Passend zu meiner Serie über den Klimawandel habe ich noch ein nettes Video für euch. Es stammt aus der Last Week Tonight-Show mit John Oliver (die generell sehr zu empfehlen ist) und es geht um die seltsame Beziehung zwischen US-Präsident Donald Trump und der Kohle-Industrie. Eines der wichtigsten Wahlkampfthemen von Trump war ja die “Rettung” der Kohleindustrie. Es sollen wieder “gute, amerikanische Jobs” geschaffen werden; so wie früher als die Welt noch in Ordnung war und die bösen Chinesen den Klimawandel noch nicht erfunden hatten um damit die USA kaputt zu machen. Oder so halt irgendwie…

Die Vergangenheit (Bild: Public Domain)

Die Vergangenheit (Bild: Public Domain)

Nun. Genau so gut könnte man fordern, dass dringend die Videotheken-Industrie gerettet werden muss; dass es mehr Jobs für Videorekorderverkäufer und Videorekorderreparateure geben muss. So wie es früher war, als der neumodische Blödsinn mit Streaming & Co noch nicht da war. Aber so läuft die Welt halt nicht. Seit es Technik gibt, gibt es auch immer neue Technik die alte obsolet macht. Das ist natürlich nicht schön für die, die mit der alten Technik ihr Geld verdienen. Aber es hat noch nie funktioniert deswegen das alte künstlich am Leben zu erhalten. Viel besser wäre es, dafür zu sorgen dass das Neue die Welt besser macht als sie vorher war. Fossile Brennstoffe wie eben die Kohle werden früher oder später verschwinden. Aber auch mit den erneuerbaren Energien kann man Geld verdienen und Jobs schaffen. Viel besser vermutlich als wenn man weiterhin die Realität und die Zukunft ignoriert…

Aber, und das zeigt das Video sehr schön, Trump geht es ja eigentlich nicht um die Leute die beim Ausstieg aus der Kohle ihre Jobs verlieren – sondern mehr um die Bosse die diese Leute mehr schlecht als recht beschäftigen:

Es wird noch ein wenig dauern bis sich die Welt geändert hat. Aber am Ende wird kein Weg an der Aufgabe der fossilen Brennstoffe vorbei führen. Diejenigen die das jetzt ignorieren sind dann auch die, die dann die größten Probleme kriegen…

Kommentare (42)

  1. #1 Anderas
    9. Juli 2017

    Es gibt auch eine Studie aus den USA, dieses Jahr veröffentlicht, die zum Ergebnis kommt dass Merkels agressive Energiewende Deutschland mittelfristig einen dreistelligen Milliardenbeträge erspart weil wir mit einer frischen Infrastruktur in die Zukunft gehen und den Übergangsschmerz extra kurz halten.

    Das will hierzulande nur keiner hören. 🙂

  2. #2 rolak
    9. Juli 2017

    Da hat Meister Oliver wohl nen guten Lauf – letzte Woche mit dem Impfen war auch schon herausragend.

  3. #3 rolak
    9. Juli 2017

    **Mist** /vorletzte/

  4. #4 Mikki
    9. Juli 2017

    Anderas,
    könntest du den Link zur Studie hier posten?

  5. #5 Tim
    9. Juli 2017

    @ Anderas

    Merkels agressive Energiewende

    Bitte, was? Photovoltaik und Windkraft kamen 2016 auf einen Anteil am Primärenergieverbrauch von ca. 4 %, das ist nach 15 Jahren “Energiewende” und 100-200 Mrd. Euro Kosten eine katastrophale Bilanz. Die hochproblematische Energie aus Biomasse liegt hingegen weiterhin bei 7 %. Netzausbau, die dringend benötigten Speichertechnologien? “Schneckentempo” wäre noch eine Beschönigung der Situation.

    Die ganze Energiewende ist alles andere als ein Ruhmesblatt. Eigentlich gehört das EEG seit Jahren abgeschafft und durch ein zielführendes Instrument ersetzt, aber weil praktisch die gesamte Bevölkerung zwar an den Klimawandel, aber nicht an eine Klimakatastrophe glaubt, gibt es so gut wie keinen politischen Druck.

    Deutschland ist hier auf einem teuren Irrweg, der von Leuten wie Dir allein wegen seiner Symbolik bejubelt wird. Die Fakten sind mehr als ernüchternd.

  6. #6 gnaddrig
    9. Juli 2017

    Seit es Technik gibt, gibt es auch immer neue Technik die alte obsolet macht. Das ist natürlich nicht schön für die, die mit der alten Technik ihr Geld verdienen. Aber es hat noch nie funktioniert deswegen das alte künstlich am Leben zu erhalten.

