht nur heraufbeschwören, sondern auch wieder beenden kann. Als Herr über das Chaos ist er fähig bestehende Dinge zu vernichten, um so Platz für die Entstehung des Neuen zu schaffen. Im Chaos liegt gleichzeitig die Kraft zur Veränderung, die notwendig ist um eine Entwicklung durchzumachen und sich auch als Kultur weiter zu bringen. Als Gott über die fremden Länder ist er außerdem dazu befähigt die Feinde des Königs ins Unglück zu stürzen. So kann das “Seth is siegreich” in Sethnachtmereramunres Namen als ein Bezwingen der ausländischen Armeen interpretiert werden. Alternativ gilt die gleiche Interpretationsweise für Seth als Herr über die Dämonen, die er in Schach hält, und somit Ägypten vor dem Bösen schützt, sowie für die Schlange Apophis, die er jede Nacht bezwingt. Alle drei Ansätze weisen jedoch klar darauf hin, dass Seth, trotz all der vermeindlich bösen Kräfte, die ihm zugeschrieben werden, ein Gott ist, der zwar im eifersüchtigen Streit mit seinem Bruder liegt, sich dennoch als Beschützer des Pharaos und des ägyptischen Volks verdient macht.

Das Wandbild aus Abu Simbel zeigt Seth (links) und Horus (rechts) bei der Krönung Ramses II (Bild: Public Domain)

Das Wandbild aus Abu Simbel zeigt Seth (links) und Horus (rechts) bei der Krönung Ramses II (Bild: Public Domain)

Sieht man sich Sethnachtmereramunres Namen weiter an, so setzt sich der zweite Teil aus “merer-amun-re” zusammen. Übersetzen lässt sich das mit “Der, der von Amun-Re geliebt wird” oder “Geliebter des Amun-Re”. Das bezieht sich nicht etwa auf eine Liebe im sexuellen Sinne, sondern bedeutet vielmehr, dass Sethnachet, neben dem Schutz durch Seth, auch in der Gunst des Gottes Amun-Re steht. Je nach Zusammenhang wird “Mer” auch als Vorsteher gedeutet und kann in Verbindung mit einer Gottheit einen Priester meinen. In der weiblichen Form wird “Mer” zu “Merit”. So trug zum Beispiel die erste Tochter der Nefertari den Namen Meritamun (“Geliebt von Amun”).

Um also die Eingangsfrage zu beantworten: Mein Pseudonym Merit-Seto bedeutet nichts anderes als “die, die von Seth geliebt wird”. In Verbindung mit seiner Rolle als Herr über das Chaos beschreibt es also nicht nur treffend meine, im klassischen Sinne, chaotischen Eigenschaften, sondern ebenso die unzähligen Möglichkeiten die mir, Dank der Existenz des Chaos, jeden Tag offen stehen. Als Herr des Chaos ist Seth also auch symbolisch für das große Wibbly Wobbly Timey Wimey, in dem alles ist, was passierte, passieren wird und passieren könnte. Welche Pfade darin mich treffen kann ich mir nicht wirklich aussuchen, aber mich anpassen um sie in eine gewünschte Richtung zu lenken. Wäre hingegen überall Ordnung, gäbe es nur einen möglichen Zustand der Dinge. Wäre aber unvorteilhaft, denn:

“Du bleibst nur, indem du dich wandelst. Du musst dich verwandeln, um bleiben zu können” – Friedrich Georg Jünger
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Hinweis zur Autorin: Dieser Artikel wurde von “Merit-Seto” geschrieben: “Über mich selbst gibt es zu sagen, dass ich mein Geld mit Qualitätssicherung für medizinische Software verdiene, in meiner Freizeit für krautgaming.com über Videospiele schreibe oder eben Geschichten und Kurzgeschichten. ”

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Kommentare (16)

  1. #1 Theres
    23. September 2015

    Ah, ein ganz neues Thema … und vor allem diese Funfacts 🙂
    @Merit-Seto
    Interessanter Ausflug in die Götter/Göttinnengeschichte nur … so ungern ich wegen Rechtschreibfehlern nörgele, heute muss es mal sein. Es gibt nur noch acht (8) Kommaregeln, und wenigstens drei davon könntest du trotz Nähe zum Gott des Chaos doch einhalten? Gestörter Lesefluss ist nervig, tut mir Leid.

  2. #2 Wizzy
    23. September 2015

    Thematisch mal wieder etwas ganz anderes, aber habe ich mit deutlichem Gewinn gelesen – nicht zuletzt die Funfacts =D Die äqyptische Mythologie ist extrem inspirierend!

    Meiner Neugier geschuldet zu den Kommasetzungen: Die entsprechen zwar nicht meinem Geschmack aber @Theres sie kommen mir auch nicht wirklich falsch vor. Wo liegt der Hase im Pfeffer?

  3. #3 Theres
    23. September 2015

    @Wizzy
    Ach, es sind ja gar nicht so viele (fehlende), nur meinen Lesefluss störten sie halt. Kommt “morgens” schon mal vor. Und https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/komma
    Ich such die Sätze nämlich jetzt nicht heraus … dazu war es nun wirklich nicht schlimm genug, außerdem finde ichs gelungen, dass mal ein Nickname erklärt wird, und gleich richtig. 🙂

  4. #4 DAD
    23. September 2015

    In den letzten Tagen habe ich viel über die unterschiedlichsten Themen gelesen und gelernt. Jetzt auch noch ägyptische Mythologie. Gut zu lesen und super Idee, die Funfacts einzubinden. Sollte Standard beim bloggen werden ;-).
    Vielen Dank, Merit-Seto

  5. #5 Dampier
    23. September 2015

    Wäre hingegen überall Ordnung, gäbe es nur einen möglichen Zustand der Dinge.

