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„Die Neuordnung Europas 1815 erfolgte aufgrund einer Kontinentalplattenverschiebung“
Eine kurze Geschichte der Welt aus Sicht meiner Schüler
Von Lehrer Lämpel
Seit ich zu unterrichten angefangen habe, sammele ich die Stilblüten meiner Schüler. Auch wenn ich beim Korrigieren von Aufsätzen und Schularbeiten angesichts des Unfugs, den ich da zu lesen bekomme, oft in die Tischplatte beißen muss, bin ich doch insgesamt erfreut, welch kreatives Potenzial in den Kindern steckt. Sie mögen faul sein und uninteressiert, aber zumindest bringen sie mich oft zum Lachen. Bitte denken Sie nicht, dass ich mich hier über sie lustig machen möchte! Denn im Grunde werden da Parallelwelten erschaffen, die sicher nicht als Beleg, aber zumindest als Indiz für ein Multiversum betrachtet werden können. Wenn Ihnen also im Folgenden etwas schwindelig werden sollte, sorgen Sie sich nicht: Der Fortschritt geht verschlungene Wege. – Alle Zitate sind kursiv gesetzt und orthografisch unverändert.
Was ist der Mensch? Wo kommt er her, wo geht er hin? – Alter, wen interessiert das? Muss man das wissen? Man muss eh schon so vieles. „Atmen ist eine Sache, die wir am Tag ständig machen müssen“. Das reicht doch, oder? Na gut, nicht ganz. „Lebensmittel sowie Nahrungsmittel brauchen wir um unseren Hunger zu stillen“. Und zwar eine Menge davon! „Ja, wir vergessen Manchmal Mensch zu sein und der ist eben durch seinen Magen für Essen determiniert“. Wenn der Mäcki aber zu weit weg ist, dann geht man halt doch in die Schulkantine und holt sich ein „Brot, welches früher eine tragende Rolle in der Politik und Gesellschaft gespielt hat“. Das weiß nämlich kaum jemand, dass „schon im Jahre 2000 das Brot wichtig zum überleben war um nicht zu verhungern“. Jaja, da glaubt man, unschuldiges Backwerk vor sich zu haben, aber man sollte auch wissen „dass früher der Brotpreis teils von der Politik und teils von der Nation festgelegt wurden“ und „das Brot für ganze Herrschaften bzw. Revolutionen verantwortlich gemacht werden kann“. Aus der Geschichte kann man auf jeden Fall lernen, „wie es zu Zeiten Marie Antoinette mit der Lebensnotwendigkeit des Brotes war […], das bei falscher Handhabung schon mal eine Revolution, sowie Köpfigungen folgen können“. Sollte man den Leberkäse also doch lieber ohne Semmel essen? Wie auch immer, „dies führt dazu dass irgendwelche Waren, unbewusst im eigenen Heim landen. Wir bedienen uns immer und immer wieder an kleinen Snacks und wissen uberhaupt nicht, was der Konsum an Folgen nach sich zieht“. Genau, denn „Gesundheit ist heutzutage eine der wichtigsten Bestandteile eines langen Lebens, Vitalität und Glückseligkeit“.
Wer die Zukunft gestalten will, muss die Vergangenheit kennen – solche Sachen sagen Lehrer gerne. Ob das stimmt? Und wenn man sie nicht kennt, oder nur so halb? Dann macht man sich eben eine, man muss nur das Ventil öffnen und schon „sprudeln die Erinnerungen hoch“.
Nehmen wir beispielsweise die Frage, welche Ereignisse den Übergang zur Neuzeit markieren. Das ist ja durchaus kontrovers. In manchen Welten ist das „ die Völkerwanderung“, in anderen „ die Mondlandung“ und in einer sehr seltsamen Welt läuft die Zeit nicht nur rückwärts, sondern verknotet sich dermaßen, dass „Mauerfall und Mauerbau“ in dieser Reihenfolge gemeinsam am Anfang unserer Epoche stehen!
