Bis sie das Sonnensystem komplett verlassen hat, wird es aber noch ein paar tausend Jahre dauern. Und dann geht es weiter; in Richtung des Sterns Aldebaran im Sternbild Stier – an dem sie aber erst in etwa 2 Millionen Jahren vorbei kommen wird. Auch Pioneer 11 ist auf dem Weg hinaus zu den Sternen. Die eigentliche Mission dieser Sonde war die Erforschung des Saturn, den sie am 1. September 1979 in einer Entfernung von 21.000 Kilometern passierte. Im September 1995 fand die erfolgreiche Mission dann ihr offizielles Ende aber so wie Pioneer 10 flog auch Pioneer 11 immer weiter. 1990 kreuzte sie die Umlaufbahn von Pluto und im Juli 2015 war sie schon 90 Astronomische Einheiten weit entfernt. Ihr letztes Signal schickte die Sonde aber schon am 30. November 1995 zur Erde; von ihrem weiteren Weg in den interstellaren Raum kann sie uns also nichts mehr erzählen.
Pioneer 10 und 11 waren extrem erfolgreich, aber eigentlich nur zur Vorbereitung einer noch ambitionierteren Mission gedacht: Der großen Tour der beiden Voyager-Raumsonden zu den Planeten des äußeren Sonnensystems. Am 20. August und am 5. September 1977 flogen Voyager 1 und 2 ins Weltall um nicht nur Jupiter und Saturn sondern auch Uranus und Neptun aus der Nähe zu betrachten. Das taten sie und noch besser als ihre Vorgänger. Und sie waren schneller! Am 17. Februar 1998, bei einem Abstand von fast 70 Astronomischen Einheiten überholte Voyager 1 Pioneer 10 und wurde zum am weitesten von der Erde entfernten menschengemachten Objekt. Und ist es heute immer noch!
Im Gegensatz zu den Pioneer-Sonden sind beide Voyager-Sonden noch aktiv und schicken Daten zur Erde. Sie sind weiter von der Erde entfernt als alles andere, was wir bis jetzt ins All geschickt haben und sie entfernen sich immer weiter. Das Sonnensystem verlassen haben sie allerdings immer noch nicht. Zumindest hängt das davon ab, was man unter “Sonnensystem” versteht. Im August 2012 wurde in vielen Medien zum Beispiel behauptet, Voyager 1 hätte das Sonnensystem verlassen und den interstellaren Raum erreicht. Sogar Wissenschaftler des Voyager-Projekts bestätigten das. Aber das ist dennoch eine Definitionsfrage. Damals war Voyager 1 knapp 121 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt. Und das ist zwar enorm weit und viel weiter weg als die Region, in der sich die Planeten befinden. Die Umlaufbahn des sonnenfernsten Planeten Neptun befindet sich beispielsweise bei etwa 30 Astronomischen Einheiten. Aber trotzdem hört das Sonnensystem dahinter nicht einfach auf. Man findet dort jede Menge Asteroiden; zum Beispiel die des Kuiper-Gürtels, der sich bis zu einem Abstand von etwa 50 Astronomischen Einheiten erstreckt. Aber auch dahinter geht es noch weiter. Verstreute Asteroiden findet man auch noch hinter dem Ende des Kuiper-Gürtels. Zum Beispiel der im Jahr 2004 entdeckte Asteroid Sedna; immerhin 1000 Kilometer groß. Wenn der auf seiner Bahn seinen sonnenfernsten Punkt erreicht, ist er 1000 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt. Also mehr als 8 Mal weiter weg von der Sonne als die Raumsonde Voyager 1 zu dem Zeitpunkt, an dem sie angeblich das Sonnensystem verlassen haben soll.
Sedna gehört aber definitiv noch zum Sonnensystem; genau so wie die vielen Asteroiden und Kometen die noch weiter entfernt in der sogenannten Oortschen Wolke die Sonne umkreisen. Diese Region erstreckt sich bis in eine Entfernung von einigen hunderttausend Astronomischen Einheiten; fast bis zur halben Strecke auf dem Weg zu Alpha Centauri, dem sonnennächsten Stern. Sedna und all die Asteroiden und Kometen sind, wenn auch schwach aber trotzdem immer noch durch die Gravitationskraft der Sonne an unser Sonnensystem gebunden. Aber die Sonne beeinflusst ihre Umgebung nicht nur durch ihre Gravitation sondern auch durch ihre Strahlung. Und durch ihren Sonnenwind. Der besteht aus Teilchen der Sonnenatmosphäre, aus Atomen die von der Sonne ständig ins All hinaus geschleudert werden (ich habe in Folge 10 der Sternengeschichten schon ein bisschen mehr dazu erzählt). Je weiter man sich von der Sonne entfernt, desto mehr verteilen sich die Teilchen des Sonnenwinds. Auch andere Sterne erzeugen Sternenwind der in deren Nähe stärker ist als weiter entfernt. Zwischen den Sterne findet man dann nur noch vereinzelte Teilchen, die aus verschiedenen Quellen dorthin gelangt ist, wie ich in Folge 79 ausführlicher erklärt habe.
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