Erst vor kurzem habe ich darüber geschrieben, dass immer wieder Asteroiden nahe an der Erde vorbei fliegen und das solche Ereignisse ganz normal sind. Das gilt auch für den “Halloween-Asteroid”. Der heißt nicht so, weil er besonders gruselig ist – sondern weil er den erdnächsten Punkt seiner Bahn am 31. Oktober 2015 erreicht; also zu Halloween. Und eigentlich heißt er offizielle auch ganz anders. Nämlich 2015 TB145.
Der Himmelskörper ist etwa 400 Meter groß, wurde am 10. Oktober 2015 vom Pan-STARRs-Teleskop der Universität Hawaii entdeckt und wird die Erde in einem Abstand von 480.000 Kilometer passieren. Das ist absolut kein Grund zur Sorge: Mit dieser Distanz ist der Felsbrocken weiter von uns entfernt als der Mond!
Es besteht wirklich keine Gefahr: Die Bahn dieses Asteroids ist ausreichend gut bestimmt und wir wissen wo er sich befinden wird. Asteroiden sind auch keine Raumschiffe, die plötzlich und einfach so ihren Kurs wechseln können. 2015 TB145 wird genau da langfliegen, wo er laut seiner Umlaufbahn sein muss. Er wird auch nicht mit dem Mond zusammenstoßen – dem kommt der Asteroid auf 280.000 Kilometer nahe. Und selbst wenn er mit ihm kollidieren würde (was er nicht tut!), würde das uns auf der Erde nicht stören! Viele denken ja, so eine Kollision mit einem Asteroid könnte den Mond aus seiner Umlaufbahn bringen oder große Trümmer in Richtung Erde schleudern. Aber dafür ist der Asteroid viel zu klein. Um die Umlaufbahn des Mondes merklich zu ändern, müsste er schon mit einem Objekt kollidieren, das annähernd so groß ist wie er selbst. Ein kleiner Asteroid tut da nicht viel…
Der “Halloween-Asteroid” stellt also keine Gefahr für die Erde dar. Aber eine große Chance für die Wissenschaft! Wir kennen zwar schon fast 700.000 Asteroiden in unserem Sonnensystem. Aber nur eine Handvoll haben wir aus der Nähe gesehen; kennen also zum Beispiel ihre Form und haben Details ihrer Oberfläche beobachtet. Das ist kein Wunder, denn die Asteroiden sind klein und erscheinen auch in großen Teleskopen nur als Lichtpunkte. Will man mehr sehen, muss man hinfliegen. Das ist teuer, dauert lange und wird darum nur selten gemacht. Aber manchmal haben wir Glück und ein Asteroid kommt der Erde so nahe, dass wir ihn von hier aus mit Radarstrahlen anvisieren können. Damit können wir ihn quasi abtasten, seine Form bestimmen und auch teilweise seine Zusammensetzung herausfinden (wie das geht habe ich hier erklärt).
Anstatt Angst vor dem “Halloween-Asteroid” zu haben, sollten wir uns lieber darüber freuen, das uns das Universum hier so eine wunderbare Gelegenheit bietet, mehr über die Asteroiden herauszufinden. Denn es lohnt sich, mehr über sie wissen! Wie ich in diesem Artikel (oder ganz ausführlich in meinem aktuellen Buch) erklärt habe, führt unser Weg in den Weltraum über die Asteroiden! Wenn wir irgendwas von dem tun wollen, was momentan reine Science-Fiction ist – also zum Beispiel Mond oder Mars besiedeln, große Raumstationen oder Kraftwerke im All bauen oder zu anderen Sternen fliegen – dann geht das nur, wenn wir zuerst die Asteroiden besser verstehen und in der Lage sind, die Ressourcen zu nutzen, die sie uns bieten.
Beim “Halloween-Asteroid” ist die Frage nach “Süßes oder Saures” (“Trick or Treat”) also sehr einfach zu beantworten: Der nahe Vorbeiflug dieses Himmelskörpers ist definitiv ein “treat”. Für die Wissenschaft ist 2015 TB145 ein süßes Halloween-Bonbon, das uns das Universum wieder ein Stück besser verstehen lässt als zuvor!
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