Vor kurzem bin ich im Internet auf ein Video gestoßen, das zwar schon drei Jahre alt ist aber meiner Meinung nach immer noch enorm interessant. Viele werden es vielleicht schon gesehen haben; ich möchte aber trotzdem kurz ein wenig dazu schreiben.
Es geht darin um die sogenannte Keeling-Kurve. In der Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Klimaforscher daran interessiert, wie sich die Menge an Kohlendioxid in der Atmosphäre der Erde verändert. Man vermutete damals zwar (und schon Jahrzehnte davor), dass die Menschen durch ihre Aktivitäten und die Verbrennung fossiler Energieträger deutlich mehr CO2 freisetzen als es zuvor der Fall war. Aber man war sich auch nicht sicher, wie sich das auswirkt. Wie groß ist die Menge an freiem CO2 tatsächlich? Wie viel davon wird im Wasser der Ozeane gebunden? Damals ging man eher davon aus, dass die Menge an CO2 in der Atmosphäre konstant bleibt und der durch die Menschen erzeugte Überschuss in den Meeren aufgenommen wird.
Entsprechende Messungen durchzuführen war schwierig und die ersten Versuche lieferten keine wirklich guten Ergebnisse. Dann aber baute der Amerikaner Charles David Keeling ab 1953 Messgeräte, die wirklich gut waren. Eines davon positionierte er ab 1958 auf dem Mauna Loa in Hawaii; ein weiteres in der Antarktis. Beide Messstationen sollten weit genug von irgendwelchen störenden Kohlendioxid-Quellen oder Senken entfernt sein und gute Ergebnisse liefern. Und seit damals gibt es kontinuierliche Daten die überraschende Erkenntnisse geliefert haben.
Das erste was Keeling fand war eine jährliche Variation in der Menge des CO2. Im Frühjahr wird es weniger; dann wieder mehr. Der Grund dafür ist die Geografie unseres Planeten: Die Nordhalbkugel weist deutlich mehr Land auf als die südliche Hälfte; es gibt dort also auch mehr Pflanzen und die können im Nordhalbkugelfrühling mehr CO2 binden als die Pflanzen im Süden ein halbes Jahr später. Im Nordhalbkugelherbst wird das CO2 dann wieder freigesetzt – und das erzeugt die jährliche Variation.
Als Keeling lang genug Daten gesammelt hatte, fand er aber auch einen Trend der den jährlichen Variationen überlagert war. Die Menge an CO2 in der Atmosphäre wurde stetig mehr. Weniger als die Hälfte des CO2 konnte im Meer gespeichert werden; der Rest blieb in der Atmosphäre bestehen. Die Daten zeigten auch, dass die Quelle des CO2 tatsächlich die fossilen Brennstoffe sind, die wir Menschen in so großen Mengen verfeuern.
Richtig interessant wird es aber, wenn man Keelings Daten mit denen aus Eisbohrkernen und ähnlichen Quellen vergleicht die uns die CO2-Konzentration in der fernen Vergangenheit zeigen. Es soll ja immer noch Menschen geben, die leugnen das der Mensch einen Einfluss auf das Klima und die Zusammensetzung der Atmosphäre hat. “Früher hat sich ja auch alles geändert, ganz ohne Menschen”, lautet ein beliebtes Argument. Aber abgesehen davon, dass kein Klimaforscher je bestritten hätte, das es in der Vergangenheit der Erde immer wieder Variationen des Klimas gab, sind die aktuell stattfindenden Änderungen von einer ganz anderen Qualität. Und genau das zeigt das Video wunderbar:
Wir haben einen Einfluss auf das, was in unserer Atmosphäre und mit unserem Planeten passiert. Und wir sollten uns dessen sehr, sehr bewusst sein. Die Daten zu ignorieren – so wie das gerade wieder von höchster politischer Stelle in den USA geschieht – ist nicht nur dumm, sondern auch gefährlich.
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