Im November bin ich kaum zum lesen gekommen. Im Dezember lief das zum Glück wieder anders und ich konnte wieder viele interessante Bücher lesen, die ich euch jetzt vorstellen will. Es ist wieder alles dabei: Science-Fiction, Sachbücher, Romane, Fantasy, Krimis und sogar ein Buch ohne Worte 😉

England vs. Deutschland

Ein Spontankauf den ich kürzlich in einer Bahnhofsbuchhandlung getätigt habe, hat sich sehr gelohnt. Ich hab mir dort das Buch “Keeping Up with the Germans” (auf deutsch: “Dichter und Denker, Spinner und Banker: Eine deutsch-englische Beziehungsgeschichte”) von Philip Oltermann besorgt.

germans

Der Markt ist ja seit Jahren mit “lustigen” Reiseberichten und Landesbeschreibungen aller Art überfüllt und auch zum Thema “Deutsche in Großbritannien” bzw. “Briten in Deutschland” hab ich schon jede Menge gelesen. Das Buch von Oltermann ist aber dann doch ganz anders und sehr empfehlenswert (und auch schon ein paar Jahre alt).

Oltermann ist als Deutscher in Deutschland aufgewachsen, aber als Teenager mit seinen Eltern nach London übersiedelt und dann dort geblieben. Im Buch beschreibt er, wie dieser Wechsel von einem Land in ein anderes für ihn als Jugendlicher abgelaufen ist. Das ist interessant, aber nicht unbedingt außergewöhnlich genug um gleich ein ganzes Buch darüber zu schreiben. Das tut Oltermann aber auch nicht; seine eigene Geschichte dient nur als Rahmenhandlung für das eigentliche Thema des Buchs: Begegnungen zwischen Deutschen und Briten.

Oltermann hat sich aus der langen Geschichte der beiden Länder ein paar exemplarische Treffen ausgesucht anhand derer er probiert zu erklären, was Großbritannien und Deutschland wirklich unterscheidet und wie sich die Beziehung zwischen den Ländern entwickelt hat. Da tauchen prominente Treffen auf, wie das zwischen Helmut Kohl und Magaret Thatcher, was Oltermann unter anderem zu einer Erläuterung der unterschiedlichen Koch- und Essgewohnheiten nutzt (anscheinend war Thatcher vom Pfälzischen Saumagen nicht sonderlich begeistert). Aber auch eher unbekannte Begegnungen tauchen auf; zum Beispiel die zwischen der RAF-Terroristen Astrid Proll und der Band “The Clash” die zu einer Abhandlung der unterschiedlichen politischen Entwicklung in den 1960er und 1970er Jahren führt. In Oltermanns Buch treffen sich der Volkswagen und der Mini; der Dadaist Kurt Schwitters trifft auf britische Schriftsteller; Heinrich Heine ist schockiert von seinem Besuch in Großbritannien und jede weitere Begegnung die Oltermann in seinem Buch erzählt, bringt einem sowohl das eigene als auch das fremde Land ein klein wenig näher; egal von wo man stammt. Besonders gut hat mir zum Beispiel die Geschichte des Treffens zwischen Peter Frankenfeld und Freddy Frinton, das dazu geführt hat, das wir nun jedes Jahr zu Silvester einen uralten britischen Sketch im Fernsehen anschauen, von dessen Existenz in Großbritannien kaum jemand mehr weiß.

“Keeping up with the germans” ist nicht nur interessant und amüsant, sondern enthält auch jede Menge Informationen abseits der üblichen Klischees. Ich kann es nur sehr empfehlen!

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Kommentare (12)

  1. #1 Heinz
    Solarystem
    29. Dezember 2015

    Ein wunderbares Buch: “Das Drachenei” von Robert L. Forward. Auf solider physikalischer Basis geschrieben, wird eine Spezies vorgestellt, die auf einem Neutronenstern lebt…
    …Im Jahr 500.000 vor Christus entstand in den Weiten unserer Galaxis ein Neutronenstern. Im Jahr 2050 bricht ein Expeditionsteam auf, um diesen Neutronenstern, genannt das Drachenei, zu erforschen, und macht eine unglaubliche Entdeckung: Auf dem Drachenei, dem vermutlich unwirtlichsten Ort im ganzen Universum, existiert Leben! Doch für die Cheela, die Bewohner des Dracheneis, vergeht die Zeit unendlich viel schneller als für die Menschen und so wird das Expeditionsteam Zeuge, wie eine fremdartige Spezies die Entwicklung von der Steinzeit bis zur Hochtechnologie durchläuft – und das alles an einem Tag!