    Dazu passend von Mitchell and Webb: Bronze Orientation Day

  7. #7 Limpi
    9. Juli 2017

    @Tim

    Ob Anderas nun im Unrecht ist oder nicht: es wäre auch schön mindestens eine Quelle für deine Zahlen zu präsentieren. Das gehört einfach dazu wenn man eine ernsthafte Diskussion führen möchte 🙂

  8. #8 shader
    9. Juli 2017

    @Tim, wenn von hier auf heute die Investitionen aufhören würden, wäre das wirklich eine ziemlich düstere Bilanz. Nur ist bei jeder neuen Technologie klar, wenn man die voranbringen will, muss man erstmal massiv in entsprechende Infrastrukturen investieren. Man buttert viel Geld rein und bekommt kurzfristig kaum was zurück. Kurzfristig! Investitionen in die Energiewirtschaft muss man generell sehr weitsichtig planen. Damit sich ein Kraftwerk überhaupt rentiert, braucht es Minimum 20 Jahre, eigentlich deutlich mehr. Wer also glaubte, in 10 Jahren könnten wir schon beispielsweise bei 30% Primärenergieverbrauch stehen, der verkennt einfach die Gegebenheiten. Ehrlich gesagt halte ich schon ein Anstieg von 1% im Jahr für völlig ausreichend, um 2050 eine wirklich geänderte low-carbon Energieversorgung zu haben.

    “aber weil praktisch die gesamte Bevölkerung zwar an den Klimawandel, aber nicht an eine Klimakatastrophe glaubt, gibt es so gut wie keinen politischen Druck.”

    Braucht es denn immer erst eine “Katastrophe”, damit sich etwas ändert? Wir haben hier schon einige technische Revolutionen umgesetzt, ohne mit einer Katastrophe zu drohen. Die Notwendigkeit etwas zu tun, besteht in der wirklich breiten Bevölkerung, auch wenn politische Kräfte wie AfD oder EIKE etwas anderes glauben.

  9. #9 Robert
    Wien
    9. Juli 2017

    Lieber Florian Freistetter,

    ich lese und höre sehr gerne Astrodicticum Simplex, aber wieso nun auch hier, abseits der Astronomie, das Weltklima zum Thema gemacht wird, offenbar nur um zu zeigen, dass man gegen Trump ist, stört mich doch.

    Bitte, bitte bei astronomischen Themen bleiben – Klimawandel kann ich woanders auch nachlesen.

    Danke und liebe grüße,
    Robert

  10. #10 shader
    9. Juli 2017

    “Klimawandel kann ich woanders auch nachlesen.”

    Dann mach es doch einfach, Robert. Wo ist das Problem?

  11. #11 Florian Freistetter
    9. Juli 2017

    @Robert: “Bitte, bitte bei astronomischen Themen bleiben – Klimawandel kann ich woanders auch nachlesen.”

    Ich kann dir nur empfehlen meine Serie über Klimawandel nicht nur pauschal doof zu finden sondern auch mal zu lesen. Dann würdest du sehen, das das ein SEHR astronomisches Thema ist.

    “offenbar nur um zu zeigen, dass man gegen Trump ist,”

    Abgesehen davon dass ich von Trump nicht viel halte: Zu sagen, der einzige Grund den Klimawandel zu thematisieren wäre die Gegnerschaft zu Trump ist ein klein wenig pauschal…

  12. #12 zimtspinne
    9. Juli 2017

    boah, Robert-Phantast, wie scheinheilig bist du denn wieder?

    Du kannst doch kaum etwas anderes als absolut jedes Thema zu deinem Religionsgeschwurbel umzuleiten bis du es letztlich fast immer zur totalen Verseuchung schaffst – ausgerechnet du gällst hier herum?

    Außerdem ist gerade dieser Blog nicht allzu trumplastig, und wo das Trumpeten nun mal hingehört, gehört es hin, und beim Klimathema ist das der Fall.
    Wie gesagt, bin ich auch eher genervt, sowohl, wenn Trump in jede Diskussion eingestrickt wird als auch wenn das gleiche mit Religion getan wird, und darin bist du Welt- oder eher Nervmeister.

  13. #13 tomtoo
    9. Juli 2017

    @Zimmtspinne

    Glaubst du ist der Robert ?

  14. #14 Tim
    9. Juli 2017

    @ Limpi

    Die beste Quelle ist eigentlich immer Wikipedia.

    Leider beziehen sich die Zahlen der Bundesregierung zur Energiewende meist bloß auf elektrische Energie – das ist ebenso beschönigend wie albern. 🙂

  15. #15 Tim
    9. Juli 2017

    @ shader

    wenn von hier auf heute die Investitionen aufhören würden, wäre das wirklich eine ziemlich düstere Bilanz

    Was soll der Quatsch? Niemand fordert, die Investitionen zu beenden. Wie ich schrieb, geht es darum, daß die Investitionen endlich “zielführend” werden. Bitte argumentiere sachlich, wir sind hier nicht bei der BILD-Zeitung.

