Die Sonne ist schon irgendwie komisch. Sie ist ein ausgewachsener Stern der quasi direkt in unserem Vorgarten steht; eine Kugel aus absurd heißem Gas mit 1,4 Millionen Kilometer Durchmesser die sich keine 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt befindet. Von der Erde aus leuchtet die Sonne buchstäblich taghell und man könnte meinen, so ein helles Ding kann man nicht übersehen. Aber es kommt extrem selten vor, dass wir die Sonne wirklich sehen. Wir sehen das Licht der Sonne, ja – aber die Sonne selbst nicht. Was gut ist, denn wer ohne besondere Vorkehrungen die Sonne betrachtet sollte davor schon alles gesehen haben, was man so im Leben sehen will. Denn die Chancen stehen gut, dass man nach dem Anblick der Sonne gar nichts mehr sieht. Die Sonne ist so verdammt hell, dass es gefährlich und gesundheitsschädlich für uns ist, sie zu anzuschauen! Wir brauchen optische Instrumente mit passenden Filtern – oder müssen das Glück haben, dass gerade ausreichend passend (nicht zu viel und nicht zu wenig) Nebel den Himmel bedeckt so dass wir durch die Wolkenschicht hindurch die Sonnenscheibe betrachten können. Oder wir schauen der Sonne beim Auf- oder Untergehen zu, wenn ihr Licht durch die zu diesem Zeitpunkt besonders dicke Atmosphärenschicht die es durchqueren muss abgeschwächt wird.
So oder so: Recht spektakulär ist der Anblick der Sonne nicht (Und jetzt braucht mir keiner mit der Romantik eines Sonnenaufgangs oder -untergangs kommen! Das ist nur deswegen so enorm schön, weil wir nicht die “echte” Sonne sehen sondern ihr durch die Atmosphäre der Erde modifiziertes Licht, das spektakulär rötlich leuchtet). Sie ist im wesentlich einen weiße, konturlose Scheibe ohne Details. Wenn wir mehr sehen wollen, brauchen wir Teleskope. So ein Teil ist das National Science Foundation’s Daniel K. Inouye Solar Telescope und es steht auf einem hohen Berg auf der Insel Hawaii. Es ist speziell zur Beobachtung der Sonne ausgelegt und erledigt diese Aufgabe wirklich beeindruckend. Es ging erst kürzlich in Betrieb und die ersten Bilder sind spektakulär. So detailliert haben wir die Oberfläche der Sonne bis jetzt noch nie gesehen:
Die kleinsten Details auf dieser Aufnahme sind nur 30 Kilometer groß! Was man hier sieht nennt sich “Granulation” und ist eigentlich nichts anderes als das Brodeln der Sonnenoberfläche. Heißes Gas aus der Tiefe der Sonne steigt auf, kühlt ab und sinkt wieder nach unten. In etwa so wie sich auch in kochendem Wasser Blasen bilden und alles vor sich hin sprudelt. Nur dass eine solcher “Granulen” so groß wie Texas ist, wie die Pressemitteilung der Teleskopbetreiber patriotisch anmerkt und was man hierzulande natürlich entsprechend in 272 Saarländer umrechnen (oder meinetwegen auch 98 Millionen Fußballfelder) umrechnen muss.
Das ganze gibt es natürlich auch als Bewegtbild:
Es lohnt sich, die Sonne anzusehen! Sie ist der einzige Stern den wir wirklich im Detail beobachten können und das sollten wir tun, wenn wir verstehen wollen wie diese Himmelskörper funktionieren. Ein genauer Blick auf die Sonne kann uns auch zeigen, wann es dort zu Sonnenstürmen und Eruptionen kommt. Was gut zu wissen ist, wenn man zum Beispiel Polarlichter beobachten möchte oder die Welt vor Stromausfällen schützen will, die durch extreme Sonnenaktivität ausgelöst werden könnten. Aber was auch immer wir tun: Der Blick auf unseren Stern ist faszinierend! Zumindest dann, wenn man ein ausreichend gutes Auge hat, wie die Leute in Hawaii und man nicht mit den eigenen Augen hinschauen muss!
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