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sb-wettbewerb

Das sagt der/die AutorIn des Artikels, UMa über sich:
Ich interessiere mich für extrasolare Planeten, Astrophysik, Geowissenschaften und verwandte Themen. Wenn mich etwas interessiert oder mir seltsam vorkommt, rechne ich das nach. Meist bin ich im Astronews.com Forum aktiv.

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Proxima 1

Kürzlich wurde die Entdeckung eines Planeten von etwas über einer Erdmasse in der habitablen Zone um Proxima Centauri, dem sonnennächsten Stern, bekanntgegeben. Seine Bezeichnung ist Proxima Centauri b.
Hier versuche ich zu beschreiben, wie eine Sonde aussehen könnte, die den Planeten um Proxima Centauri noch im 21. Jahrhundert direkt erforscht. Dabei habe ich mich auf bereits vorhandene Technologie beschränkt, mit Ausnahme des Primärantriebes, für den es bis jetzt noch keine Technologie gibt, mit der die Entfernung zu Proxima Centauri von 4,24 Lichtjahren oder 268000 Astronomischen Einheiten (AE), in weniger als ein paar tausend Jahren zurückgelegt werden könnte.

Aber es gibt schon einige Ideen für den Primärantrieb. Eine Möglichkeit sind riesige, extrem leichte Lichtsegel, welches in Sonnennähe durch die Sonne, oder aber, auch in größerer Entfernung durch einen starken Laser angetrieben werden könnten. Typischerweise wird dies für eher kleinere Sonden vorgeschlagen.
Eine andere Möglichkeit sind Kernspaltungs- oder Kernfusionsrückstoßantriebe von denen einige über 1000 km/s Ausströmgeschwindigkeit erreichen könnten.
Es gibt exotischere Ideen zum Abbremsen wie das MagSail zum abbremsen. Oder elektrodynamische Tether zur Richtungsänderung. In dieser eher konservativen Sonde werden sie nicht verwendet.
Eine Beschleunigung oder Richtungsänderung durch gerichtete Abwärme der RTGs ist möglich, wie man bei den Sonden Pioneer 10 und 11 gemerkt hat, aber zu ineffektiv um größere Bahnänderungen durchzuführen. Deswegen erhält Proxima 1 zusätzlich einen Ionenantrieb.

Im weiteren werde ich annehmen, dass eine Geschwindigkeit von 10 Prozent der Lichtgeschwindigkeit, das sind 30000 km/s mittels eines Rückstoßantriebes von 5000 km/s Ausströmgeschwindigkeit erreicht wird. Auch wenn es wenig wahrscheinlich scheint, dass eine solche Geschwindigkeit von einer Raumsonde in den nächsten Jahrzehnten erreicht werden kann, würden langsamere, plausiblere Geschwindigkeiten keine Ankunft mehr in diesem Jahrhundert gestatten.

Der Aufbau von Proxima 1

Die hohe Geschwindigkeit bestimmt den Aufbau der Raumsonde Proxima 1. Einerseits muss sie leicht sein, damit die Startmasse nicht zu groß wird, andererseits gibt es keine Möglichkeit wieder abzubremsen und so wird es eine Vorbeiflugsonde mit einer extrem hohen Geschwindigkeit von 30000 km/s. Dies stellt hohe Anforderungen an das Kamerasystem, das die Aufnahmen aus großen Entfernungen von vielen Millionen Kilometern machen muss zusammen mit kurzen Belichtungszeiten von wenigen hundertstel Sekunden. Im Prinzip ergibt sich eine Videokamera, die in schneller Folge etwa 30 Bilder die Sekunde aufnehmen muss. Wegen der hohen Entfernungen ist eine große Auflösung und eine hohe Lichtstärke erforderlich, die eine große Öffnung und damit insgesamt eine große Kamera erfordert. Damit scheiden sehr kleine Sonden aus.

Stromversorgung:
Die 4 Radioisotope Thermoelectric Generators (RTGs) zur Stromversorgung wiegen zusammen 220 kg und liefern zu Anfang 1140 W Strom. Bei dem Vorbeiflug an Proxima Centauri sind es noch 570 W. Davon braucht die Sonde mit Instrumenten, aber ohne Sender und Antrieb maximal 170 Watt. Die gesamte Wärmeproduktion fällt von anfänglich 17,6 kW auf 12,5 kW ab. Sie verhindert die Auskühlung der Sonde während des Fluges.