    Nur ist bei jeder neuen Technologie klar, wenn man die voranbringen will, muss man erstmal massiv in entsprechende Infrastrukturen investieren

    Und genau das wird durch das EEG ja nicht geleistet. Die Energiewende steht und fällt mit den Speichertechniken. Diese interessieren das EEG praktisch gar nicht. Darum gehört es auf den Müllhaufen.

    Damit sich ein Kraftwerk überhaupt rentiert, braucht es Minimum 20 Jahre

    Rate mal, was passiert, wenn ab etwa 2025-30 die ersten EEG-geförderten Photovoltaik-Anlagen ersetzt werden müss(t)en … Glaubst Du, das geschieht auch nur bei einer der frühen Anlagen?

  16. #16 Laie
    9. Juli 2017

    Deutschland hat noch nicht ausreichend in erneuerbare Energien investiert, doch das bisschen bisher, naja verbuchen wir es mal auf der Positivseite. (Manch andere tun ja noch weniger, also ist es doch positiv – relativ betrachtet)

  17. #17 shader
    10. Juli 2017

    >wenn von hier auf heute die Investitionen aufhören würden, wäre das wirklich eine ziemlich düstere Bilanz

    Was soll der Quatsch? Niemand fordert, die Investitionen zu beenden.

    Ganz ruhig Tim :), ich habe damit nur sagen wollen, wenn man heute Bilanz ziehen würde, also die Investitionen quasi einstellt, dann sehe es düster aus. Es ging mir um den Zeitpunkt. Vielleicht habe ich mich da missverständlich ausgedrückt.

    “Und genau das wird durch das EEG ja nicht geleistet. Die Energiewende steht und fällt mit den Speichertechniken. Diese interessieren das EEG praktisch gar nicht. Darum gehört es auf den Müllhaufen.”

    Das ist mir zu pauschal. Natürlich fällt und steigt langfristig die Energiewende mit den Stromspeichertechniken. Aber man kann so etwas nicht sequentiell angehen, sprich zuerst baut man die Speicher und dann erst die neuen Kraftwerke. Man muss vieles parallel entwickeln und produzieren. Da wird auch bei der Speichertechnologie vieles getan. Okay, man kann natürlich beklagen, dass es noch zu wenig ist. Aber in den kommenden 10-15 Jahren sind die Speichertechnologien noch nicht notwendig, da man vieles noch durch Netzausbau und Backup-Kraftwerke bewältigen kann.

    “Rate mal, was passiert, wenn ab etwa 2025-30 die ersten EEG-geförderten Photovoltaik-Anlagen ersetzt werden müss(t)en … Glaubst Du, das geschieht auch nur bei einer der frühen Anlagen?”

    Ich verstehe jetzt nicht ganz das Argument. Das EEG gibt es mit der Einspeisevergütung seit 2000. Also 2020 wird die Förderung der ersten Anlagen auslaufen. Ein ziemlich normaler Vorgang. Die Anlagen können ja weiterhin Strom produzieren und ins Netz einspeisen und noch etwas Geld auf dem Markt einnehmen. Aber wie gesagt, ich verstehe nicht ganz, worauf das Argument hinzielen soll, also frage ich lieber nochmal nach, ehe ich lospoltere. 😉

  18. #18 Robert
    Wien
    10. Juli 2017

    zu Florian, #11: ich bitte um Entschuldigung. Da habe ich mit meinem Kommentar vielleicht etwas voreilig übers Ziel geschossen. Es tut mir leid.
    Habe mittlerweile die Artikel GANZ gelesen …

    Übrigens: ich meinte in meinem ersten Statement (#9) in keinster Weise, dass die Klimawandel-Serie “doof” ist.

    LG, Robert

  19. #19 Artur57
    10. Juli 2017

    Mal zu den Zahlen: wer ein Kohlekraftwerk betreiben will, muss ungefähr 11 cent pro Kilowattstunde verlangen. Dann noch sechs Jahre Bauzeit abwarten und weitere sechs Jahre bis zur Amortisation. Beim Windrad sieht es anders aus: Bauzeit ein Vierteljahr und Amortisation im ersten Jahr. Und das auch noch billiger: in Deutschland, was ein eher schlechtes Windland ist, kostet die KWh 8,5 cent. Aber in Marokko zum Beispiel hat neulich ein Windanbieter die Ausschreibung mit 2,9 cent gewonnen. In Abu Dhabi ein Solaranbieter mit 2,4 cent. Alles völlig unsubventioniert, die Technik ist durch Massenfertigung besser und billiger geworden. Will sagen, die Erneuerbaren liefern den fossil/atomaren inzwischen einen Preiskampf, in dem diese inzwischen völlig chancenlos sind. Weshalb weltweit schon 54 Prozent des Invests in Erneuerbare gingen, 2015, in vergangenen Jahr waren es bereits 65 Prozent. Trumps Politik läuft eindeutig darauf hinaus, die Kohle zu subventionieren. Was aber nicht hilft, denn von obigen 11 cent entfällt nur ein Cent auf die Kohle selbst, der Rest entfällt auf die Maschinerie und das Personal. Selbst wenn die Kohle umsonst wäre, könnte man das Kraftwerk nicht mehr rentabel betreiben. Aber genau diese Sackgasse hat Trump sich ausgesucht. Trump eben.