Da ist offenbar einiges durcheinander geraten. Man kennt sich nicht mehr aus. Wie entstand übrigens die Weimarer Republik? „1871-1918 Zusammenschluss von Preußen und Bayern zu einem Land“. In einem anderen Universum, ungefähr zur selben Zeit: „1918 Gründung der Weimarer Republik, es entstand das Kaiserreich“. Geschichte ist anscheinend nicht eine Frage der Interpretation von Fakten, sondern ein Quantenzustand, in dem sich die Ereignisse solange in Unbestimmtheit überlagern, bis einer hinschaut. Woran das liegt? „Die heutige Gesellschaft wird immer moderner“! Vielleicht auch daran, dass wir ein „desertröseres Finanzwesen“ haben als früher. Verwüstungen allüberall! Zumindest weiß man sicher, dass die „Neuordnung Europas 1815 […] aufgrund einer Kontinentalplattenverschiebung“ erfolgte.
Das war ein Schritt in die richtige Richtung, aber wir haben keine Zeit, zu warten, bis Afrika das Mittelmeer trockenlegt. Zuviel liegt im Argen. Machen Sie doch mal die Augen auf! „Viele Täter, Mörder oder Pädophile laufen auf der Straße herum als hätten sie nichts gemacht. Die Polizei kann sich nicht um alle Täter beschäftigen und alle kleinen Details untersuchen, denn dafür haben sie eine wertvolle Zeit, die sie nicht nutzen können“. Und was tun wir? Statt Afrika ein wenig anzuschieben, lassen wir es uns gut gehen: „In der heutigen Zeit symbolisiert der Name ‚Stadt‘ für viele Jugendliche, aber auch ältere Menschen, als einen Ort wo man sich treffen kann zum Kaffee trinken. Bei den Jugendlichen wird dies häufig mit ‚Shopping‘ in Verbindung gesetzt. Viele Rentner gehen in die Stadt um Meseen oder Opern zu besuchen“. Der „Auto-Normalverbraucher” ist eben im Grunde ein Depp: Auf einem Platz zum Beispiel, „lassen sich viele traditionelle Wirtschaften und Läden finden, und doch merkt man wie modern und primitiv die Stadt ist, anhand der Menschen die sich dort versammeln“.
Was tun? fragt nicht nur Lenin. Schon im Jahr 2000 haben sich das die Menschen gefragt. Und vielleicht sogar schon früher. Aber ach! „Herr Lämpel! Ich verstehe Geschichte bei Ihnen nicht, das ist alles so politisch!“ Da hast du Recht, meine Liebe. Politik muss gemacht werden! Schon im Jahr 2000 haben die Menschen Politik gemacht. Sie sind zum Beispiel in die „Sozialpetagogische Partei Deutschlands“ eingetreten, oder in die „Faschistische Demokratische Partei“. Das war unter Willy Brandt sehr populär, nachdem die SPD und die Union zum ersten Mal eine „Große Koalisation“ gebildet hatten, die aber erstaunlicherweise nichts mit Beuteltierwerdung zu tun hat. Doch wir greifen vor.
In der Weimarer Republik waren die Leute unzufrieden und haben darum die „Kultur pädagogische Demokratie“ und die „National Sozialistische Demokratische Außenpolitik“ gewählt. Das führte dann in Diktatur und Weltkrieg usw. etc. pp haben-wir-schon-tausendmal-gehört! – Na gut. Was kommt dann? Ach ja, nach dem Krieg kamen die Siegermächte. Vor allem das „Vereinigte Königreich von Amerika“ wollte Deutschland dezentralisieren, d.h. es „sollte nicht mehr aus einem zentralen Gebiet oder Stadtteil aus verwaltet “, sondern „als ökologischer Staat wieder aufgebaut werden“. Dazu musste man Deutschland aber erst entnazifizieren, d.h. man musste „erreichen, dass die Deutschen nicht mehr narzistisch denken“. Daher verbot man nicht nur „der Kreuz wo Hitler erfunden hat“, sondern betrieb auch die „Auflösung von NS-Beamten“, die „Auflösung von Waffenzelten“ und weil man gerade dabei war, wurde auch „die damalige deutsche Politik […] aufgelöst und eine neue angeschaft“. Das nennt man Demokratisierung. Trotzdem gab es auch Probleme, denn manche von den „Belasteten konnten mit ihrem Anwalt oder dem ‚Persil‘ entkommen“. Wohin, weiß man nicht. Vielleicht in die „asiatische Besatzungszone“, vielleicht nach „Schleswig-Holzstein“ oder gar ins „Saarland (polnisches Gebiet)“?