Sekundärantrieb:
Als Sekundärantrieb und Lageregelung hat Proxima 1 einen Ionenantrieb. Mehrere große und einige Ionentriebwerke kleine Lageregelung. Die Ausströmgeschwindigkeit der Ionentriebwerke beträgt 50 km/s. Maximal werden 400 W Strom benötigt, damit können 11 mN Schub erzeugt werden. Es stehen 113 kg Xenon als Treibstoff in einem Drucktank zur Verfügung, die Triebwerke können damit insgesamt 16 Jahre betrieben werden. Insgesamt kann damit die Geschwindigkeit um 8,2 km/s geändert werden. Eine nennenswerte Beschleunigung oder Abbremsung ist damit also nicht möglich. Auch kann die Ankunftszeit nur um maximal 19 Stunden verändert werden. Allerdings kann, wenn die Triebwerke die letzte 16 Jahre durchgehend laufen, die Sonde um bis zu 13,8 Astronomische Einheiten (AE) seitwärts bewegt werden. Eine größere Änderung wäre möglich, wenn mehr als 16 Jahre vor er Ankunft mit der Kurskorrektur begonnen würde. Dabei beträgt die Gesamtmasse mit vollem Treibstofftank 750 kg.
Während nahezu der gesamten Flugphase dreht sich Proxima 1 mit wenigen Umdrehungen pro Minute um die Achse in Flugrichtung um die Lage zu stabilisieren.

Ein mehrlagiges Schutzschild von über 5 m Durchmesser schützt die Sonde vor Staubteilchen die mit 10 Prozent der Lichtgeschwindigkeit von vor auf die Sonde treffen. Außerdem absorbiert es die Protonen und Elektronen des interstellaren Gases, die als niederenergetische Strahlung auf die Sonde treffen.

Instrumente:
Proxima 1 verfügt über zwei Kamerasysteme. Die Large Proxima Imaging Camera (LaPIC) ist ein Cassegrain Teleskop mit 50 cm Öffnung und 12 m Brennweite. Sie ist das Hauptinstrument von Proxima 1 und dient neben der Gewinnung der Bilder und Spektren der Planeten um Proxima Centauri auch der Bestimmung der Parallaxen der Sterne. Das Gesichtsfeld beträgt maximal 1 Grad. Aus einer Entfernung von 10 Millionen km von Proxima Centauri b können noch Details von 10 km erfasst werden. Der Detektor hat 5 Spektralkanäle zwischen 400 nm bis 2,5 µm.

Die LaPIC ist quer zur Flugrichtung angebracht und liegt komplett hinter dem Schild. Spiegel die seitlich angebracht sind befinden sich normalerweise hinter dem Schutzschild und reflektieren das Licht aus unterschiedlichen Richtungen in die feststehende LaPIC. Es gibt aber auch mehrere Spiegel, die sich über den Rand des Schildes ausklappen können, um Aufnahmen nach vorn zu ermöglichen. Dabei gibt es insgesamt 6 als Backup, falls einige durch Staubteilchen beschädigt werden. Diese Spiegel dienen vor allem dem Schutz der Kamera, so dass diese auch nach vorn Aufnahmen machen kann, ohne teilweise in den Teilchenstrom zu geraten.

Ein abbildendes Spektrometer für das sichtbare und infrarote Licht sollen die Zusammensetzung der Oberflächen und Atmosphären der Planeten des Proxima Centauri Systems bestimmen.

Daneben gibt es noch die kleine Small Camera (SmaC) die mit nur 7,5 cm Öffnung deutlich Lichtschwächer ist aber über ein Gesichtsfeld von 16 Grad verfügt. Sie verfügt aber zusätzlich über nur schwach reflektierende Spiegel, mit denen auch Großaufnahmen des Sterns Proxima Centauri selbst gemacht werden können, ohne die Kamera zu überhitzen.

Das Energetic Partikel Spectrometer (EPS) erfasst Elektronen, Protonen und Ionen um Bereich von 100 bis 10000 keV. Dabei muss die hohe Geschwindigkeit der Raumsonde berücksichtigt werden, die sie je nach Richtung zur Teilchenenergie addiert. Auch das interstellare Gas sowie der Sternenwind werden damit erfasst. Ein Staubdetektor ragt ebenso wie das EPS über das Schild hinaus und werden so vom Staub und Teilchenstrom durchsiebt. Des weiteren gibt es ein Gerät zu Messung der interstellaren Magnetfelder.

Kommunikation:
Proxima 1 hat nur eine Hochgewinnantenne (HGA) von 5 m Durchmesser. Sie hat keine Niedriggewinnantenne (LGA) wie Raumsonden, die im Sonnensystem verbleiben, denn sie wäre nutzlos, da sie zu schwach ist, um die Erde aus größerer Entfernung erreichen zu können oder von dort Signale zu empfangen. Eine mit der Haupttriebwerksstufe verbundene Kommunikationseinheit für die Beschleunigungsphase inklusive MGA und LGA wurde mit dieser abgeworfen.
Der Sender kann mit bis zu 175 W Sendeleistung senden bei 400 W Stromverbrauch.
Gesendet wird im Ka Band bei 34 GHz, direkt auf die Sonne zu. Dies hat den Vorteil, dass die Sendeenergie auf einen Winkel von nur 6 Bogenminuten gebündelt werden kann. Der Nachteil ist, dass die Empfangsstärke durch Wasserdampf in der Erdatmosphäre gestört wird. Daher ist eine erheblich größere Redundanz in den gesendeten Signalen als bisher nötig. Trotz der großen HGA des starken Senders und der hohen Frequenz nimmt die Datenrate wegen der sehr großen Entfernung stark ab. Sie beträgt 2 Bit/s zu beim Square Kilometre Array (SKA) oder 440 Bit/s nach der Erweiterung des SKA bzw. Neubau eines Empfangsarrays. In den 8 Jahren könne damit bis zu 100 Gigabit übertragen werden. Unter Berücksichtigung der Rotverschiebung der Signale, kommt das Signal bei der Erde mit einer Datenrate von 400 Bit/s und einer Frequenz von 30,75 GHz an. Für die Kommunikation der Sonde, die sich weit von der Erde entfernt, muss das SKA mit Empfängern für das Ka Band nachgerüstet werden, da die Empfänger für dies hohen Frequenzen nicht geeignet sind.

Die Mission von Proxima 1

Mit einem einstufigen Test des Primärtriebwerks im Herbst 2028 mit einer 3 Tonnen schweren Neptunsonde, die mit nur 1,3 Tonnen Treibstoff auf 838 km/s beschleunigt, wieder abbremst und nach nur 87 Tagen in einen Neptunorbit einschwenkt, wird die Technologie getestet.
Im Anfang Februar 2030 mit 6 Starts des Space Launch Systems Block 2 werden die je 130 Tonnen schweren Komponenten in einen niedrigen Erdorbit von 186 km Höhe gebracht. Dort werden die 6 Teile, die Sonde mit den 3 obersten Stufen, sowie 5 weitere Primärtriebwerke, zum schwersten Objekt von 780 Tonnen, das von Menschen in den Orbit gebracht wurde zusammengesetzt. Durch eine Ausströmgeschwindigkeit von 5000 km/s beschleunigt der vierstufige Primärantrieb in knapp 3 Jahren Proxima 1 auf 10 Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Bereits im Juni 2030 ist Proxima 1 mit 184 AE die entfernteste Sonde von der Erde und überholt damit Voyager 1. Nach der Trennung der letzten Stufe des Primärantriebes Ende 2032 fliegt Proxima 1 mit nur noch 750 kg Gesamtmasse aber 30000 km/s weiter.

Bereits während des Fluges beginnt die interstellare Mission. Dabei werden Teilchen und Magnetfelder im interstellaren Raum vermessen. Die Daten werden gesammelt um die Empfangsanlagen auf der Erde nicht dauerhaft zu blockieren und im Abstand von einem Jahr zum SKA mit einer maximalen Datenrate von anfänglich 440 Bit pro Sekunde gesendet. Mit zunehmender Entfernung muss die Datenrate reduziert werden und die Übertragungszeiten werden immer länger.

Während der zweiten Phase des Fluges nach Proxima Centauri beginnt dann die astrometrische Mission. Insgesamt sollen die Positionen mehrerer Millionen Sterne unserer Milchstraße auf besser als 0,2 Millibogensekunden genau bestimmt werden. Selbst wenn man nur die Genauigkeit des Hipparcos Satelliten erreicht, kann man wegen der langen Basislinie von über 200000 AE die Distanzen selbst zu Galaxien trigonometrisch bestimmen. Insbesondere bei Supernovae, die in nahen Galaxien bis etwa 100 Millionen Parsec während des Fluges auftreten, können so im Vergleich mit Aufnahmen von der Erde trigonometrische Parallaxen bestimmt werden. Aber auch innerhalb der Milchstraße können die Entfernungen der Sterne so mit einer zehntausendfach höheren Genauigkeit gemessen werden, als mittels der GAIA Mission.
Wegen der niedrigen Datenrate werden die Rohdaten bereits an Bord der Sonde ausgewertet und nur die nötigen Informationen mit einer niedrigen Datenrate von wenigen Bit pro Sekunde zur Erde gesendet.

Anfangs, bis in die 2070er Jahre, dient das SKA als Empfangsanlage, wobei zuletzt dafür ein immer größerer Anteil der Zeit aufgewendet werden muss. Bis zur Ankunft an Proxima Centauri muss das SKA vergrößert oder aber ein größeres Array gebaut werden, dass aus dieser Entfernung die Bilder und Daten empfangen kann, die mit wieder mit 440 Bit pro Sekunde gesendet werden.

Im März 2073, etwa 6 Monate vor dem Vorbeiflug, beginnen die Aufnahmen der Umgebung von Proxima Centauri, um sie nach weiteren entfernten Planeten abzusuchen. Die Aufnahmen sind jetzt besser als mit dem European Extremely Large Telescope (E-ELT) von der Erde aus. Die Planung weitere Aufnahmen muss autonom erfolgen, da die Signallaufzeit zur Erde und zurück über 8 Jahre beträgt und so nur einer grobe Planung der Mission möglich ist aufgrund von über 8 Jahre alten Daten, während die verbesserten Positionen und neuen Planeten noch nicht berücksichtigt werden können.

Die spektroskopischen Aufnahmen sind während des Anfluges mit z=-0,0955 blauverschoben, wegen der hohen Geschwindigkeit von 10 Prozent der Lichtgeschwindigkeit, mit der sich die Sonde nähert. Dabei verdeckt der Schild Proxima Centauri um die Planeten besser aufnehmen zu können.

Anfang Oktober 2073 fliegt Proxima 1 durch das Innere des Proxima Centauri Planetensystems. Dies ist der erste Vorbeiflug an einem anderen Stern als der Sonne. Neben den Aufnahmen und der Spektroskopie wird auch das Magnetfeld und die Gas- und Staubzusammensetzung vermessen.
Geschwindigkeit ist dabei so groß, dass eine Astronomische Einheit in weniger als 5000 Sekunden zurück gelegt wird.

Nachdem die äußeren Planeten aufgenommen wurden, konzentriert sich Proxima 1 auf das Primärziel Proxima Centauri b. Dabei wird in schneller Folge ein ganzes Video aufgenommen damit Bilder wegen der schnellen Bewegung nicht unscharf werden. Die nächsten Aufnahmen sollen Strukturen, die weniger als 10 km messen, zeigen können. Währenddessen macht die SmaC auf der anderen Seite Nahaufnahmen des Sterns.

Nach dem Vorbeiflug werden die Spiegel gedreht und die Aufnahmen gehen von der anderen Seite weiter. Doch von nun an sind alle Farben rotverschoben, da sich nun die Sonde wieder entfernt. Nun wird der Sender eingeschaltet, um die Atmosphäre zu vermessen. Dabei wird versucht die Bahn so zu legen, dass Proxima 1, von der Erde aus gesehen, hinter Proxima Centauri b hindurchfliegt, damit das Signal durch seine Atmosphäre geht. Je nach gegenseitiger Stellung können auch noch anderen Planeten oder Proxima Centauri selbst vermessen werden.
Nach dem die Messungen abgeschlossen sind, wird begonnen, die Daten zur Erde zu senden.

Schließlich im Dezember 2074, 14 Monate nach dem Vorbeiflug an Proxima Centauri, ist die größte Nähe zum Alpha Centauri Hauptsystem A und B erreicht. Dabei werden Aufnahmen der dort bekannten Planeten gemacht, um ihre dreidimensionale Position besser zu vermessen. Neue Planeten werden dabei nicht entdeckt werden, da aus der Distanz von 10500 AE die Aufnahmen schlechter sind, als die mit Großteleskopen von der Erde oder dem erdnahen Weltraum. Sie sind vergleichbar mit einem 13 Meter Teleskop von der Erde aus.

Im Januar 2078 erreichen die ersten Daten die Erde mit einer Datenrate von 400 Bit pro Sekunde. Wegen der Rotverschiebung ist die Datenrate beim Empfangen geringer als beim Senden. Es dauert ganze 8 Jahre um alle Daten in höchster Komprimierung von Proxima 1 zur Erde zu übertragen.

Wie realistisch ist Proxima 1?
Außer dem Primärantrieb habe ich nur existierende oder im Bau befindliche Technologien verwendet. Es ist unwahrscheinlich, dass es bis 2030 einen derartigen Antrieb gibt. Einfacher, schneller und billiger wären Großteleskope auf der Erde oder im All, die Planeten um nahe Sterne direkt untersuchen können.

Kommentare (24)

  1. #1 Dgoe
    26. September 2016

    Sehr spannend!
    Vielen Dank für diese Reise, den Realismus des Machbaren und der Problematiken. Gut geschrieben und recherchiert, finde ich ich, sicher auch sehr viel gerechnet und berechnet.

    Die astrometrischen Messungen – woran ich noch gar nicht gedacht hatte – sind bestimmt auch sehr wertvoll und vielleicht nicht so einfach mit Großteleskopen zu ersetzen, da sie so eine Entfernung bzw. Winkel nicht erreichen.

    Wenn ein neuer Antrieb erfunden wird, dann hoffentlich auch ein Lebenselexier, um das Ende der Reise noch mitzubekommen. 🙂

  2. #2 Dampier
    26. September 2016

    Cool. Einfach mal drauflosplanen. Wie würde man das lösen, wenn man so ne Mission realisieren sollte? Ein schönes Gedankenspiel und ein spannender Artikel. Hat bestimmt Spaß gemacht :]

    Lektorat wäre nett gewesen, der Text wirkt wie mit der heißen Nadel gestrickt. Das gibt Abzüge in der B-Note …

    (BTW, seit einiger Zeit sammle ich Belege dafür, dass das Wissen um den Unterschied zwischen “Der Schild” und “Das Schild” mit besorgniserregender Geschwindigkeit auszusterben scheint. Seit ich darauf achte, fällt mir auf, dass es mittlerweile fast ausschließlich falsch verwendet wird (also ‘das’ statt ‘der’). Selbst bei Spektrum der Wissenschaft habe ich den Klopper schon gefunden. Confirmation Bias oder ernsthafter Anlass zur Besorgnis? Ich bleibe dran, stay tuned …)

  3. #3 Dampier
    26. September 2016

    Mein wohlwollender Kommentar (ohne Links) wird moderiert. hmpf :/

  4. #4 Spunk321
    26. September 2016

    Könnte man unterwegs nicht auch mit einer Art Bojen arbeiten, die unterwegs ausgesetzt werden (oder schon vorausgeschickt wurden), um das Signal als Repeater zu verstärken? Diese müssten sich automatisch aufeinander kalibrieren – wie Perlen an einer virtuellen Kette. Damit könnte man doch eine höhere Datenrate erreichen….
    Und noch “netter” wäre natürlich, nicht nur vorbeizufliegen, sondern abzubremsen…. Wie könnte das gehen? Wenn man die Richtung des nicht definierten Primärantrieb einfach auf der Hälfte dreht zum Beispiel (a la “Reiseziel Mond”wem das etwas sagt ;-))

  5. #5 Montafoner
    Merseburg
    26. September 2016

    Klasse Artikel!
    Dumm nur, daß ich im Jänner 2078 bereits 113 Jahre alt sein würde…

  6. #6 UMa
    26. September 2016

    @Spunk321: So eine Boje wäre im Prinzip eine weitere Sonde, mit den entsprechenden Kosten. Vermutlich wäre es besser die Empfangsanlage auf der Erde zu verbessern. Oder man schickt eine Empfangsantenne in den Orbit und kann dann auf einer erheblich höheren Frequenz senden. Oder man geht zur Datenübertragung mittels Laser über.

    Ja, abbremsen ginge auch, wenn man die Hälfte der Geschwindigkeitsänderung aufspart. Leider halbiert sich dadurch die Fluggeschwindigkeit und die Sonde kommt nicht mehr in diesem Jahrhundert an.

  7. #7 UMa
    26. September 2016

    @Dampier: Meine Antworten werden auch moderiert.

