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Für ein Vorurteil weniger
von Nicole
Ich bin 17 Jahre alt und Schülerin der 12. Klasse eines Gymnasium in Niedersachsen. Dies ist mein erster Blogeintrag und ich hoffe er wird Ihnen gefallen.:)
Ein Jahrzehnte altes Problem, das heute leider auch noch aktuell ist, ist der Rassismus. Immer wieder werden Menschen aufgrund ihres Äußeren verurteilt und in Schubladen gesteckt. Vor allem wegen ihrer Hautfarbe nehmen sich zu viele Menschen das Recht Anderen Eigenschaften zuzusprechen. Schließlich deutet eine dunkle Haut ja auf Gewaltbereitschaft, Perspektivlosigkeit und Kriminalität hin, nicht? NEIN.
In meinem Blogbeitrag möchte ich gemeinsam mit Ihnen der Ursache für die Vielfältigkeit von menschlichen Hautfarben auf den Grund gehen. Damit auch jedem bewusst wird dass der Ton der Haut überhaupt nichts mit dem Verhalten eines Menschen zu tun hat, sondern eigentlich ein kluger Schachzug von Mutter Natur ist.
Machen sie sich nun bereit und begleiten sie mich auf eine gedankliche Reise, mehr als ein wenig Zeit, die Fähigkeiten zu lesen und denken zu können werden sie nicht brauchen. Ach, und ein wenig Fantasie wäre auch nicht schlecht.
Hauptteil: Unsere Entdeckungsreise beginnt drei Millionen Jahre vor unserer Zeit. Unsere Vor-vor-vor-keine Ahnung-viele-„vor-„-hier-nötig-sind-fahren beginnen damit, sich zu entwickeln. Die sogenannten Australopithecinen waren (wahrscheinlich) 110-138cm groß, zwischen 30-40kg schwer und um einiges behaarter als wir heutzutage. Doch es gibt natürlich auch Gemeinsamkeiten mit dem heutigen Menschen, unsere kleinen Freunde sind genauso Stubenhocker wie wir. Nur dass sie sich, anstatt in Häusern, in Wäldern verkriechen.
Wie diese Informationen uns jetzt zum Thema Hautfarben weiterhelfen fragen Sie sich? Bleiben Sie geduldig.
Reisen wir ein wenig weiter vor in der zeitlichen Geschichte des Menschen. Diese beginnen sich nämlich immer weiter auf dem Globus zu verteilen, das heißt also auch, dass sie die Wälder verlassen. Das heißt wiederrum, dass sie nun immer mehr der prallen Sonne ausgesetzt sind, und in Kombination mit der immer stärkeren Bewegung (haben sie schon mal auf offener Steppe gejagt?…schweißtreibend, glauben Sie mir) hat sich ein neues Problem aufgetan. Und schweißtreibend ist unser Stichwort, denn eine ordentliche Schicht Haare stört die Verdunstung des lebensrettenden Schweißes, wodurch die Menschenaffen der Gefahr des Hitzetodes (oder Verhungerns, wenn sie nicht in der Hitze jagen) ausgesetzt waren. Lösung von Mutter Natur: Das Fell muss weg.
Man kennt es…kaum ist das eine Problem gelöst, taucht das nächste auf. Anstatt der Hitze bedroht jetzt das in der Sonne enthaltene UV-Licht die Existenz unserer Vor-vor-vor-ein-paar-weniger-„vor-„sind-jetzt-nötig-fahren. Die nackte Haut hat nicht nur mit Verbrennungen zu kämpfen, UV-Licht richtet viel mehr Schaden an als „nur“ Hautkrebs. Es erschwert die Fortpflanzung. Und ohne Fortpflanzung keine Menschen(affen).
