Der Argumentation und ihrer Erklärung kann ich gut folgen. Ich möchte keine Passwortverwaltung mit kryptischen Passwörtern verwenden, weil ich auf vielen unterschiedlichen Systemen unterwegs bin und nicht auf einer Smartphonetastatur die Sonderzeichen suchen möchte. Ich entscheide mich also für die Methode von XKCD. Damit das Merken der Passwörter nicht zu schwierig wird, verzichte ich auf ein wenig Sicherheit und verpasse meinen Passwörtern ein System (ja, ich beschreibe hier nur ein ähnliches System, nicht meines): Ich lege Kategorien für die vier im Beispiel genutzten Wörter fest, z. B. bekanntes Gebäude/etwas an das mich der Dienst erinnert/Automarke/Land. Ein Problem bei dieser Methode ist, dass viele Webseiten und Dienste nach Zahlen und/oder Sonderzeichen verlangen. Hier streue ich dann an unterschiedlichen Stellen solche Zeichen ein.
Man soll ja für jeden Service ein eigenes Passwort benutzen. Das führt schnell zu einer riesigen Menge an Wortkombinationen, gegen die mein schwaches Hirn vermutlich nicht ankommen wird. Ich verzichte also auf noch ein wenig Sicherheit: Bei unkritischen Diensten (Hobbyforum, Flashgames…) werde ich jeweils nur das zweite Wort tauschen und drei gleich lassen. Zudem werde ich die Passwörter in einer verschlüsselten Datei ablegen. Das führt mich direkt zur zweiten Baustelle…
Dateiverschlüsselung
“Ich habe ja nichts zu verbergen!”, ist ein Argument, das man häufig hört, wenn es um Verschlüsselung geht. Ein paar Gegenargumente findet man z. B. bei den Piraten. Das Thema darf aber auch gerne in den Kommentaren diskutiert werden.
Egal, ob ich nun etwas zu verbergen habe oder nicht, zumindest meine Passwörter möchte ich nicht im Klartext ablegen (personenbezogene Daten mit denen ich im Beruf zu tun habe, möchte ich dann in Zukunft auch verschlüsselt speichern).
Also auf ins Netz und nach Datei- bzw. Laufwerksverschlüsselung gesucht. Dabei ist es nicht möglich, an TrueCrypt vorbeizukommen. Allerdings gab es da ja diesen Vorfall, dass die Entwickler so plötzlich die Entwicklung eingestellt haben. Ich entscheide mich auf dem PC für VeraCrypt einen freien Fork von TrueCrypt.
Um das Aufwand-Nutzen-Verhältnis nicht zu sehr zu strapazieren, entscheide ich mir vorerst dafür, mir “nur” verschlüsselte Container anzulegen und noch nicht ein ganzes Laufwerk bzw. sogar das ganze Betriebssystem zu verschlüsseln. Ich nehme auch kein verstecktes Volume, da ich die “glaubhafte Abstreitbarkeit” in meiner Position nicht für mich zu benötigen glaube.
Ich lade also den Installer herunter und lege los. Als Dateinamen kann man sich übrigens irgendetwas ausdenken, um so die Datei ein wenig zu tarnen. Für die Verschlüsselung wähle ich AES und SHA-512. Irgendwann kommt die Stelle, an der man das Passwort für den verschlüsselten Container eingeben soll. Frustriert stelle ich fest, dass VeraCrypt empfiehlt, keine zusammengesetzten Begriffe aus Wörterbüchern zu nehmen. Ich bleibe bei meinem System und streue Ziffern und Sonderzeichen ein. Jetzt kommt der lustigste Teil: Um Zufallszahlen zu generieren, bewegt man die Maus im Programmfenster hin und her; Achtung, man muss irgendwann auch auf “weiter” klicken. Jetzt kann man sich im Hauptfenster einen Laufwerksbuchstaben aussuchen und kann das Laufwerk “mounten” (verbinden). Dieses Verbinden dauert ein paar Sekunden, danach kann man wirklich wie mit einem normalen Laufwerk arbeiten. Achtung: Solange das Laufwerk verbunden ist, kann jeder, der am laufenden System sitzt, auf die Dateien im Container zugreifen. Man sollte also den Computer sperren, wenn man den Platz verlässt bzw. den Container schließen, wenn man ihn nicht mehr braucht. Für Android gibt es eine kostenpflichtige App, die VeraCrypt-Container unterstützt: EDS von sovworks.
Zweite Ernüchterung
Man sollte so eine Aktion nicht am Arbeitsplatz kurz vor dem Wochenende starten!
Ich komme am Montag an meinen Rechner und möchte die Mailverschlüsselung (zu der ich gleich komme) in Betrieb nehmen. Bitte geben Sie das Passwort ein … Falsches Passwort! Oh je! Naja, ich habe die Passwörter in dem verschlüsselten Container abgelegt. Ich starte, mounte… Bitte geben Sie das Passwort ein … Falsches Passwort! Vielleicht eine Fehleingabe? Habe ich einen der Begriffe vertauscht? Nach einer Viertelstunde Ausprobieren habe ich dann alle Passwörter und Begriffe, an die ich mich noch erinnerte, auf einen Zettel geschrieben und systematisch alle Variationen ausprobiert. Nach einer weiteren Viertelstunde hatte ich es dann geschafft (Keine Angst, den Zettel habe ich verbrannt und die Asche in einer zufällig vorhandenen Pfütze zermatscht. Vielleicht sollte ich noch einmal an dem System arbeiten?
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