  2. #2 Chris
    29. Dezember 2015

    >wurde das in der deutschen Ausgabe wirklich mit “Tiffany Weh” übersetzt??

    Ja, ich “musste” das Buch schon vor 1 Monat lesen, war leider viel zu schnell zu Ende…. Jetzt kann man nur mehr die ‘alten’ hervorholen, das war leider das letzte 🙁

  3. #3 rolak
    29. Dezember 2015

    Harrison/Licht

    Vielen Dank für die Erinnerung – das fiel in die Zeit zwischen altem und neuem local dealer für Bücher und ist wohl -äh- irgendwie unter den Tisch aus dem BestellText gefallen.
    Mal schauen, ob nach dem Lesen an die eigentlich angesagte Rückmeldung gedacht wird ;‑)

    mit “Tiffany Weh” übersetzt??

    Allerdings, Florian, habe ich etwas übersehen, was dieser Übersetzung des Namens einen Riegel vorgeschoben haben sollte? Im Sinne von ‘im Gegensatz zu den anderen Namens-Übersetzungen’?

  4. #4 Florian Freistetter
    29. Dezember 2015

    @Heinz: Ja, Drachenei und auch die Fortsetzung sind wirklich super!

  5. #5 Florian Freistetter
    29. Dezember 2015

    @rolak: “Im Sinne von ‘im Gegensatz zu den anderen Namens-Übersetzungen’?”

    Ich hab gar nicht gewusst, das alle Namen übesetzt werden? Hab die Bücher immer nur in englisch gelesen (und das “Weh” nur kürzlich in ner anderen Rezension gelesen)

  6. #6 rolak
    29. Dezember 2015

    gar nicht gewusst

    Ach das erklärt einiges, Florian… Generell finde ich NamensÜbersetzungen gräßlich, doch in gewissen Fällen wie zB der Rückübersetzung (speziell hiesiger) Ortsnamen in die hier gebräuchliche Form gibts kaum bis keine Bedenken. So auch bei den bedeutungs- bis funktions-behafteten Eigennamen der Scheibenwelt, die wären andernfalls kaum analog zum Original in die Geschichte einwebbar.

  7. #7 Folke Kelm
    im schnee
    29. Dezember 2015

    Was die Übersetzungen angeht muss ich wirklich sagen, dass es sich lohnt Pratchett im original zu lesen. Allerdings sind die deutschen Übersetzungen nicht wirklich schlimm, es geht nicht wirklich viel verloren.
    Da ich in Schweden lebe bin ich allerdings auch mehrfach in den “Genuss” der schwedischen Scheibenwelt gekiommen und muss leider sagen,….und das müsst ihr euch jetzt mal wirklich vorstellen….., dass sämtlicher Wortwitz der Scheibenwelt verschwindet. Die Bücher sind schlicht nicht lesbar und es ist kein Wunder, dass die Scheibenwelt in Schweden nicht so populär ist. Das gleiche gilt übrigens auch für Douglas Adams, auch den Anhalter kennt hier niemand, weil die schwedische Übersetzung komplett humorbefreit ist.

  8. #8 Bjoern
    29. Dezember 2015

    “Nova Swing” habe ich vor ca. einem Jahr gelesen – bis eben wusste ich allerdings nicht, dass das der zweite Band einer Trilogie ist! 😀

    Was Florian über den ersten Band “Licht” geschrieben hat, kann man auf “Nova Swing” fast 100% übertragen: ziemlich unverständliche Handlung und öfters mal seltsame Visionen/Träume.

  9. #9 Moss the TeXie
    Ladenburg
    29. Dezember 2015

    @Folke:

    Was die Übersetzungen angeht muss ich wirklich sagen, dass es sich lohnt Pratchett im original zu lesen. Allerdings sind die deutschen Übersetzungen nicht wirklich schlimm, es geht nicht wirklich viel verloren.

