Die Beschreibung als Verschwörung garantierte in diesem Kontext die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit – und erhöhte gleichzeitig den Druck auf die Regierung bzw. das Parlament. Hinter der Verschwörungstheorie über die Ludditen standen also nicht nur unaufgeklärte Menschen, sondern ebenso politische Interessen.
Diese Verschwörungstheorie ist nur ein historisches Beispiel von vielen und mutet eher wahllos ausgewählt an. Dennoch kann sie als Grundlage für weitere Überlegungen über Verschwörungstheorien anstoß bieten. Sie dienen nicht einfach nur “überforderte Menschen” zur Komplexitätsreduktion, sondern auch als Mittel um politische Interessen zu transportieren. Man tut als gut daran, Verschwörungstheorien nicht nur als Hirngespinste von abseitigen Spinnern anzusehen, sondern auch in anderen Zusammenhängen nach vergleichbaren Mustern zu suchen.
Nachweise:
(1) Hofstadter, Richard, The paranoid style in American politics. And other essays, New York 1965, S. 5.
(2) Ich zitiere sofern nicht anders angegeben im Folgenden aus diesen Dokumenten: TNA HO 40, https://discovery.nationalarchives.gov.uk/details/r/C8904. Zur besseren Lesbarkeit habe ich die Zitate frei übersetzt.
(3) Die Bezeichnung stammt von: Prodi, Paolo, Das Sakrament der Herrschaft. Der politische Eid in der Verfassungsgeschichte des Okzidents (Schriften des Italienisch‐Deutschen Historischen Instituts in Trient, Bd. 11), Berlin 1997.
(4) Anonymous. A correct report of the proceedings on the trial of thirty‐eight men, on a charge of administering unlawful oath, 1812, 16.
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Hinweis zum Autor: “Matthias Friedmann ist Historiker und (ab Oktober) wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich 1150 “Kulturen des Entscheidens” in Münster.”
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