Noch sind es nur ein paar sehr vorläufige Bilder, die von der Raumsonde New Horizons aus den fernen Außengebieten des Sonnensystems zur Erde geschickt worden sind. Nachdem die Sonde vor zwei Tagen am Asteroid Ultima Thule vorbei geflogen ist, haben alle gespannt darauf gewartet, was sie dabei gesehen hat. Das hier:
Das ist Ultima Thule, aus einer Entfernung von 28.000 Kilometer aufgenommen mit einer Auflösung von 140 Metern pro Pixel. Es wird natürlich noch detailreichere Bilder geben (der Minimalabstand des Vorbeiflugs betrug 3500 Kilometer). Aber schon jetzt kann man sehen, dass sich der Besuch gelohnt hat. Der Asteroid ist 33 Kilometer lang – und besteht eigentlich aus zwei Asteroiden! Die große Kugel haben die Wissenschaftler “Ultima” genannt, die kleine heißt “Thule” und zusammen geben sie uns einen faszinierenden Einblick in die tiefe Vergangenheit des Sonnensystems.
Vor 4,5 Milliarden Jahren gab es noch keine Planeten; es gab nur Gas und Staub, die sich zu größeren Brocken zusammengefunden hatten. Und diese Brocken kollidierten und verschmolzen ebenfalls, bis am Ende große Planeten entstanden sind. Ultima Thule zeigt uns quasi ein “Standbild” aus dieser Zeit. Damit ein großer Planet entstehen kann, müssen ausreichend viele Objekte miteinander kollidieren. Fern der Sonne – und Ultima Thule IST fern; 44 Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde – bewegen sich die Himmelskörper aber sehr langsam. Dort sind auch die Abstände zwischen den Objekten viel größer. Es gibt also auch weniger Kollisionen – und deswegen dort auch keine Planeten sondern nur ein paar sehr große Asteroiden wie zum Beispiel Pluto oder Eris.
Ultima Thule zeigt uns, wie die ersten Schritte bei der Entstehung von Planeten abgelaufen sind bzw. sein könnten. Aus kleinen Brocken bildeten sich größere Brocken und zwei davon stießen zusammen. Die – für astronomische Verhältnisse – recht sanfte Kollision, die einem unspektakulären Auffahrunfall mit ein wenig Blechschaden entspricht, ließ die beiden Hälfte aufeinandertreffen. Aber sie wurden dabei nicht zerstört; sie verschmolzen auch nicht. Sie sind nur ein wenig aneinander gepappt.
Normalerweise wäre dieser Prozess noch weiter gegangen. Noch mehr Zeug wäre kollidiert, die Objekte wären immer größer geworden bis am Ende ein kompletter Planet fertig ist. Aber in den Außenbezirken des Sonnensystems passiert nicht viel. Dort war zu wenig los und die Planetenentstehung ging nicht weiter. Was aber für die Wissenschaft sehr gut ist. Denn Planeten haben wir ja schon einige erforscht. Die Zwischenstufen aber sind viel schwerer zu beobachten. Denn die haben in der Vergangenheit stattgefunden und sind nicht mehr zu sehen. Es sei denn, man fliegt dorthin, wo New Horizons hin geflogen ist.
Die beteiligten Wissenschaftler haben Ultima Thule als “Zeitmaschine” bezeichnet, die uns zurück zum Anfang des Sonnensystems gebracht hat um uns dort die allerersten Bausteine der Planetenentstehung zu zeigen. New Horizons, in gewissen Sinne auch eine Zeitmaschine, wird ihren Weg weiter fortsetzen. Wenn in den nächsten Wochen und Monaten die detaillierten Bilder und Informationen auf der Erde eintreffen, wird New Horizons schon viel weiter in die Randbezirke des Sonnensystems eingedrungen sein. Noch ist die Sonde intakt. Sie hat Energie, die Instrumente funktionieren und (leider) das wichtigste: Sie wird von der NASA auch noch finanziert. So lange das so bleibt, spricht nichts dagegen, sich auf die Suche nach einem weiteren Ziel in den dunklen Ecken des Alls zu machen. Zu sehen gibt es da mit Sicherheit noch jede Menge!
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