So! Die Feiertage sind vorbei. Und alle warten auf die Auflösung des Adventsrätsels. Ok, nicht alle vermutlich. Aber alle die, die mitgemacht haben. Also kommt sie jetzt: Gesucht war die Hercules–Corona Borealis Great Wall. Dabei handelt es sich um die größte bekannte Struktur des Universums. Sofern es sich um eine Struktur handelt und sofern sie überhaupt existiert 😉
Wir wissen ja, dass die Materie im Universum nicht einfach zufällig verteilt ist. Sterne bilden Galaxien, Galaxien bilden Galaxienhaufen, Galaxienhaufen bilden Supergalaxienhaufen und Supergalaxienhaufen bilden Filamente, also gigantische Strukturen, die fadenartigen das Universum durchziehen. Das wissen wir vor allem aus entsprechenden Computersimulationen, aber auch aus direkten Beobachtungen. Obwohl es gar nicht so einfach ist, die großräumige Struktur des Kosmos zu kartografieren. Und deswege ist es immer noch zweifelhaft, ob die Hercules–Corona Borealis Great Wall überhaupt tatsächlich in der Form existiert.
Aber tun wir mal so, als ob: Dann handelt es sich um eine Struktur, die circa 10 Milliarden Lichtjahre lang ist (was viel ist; das gesamte beobachtbare Universum hat einen Durchmesser von wenig mehr als 90 Milliarden Lichtjahre). Entdeckt hat man sie durch die Beobachtung von Gammablitzen. Das sind die extrem energiereichen Explosionen die entstehen, wenn ein sehr massereicher Stern sein Leben beendet (oder wenn zwei Neutronensterne kollidieren). István Horváth, Jon Hakkila und Zsolt Bagoly haben darüber 2013 berichtet (“Possible structure in the GRB sky distribution at redshift two”). Aus den Daten des Röntgensatelliten Swift haben sie die Verteilung von Gammablitzen rekonstruiert und festgestellt, dass es da eine Häufung gibt. So etwas kann man sich nur erklären, wenn es da auch eine Häufung von Galaxien gibt, in denen diese Gammablitze stattfinden können. Der entsprechende Bereich hat sich als deutlich größer herausgestellt, als die damals größte bekannte Struktur (die Sloan Great Wall mit einer Länge von 1,3 Milliarden Lichtjahren).
Das Problem an der Sache: So große Strukturen dürfte es eigentlich gar nicht geben. Schon die Sloan Great Wall war an der Grenze des für möglich gedachten, aber die Hercules–Corona Borealis Great Wall war weit darüber. Das Licht hat von dort circa 10 Milliarden Jahre bis zu uns gebraucht; diese Struktur muss also schon 3 Milliarden Jahre nach dem Urknall entstanden sein. So kurz nach der Entstehung des Universums hätten sich erstens noch keine Strukturen dieser Größe bilden sollen. Und zweitens soll das eigentlich gar nicht passieren; im Rahmen des “kosmologischen Prinzips” gehen wir davon aus, dass das Universum auf sehr großen Skalen homogen ist, sich also nicht unterscheidet, egal wohin man schaut. So ein riesiges Trumm passt nicht ins Bild.
Das kann entweder heißen, dass unser Bild nicht passt. Oder dass mit den Daten etwas nicht stimmt. Für beide Varianten gibt es Hinweise; genau wissen wir es nicht. Den Namen hat die Struktur übrigens von den Sternbildern am Himmel, wo es zu sehen ist. Und er würde falsch vergeben; sie durchzieht sehr viel mehr als nur die Sternbilder Herkules und Corona Borealis. Vergeben haben ihn auch nicht die Forscherinnen und Forscher, sondern Leute auf YouTube und Wikipedia; er hat sich dann aber auch in der Wissenschaft durchgesetzt. Zum Teil zumindest, andere nennen die Struktur auch “Great GRB Wall”.
So oder so; dieses Ding ist auf jeden Fall sehr faszinierend. Und wer mehr über die großräumige Struktur des Universums wissen will, kann diese beiden Podcastfolgen anhören:
Nicht hören sondern lesen könnt ihr die Namen der Gewinnerinnen und Gewinner! Aber noch nicht gleich. Zuvor kommt aber noch die offizielle Auflösung der 24 Hinweise. Wie jedes Jahr war ich beeindruckt davon, wie sehr man die Hinweise anders verstehen kann als ich es vorgesehen habe (und am Ende oft trotzdem noch am Ziel landen). So jedenfalls hatte ich sie “offiziell” geplant:
- Hinweis 01: SARS-CoV-2-Virus, Hinweis auf das Sternbild “Corona Borealis” im Namen der gesuchten Struktur
- Hinweis 02: Mauer, Hinweis auf die galaktische Mauer um die es geht
- Hinweis 03: Budapest, dort haben 2 der 3 Leute gearbeitet, die die gesuchte Struktur entdeckt haben
- Hinweis 04: Hercules-Flugzeug, Hinweis auf den Namen der gesuchten Struktur
- Hinweis 05: Gamma, Hinweis auf Gammastrahlung und die Nachweismethode der Struktur
- Hinweis 06: Galaxie, Hinweis dass es um Strukturen aus Galaxien geht
- Hinweis 07: Huntsville, Hinweis auf die Konferenz die dort 2013 stattfand und wo die gesuchte Struktur das erste Mal vorgestellt wurde
- Hinweis 08: Josua Zweifel, Hinweis darauf, dass die Existenz des gesuchten Objekts angezweifelt wird
- Hinweis 09: Eta Carina, ein Stern der als Hypernova enden und einen Gammablitz erzeugen wird; Hinweis auf Nachweismethode der Struktur
- Hinweis 10: Formel der Rotverschiebung, Hinweis das es um ein kosmologisches Objekt geht
- Hinweis 11: Robert Wadlow, Größter bekannter Mensch – Hinweis, dass es um ein größtes Objekt geht
- Hinweis 12: Buch mit “Cosmological Principle” im Titel; Hinweis auf das Prinzip, dem große Strukturen wie die gesuchte widersprechen
- Hinweis 13: Große Mauer, Hinweis auf den Namen der Struktur
- Hinweis 14: Galaxienhaufen, Hinweis auf die Art der Struktur
- Hinweis 15: Swift-Weltraumteleskop, