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Das sagt der Autor des Artikels, Hans über sich:
Ich bin Hans, von Haus aus Elektroniker und neben Astronomie an vielen anderen Dingen interessiert. Meinen “Einstand” als Kommentator hatte ich hier im Jahr 2013 mit einer ausführlich und kontrovers geführten Diskussion über Glauben und Religion, die interessierte im Archiv nachlesen können, sofern sie nicht daran teilgenommen haben. Da die Standpunkte und Betrachtungshorizonte dort geklärt wurden, soll das hier aber kein Thema mehr sein.
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Der Glücksschmied
“Jeder ist seines Glückes Schmied.” sagt man.
Aber ist das wirklich so? Wie ist das denn eigentlich mit dem Glück und dem schmieden? Oder anders: Was ist, wenn der potentielle Schmied (oder die potentielle Schmiedin) zwar einen Hammer hat, aber keinen Ambos? Oder was nützt einem ein Hammer, der zu schwer ist, sodass man nicht richtig damit arbeiten kann? Oder was, wenn einem zwar alles mögliche an Werkzeug zur Verfügung steht, man aber nicht weis, was man damit anfangen soll? Oder man hat das Werkzeug und weis auch, was damit zu tun ist, aber kein Material, das man damit bearbeiten könnte.
Und dann ist da ja noch die Frage nach dem Glück selbst. Das Glück des Einen muss nicht notwendigerweise auch das Glück des Anderen sein, und ist oft auch nicht. Da stellt sich also die Frage, wie das Glück eigentlich aussehen soll, das man sich schmieden will? Eine grobe Antwort auf diese Frage sollte man schon haben, bevor man in die Schmiede geht. Denn wenn es verschiedene Arten des Glücks gibt, dann wird es sehr wahrscheinlich auch verschiedene Werkzeuge brauchen, um ein bestimmtes Glück herzustellen.
Und kann man voraus setzen, dass jede Schmiede auch alle Werkzeuge hat, die man für das Glück braucht, das einem vorschwebt? Ich denke eher nicht. Und die Rohmaterialien müssen ja auch vorhanden sein. Denn was nützen einem die schönsten Werkzeuge, wenn man die Materialien nicht hat, die damit bearbeitet werden sollen? – Oder umgekehrt: Was nützen einem die besten Materialien, wenn man die Werkzeuge nicht hat, die zu ihrer Bearbeitung nötig sind? Wenn also die Frage nach Glück selbst geklärt ist, und auch die Fragen nach dem Werkzeug und dem benötigtem Material, geht man also los, um sich die Schmiede (aus)zu suchen, wo man dieses Glück am besten herstellen kann.
Aber dann kann es immer noch passieren, dass der Meister sagt: “Nein, Du darfst hier nicht schmieden, denn Du bist keiner von uns.” – Wer “uns” in einem solchen Fall ist, sei mal dahin gestellt. Wichtig ist mir gerade nur, dass man solches Verhalten der Meister nicht ausschliessen kann. Also muss man sich als potentieller Glücksschmied (m/w) eine Schmiede suchen, wo derartiges Ausschlussverhalten nicht vorkommt. Aber gibt es die überhaupt? Oder anders: Gibt es mehr als eine Schmiede, wo man sich das Glück schmieden kann, das einem vorschwebt? Und wenn ja, lassen die einen denn auch das Glück schmieden oder verweigern sie einem den Zutritt? Oder lassen die einem zwar herein, stellen einem aber nicht alles Werkzeug und/oder Material zur Verfügung, dass man braucht um sinnvoll an dem gewünschten Glück arbeiten zu können? – In so einem Fall sollte man sich Fragen, ob man dort weiter machen kann oder will, oder sich nicht besser nach einer anderen Schmiede umsieht.
In einer anderen Schmiede findet man aber womöglich nicht das geeigntete Werkzeug oder die benötigten Materialien. Oder nur minderwertiges Werkzeug und/oder Material, sodass man viel Zeit damit verbringen muss, aus und mit dem schlechten Zeug das Beste zu machen, das damit machbar ist, obwohl man mit geeigneter, hochwertiger Ausrüstung in sehr viel kürzerer Zeit etwas besseres hätte hinbekommen können.
Schliesslich können beim schmieden noch Fragen aufkommen, die man vorher nicht absehen kann. Um diese Fragen zu beantworten, sollten sachkundige Meister vorhanden sein. Diese sollten einem auch sagen und erklären, welche Folgen eine Entscheidung für die weitere Arbeit hat, sodass man die verschiedenen Möglichkeiten abwägen und die für den Einzelfall richtige Entscheidung treffen kann.
Wir können zusammenfassend also feststellen: Bevor man sich sein Glück schmieden kann, müssen ein paar Rahmenbedingungen erfüllt sein: Die potentiellen Glücksschmiede (m/w) sollten
- über die verschiedenen Arten des Glücks informiert sein
- wissen welches Glück sie sich schmieden wollen
- wissen was sie brauchen und was zu tun ist, um ihr gewähltes Glück zu schmieden.
Dazu brauchen sie eine Schmiede, wo sie nicht nur die benötigten Materialien und die geeignten Werkzeuge vorfinden, sondern sie müssen auch willkommen sein, damit sie erfolgreich arbeiten können. Wenn etwas davon nicht gegeben ist, dann werkeln sie nur an etwas herum, das vieles sein kann, aber nicht das Glück um das es ihnen geht. Sind die Bedingungen hingegen erfüllt und die Schmiede haben ihr Glück erfolgreich zu einem Kunstwerk geschmiedet, ist ihr Leben gelungen.
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