Alle Planeten umkreisen einen Stern? Nein, es gibt auch Planeten die ganz allein und ohne stellare Aufsicht durch die Milchstraße wandern. Und gar nicht mal so wenige: Man schätzt, dass allein in unserer Galaxie bis zu 400 Milliarden dieser “vagabundierenden Planeten” existieren. Wo sie herkommen und wie sie entstanden sind, erfahrt ihr in dieser Folge der Sternengeschichten.
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Transkription
Sternengeschichten Folge 154: Vagabundierende Planeten
Planeten umkreisen Sterne. Zumindest tun das die Planeten in unserem Sonnensystem. Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun laufen auf ihren Bahnen um die Sonne herum. Und auch die Planeten die wir anderswo in der Milchstraße entdeckt haben, sind Teil eines Sternsystems und werden von der Gravitationskraft ihres Sterns in entsprechenden Umlaufbahnen gehalten. Meistens zumindest, denn es gibt auch Planeten, die ganz ohne Sterne existieren.
Sie heißen “vagabundierende Planeten” oder manchmal auch “Steppenwolf-Planeten”, weil sie wie ein einsamer Wolf die Steppe ohne Begleitung durch das leere Universum zwischen den Sternen wandern. Der Fachbegriff für diese Himmelskörper lautet “free floating planets”. Aber wie sie genau genannt werden ist lange nicht so interessant wie die Planeten selbst. Und zum Beispiel die Frage nach ihrer Herkunft.
Planeten müssen irgendwie entstehen. Das tun sie normalerweise immer zusammen mit einem Stern. Wenn eine der riesigen Wolken aus Gas und Staub die sich im Raum zwischen den Sternen befinden, in sich zusammenfällt, bildet sich aus dem ganzen Material ein Stern. Meistens sogar mehr als nur ein Stern. Und aus dem, was bei der Sternentstehung übrig bleibt, entstehen die Planeten. Dass ein Planet ganz alleine und NUR ein Planet und sonst nichts einfach so entsteht, ist enorm unwahrscheinlich. Eine kosmische Wolke muss eine gewisse Mindestmasse haben, damit sie in sich zusammenfallen und ein kompaktes Objekt bilden kann. Und diese Masse ist deutlich größer als die Masse eines normalen Planeten. Theoretisch könnte ein Planet auch entstehen, wenn sich kleinere Objekte zu immer größeren Himmelskörpern zusammenballen. Aber es würde extrem lange dauern, bis sich im fast leeren Raum zwischen den Sternen genug Staub- und Gastteilchen zufällig treffen, damit ein Planet entstehen kann. So lange, dass es vermutlich in der ganzen bisherigen Lebenszeit des Universums noch nicht vorgekommen ist.
Die Planeten ohne Stern müssen also zumindest bei ihrer Entstehung noch Teil eines Sonnensystems gewesen sein. Sie müssen entstanden sein wie ganz normale Planeten. Und sie müssen früher ihren Stern auch noch umkreist haben. So lange, bis irgendwas passiert ist und sie in den Raum zwischen den Sternen geworfen wurden.
Und dieses “irgendwas” ist das Chaos, dass immer dann auftritt, wenn sich zu viele Himmelskörper auf zu kleinem Raum bewegen. Die acht Planeten unseres Sonnensystems haben genug davon. Zwischen ihren Umlaufbahnen ist genug Platz, damit sie sich gegenseitig nicht in die Quere kommen und auch die Störungen die sie gegenseitig mit ihrer Gravitationskraft ausüben, sind nicht stark genug, um sie von ihren Bahnen abzubringen.
Aber früher war das anders. Als das Sonnensystem vor 4,5 Milliarden Jahren entstanden ist, haben sich nicht nur die Sonne und die acht Planeten gebildet. Es gab damals noch viel mehr Himmelskörper. Computersimulationen zur Planetenentstehung zeigen, dass da vermutlich ein paar Dutzend große Himmelskörper im jungen Sonnensystem vorhanden waren. Und die hatten eben nicht alle Platz. Es kam immer wieder zu nahen Begegnungen zwischen ihnen und sogar zu Kollisionen. Bei einer dieser Kollisionen zwischen der Erde und einem marsgroßen Planeten entstand der Mond – diese Geschichte habe ich ja schon in Folge 149 der Sternengeschichten erzählt. Es reicht aber auch schon, wenn sich zwei planetengroße Objekte einfach nur nahe kommen. Dann können die gravitativen Störungen so groß werden, dass einer von ihnen regelrecht aus dem Sonnensystem geworfen wird. Im Laufe der Zeit wurden so jede Menge Planeten entweder zerstört oder haben das Sonnensystem verlassen. Erst als die acht heutigen Planeten übrig blieben, war genug Platz geschaffen, um sich gegenseitig nicht mehr in die Quere zu kommen.
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