    Ja, hat Spaß gemacht. Vor allem, da ich versucht habe nur heutige Technologien zu verwenden, was bis auf den Primärantrieb ja auch gekappt hat.

    Ich glaube die Vorbildmission ist leicht zu erkennen.

    Wobei ich einen mit heutiger Technologie realisierbaren Primärantrieb, zugunsten eines Flugplans aufgegeben habe, bei dem viele Leser zumindest noch die Chance hätten, die Ankunft noch mitzuerleben.

    (Erwischt: Da aber die Entdeckung von Proxima Centauri b erst weniger als eine Woche vor dem Einsendeschluss bekanntgegeben wurde, kannst du dir ausrechnen, wann der Artikel entstanden ist.)

  8. #8 tomtoo
    26. September 2016

    Vielen Dank für den Artikel !
    So etwas müsste halt funktionieren:
    https://m.youtube.com/watch?v=yhKB-VxJWpg
    Würde viele Probleme auf einmal lösen.
    Ein bischen Spinnen darf mann ja oder ? 😉

  9. #9 Alderamin
    26. September 2016

    @UMa

    Respekt, kennst Dich gut aus. An sich eine sehr schöne Planung für eine interstellare Sonde, nur, wegen

    Außer dem Primärantrieb habe ich nur existierende oder im Bau befindliche Technologien verwendet. Es ist unwahrscheinlich, dass es bis 2030 einen derartigen Antrieb gibt.

    hat das ein wenig was von einem tollen Feinschmecker-Rezept für Grüne Knollenblätterpilze – ein kleines Problem muss halt noch gelöst werden 😉

    Trotzdem, Daumen hoch von mir!

  10. #10 HansG
    Iserlohn
    27. September 2016

    Was ich nicht verstehe: Inwiefern limitiert die Ausströmgeschwindigkeit des Treibstoffs die Geschwindigkeit der Sonde? Ich verstehe (oder ich glaube, es zu verstehen), dass man dank Impulserhaltung für gleiche delta-v weniger Treibstoff bei hohen Ausströmgeschwindigkeiten mitnehmen muss. Ist das der Gedanke dabei?

  11. #11 Alex
    27. September 2016

    Hi UMa,

    super interessanter Artikel.
    Die spannende Frage ist, wird Proxima 1 eine Gold-Platte bekommen, wie die Voyager Sonden ?
    😉

  12. #12 UMa
    27. September 2016

    @HansG:
    Wenn die Geschwindigkeitsänderung deutlich größer als die Ausströmgeschwindigkeit ist, steigt bei gegebener Nutzlast der Treibstoffbedarf exponentiell an.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Raketengrundgleichung
    Dazu kommt dann auch noch die Masse für Triebwerk und Tank.

    Schon hier bei einem Verhältnis von 6 für Endgeschwindigkeit zu Ausströmgeschwindigkeit müssen 780 Tonnen in den Orbit gebracht werden, für eine 750 kg Sonde.

  13. #13 rolak
    27. September 2016

    Confirmation Bias ..

    Aber nicht doch, Dampier. Oder wir beide…

    .. oder ernsthafter Anlass zur Besorgnis?

    Das nu aber auch nicht, das stünde für mich erst an, wenn es von mir selber des öfteren velwechsert würde.
    Ansonsten scheints mir ein klassischer Korrelationsfehler zu sein, Untergruppe (ist ähnlich) → (ist identisch). Anders gefragt: Wenn der Schild vorne mit einer Aufschrift versehen wird (Vorschlag: ‘Hoppla, jetzt kommt Proxima 1’) – darf dann auch ‘das Schild’ formuliert werden?

    btt: Science Fiction wäre normalerweise einen halben Sonderpunkt wert, UMa, dem aber eine unüberwindbare Beschränkung gegenübersteht: Mehr als volle Punktzahl gibts nicht.

  14. #14 Alderamin
    27. September 2016

    @Hans G

    Was ich nicht verstehe: Inwiefern limitiert die Ausströmgeschwindigkeit des Treibstoffs die Geschwindigkeit der Sonde? Ich verstehe (oder ich glaube, es zu verstehen), dass man dank Impulserhaltung für gleiche delta-v weniger Treibstoff bei hohen Ausströmgeschwindigkeiten mitnehmen muss. Ist das der Gedanke dabei?