    Da wollte ich durchaus noch einen Schritt weitergehen und meinen, dass man erst durch die Original-Lektüre die Qualität der Übersetzungen von Andreas Brandhorst sieht. Da die Gemahlin die Scheibenwelt auf deutsch liest, haben wir hier von vielen Bänden beide Fassungen im Regal; da kann man gut mal nachgucken, wie er dieses oder jenes gemacht hat.

    Andreas Brandhorst kannte von (viel) früher ich als Übersetzer vieler Star-Trek-Romane, und da fiel er mir immer durch einen extrem hölzernen Stil auf (ohne dass ich da die Originale kannte). Anscheinend übernahm er da diverse englische Konstrukte praktisch wörtlich, was manche Romane doch recht schwer lesbar machte (und mich dazu brachte, auf die Originale umzuschwenken ;-). Seine Pratchett-Übersetzungen sehen (nicht nur) daneben richtig gut aus; insbesondere schafft er es zumindest bei gefühlt der größeren Hälfte der Wortspiele, sie auch im Deutschen funktionieren zu lassen.

    Es gibt mit Regina Rawlinson noch mindestens eine weitere Übersetzerin, aber von der kenne ich nur Das Mitternachtskleid, wobei mir da neben dem Titel (im Original I shall wear Midnight) nicht viel aufgefallen ist – allerdings kenne ich da auch die englische Ausgabe nicht.

  10. #10 noch'n Flo
    Schoggiland
    29. Dezember 2015

    @ FF:

    Du hast bei Deiner Aufzählung der Tiffany Weh Bücher noch den allerersten Band dieser Mini-Reihe vergessen: “Kleine freie Männer” (“The free wee men”). Ich liebe diese kleinen Kerlchen – schon beim ersten Lesen kam mir sofort der Gedanke an eine Art Anti-Schlümpfe.

    Ich habe diesen “letzten Gang” mit Terrys finalem Werk noch vor mir, hoffe, ich muss nicht heulen, wenn es zuende geht. T.P.s Werke haben mich 20 Jahre lang begleitet, sein Stil mich auch ein wenig geprägt (insbesondere seine legendären “footnotes”).

  11. #11 Florian Freistetter
    29. Dezember 2015

    @noch’nFlo: “Du hast bei Deiner Aufzählung der Tiffany Weh Bücher noch den allerersten Band dieser Mini-Reihe vergessen”

    Nicht vergessen, aber nicht erwähnt, weil ich ja immer nur die Bücher erwähne, die ich in diesem Monat auch tatsächlich gelesen habe.

  12. #12 peer
    30. Dezember 2015

    Wenns erlaubt ist würde ich auch gerne ein paar Empfehlungen loswerden: The city &the city vob China Mievielle ist wirklich großartig, wenn es auch etwas sperrig beginnt. Es geht um einen klassischen Whodunnit, aber das Setting sind zwei Städte die irgendwie räumlich denselben Platz einnehmen. Sehr abgefahren, aber spannend!

    Sex on rhe moon von Ben Mezrich hat einen total dämmlichen Titel, der falsche Erwartungen weckt. Das Buch ist aber gut! Es ist die Lebensgeschichte von Thad Roberts, einem brillianten jungen Mann, der einen Job bei der NASA ergattert und dann dort Mondgestein stiehlt – ein Kapotalverbrechen in den USA, da Mondgestein Staatschätze sind. Gut geschrieben und man erfährt viel über die Nasa.

    Deep Sea and Ocean going von Rose George ist ein wirklich interessantes Buch über die Schiffahrtsindustrie, ohne die die moderne Globalisierung nicht möglich wäre (90% aller Dinge werden per Schiff tarnsportiert. 90%!) obwohl keiner was davon weiß. Eines der Bücher, die ein Thema behandeln, mit dem man sich sonst nie beschäftigt hätte.

    Und dann noch Station Eleven von Emily St. Mandel, eines meiner Top-5-Bücher des Jahres. Wieder einmal Endzeit (diesmal Post-Pandemie), aber wunderschön geschrieben und einfach gut!