Auch wenn die Details sich extrem unterscheiden können, so ist dieser Zusammenhang zwischen Menschen und Himmelsobjekten doch diejenige Eigenschaft, die einer Astrologie immer zugrunde liegt und auf die sich dieser Text konzentrieren will. Heute kennt die Astronomie unzählige Himmelskörper. Unser Sonnensystem besteht aus einem Stern, acht Planeten, fünf Zwergplaneten, hunderte Monde, Millionen von Asteroiden und Kometen und jeder Menge kleinerer Objekte wie interplanetarer Staub und interplanetares Gas. Außerhalb unseres Sonnensystems gibt es noch Milliarden anderer Sterne unserer Milchstraße, von denen ebenfalls viele Planeten haben – tausende davon sind mittlerweile bekannt -, und Milliarden anderer Galaxien im Universum. Wenn die Astrologie nun tatsächlich eine Lehre oder sogar eine Wissenschaft ist, die verlässlich und reproduzierbar konkrete Information liefert, dann muss auch ihre Grundlage eine gewisse Konsistenz aufweisen. Wenn die Astrologie keine Lehre der absoluten Beliebigkeit ist, dann muss es möglich sein, zu begründen, welche Himmelskörper man bei der Untersuchung des menschlichen Schicksals berücksichtigen muss und warum.
In der Wissenschaft ist das selbstverständlich. Will man mit der wissenschaftlichen Erforschung der Bewegung der Himmelskörper, der „Himmelsmechanik“, zum Beispiel herausfinden, ob ein Asteroid mit der Erde kollidieren wird, dann muss man dessen zukünftige Bewegung berechnen. Diese Bewegung hängt von der Gravitationskraft ab, die auf den Asteroiden wirkt, in diesem Fall zuerst und hauptsächlich einmal die der Sonne; sie hat schließlich die meiste Masse in unserem Sonnensystem. Aber auch die anderen Planeten beeinflussen mit ihrer Masse die Bahn des Asteroiden. Sogar die größeren Monde und Asteroiden können einen relevanten gravitativen Einfluss ausüben. Da die Reichweite der Gravitation unendlich ist – sie wird mit der Entfernung zwar immer schwächer aber nie komplett null -, müsste man genau genommen jedes Objekt im Universum und dessen Gravitationskraft berücksichtigen. Aber natürlich ist der Einfluss, etwa des Jupiter, auf einen Asteroiden im Sonnensystem viel größer als der eines Sterns in der 2,5 Millionen Lichtjahre entfernten Andromedagalaxie. Wenn man Asteroiden in der Nähe der Erde betrachtet, dann kann man sogar schon den Einfluss der Planeten Uranus und Neptun weitestgehend vernachlässigen. Man kann die Bewegung des Asteroiden mit und ohne die von ihnen ausgeübte Gravitationskraft berechnen und sieht dann, dass dies keinen Unterschied ergiebt. Ihr Einfluss spielt für dieses Problem keine Rolle. Und so kann man für jedes himmelsmechanische Problem angeben, welche Himmelskörper Einflussfaktoren sind und welche nicht. Will man die Bewegung der Marsmonde untersuchen, kann man etwa den Zwergplanet Pluto ignorieren. Will man mehr über die Bewegung der Asteroiden im Kuipergürtel wissen, die sich in der Nähe des Pluto befinden, dann muss man Pluto berücksichtigen, um verlässliche Ergebnisse zu erhalten – braucht sich aber nicht um Mars zu kümmern. Man kann also immer präzisieren, welche Himmelskörper aus welchen Gründen eine Rolle spielen. Und wenn man entsprechende wissenschaftliche Ergebnisse veröffentlicht, muss man ebenso darauf verweisen. Jeder Gutachter würde sonst umgehend und zu Recht bemängeln, dass der Autor vergessen hat, die Wahl seines Modells und seiner Parameter – in diesem Fall eben die Wahl der berücksichtigten Himmelskörper – zu rechtfertigen.
Aber wie ist das nun in der Astrologie? Von den acht Planeten, fünf Zwergplaneten, hunderten Monden und dem einen Stern werden in der Astrologie normalerweise sieben Planeten (Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun), ein Zwergplanet (Pluto), ein Mond (der Erdmond) und ein Stern (die Sonne) berücksichtigt. Dabei werden Uranus, Neptun und Pluto erst seit dem Zeitpunkt ihrer jeweiligen Entdeckung benutzt; davor ist man anscheinend immer gut ohne sie ausgekommen.Hier stellt sich nun die Frage, wie Astrologen die Wahl dieser Parameter rechtfertigen. Nach welchen Regeln wählen sie diese Himmelskörper aus und verwerfen andere? Es gibt übrigens Astrologen, die die Auswahl erweitert haben und auch einige größere Asteroiden berücksichtigen. Aber auch dann bleibt die Frage nach den Auswahlkriterien bestehen. Wenn die Astrologie keine Lehre der völligen Beliebigkeit ist, dann müsste sie eigentlich eine in sich konsistente Basis haben, mit der sich diese Fragen beantworten lassen.
Kommentare (31)