Was man weiß, ist, dass Deutschland dann in zwei Staaten geteilt worden ist, nämlich in das „Deutsche Demokratische Reich“, manche nennen es auch „Das Dritte Reich“, im Osten und in das „Bayerische Reich Deutschland“ im Westen. „Hauptstadt der alten BRD war Leipzig“, aber offenbar wusste das niemand. Im Osten wollte man Planwirtschaft, d.h. „alle Großbetriebe wurden vom Staatsoberköpfen verstaatlicht“. Warum? Wahrscheinlich weil „in der UdSSR Sorrealismus herrschte“. Die UdSSR nämlich „war von Stalin besetzt. Die Westalliierten hatten z.T. polnische und z.T. russische Verfassungen“. Unter Bundeskanzler „Adenauer Kennhard“ trat Deutschland außerdem „der UNO bei und wird dafür wieder souverän und bekommt ein Millitär, lennt dafür den atomaren Waffenschütz gegen Frankreich ab“.
Darum kam es dann wohl auch zum kalten Krieg. Den „führte Ostdeutschland (SBZ) gegen Westdeutschland (USA, FRK, GB)“ und der Begriff „beschreibt das ‚Bekämpfen’ einander welches nur schriftlich erfolgt. Es war kein Krieg der vom Militär geführt wurde, sondern nur politisch“. Aha. Wie hängt damit die sog. ‚Berlinblockade’ zusammen? „Sie wurde als Revulution gegen die Mauer von Bürgern der DDR ausgeführt, und erreichten damit den Fall der Mauer. Die Bürger stellten sich vor der Mauer auf und blieben dort stehen bis sie fiel und somit die DDR nicht mehr existierte“. Das erklärt, weshalb „das Warschauer Paket“ nicht zugestellt werden konnte! Hätte man es nur mit der „Schlussrakete von Helsinki“ geschickt, wäre uns sicher vieles erspart geblieben.
Warum wurde die Mauer eigentlich gebaut? “In der Nacht vom 13-14 August (an einem Wochenende) wurden die DDR zugemacht sodass die Menschen die grenzen nicht mehr verlassen konnten damit so viele Menschen wie möglich dort sind weil ja Wochenende war”. Andere sagen anderes: “Die Mauer wurde von den sowjetisch besetzten Militärkräften am 13.8.1961 gebaut und im Jahr 1971 abgerissen. Stalins vorwand war das Volk vor einem Militärputsch zu schützen”. – Na gut, sei’s drum, mit dieser Unklarheit müssen wir wohl leben.
Seitdem ist eine Menge geschehen, wenn man nur wüsste, was: „Die Zeit rast an einem vorbei und man findet keine Zeit mehr sich ein ordentliches Frühstück zu gönnen oder sich in Ruhe fertig zu machen“. Es besteht aber Hoffnung. „Durch Technisierung und industriellen Fortschritt entwickelt sich die Menschheit immer mehr und will nun nach dem Mond auch den Mars besteigen“. Ob das in gegenseitigem Einvernehmen vollzogen werden kann, muss allerdings erst geklärt werden. „Daher sollten wir abwarten, was die Zeit noch so mit sich bringt, ihr jedoch auch Einhalt gebieten, wenn dies nötig ist“. Genau. Sollte wider Erwarten gar nichts mehr gehen, gibt es dennoch einen Ausweg: “Passive Sterbehilfe ist legal wenn der Helfer drei Jahre arbeitslos ist”.
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