    Das gefällt mir :))

    siehe auch:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Diskordianismus#Sacred_Chao

    Die antiken Göttersagen finde ich zum Teil schon extrem schräge. ich frage mich immer, wie man auf sowas kommen kann. Von alten Völkern würde ich eigentlich etwas elementareres, vor allem intuitiv verständlicheres erwarten. Stattdessen erscheint mir das oft sehr artifiziell und ich kann mir das zwar durchlesen, finde aber keinen wirklichen Zugang dazu.

  6. #6 bruno
    23. September 2015

    Sehr interessant!

    Ich hätte mir evtl. einen Stammbaum gewünscht!! Ich weiss noch immer nicht, wer mit wem wie verwandt ist…

    Kommata – naja, der erste, einführende Absatz ist (dadurch) etwas konfus. Was irretiert. Aber der Text ist doch ok!

    Weiss (jemand), inwiefern diese verworrene Familien-Historie Einfluss auf das “Alte Testament” gahabt hatte – da wird sich doch auch stundenlang in “Verwandtschaftsbeziehungen” ergangen…. Irgendwo müssen “die (TM)” das ja her gehabt haben… ?!?

  7. #7 Crazee
    24. September 2015

    Ich kann nicht sagen, warum, aber ich komme mit dem Text nicht so zurecht. Dabei ist das Thema ja durchaus interessant. Vielleicht die Namen?

  8. #8 BreitSide
    Beim Deich
    24. September 2015

    Schön flüssig lesbar.
    Die FunFacts kriegt man ja in den “seriösen” Sendungen gar nicht so mit. Schon seltsam, wie die Menschen sich ihre skurrilen Geschichten immer wieder zurechtbiegen. Je älter, umso häufiger kommt dann meist das “so isses halt, so sind die Götter”.

    Wir halt immer mit unserer starren Logik… 😉

  9. #9 Dark_Tigger
    24. September 2015

    Schöner Artikel.
    Bin ich übrigens der einzige der findet das Seth im letzten Bild aussieht, als trüge er einen Tapir Kopf?

  10. #10 T
    24. September 2015

    Ich glaube, das ist ein Ibis.

  11. #11 Merit-Seto
    25. September 2015

    @ Dark_Tigger & T
    Nein, das ist tatsächlich dieses mysteriöse Sethtier. Das erkennt man gut an den nach oben breiter werdenden Ohren. Auch die Darstellung mit der nach unten gebogenen Schnauze ist typisch dafür. 🙂

    @Bruno:
    Es sind alle miteinander verwandt. 🙂
    Isis, Osiris, Seth und Nephtys sind Geschwister (Nephtys und Isis Zwillinge).Dabei sind Isis und Osiris verheiraten und haben Horus, Osiris und Nephtys haben dank der List von Nephtys Anubis. Seth und Nephtys sind außerdem verheiratet gewesen, aber Nephtys verließ ihn, weil sie keine Kinder bekamen.
    Seth ist also noch solo, Ladies 😉

  12. #12 Kyllyeti
    25. September 2015

    @Merit-Seto

    Es sind alle miteinander verwandt

    Kenn ich. Genauso wie hier bei uns in der Eifel.

    (Jedenfalls ist das die Ansicht der Kölner.

    In Wirklichkeit sind die Verhältnisse hier viel viel komplizierter. )  😉

  13. #13 T
    26. September 2015

    @ Merit-Seto #11
    “Dargestellt wird er als Pavian, als Ibis oder in Menschengestalt mit Ibiskopf.” https://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?action=lexikond&id=030515115704

  14. #14 Nicole
    27. September 2015

    Ein interessanter Ausflug in die ägyptische Mytholgie! Ich befasse mich auch gerne mit Mythologie und konnte einiges Neues erfahren. Danke!

  15. #15 2xhinschauen
    28. September 2015

    Hat mir Spaß gemacht zu lesen. In diesem Stil hast Du bestimmt auch Talent zum Slammen.

    Mich amüsiert vor allem die altägyptische Version der Urknalltheorie. Mit ihren nach heutigen Maßstäben begrenzten Möglichkeiten mussten sie sich halt irgendwie vozustellen versuchen, wie alles angefangen haben könnte. Und sie haben immerhin weitergedacht als die Autoren der Bibel, indem sie auch dem Schöpfer einen Anfang angedichtet haben, und den doch sehr phantasievoll und lebensfroh….

  16. #16 Trottelreiner
    1. Oktober 2015

    @Bruno:
    Naja, die Geschlechterfolgen im AT dienen IMHO hauptsächlich zwei Zielen. Einige sind eine Art Volksethnographie

    https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Josephustable_3.svg

    andere dienen eher der Legitimation über die Vorfahren.

    Und wo wir gerade bei einer gewissen Mythensammlung sind…

    Angeblich soll sich der schlechte Ruf Seths ja auch darauf begründen, daß er der Lieblingsgott gewisser, ähm, Beute-Ägypter war,

    https://de.wikipedia.org/wiki/Hyksos

    einerseits als Herr fremder Länder, andererseits als Sturmgott, den man als Entsprechung der eigenen entsprechenden Gottheit sah. Keine Ahnung ob ein gewisser El da auch figuriert.

    Allgemein gab es AFAIK “die altägyptische Religion” ja nicht, sondern nur diverse lokale Traditionen, die dann in entsprechende Verwandtschaftsbeziehungen gesetzt wurden. Wobei die Genealogien sich auch mal widersprachen.