Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb 2016. Hinweise zum Ablauf des Bewerbs und wie ihr dabei Abstimmen könnt findet ihr hier.
Das sagt die Autorin des Artikels, Frau Spatz über sich:
Frau Spatz fehlen oft die Worte, wenn Sie sich vorstellen soll, so schreibt Sie vor Nervosität auch schon mal in der dritten Person von sich.Frau Spatz lebt und bloggt so vor sich hin und viele Worte zu sich mag Sie auch gar nicht sagen. Geht es ja hier nicht um Sie als Person.
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(Anmerkung der Autorin zum Text : Ja, ich weiß, dieser Text ist vielleicht für Menschen, die an fachliche und grammatikalisch hochkorrekte Artikel gewöhnt sind, etwas kompliziert. Vielleicht hilft es, sich vorzustellen, Sie würden die Worte, die Sie lesen, hören. Denn, ist es eine Unterhaltung, und, habe ich im Alltag so oft keine Zeit, um Dinge perfekt zu präsentieren.Abgesehen davon, versteht meine “alltägliche Zielgruppe” Inhalte so auch besser.)
Frau Spatz regt sich auf: Monolog mit der Lieblingstasse
“Warum ist das so?” frage ich sauer.
“Warum Marienkäfer?” denke ich laut weiter, “weißt Du, ich verstehe das ja mit dem natürlichen Ekel. So vor Insekten, Spinnen und Schlangen.
Auch, wenn ich denke, daß sich die Menschen in unserer Gegend das eigentlich hätten schon lange abgewöhnen müssen, weil, hier gibts ja niemanden, der für uns so wirklich giftig tödlich ist. Und es sollte doch mittlerweile bekannt sein, wer Krankheiten übertagen kann und wem man besser aus dem Weg geht.
Aber nein, Mensch ekelt sich und schreit : Pfui, Spinne.
Mich nervt das!”, stelle ich meine Lieblingstasse mit Nachdruck auf den Tisch.
“Und, was mich echt aufregt, gerade, ist, daß so viele Menschen ihren Kindern das dann natürlich auch so
beibringen. Wenn ich mich mal umschaue.Und die dann, genau wie die Eltern, eine Schwebfliege nicht von ner Biene nicht von ner Wespe unterscheiden können.
Panisch um sich fuchteln oder sinnlos draufhauen.
Direkt alles für gefährlich halten, ohne zu wissen, was für eine Gefahr wirklich davon ausgehen kann.
Außerdem, das was ich echt schlimm daran finde: Den Kindern wird ein Teil ihrer natürlichen und wichtigen Neugier beraubt!”, schimpfe ich vor mich hin.
“Und, wenn alles direkt als Pfui bezeichnet wird, entsteht da doch direkt ein hemmendes, negatives Bild bei den Kindern.
Und da geht es mir nicht alleine um Krabbelviecher, nein, ich meine das im Großen und Ganzen.
Warum ich mich so aufrege? Weil ich es satt habe, immer erst den Ekel behandeln zu müssen, bevor ich mit der Pflege oder der Behandlung anfangen kann.
Ja, ich bilde nicht mehr aus und ich pflege auch nicht mehr, aber, als Elter oder (Kleinkind-)Pädagoge, da stehste doch auch vor dem Problem.
Das fängt doch schon mit dem eigenen Körper und dessen Ausscheidungen und so an!
Spucke, Nasenschleim, Hustentropfen, Blut, Urin, Kot, Eiter.
So.
Ich wette, wenn ich diese Worte laut sage, oder Sie jemandem zu lesen gebe, dann rümpft ein großer Teil zumindest die Nase.
Ja, ich find das auch nicht lecker, aber, es sind doch für uns Menschen mit die normalsten Dinge der Welt. Sollten es zumindest sein, da sollte doch nicht so überreagiert werden.
Guck Dir doch bitte mal an, wie auf ein brechendes Kind oder ein Kind mit voller Hose reagiert wird.
Oder auf einen alten oder kranken Menschen.
Manche Menschen, auch betreuende, reagieren da so angeekelt und so ablehnend, das dem Kind oder Erwachsener natürlich ein unangenehmes Gefühl kommen muß.
Und, das hats doch schon von ganz alleine, denn, die wenigsten Menschen kotzt gerne oder macht sich gerne in die Hose, weil, angeborener Ekel. Den sollte man aber doch verstehen und so nutzen können.
Aber so, ist doch Kacke.
Oder wenn es Hautverletzungen gibt.
Wie schnell so eine kleine Schramme oder ein Schnitt zum Drama werden kann. Weil es blutet. Gute Güte, als ob es heutzutage kein Desinfektionsmittel oder keine Handschuhe
gäbe. Dabei ist das doch soooo wichtig, sich wenigstens mit den Grundlagen auszukennen und unser Körper ist so ein wahnsinnig interessanter Organismus, so komplex und so wahnsinnig
spannend. Schau Dir allein mal unser Blut an, das ist doch Wahnsinn!