    Genau dieser Preiskampf ist es, der nun die Fossil-Atomaren veranlasst, jede Menge Unsinn über das EEG und den Klimawandel zu verbreiten. Sehr gut, dass dem hier widersprochen wird.

  20. #20 Artur57
    10. Juli 2017

    Also ein paar hier herumschwirrenden Zahlen muss ich doch widersprechen. Der Anteil des Grünstroms beträgt in 2017 bislang 37,3 Prozent. Wobei pro Jahr etwa 2,5 Prozent hinzu kommen. Speichertechnik kommt bislang nicht zum Zug, weil diese erst ab einem Anteil von 40 Prozent wirklich benötigt wird. Dies gemäß einer allseits anerkannten Studie des VDE. Da kommen wir allerdings demnächst wohl hin. Aber da tut sich durchaus etwas, die schlafen nicht.

  21. #21 Gerry
    10. Juli 2017

    “Rate mal, was passiert, wenn ab etwa 2025-30 die ersten EEG-geförderten Photovoltaik-Anlagen ersetzt werden müss(t)en”

    Warum sollten diese Anlagen ersetzt werden müssen?
    Ein PV-Modul ist nach 20 Jahren nicht kaputt. Bei ordentlicher Qualität kann das dann nochmal 20 Jahre Strom liefern. Wegen der langsamen Degradation nicht mit der ursprünglichen Nennleistung, aber dafür praktisch kostenlos.
    Und wenn so ein Wechselrichter kaputt geht wird der eben ersetzt. Ist ja nicht so als würde man das bei einem Kohlekraftwerk anders machen wenn dort was kaputt geht.

    Auch Windkraftanlagen müssen nicht nach 20 Jahren ersetzt werden (hier um die Ecke stehen 3 WKA seit 1996, unverändert). Dass die in der Vergangenheit teilweise ersetzt wurden liegt daran, dass damit eine Erhöhung der Leistung verbunden war, aufgrund des zwischenzeitlichen technischen Fortschrittes bei den Anlagen (a.k.a. Repowering).

  22. #22 Struppi
    10. Juli 2017

    Der Vergleich mit Videorekorder ist …. ?

    Genau betrachtet steigt die Kohleförderung nach wie vor. Braunkohle wird seit Mitte der 80’er stabil zwischen 900 und 1100 Mio. t pro Jahr gefördert. Die Steinkohleförderung hat sich seitdem von 3500 auf 7000 verdoppelt.

    D.h. auch wenn es negative Aspekte der Kohlenutzung gibt, sie wird nach wie vor in einem grossen Umfang verbraucht, ist also noch weit davon entfernt eine alte Technik zu sein.

    Ich vermute sogar das im Gegenteil, das die Förderung in China und Indien eher nach alter Technik erfolgt als in den USA. D.h. man könnte auch sagen die alte Technik hat die neue obsolet gemacht, weil wir (die Politiker, die wir wählen) dulden, dass Menschen und Umwelt dort für unseren Wohlstand ausgebeutet werden.

    Wobei ich es aber wiederumm seltsam finde, dass das in den USA so Thema war. Die Abnahme der Kohleförderung war bei weitem nicht tragisch, wie es bei uns immer wieder dargestellt wurde https://de.wikipedia.org/wiki/Kohle/Tabellen_und_Grafiken#F.C3.B6rderung_nach_L.C3.A4ndern_2 (Die Braunkohleförderung hat sogar zugenommen)

    Ich bin auch ein absoluter Anhänger von moderner Energiegewinnung, aber habe letztlich von dem Großtechnischen Aufwand keine Vorstellung.

    Die Förderung von allen Rohstoffen in grossen Mengen ist mit massiven Eingriffen verbunden und die Herstellung von z.b. Solarzellen ist auch sehr Energie- und Gefahrstoffintensiv.

    Man darf auch nicht vergessen, wenn die Rohstoffe nicht hier gefördert werden, bedeutet das auch heute noch massive Verschmutzungen dort wo sie gefördert werden. Insofern hängen die 40% Grünstrom vermutlich mit vergifteten Flüssen in China zusammen. Wir haben dadurch ein gutes Gewissen und die Chinesen kranke Menschen.

