Aus dem Aufenthalt der Planeten in den Häusern lassen sich dann im Weltbild der Astrologen bestimmte Aussagen ableiten. Haus Nummer zwei wird zum Beispiel oft als Haus des Glücks betrachtet; Haus Nummer 11 als Haus der Freundschaft, Haus Nummer acht als Haus des Todes und Haus Nummer vier als Haus der Verwandschaft. Treiben sich die passenden Planeten also beispielsweise gerade in den Häusern acht und vier herum, könnte man daraus Vorhersagen über den Tod eines Verwandten ableiten. Oder auch nicht – die Interpretation der Häuser und ihre Definition erfolgt ziemlich frei und wenn man es genau betrachtet, auch ziemlich beliebig.
Außerdem gibt es noch viele andere Faktoren, die die Interpretation bestimmen. Zum Beispiel den sogenannten “Aspekt”. In Horoskopen kann man auch oft Sätze lesen wie: “Sonne und Saturn stehen im Quadrat” oder “Mars und Jupiter stehen in Opposition”. Damit sind die Beziehungen zwischen den Positionen der Planeten in den Häusern gemeint. Zeichnet man die Ekliptik als Kreislinie auf und markiert entlang dieser Linie die Häuser und die Position der Planeten, kann man vom Mittelpunkt des Kreises (der der Position des Beobachters entspricht) Linien zu den Planeten ziehen. Der Winkel der zwischen zwei solcher Linien entsteht, wird “Aspekt” genannt. Die Astrologie unterscheidet hier viele unterschiedliche Möglichkeiten. Befinden sich zwei Himmelskörper fast am gleichen Punkt, ist der Winkel zwischen ihren Linien also fast Null Grad, dann nennt man das eine “Konjunktion”. Angeblich sollen sich dabei die Kräfte der Planeten bündeln…
Ein Winkel von 180 Grad wird “Opposition” genannt, die Himmelskörper stehen also an genau gegenüber liegenden Punkten der Ekliptik. Und wirken laut Astrologie dann gegeneinander. Beträgt der Winkel 90 Grad, spricht man von einem “Quadrat”; bei einem Winkel von 120 Grad ist es ein “Trigon” und bei 60 Grad ist der Aspekt ein “Sextil”. Es gäbe auch noch “Quinkunx” bei 150 Grad, ein “Semisextil” bei 30 Grad, ein “Quintil” bei 72 Grad, und so weiter. Alle Aspekte bedeuten etwas anderes und je nachdem können so die astrologischen Eigenschaften entsprechend verändert werden.
Noch mehr Spielraum erhält man durch den “Orbis”. Damit beschreibt man die Abweichung, die laut Astrologen erlaubt ist, damit es sich immer noch einen gültigen Aspekt handelt. Damit zum Beispiel eine Opposition stattfindet, muss der Winkel nicht immer exakt 180 Grad betragen. Es reichen auch 175 oder 185 Grad. In dem Fall beträgt der Orbis also 5 Grad, die an Abweichung in jede Richtung erlaubt sind. Wie groß der Orbis sein soll, kann der Astrologe ebenfalls ziemlich frei bestimmen und sich so weitere Möglichkeiten der Interpretation schaffen.
Am Ende hat man ein System, das mit all seinen aus der Astronomie abgeleiteten Fachbegriffen zwar sehr seriös und wissenschaftlich klingt. Aber in Wahrheit doch nur ein sehr komplizierter Mechanismus ist, um anhand eines Horoskops die willkürlich definierten astrologischen Eigenschaften der Planeten und ihre ebenso willkürlich bestimmten Auswirkungen auf das Schicksal der Menschen noch viel willkürlicher interpretieren und nach Belieben anpassen zu können. Mit Aszendenten, Aspekten, Häusern und all den anderen Werkzeugen der Astrologie kann man aus einem Horoskop alles herauslesen, was man gerne möchte. Diese Beliebigkeit macht es den Astrologen einfach, immer irgendetwas passendes zu finden, das sie “analysieren” können. Aber eben gerade diese Beliebigkeit macht die Astrologie auch völlig wertlos. Aus einer völlig beliebigen Basis kann man eben keine konkreten Aussagen ableiten. Die Astrologie bleibt ebenso vage und beliebig wie es ihre Grundlagen sind.
Astrologie ist Unsinn. Das ändert sich auch nicht, wenn man die Wörter versteht, die dort verwendet werden.
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