    Ja. Schau Dir mal die Raketengrundgleichung an. Die erreichbare Endgeschwindigkeit steigt linear mit der Ausströmgeschwindigkeit, aber nur logarithmisch mit der Treibstoffmasse. Wenn, wie hier, von Ausströmgeschwindigkeiten die Rede ist, die mehr als 1000mal höher als die chemischer Treibstoffe sind, dann müsste man das e^1000-fache an Treibstoff aufwenden, um dieselber Endgeschwindigkeit chemisch zu erreichen. So viel Treibstoff gibt es allerdings gar nicht im Universum.

  15. #15 Wage
    27. September 2016

    Wie schnell ist wie klein. Nanotechnologie wäre eine Idee, es gibt da allerdings ein kleines Kommunikationsproblem. Es wurde jüngst vorgeschlagen das FOCAL Konzept zur Langstreckenkommunikation einzusetzen. Technisch nicht ganz leicht umzusetzen.

  16. #16 Artur57
    27. September 2016

    Beeindruckende Austrittsgeschwindigkeit beim Ionenantrieb. Nur hat er einen anderen Nachteil: abgestoßen wird nur geladene Masse, üblicherweise die positive. Worauf sich das Raumschiff dann negativ auflädt und man ständig einen Schlag bekommt. Nicht wirklich gemütlich und schon garnicht über einen langen Zeitraum.

  17. #17 rolak
    27. September 2016

    ständig einen Schlag

    Aber nicht doch, Artur57, leerer Raum. Da ist keiner. Wer sollte also zuschlagen?
    Nee, aber schau mal rechts unten in der Ecke!

  18. #18 Alderamin
    27. September 2016

    @Artur57

    Nein, es werden Ionen und Elektronen ausgestoßen. Nach der Beschleunigung werden sie den positiven Ionen wieder zugeführt (siehe Bild von rolak, das ich auch gerade verlinken wollte).

    Das Problem ist weniger die Gefahr einer Entladung, sondern dass ein positiver Ionenstrahl und ein negativ geladenes Raumschiff sich elektrisch anziehen würden und damit das Raumschiff bremsen!

  19. #19 Gustav
    27. September 2016

    Die Technologie für manche Nukleare Pulsantriebe ist entweder schon vorhanden oder kann in der Entwicklungszeit erforscht werden: https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearer_Pulsantrieb

    Allerdings mehr als 4 bis 6 % ist dabei laut mehreren Studien kaum möglich. Auch Lichtsegeln schaffen laut Studien nicht mehr. Für 10 % brauchts eine Technologie, die derzeit tatsächlich nicht einmal ansatzweise existiert – auch in absehbarer Zeit nicht (dutzende Jahre – wenn solch ein Antrieb überhaupt umsetzbar ist). Wie etwa Antimaterieantrieb.

    Und je nachdem, wie der Planet um Proxima Centauri beschaffen ist, wird entscheiden, ob die Reise dorthin geht. Zeigen nähere Untersuchungen, dass dort Leben möglich wäre – dann ja. Wenn nicht, dann wird sicher keine Sonde dorthin gebaut.

    Eine Sonde zu einem Planeten zu schicken, der sich nicht wesentlich von dem unterscheidet, was wir schon kennen, ist einfach nicht zu rechtfertigen. Ein solches Unterfangen, wäre allein vom Aufwand her nahe an der Unrealisierbarkeit (wirtschaftlicher Aufwand, zumindest in unserer Welt, wo wir schon um Großteleskope und beschleuniger raufen müssen). Wenn eine Sonde zu einem extrasolaren Planeten geschickt wird, dann mMn wenn dort Leben erwartbar ist bzw. der Planet “erdähnlich” ist. Ob der nun 4 oder 10 Lichtjahre entfernt st, ist wurscht. Wenn eine Sonde zu Proxima Centauri relaisierbar ist, also die Haltbarkeit von Geräten 100 Jahre garantiert werden kann (ein weiteres Problem), dann auch über 200 Jahre.

    Es wird ein Generationenprojekt sein. Bis dahin vergehen aber dutzende bis hunderte Jahre, schlicht und einfach weil Erforschung von Europa oder anderer Monde interessanter ist, weniger Aufwändig ist und weit kostengünstiger. Auch mit der Überlegung von fremden Leben. Das finden wir eventuell schon in unserem Sonnensystem. Existiert da eine Chance, wird keine interstellare Sonde gebaut.

