“Welche Zukunft wollen wir?” Das war der Titel einer Veranstaltung der Zeitschrift bild der wissenschaft in Stuttgart, die ich gestern Abend besucht habe. Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen haben sich dort mit der Leserschaft der Zeitschrift getroffen um genau über diese Frage zu diskutieren: Wie wird die Zukunft aussehen und wie können bzw. wollen wir sie haben oder gestalten.
Es gab ein paar sehr interessante Kurzvorträge (und wer mehr darüber wissen will, kann dazu in der aktuellen Ausgabe von bild der wissenschaft ausführlichere Texte lesen) zu verschiedensten Aspekten der Zukunftsplanung. Eine Paläontologin hat probiert die Welt zu skizzieren die uns in 100.000 Jahren erwartet und sich große Sorgen über das Artensterben und die Biodiversität gemacht. Natürlich wurde die Frage der Energieversorgung diskutiert. Sehr spannend war auch der Vortrag über “Technofossilien” und die Frage, was zukünftige Archäologen in 10.000 Jahren aus der Erde buddeln können. Ernst Ulrich von Weizsäcker rekapitulierte die Prognosen des Club of Rome (dessen Ko-Präsident er seit 2012 ist) und forderte eine “Neue Aufklärung” bei der ich das Konzept allerdings nicht ganz verstanden habe – er hat es mit “Mehr Balanace statt Dogmatismus” zusammengefasst; was damit konkret gemeint ist, hat sich mir nicht erschlossen.
Eine Frage die während der Vorträge und Gespräche gestellt wurde, möchte ich aber gerne an die Blogleserschaft weitergeben. Es ging dabei um die Forschung zur Ethik und Moral von Robotern. Künstliche Intelligenz wird ja immer relevanter – und damit sind jetzt nicht unbedingt Computerwesen á la Terminator oder HAL9000 gemeint. Sondern Maschinen wie zum Beispiel selbstfahrende Autos, die ja auch Entscheidungen treffen müssen die unser Leben beeinflussen können. Oder, wie gestern Abend angesprochen, Roboter die bei der Pflege von pflegebedürftigen Menschen helfen können; damit zum Beispiel alte Menschen länger zuhause wohnen können und nicht auf Pflegeheime angewiesen sind. Beim entsprechenden Pflegepersonal zeichnet sich ja ein ziemlicher Engpass für die Zukunft ab und künstliche Intelligenz wäre hier vielleicht ein Ausweg. Oder auch nicht; vielleicht ist es ja auch eine sehr schlechte Idee, die Algorithmen von Maschinen über die Pflege kranker Menschen entscheiden zu lassen?
Das führte gestern Abend zu der Frage, die ich hier jetzt nicht nur auf Roboter bezogen sondern viel allgemeiner stellen will:
“Welche Art von Forschung sollte man sein lassen?”
Gibt es so etwas überhaupt? Gibt es gewisse Bereiche bei denen man schon vorab sagen kann: Hier zu forschen bringt mehr Schaden als Nutzen; das lassen wir lieber bleiben? Und wenn es das gibt: Welche Arten der Forschung könnten das sein? Gestern Abend wurde das Thema nur sehr kurz gestreift aber ich denke, es verdient eine ausführlichere Diskussion. Denn genau das wird ja von der Öffentlichkeit oft gefordert: Wissenschaftler sollen dieses oder jenes bleiben lassen; sich lieber mit X beschäftigen anstatt mit Y da das nur Probleme schafft, und so weiter. Aber ich sehe da einen fundamentalen Konflikt: Forschung betreibt man, weil man Dinge wissen will, die man noch nicht weiß und oft noch nicht einmal weiß, WAS es überhaupt zu wissen gibt. Die Behauptung, eine bestimmte Richtung der Forschung wäre so schädlich, dass man sie komplett bleiben lassen sollte setzt ja aber voraus, dass man schon weiß, wie die Resultate aussehen werden. Wenn das aber so ist, dann muss man auch nicht mehr forschen. Dass es Ergebnisse der Forschung gibt, deren Anwendung Probleme schaffen kann, ist unumstritten. Wenn man versteht, wie sich Himmelskörper unter ihrer gegenseitigen Gravitationskraft bewegen, versteht man gleichzeitig auch, wie man Raketen auf andere Ländere schießen kann. Wenn man versteht, wie man Krankheiten heilen kann, versteht man auch wie sie sich verursachen lassen. Und so weiter – aber das sind wie gesagt Ergebnisse über deren Anwendung oder Nicht-Anwendung so wie bisher auch der gesellschaftliche Konsens entscheiden so muss. Aber wie sieht es mit der Forschung selbst aus? Welche Art von Forschung sollte man bleiben lassen? Gibt es darauf vernünftige Antworten? Ich bin auf jeden Fall gespannt auf eure Meinung!
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