Heute ist der Internationale Frauentag. Es ist gut, dass es diesen Tag gibt. Er sorgt dafür, dass all die Probleme die durch die immer noch fehlende Gleichberechtigung verursacht werden, zumindest einmal im Jahr prominent in den Medien erwähnt werden. Wesentlich besser wäre es aber natürlich, wenn die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern auch an den 364 anderen Tagen des Jahres so intensiv verfolgt würde, wie es in den Reden zum 8. März verkündet wird. Das gilt insbesondere für die Wissenschaft.
Ich habe vor ein paar Jahren am 8. März geschrieben: “Wir brauchen das Wissen aller Menschen”. Das stimmt heute noch genau so wie damals. Vielleicht sogar noch mehr, denn uns wird ja gerade sehr eindrücklich vor Augen geführt, wie wichtig wissenschaftliche Forschung für uns alle ist. Die Corona-Impfungen sind ja zum Beispiel nicht vom Himmel gefallen, sondern das Resultat wissenschaftlicher (Grundlagen)Forschung. Und es ist eine recht triviale Erkenntnis: Wenn die Forschung mehrheitlich von Männern erledigt wird, die mehrheitlich aus dem globalen Norden kommen, dann verpassen wir sehr viele potenzielle wissenschaftliche Erkenntnisse, die vielleicht von Frauen (und Menschen von anderen Kontinenten als Europa und Nordamerika) gefunden worden wären. Aber nicht gefunden worden sind, weil sie nicht die gleichen Möglichkeiten hatten, eine wissenschaftliche Karriere zu verfolgen wie die Männer.
Deswegen ist es immer wichtig, auf diese Problematik hinzuweisen, nicht nur am 8. März. Und nicht nur deswegen bemühe auch ich mich immer wieder in meiner Arbeit die relevanten Beiträge zu besprechen, die Frauen im Laufe der Geschichte geliefert haben. Je sichtbarer diese Arbeit ist, desto eher werden andere vielleicht inspiriert, eine wissenschaftliche Karriere zu verfolgen und sie sich nicht von irgendwem ob ihres Geschlechts ausreden zu lassen. Ich erzähle diese Geschichten aber natürlich auch, weil es enorm spannende Geschichten sind. Wer Lust hat, ein paar davon zu hören: Hier ist eine Auswahl aus meinem Sternengeschichten-Podcast:
Und wer lieber lesen möchte als hören, findet hier ein paar interessante Biografien und Forschungsgeschichten.
In dem oben erwähnten Artikel habe ich einen Vortrag der Astronomin Jocelyn Bell Burnell kommentiert. Und ihn mit folgenden Worten beendet:
“Vielleicht hat man der Person, die unsere Energiekrise lösen hätte können eine wissenschaftliche Karriere ausgeredet, weil das “nichts für Frauen” ist? Vielleicht ist die Entdeckerin der Quantengravitation in irgendeinem afrikanischen Land verhungert? Welche Chancen haben wir verpasst, weil unsere Gesellschaft nicht allen die gleichen Chancen bietet? Jocelyn Bell Burnell hat völlig Recht, wenn sie sagt dass wir das ganze Talent der Menschheit brauchen. Eine andere Strategie können wir uns schlicht und einfach nicht leisten.”
Dem ist (leider) auch heute immer noch nichts hinzuzufügen.
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