Vor ein paar Wochen habe ich von den vielen Tieren erzählt die wir im Namen der Raumfahrt umgebracht haben. Ein vermutlich sehr viel angenehmeres Schicksal hatte im Jahr 1971 das Frettchen Felicia. Es wurde auch nicht in eine Rakete gesteckt, sondern in einen Teilchenbeschleuniger. Das zumindest war der Plan…
Tiere haben in Teilchenbeschleunigern eigentlich nichts zu suchen. Da gehören nur Teilchen rein. Und auch wenn ein Frettchen, so wie alles andere auch, genaugenommen aus Teilchen besteht, würde man dennoch nicht erwarten, so ein Tier in einem wissenschaftlichen Instrument zu finden. Und schon gar nicht damit rechnen, dass man es absichtlich dort rein steckt.
Aber genau das hat man Anfang der 1970er Jahre am Fermilab in den USA versucht. Denn der damals dort neu gebaute Teilchenbeschleuniger beschleunigte nicht. Zumindest nicht so wie er sollte. Die Magneten, die für die Steuerung des Teilchenstrahls, fielen bei hohen Energien immer wieder aus. Die Ursache war bald identifiziert: Metalsplitter die bei Umbauarbeiten dort gelandet waren und die sich bei ausreichend starker Magnetisierung in den Teilchenstrahl stellten. Nur wir kriegt man die Dinger da jetzt raus? Der Beschleuniger bestand aus einer fast 6,5 Killometer langen, kreisförmigen und 30 Zentimeter breiten Röhre. Die kann man nicht so einfach “durchpusten” und der Staubsauger passt auch nicht rein.
Der damals dort beschäftigte Ingenieur Robert Sheldon hatte eine Idee aus seiner britischen Heimat. Dort benutzte man Frettchen um Hasen aus ihrem Bau zu jagen. Und so wie die Jäger in England die Tiere in die unterirdischen Hasenbauten setzten, könnte man ein Frettchen doch auch in die Beschleunigeröhre setzen, eine Art Wischmop an ihm montieren und wenn es dann durch den Beschleuniger läuft, macht es das Ding gleichzeitig sauber.
Eine sehr irre Idee, die aber umgesetzt wurde. Vor allem weil sie billig war: Das Frettchen mit den Namen “Felicia” kostete nur 35 Dollar. Man stattete es mit einer Schnur aus, die es einmal durch die Röhre hindurch transportieren sollte. Mit der wollte man nachher einen Reinigungsschwam durch den Beschleuniger ziehen. Außerdem bekam Felicia noch eine Windel (Frettchenkacke wollte man auch nicht unbedingt dringend in der Röhre haben). Nur: Das Tier hatte keine Lust auf einen Ausflug in die dunkle Röhre. Also trainierte man es zuerst einmal abseits in kürzeren Röhren. Aber alles über 100 Meter war zuviel für Felicia – was aber nicht tragisch war, weil ein anderen Ingenieur in der Zwischenzeit eine andere Lösung fand (eine Art “magnetisches Frettchen” aus Metall das mit Druckluft stückweise durch die Röhre bewegt werden konnte).
Felicia war den Leuten am Fermilab aber mittlerweile ans Herz gewachsen und wurde zu einer Art Maskottchen für den Beschleuniger. Man hat sogar geplant ihren Körper nach ihrem Tod auszustopfen und am Beschleuniger auszustellen. Hat man dann aber anscheinend doch nicht gemacht…
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