    Solange nicht beim Import von Rohstoffen die gleichen Ansprüche der förderung wie bei uns gelten, solange ist das ganze keine Verbesserung von irgendetwas.

  23. #23 Tim
    10. Juli 2017

    @ Arthur57

    Will sagen, die Erneuerbaren liefern den fossil/atomaren inzwischen einen Preiskampf, in dem diese inzwischen völlig chancenlos sind.

    Nein, denn heutzutage weiß ja noch niemand, wieviel verläßliche Windkraft- und Photovoltaik-Energie letztlich kostet wird. Das wird man erst dann plausibel sagen können, wenn es entsprechende Speicherkapazitäten gibt.

    Die Preise, die heute für Wind- und Solarenergie durch die Berichte geistern, sind nur deshalb möglich, weil sie auf Basis fossiler und/oder atomarer Backup-Kraftwerke leben. Würden wir den bestehenden Kraftwerkpark abbauen, hätten wir praktisch keine verläßliche Energieversorgung mehr.

  24. #24 Captain E.
    10. Juli 2017

    @Tim:

    Will sagen, die Erneuerbaren liefern den fossil/atomaren inzwischen einen Preiskampf, in dem diese inzwischen völlig chancenlos sind.

    Nein, denn heutzutage weiß ja noch niemand, wieviel verläßliche Windkraft- und Photovoltaik-Energie letztlich kostet wird. Das wird man erst dann plausibel sagen können, wenn es entsprechende Speicherkapazitäten gibt.

    Die Preise, die heute für Wind- und Solarenergie durch die Berichte geistern, sind nur deshalb möglich, weil sie auf Basis fossiler und/oder atomarer Backup-Kraftwerke leben. Würden wir den bestehenden Kraftwerkpark abbauen, hätten wir praktisch keine verläßliche Energieversorgung mehr.

    Wohl wahr, und das wird auch in Zukunft der Fall sein. Mittels Power-to-Gas-Technologie lässt sich überschüssiger Strom speichern, indem man aus Kohlendioxid und Wasser Methan synthetisiert, auch “synthetisches Erdgas” genannt. Dieser Name ist allerdings ein wenig unglücklich, weil er sich so “fossil” anhört, obwohl das erzeugte Gas das gar nicht ist. Um dieses Methan zu verstromen, braucht man Gaskraftwerke, die zurzeit wegen Unrentabilität abgeschaltet werden. Stattdessen sollte man die Kohlendioxid-Abscheidung vorantreiben, damit man immer ausreichend davon zur Verfügung hätte für den nächsten Synthese-Zyklus. Also: Das Gas-Kraftwerk verbrennt Methan und produziert Kohlendioxid und Wasserdampf, und aus dem Kohlendioxid und Wasser wird wieder Methan produziert, das praktisch unbegrenzt lagerfähig ist. Unsere Bundesregierung war natürlich leider so bescheuert und hat es zugelassen bzw. vorangetrieben, dass die meisten unserer Erdgasspeicher an russische Oligarchen verkauft wurden. Irgendwann müssen die vermutlich für teuer Geld wieder enteignet werden.

  25. #25 Tim
    10. Juli 2017

    @ shader

    Natürlich fällt und steigt langfristig die Energiewende mit den Stromspeichertechniken. Aber man kann so etwas nicht sequentiell angehen, sprich zuerst baut man die Speicher und dann erst die neuen Kraftwerke. Man muss vieles parallel entwickeln und produzieren.

    Natürlich, das wäre schön gewesen – aber das ist ja eben nicht passiert. Zielsetzung des EEGs war es ja auch leider nicht, CO2-Emissionen zu senken – sondern, ohne Sinn und Verstand möglichst viele Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen aufzubauen (mit dem politischen Gedanken im Hinterkopf, daß man damit relevanten Wählerschichten eine nette Finanzspritze spendieren kann). Genau ist das ja auch passiert.

    Sinnvoll wären statt dessen zwei andere Ansätze gewesen: Entweder hätte man von Anfang an nur kontinuierliche (grundlastfähige) Energieeinspeisung fördern sollen, oder man hätte den europäischen Emissionsrechtehandel konsequent und ohne Ausnahmen ausrollen sollen.

    In beiden Fällen wären wir heute sehr viel weiter als mit dem bestehenden EEG.

    Aber zurück zum Thema: Da praktisch kein Wähler katastrophale Klimawandel-Folgen erwartet, gibt es entsprechend wenig politischen Handlungsbedarf und entsprechend wenig Tempo bei der Energiewende.

  26. #26 Tim
    10. Juli 2017

    @ Captain E.

    Unsere Bundesregierung war natürlich leider so bescheuert und hat es zugelassen bzw. vorangetrieben, dass die meisten unserer Erdgasspeicher an russische Oligarchen verkauft wurden. Irgendwann müssen die vermutlich für teuer Geld wieder enteignet werden.