Diesen Effekt hat die liebe Sonne, da die hochenergetischen UV-Strahlen das sehr empfindliche Vitamin Folsäure photolysieren (Photolyse = Zersetzung chem. Verbindungen durch Licht), also zerstören. Eventuell haben sie schon davon gehört, dass Schwangere stets auf ihre Folsäureversorgung achten sollen. Warum? Sie ist an der Synthese von DNA-Bausteinen beteiligt. Und da Embryonen (ein sich im Anfangsstadium befindender Organismus) durch den Vorgang der Zellteilung entstehen, für welchen DNA-Bausteine notwendig sind, braucht eine schwangere Frau ausreichend Folsäure, um ein gesundes Kind zu gebären.
Ein Mangel des Vitamins hätte zur Folge, dass das Neugeborene unter einem Neuralohrdefekt leiden könnte. Dieser zeigt sich beispielsweise in einer Spina Bifida (offener Rücken) oder einer Anenzephalie (das Fehlen eines Teils des Schädels/Hirns). Auch Frühgeburten oder angeborene Herzfehler können durch einen Folsäuremangel verursacht werden. Zu damaligen Zeiten waren diese Kinder dem Tode geweiht, die Fortpflanzung wäre nicht möglich.
Und jetzt kommen wir zum springenden Punkt, denn Mutter Natur hatte auch für dieses Problem eine Lösung: Die dunklere Hautfarbe. Für diese ist nämlich das schwarz-braune Pigment Eumelanin verantwortlich, welches sich in der Epidermis (oberste Hautschicht) auffinden lässt. Es hat die Eigenschaft die gefährlichen UV-Strahlen zu absorbieren und die aufgenommene Energie in Form von ungefährlicher vibrationsartiger Bewegung und elektromagnetischen Strahlungen freizusetzen. Es fungiert also als körpereigene Sonnencreme und schützt die Folsäure vor der Photolyse. Das kann man gut an dem vor 1,5 Mio. Jahren lebenden Homo Ergaster veranschaulichen. Dieser Vorfahre ist nur auf dem Kopf ordentlich beharrt und hat eine sehr dunkle Hautfarbe.
Jetzt sollten Sie skeptisch sein, denn soweit haben wir lediglich erklärt, warum der Mensch dunkelhäutig, also mit einer hohen Konzentration an Eumelanin ausgestattet ist. Warum sind dann nicht einfach alle Menschen dunkelhäutig, Sonnenschutz kann schließlich niemanden schaden? Das sollte man meinen.
Aber nicht nur die Folsäure ist essentiell für die Fortpflanzung des Menschen, auch ein Mangel von Vitamin D erschwert es dem Menschen sich zu vermehren. Sicher ist man über die Wirkungsweise dieses Vitamins nicht, jedoch sind Wissenschaftler sich einig, dass es die Spermaqualität verbessern soll und die Schwangerschaftsrate erhöht. Also sorgt es nicht wie die Folsäure für gesunde Babys, sondern dafür, dass sie überhaupt entstehen können. Das besondere des sogenannten „Sonnenvitamins“, es wird durch Sonnenlicht erst synthetisiert (Synthese = Aufbau einer Substanz) und kann nicht ausreichend über die Nahrung aufgenommen werden.
Somit hängt die Fortpflanzung von einem empfindlichen Vitamingleichgewicht ab, denn ein Vitamin wird durch UV-Strahlen synthetisiert, während das andere photolysiert wird. Und da auf der Erde nicht überall das gleiche Klima herrscht und die Sonneneinstrahlung nicht überall gleichstark ist muss sich die Hautfarbe dem jeweiligen Standort anpassen. Eben so, dass genug Melanin vorhanden ist, um die Folsäure zu schützen, aber nicht so viel, dass das Vitamin D nicht synthetisiert werden kann.
Zusammengefasst ist also keine Hautfarbe besser oder schlechter. Die Vielfalt der Pigmentierung hat einfach nur den Vorteil, dass Menschen überall auf der Erde leben können, jede ist für sich perfekt angepasst.
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