Ein “mysteriöses” künstliches Objekt treibt sich im Weltall und in den Medien herum. Dabei ist das Ding mit der Bezeichnung “WT1190F” gar nicht so mysteriös. Sondern einfach nur ein Stück Weltraumschrott. Interessant und vor allem wichtig für die Forschung ist es trotzdem!
Entdeckt wurde es schon 2013 vom Catalina Sky Survey, einem Programm zur Beobachtung des Himmels der Universität von Arizona bei dem eigentlich nach Asteroiden gesucht wird. Das kleine Ding, das man gefunden und seitdem beobachtet hat, ist aber kein natürlicher Himmelskörper sondern künstlichen Ursprungs.
Es ist nur ein paar Meter groß und vermutlich hat es eine geringe Dichte; geringer als man von einem Stück Felsbrocken erwarten würde. Es handelt sich also eher um eine hohle Hülle – vermutlich eine ausgebrannte Raketenstufe.
Seine Umlaufbahn bringt es bis (derzeit) alle drei Wochen bis auf 21.000 Kilometer an die Erde heran. Der erdfernste Punkt des Orbits liegt aber 650.000 Kilometer entfernt; also fast doppelt so weit weg wie der Mond. Wo genau es her kommt, ist unbekannt. Die Umlaufbahn deutet auf einen Ursprung im Rahmen einer Mission zum Mond hin. Das könnte eine der jüngeren, unbemannten Missionen gewesen sein. Oder aber auch, wie einige Wissenschaftler denken, eine der bemannten Apollo-Missionen aus dem letzten Jahrhundert.
Nachdem es nun Jahre oder gar Jahrzehnte durchs All geflogen ist, wird es am Freitag, dem 13. November 2015 wieder dorthin zurück kehren, woher es gekommen ist. Um 7:19 MEZ wird es knapp 100 Kilometer vor der Küste von Sri Lanka ins Meer fallen. Gefährlich ist es aber nicht, es wird in der Atmosphäre auseinanderbrechen und verbrennen.
Und eigentlich ist Weltraumschrott dieser Art auch nichts besonderes. Leider. Während der Jahrzehnte unserer Aktivitäten im Weltraum haben wir jede Menge Schrott produziert, der dort nun im All herum fliegt. Große Trümmer, wie nicht mehr funktionierende Satelliten und kleinste Teilchen, bis hin zu abgesplitterten Partikeln von Beschichtungen oder Lackierungen.
Was auf der Erde kein allzu großes Problem wäre, ist im All äußerst störend. Denn egal ob groß oder klein: Der ganze Müll bewegt sich mit enorm hohen Geschwindigkeiten. Und da reicht schon die Kollision mit einem winzigen Objekt aus, um im schlimmsten Fall große Schäden an noch aktiven Raumfahrzeugen anzurichten.
Deswegen ist es auch so wichtig, sich intensiv mit diesem Schrott zu beschäftigen. Ich habe ja früher schon mal von den Bemühungen der Wissenschaftler berichtet, das Problem des Weltraummülls zu lösen (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4). Mit WT1190F hat man nun eine weiter Chance, das Phänomen besser zu verstehen. Die Forscher von der Europäischen Weltraumagentur ESA wollen den weiteren Flug und vor allem den Absturz des Objekts möglichst genau verfolgen und beobachten. So lassen sich die Modelle verbessern, mit denen der Müll entdeckt und sein Verhalten vorhergesagt wird.
Das Thema ist interessant. Und spannend. Aber auch ein klein wenig deprimierend. Wer hätte damals vor Jahrzehnten, in der Pionierzeit der Raumfahrt damit gerechnet, dass heute eine ganze wissenschaftliche Disziplin existiert, deren einzige Aufgabe es ist, sich mit Müll aus dem Weltraum zu beschäftigen? Aber so sind wir Menschen anscheinend…
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