    Die bestehenden Gasspeicher hätten sowieso bestenfalls für die Stromversorgung gereicht – die ist das leichte Problem. Das schwere Problem sind die restlichen 80 % Energieverbrauch. Dafür müssen wir die Gasspeicher ohnehin in einer Weise ausbauen, von der die Bürger keine Vorstellung haben. Laß den russischen Oligarchen doch ihren Tropfen auf dem heißen Stein. 🙂

  27. #27 Tim
    10. Juli 2017

    @ shader

    Also 2020 wird die Förderung der ersten Anlagen auslaufen. Ein ziemlich normaler Vorgang.

    🙂 Glaubst Du denn, nach dem Ausbau der Förderung wird es noch Photovoltaik-Zubau geben? Ich glaube nicht, die Zahlen der letzten Jahre sprechen ziemlich stark dagegen. Und irgendwann sind die alten Anlagen dann am Ende (ob nun nach 25 oder 40 Jahren ist ja egal). Was passiert dann?

    Nein, unter EEG-Bedingungen kann die Energiewende nicht gelingen. Da paßt einfach nichts zusammen.

  28. #28 shader
    10. Juli 2017

    @Struppi: “Man darf auch nicht vergessen, wenn die Rohstoffe nicht hier gefördert werden, bedeutet das auch heute noch massive Verschmutzungen dort wo sie gefördert werden.”

    Das ist richtig. Man muss deshalb genauer hinschauen, welche Bilanz ökonomisch und ökologisch wirklich besser ist. Momentan müssen wir Unmengen an Öl, Gas und Steinkohle importieren. Für PV-Module muss man auch bestimmte Rohstoffe importieren, aber wie steht das im Verhältnis zu der eingesparten Brennstoffmenge? Eine Frage, die man nicht in 5 Minuten auf einen DIN-A4-Blatt lösen kann. Aber glücklicherweise gibt es Leute/Institute, die sich täglich mit solchen Bilanzierungen beschäftigen und bei denen man sich bedienen kann.

    @Tim: “Die Preise, die heute für Wind- und Solarenergie durch die Berichte geistern, sind nur deshalb möglich, weil sie auf Basis fossiler und/oder atomarer Backup-Kraftwerke leben”

    Man muss da zwischen Preisen und Kosten unterscheiden. Ganz einfach ausgedrückt, Preise ist das, was der Anbieter für seinen Strom bekommt, Kosten ist der Aufwand für die Herstellung des Stroms. Die Kosten ergeben sich aus Herstellkosten der Anlagen, Betriebskosten, usw. Bei den konventionellen Kraftwerken kommen entsprechend die Kosten für die Brennstoffe hinzu. Das alles ist erstmal unabhängig von dem, was sich noch im Stromnetz alles befindet.

    Es ist richtig, dass man mit den einzelnen Kraftwerken noch kein funktionierendes Stromnetz hat. Deshalb wird zukünftig immer mehr eine Rolle spielen, wer freie Kapazitäten in Engpasssituationen hat (siehe Kapazitätsmarkt).

    Zum EEG, ich glaube da kann man vieles kritisieren. Vom Grundsatz fand und finde ich es gut. Aber im Gegensatz zur landläufigen Meinung, es handelt sich dabei um “Planwirtschaft” weil es feste Einspeisevergütungen gibt, ist es ein ziemlich freies Konzept, was erstmal jeden erlaubt, seinen erzeugten Strom ins Netz einzuspeisen. Und genau wer wann welche Anlagen baut ist alles andere als planbar nach dem jetzigen Konzept.

    “In beiden Fällen wären wir heute sehr viel weiter als mit dem bestehenden EEG.”

    Wären wir weiter mit was? Wer das EEG streichen will, muss auch sagen, was er stattdessen einsetzen will.

    “Aber zurück zum Thema: Da praktisch kein Wähler katastrophale Klimawandel-Folgen erwartet, gibt es entsprechend wenig politischen Handlungsbedarf und entsprechend wenig Tempo bei der Energiewende.”

    Müssen wir erst dann handeln, wenn eine Katastrophe droht? Also diese Aussage würde ich doch mal stark anzweifeln. Ich würde es eher so sehen, stell Dir vor niemand redet mehr über die Energiewende, sondern sie wird einfach gemacht. 🙂 Für mich ist öffentliche Aufmerksamkeit nicht gleichbedeutend mit realen Fortschritt. Fast außerhalb unseres Fokus haben sich die Herstellungskosten von Solarstrom innerhalb weniger Jahre halbiert.

  29. #29 Karl Mistelberger
    10. Juli 2017

    > #20 Artur57, 10. Juli 2017
    > Also ein paar hier herumschwirrenden Zahlen muss ich doch widersprechen.