Ich finde, die Menschen, die sind doch schon so lange hier auf der Welt unterwegs, haben so viel herausgefunden, wissen so viel…..ich verstehe einfach nicht, warum das noch so ist.
Das war mal besser.
Ach Mensch, mich regt das grade echt auf.
Vor allem, ich werd diese Sache ja nicht los.
Auch, wenn ich nicht mehr in der Pflege bin, als Elter stolpere ich auch immer wieder auf so Sachen.
Denk doch mal an das Läusestigma, was es immer noch gibt.”, sage ich und starre meine Lieblingstasse an.
“Läuse?
Igitt. Wie gut, daß ich keine Haare habe.” schüttelt sich meine Lieblingstasse.
“Siehste, genau das meine ich. Ja, schön sind die nicht und angenehm, ein Läusewirt zu sein, ist es auch nicht.
Aber, es ist in vielen Teilen unserer Gesellschaft eben ein Tabu, darüber zu reden.
Würde ich jetzt z.B. Mutter von Kind Y ansprechen, daß mir aufgefallen ist, daß ihr Kind sich irgendwie verdächtig häufig an einzelnen Stellen am Kopf unbewußt immer wieder leicht kratzt, was bei mir eine Alarmglocke im Kopf triggert, dann könnte das sein, daß Sie sich ärgert, beleidigt fühlt und es abtut, weil, Läuse, igitt, neee, sowas hat das Kind auf keinen Fall.
So. Und da fängt das Problem an.
Es wird nicht gut genug kommuniziert und so ist die Gefahr, daß sich die gemeinen Kopfläuse ausbreiten, viel höher, weil, Sie werden viel zu spät entdeckt.
Und das kann, besonders wenn übers Blut übertragbare Krankheiten unterwegs sind, echt fiese Folgen haben.
Schau Dir doch mal die anderen Affen an, die haben damit kein Problem, die wissen, hey, Parasiten kann man sich schnell einfangen, hat man Haare und lebt man in ner Gruppe , also
wird regelmäßig gelaust und drauf geachtet. Ja, ich weiß: ich weiß nicht, ob andere Affen so denken können, wie wir.Ist mir aber grade schnurzpupsegal.. Sie machen es. Punkt.” sage
ich und merke, daß mich das wirklich aufregt.
“Ja und? Was willste jetzt machen?” fragt meine Lieblingstasse henkelzuckend.
Ich ziehe die Augenbrauen fragen in die Höhe und starre meine Lieblingstasse an.
“Na, wenn Du dich so drüber aufregst, dann mußte wohl was machen.” stellt diese fest.
“Ja, neuen Kaffe.” grummele ich und schleife meine Tasse hinter mir her.
Ich setze neuen Kaffe auf und denke wieder an Marienkäfer.
Ich sehe mir den Punktekäfer gedanklich noch einmal genauer an und muß an die Rosmarinkäfer denken, die wir dieses Jahr entdeckt haben.
“Komisch, die fanden auch alle hübsch. Weil die so schick geglänzt haben. Da war das mit dem Schädling auch auf einmal gar kein Problem mehr…..”, erzähle ich dem Kaffefilter.
Ich fülle meine Lieblingstasse, greife um ihren warmen Bauch und tapse Richtung Balkon.
“Hallo!”, grüßt mich eine Magnetpapierfeuerwanze im Türrahmen. Ich nicke ihr zu und setze mich wieder in die Sonne.
“Die Marienkäfersache!”, quietsche ich und wische anschließend den verschütteten Kaffe auf.
“Wie, jetzt biste wieder beim Marienkäfer?”, nörgelt mich meine Lieblingstasse an.
“Ja, ich war doch nie weit weg davon. Also: Erinnerst Du Dich noch daran, als wir uns Gedanken darüber gemacht haben, warum jeder Marienkäfer kennt, aber die Larve, die kennt irgendwie kaum einer?
Weißt Du noch, wie überraschend positiv die dann aufgenommen wurde, auch, wenn Sie nicht so glitzerhübsch sondern doch eher unhübsch ist? Weil ich neugierig gemacht habe?
Da hab ich doch noch zum Mann gesagt: Und das alles, weil der Marienkäfer in so vielen Geschichten vorkommt und auf so vielen Abbildungen zu finden ist.
Weil ihn jeder von Kindesbeinen an kennt und weil er geschätzt wird.
Jetzt überleg doch mal: Das hat Potential, das könnte man doch prima nutzen!
Hey,ich meine, wenn man nen Räuber wie den Marienkäfer so toll verkaufen kann, warum sollte das nicht mit den anderen auch gehen?
Ich teste das jetzt mal.
Mit den Feuerwanzen.
Die sind häufig, die sind nicht schädlich oder gemein, die sind ein prima Einsteiger.
Es muß doch möglich sein, da wieder Neugier aufzuwecken!”, zwitschere ich und greife nach meinem Bleistift.
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