    Ausgenommen es wird zB bei Epsilon Eridani ein Planet mit Ozon gefunden, dann nimmt man wohl lieber eine Reise über 10 Lichtjahre auf sich, anstatt zu einem eventuell faden Felsbrocken zu fliegen, der halt in der Nähe ist. Dauert es halt 200 Jahre – wie gesagt, eine interstellare Sonde, wird allein vom Aufwand her, ein Generationenprojekt. Aber auch bis dahin vergeht eine lange Zeit.

    Eine Alternative wären Nanosonden, Ulraleichtdsonden, mit Lichtsegeln, Kameras im Grammbereich, usw..

  20. #20 step
    koethen
    28. September 2016

    Schoener Ausflug in die Welt der Raumfahrt, wie sie sein koennte 🙂

  21. #21 tohuwabohu
    Berlin
    28. September 2016

    @Spunk321 #4
    Das Aussetzen von Relaistationen könnte nur erfolgen, während die Sonde noch weiter beschleunigt. Ein späteres Aussetzen würde nur dazu führen, dass die Relaistation mit derselben Geschwindigkeit, wie die Sonde selbst weiterfliegt (die Relaistationen abzubremsen wäre maximal kontraproduktiv).

    Jede Relaistation bedeutet zusätzlich zu beschleunigende Masse und verteuert so das ganze Projekt. Ausserdem wird mit jeder Relaistation ein weiteres Glied in die Kommunikationsstrecke eingefügt.
    Ich denke, dass das zusätzliche Gewicht der Relaistationen in keinem sinnvollen Verhältnis zur Gewichtseinsparung beim Sondensender steht und ein Ausfall nur einer Relaistation die ganze Mission scheitern lässt (die Mission scheitert auch beim Ausfall des Sondensenders, aber jede Relaistation besteht aus zwei Komponenten: Empfänger und Sender, also zwei Teilen die ausfallen könnten).
    Bis zum Eintreffen der Sonden-Signale hat man ja einige Zeit die notwendigen Antennen (auf der Erde, im Sonnensystem auf Erd- oder Sonnen-Umlaufbahn oder auf der erdabgewandte Seite des Mondes) zu bauen (das ist natürlich auch nicht billig aber auch für andere Projekte nutzbar).

  22. #22 Till
    29. September 2016

    Sehr schöner Artikel, kommt auf meine Favoritenliste.

    Besonders gut finde ich die Überlegungen zur Fotografie bei 10% Lichtgeschwindigkeit. Da stellt sich schon die Frage, ob die Sonde überhaupt einen Mehrwert liefert, wenn man mit ähnlichem, oder gar deutlich geringerem Aufwand ein Teleskop bauen kann, das uns vielleicht nicht so detaillierte Bilder, dafür aber spektroskopisch deutlich mehr informationen liefert (und auch für andere Planetensysteme anwendbar ist).

    Wenn ich mir statt des Antriebes eine andere neue Technologie wünschen dürfte, dann wäre das Infrarotinterferometrie. Damit könnte man mehrere Infrarotteleskope zusammenschalten und so die Auflösung verbessern. So könnte man die Atmosphären von viel mehr und auch viel weiter entfernten Planeten untersuchen.

  23. #23 Till
    29. September 2016

    @Dampier @UMa
    Das mit der Moderation hat vermutlich mit Smileys zu tun. Der Filter reagiert sehr allergisch auf Klammern jeder Art mit benachbarten Sonderzeichen (wie Doppelpunkten). Einzige Ausnahme scheint der Zwinkersmiley zu sein (aber auch der darf nicht in der Nähe von Satzzeichen stehen)
    😉

  24. #24 UMa
    30. September 2016

    @Till: Ich denke die Hauptvorteile eines Teleskops ist, dass man die Bilder quasi sofort nach dem Bau erhalten kann und man mehr als ein Planetensystem untersuchen kann.
    Dagegen dauert es bei einer Sonde, selbst bei hypothetischer Lichtgeschwindigkeit, mindesten zweimal so viele Jahre, wie die Entfernung in Lichtjahren ist. Bei nur 10% der Lichtgeschwindigkeit sind es elfmal so viele Jahre.
    Bis auf wenige Ausnahmen sehr naher Sterne, werden die Menschen die beim Start schon geboren waren, die Bilder nicht mehr erleben.