    Der Strom kommt aus der Steckdose, geliefert wird er aber nicht von Telepolis, sondern von ganz üblen Leuten:

    Die installierte Nennleistung sämtlicher Windenergieanlagen in Deutschland hat sich in den letzten 16 Jahren, von Anfang 2001 bis Ende 2016, auf 50.000 Megawatt (MW) verachtfacht. In 18 betrachteten europäischen Ländern, die Windenergie heute nutzen, erhöhte sich die Nennleistung im gleichen Zeitraum um das Zwölffache auf mehr als 150.000 MW.

    Eine wesentliche physikalische Eigenschaft der Windenergie ist ihre starke raumzeitliche Variation aufgrund der Fluktuationen der Windgeschwindigkeit. Meteorologisch betrachtet wird die aus Windenergieanlagen eingespeiste elektrische Leistung durch Wetterlagen mit typischen Korrelationslängen von mehreren hundert Kilometern bestimmt. Im Ergebnis ist die aufsummierte eingespeiste Leistung der europaweit über mehrere tausend Kilometer sowohl in Nord-Süd-als auch Ost-West-Richtung verteilten Windenergieanlagen hoch volatil, gekennzeichnet durch ein breites Leistungsspektrum.

    Die intuitive Erwartung einer deutlichen Glättung der Gesamtleistung in einem Maße, das einen Verzicht auf Backup-Kraftwerksleistung ermöglichen würde, tritt allerdings nicht ein. Das Gegenteil ist der Fall, nicht nur für ein einzelnes Land, sondern auch für die große Leistungsspitzen und -minima zeigende Summenzeitreihe der Windstromproduktion 18 europäischer Länder. Für das Jahr 2016 weist die entsprechende Zeitreihe (Stundenwerte) einen Mittelwert von 33.000 MW und ein Minimum von weniger als 6.500 MW auf. Dies entspricht trotz der europaweit verteilten Windparkstandorte gerade einmal 4 % der in den betrachteten 18 Ländern insgesamt installierten Nennleistung. Windenergie trägt damit praktisch nicht zur Versorgungssicherheit bei und erfordert 100 % planbare Backup-Systeme nach heutigem Stand der Technik.

    Im derzeit in der Vorbereitung befindlichen Teil 2 der Studie wird die gesamteuropäische Situation analysiert

  30. #30 Jonas Schimke
    10. Juli 2017

    @shader,

    … auch wenn politische Kräfte wie AfD oder EIKE etwas anderes glauben.

    Kann man die Armleuchter für Dumpfbacken (AfD) und eike wirklich als “politische Kräfte” bezeichnen.? Beide (soweit sie sich noch nicht komplett überschneiden) sind doch eher kraftlose Polit-Chaoten.

  31. #31 Artur57
    10. Juli 2017

    Mal etwas zu Power to Gas. Der große Vorteil dieser Lösung ist, dass sie sowohl das Speicher- als auch das Transportproblem lösen würde. Die Gasspeicher der Bundesrepublik reichen für fünf Monate Versorgung mit Primärenergie, das heißt es könnten fünf Monate Dunkelflaute überbrückt werden. Des weiteren ist eine Gasleitung in der Lage, das 70-fache der stärksten Stromleitung an Energie zu transportieren. Und – man sieht sie nicht. Und – sie liegt schon. Das Netz müsste nicht ausgebaut werden.

    Problem: das so generierte Gas muss dann mit dem Erdgas konkurrieren und da fehlt noch ein Stück. Nicht viel übrigens und es sind durchaus Lerneffekte zu erwarten, wenn man es systematisch ausbaut. Ja, es würde anfangs etwas kosten, aber es wäre eine Technologie, die man dann weltweit verkaufen könnte. Besser angelegt als in zwei Prozent Rüstungsausgaben.

  32. #32 Laie
    10. Juli 2017

    Für die Speicherung von Energie stelle ich mir die vom Fraunhofer-Instituts für Windenergie entwickelte Hohlkörper in einem größeren Ausmasse vor, um die nicht verbrauchbare Windenergie für einen längeren Zeitraum zwischenzuspeichern.

    Ergänzend dazu sind im flachen Meeresbereich in Küstennähe grossräumige Becken bauen – um sie als Pumpenspeicherkraftwerke zu nutzen.

