Die Gezeiten sind hinterhältig! Bei kaum einen physikalischen Phänomen findet man so viele falsche Erklärungen wie hier. Ich habe mein bestes gegeben, das Phänomen von Ebbe und Flut korrekt zu erklären. Es ist nicht einfach – aber auch nicht wahnsinnig schwer zu verstehen. Im Prinzip muss man sich immer nur an das halten, was schon Isaac Newton vor mehr als 300 Jahren herausgefunden hat.
Ach ja: Und Happy Newtonmas!
(Und weiter unten gibt es wie immer eine Transkription des Podcasts zum Nachlesen)
Die Folge könnt ihr euch hier direkt als YouTube-Video ansehen oder direkt runterladen.
Den Podcast könnt ihr unter
abonnieren beziehungsweise auch bei Bitlove via Torrent beziehen.
Am einfachsten ist es, wenn ihr euch die “Sternengeschichten-App” fürs Handy runterladet und den Podcast damit anhört.
Die Sternengeschichten gibts natürlich auch bei iTunes (wo ich mich immer über Rezensionen und Bewertungen freue) und alle Infos und Links zu den vergangenen Folgen findet ihr unter https://www.sternengeschichten.org.
Und natürlich gibt es die Sternengeschichten auch bei Facebook und bei Twitter.
Transkription
Sternengeschichten Folge 161: Die Gezeiten
Die Gezeiten sind hinterhältig! Nicht nur, wenn man von ihnen irgendwo im Wattenmeer überrascht wird und keinen trocken Weg mehr zurück ans Land findet. Sie sind auch hinterhältig, wenn man sie verstehen will. Bei kaum einem physikalischen Phänomen existieren so viele falsche Beschreibungen wie den Gezeiten. Dabei sind die Grundlagen für ihr Verständnis schon mehr als 300 Jahre alt.
Dass die Gezeiten irgendwas mit dem Mond zu tun haben müssen, wusste man aber schon früher. Die Gelehrten des Mittelalters fanden Zusammenhänge zwischen dem Auf und Ab des Meeres und den Phasen des Mondes. Und vermutlich wussten auch schon die frühen Seefahrvölker darüber Bescheid. Dass es wenige Arbeit der griechischen Gelehrten der Antike zu diesem Thema gibt, liegt vermutlich auch daran, dass die Gezeiten im Mittelmeer nur extrem schwach ausgeprägt sind.
Die erste umfassende Erklärung der Gezeiten musste aber warten, bis Isaac Newton im Jahr 1687 sein monumentales Werk Philosophiae Naturalis Principia Mathematica veröffentlichte und die erste mathematische Formulierung der Gravitation vorstellte.
Nun wusste man nicht nur, dass jeder Himmelskörper auf jeden anderen Himmelskörper eine Gravitationskraft ausübt, sondern konnte sie auch noch berechnen. Was uns zur ersten der vielen falschen Erklärungen der Gezeiten bringt. Oft kann man irgendwo lesen oder hören, dass die Flut deswegen entsteht, weil der Mond mit seiner Gravitationskraft das Wasser der Meere anzieht und zu einem Flutberg auftürmt. Unter dem dreht die Erde sich dann aufgrund ihrer täglichen Rotation hinweg und darum gibt es an den Küsten mal mehr und mal weniger Wasser.
Diese Erklärung ist nicht völlig falsch. Aber sie ist auch komplett unvollständig. Jeder, der schon mal einige Zeit an einer Küste verbracht hat weiß, dass die Flut nicht nur einmal am Tag kommt, sondern zweimal. Die Flut wiederholt sich alle 12 Stunden, was nicht der Fall wäre, wenn es nur einen Flutberg gäbe, unter dem sich die Erde alle 24 Stunden hindurch dreht. Es bleiben aber auch noch viele weitere Punkte unklar: Wenn die Gezeiten durch die Anziehungskraft des Mondes verursacht werden, warum zieht der Mond dann anscheinend nur das Wasser in den großen Meeren an, aber nicht in den Seen, der Badewanne oder dem Bierglas? Wieso schwappt das Wasser nicht in einer großen, täglichen Welle einmal um die Erde herum sondern bleibt immer in den Ozeanbecken? Wieso wird nur das Wasser angezogen und wieso werden nicht auch andere Dinge vom Mond nach oben gehoben? Und so weiter – es ist schnell zu sehen, dass diese Erklärung nicht funktionieren kann.
Kommentare (96)