  33. #33 Captain E.
    10. Juli 2017

    @Tim:

    Die bestehenden Gasspeicher hätten sowieso bestenfalls für die Stromversorgung gereicht – die ist das leichte Problem. Das schwere Problem sind die restlichen 80 % Energieverbrauch. Dafür müssen wir die Gasspeicher ohnehin in einer Weise ausbauen, von der die Bürger keine Vorstellung haben. Laß den russischen Oligarchen doch ihren Tropfen auf dem heißen Stein. 🙂

    Meines Wissens sind die Gasspeicher in Deutschland kein “Tropfen auf dem heißen Stein”, sondern können Deutschland für ca. 180 Tage mit Energie versorgen. Vergiss nicht, dass Erdgas auch zum Kochen, Heizen und Autofahren verwendet wird. Pumpspeicherwerke reichen für gerade einmal 8 Stunden, und das dürfte der reine Strombedarf sein.

  34. #34 Tim
    11. Juli 2017

    @ Artur57, Captain E.

    Meines Wissens sind die Gasspeicher in Deutschland kein “Tropfen auf dem heißen Stein”, sondern können Deutschland für ca. 180 Tage mit Energie versorgen.

    Ganz bestimmt nicht. Deutschland hat ein Gasspeicher-Volumen von etwa 25 Mrd. m3, allein der Erdgasverbrauch beträgt ja etwa 80 Mrd. m3 p.a.

    Laßt uns mal wild überschlagen: Erdgas macht etwa 1/5 des Primärenergiebedarfs aus, wir haben also bestehende Gasspeicher für 1/15 des Primärenergiebedarfs. Das reicht für knapp einen Monat. Um weiterhin 180 Tage Versorgungssicherheit gewährleisten zu können, müßten wir die Kapazität also versiebenfachen.

    Die Frage ist, für welchen Fall man die Versorgungssicherheit braucht. Lieferengpässe wie damals bei der Ölkrise entfallen ja, statt dessen müssen wir für Vulkanausbrüche planen. Pi mal Daumen würde ich sagen: Ein halbes Jahr ist das Mindeste, was wir perspektiv brauchen.

  35. #35 shader
    11. Juli 2017

    @Tim, warum sollte man unbedingt ein halbes Jahr Reserve einplanen, wenn man heute diese Reserve nicht hat (und nicht braucht)? Zudem sollte man Abstand von “Nur-Power-to-Gas”-Lösungen oder “Nur-Technologie-XY”-Lösungen nehmen. Wir haben heute einen Energiemix und das wird in Zukunft so sein. Damit reduziert man Versorgungsrisiken und hat mehrere Standbeine.

  36. #36 Tim
    11. Juli 2017

    @ shader

    Wir haben heute einen Energiemix und das wird in Zukunft so sein. Damit reduziert man Versorgungsrisiken und hat mehrere Standbeine.

    Ach ja? Energie aus Biomasse verbraucht unglaublich viel Fläche und schafft eigene Umweltprobleme. Erdwärme und Wasserkraft sind Nischen und werden auch Nischen bleiben. Kernkraft ist tot. Fusionsenergie kommt “in 50 Jahren”.

    Bleiben: Photovoltaik und Windkraft. Beide kommen zusammen auf derzeit 4 % des Primärenergieverbrauchs.

    Wir haben ein Riesenproblem, und es gibt keinen Grund, die Situation schönzureden.

  37. #37 Jonas Schimke
    11. Juli 2017

    @Artur57, Captain E., Tim,

    Die Gasspeicher haben tatsächlich nur eine begrenzte Kapazität. Allerdings sollte man nicht übersehen, dass allein in den Gas-Pipelines in unserem Land ca. 200 GWh an Energie gespeichert sind. Das sind ca. 5% unseres Jahresverbrauchs an Primärenergie.

  38. #38 Tim
    11. Juli 2017

    @ Jonas Schimke

    Eine der beiden Zahlen kann nicht stimmen, der Jahres-Primärenergieverbrauch liegt ja > 5.000 TWh.

  39. #39 Jonas Schimke
    11. Juli 2017

    @Tim,

    richtig, es muss 200 TWh heißen, sorry. Habe ich aus dem Gedächtnis zitiert, ohne nachzurechnen. Sollte eigentlich nicht passieren.

    Deine Zahl stimmt aber auch nicht. Lt. UBA lag der Primärenergieverbrauch 2016 bei rund 13.400 PJ. Wie man leicht umrechnen kann (1kWh = 3,6 MJ), entspricht das 3.722 TWh. Du liegst also nur leicht daneben, ich mal eben um den Faktor 1000. 🙁

  40. #40 Tim
    11. Juli 2017

    Ups … Man sollte eben niemals aus dem Gedächtnis zitieren, insbesondere nicht Zahlenwerte. 🙂

  41. #41 shader
    12. Juli 2017

    @Tim, das hat nichts mit schönreden zu tun, wenn man darauf hinweist, dass ein Mix aus mehreren Energien und Technologien die effektivere Lösung ist, das gesamte System umzustellen. Es gibt auch keinen Grund fatalistisch zu werden. Ich vermute mal, dass zu den potentiellen Möglichkeiten Florian im 10.Teil noch einiges schreiben wird.

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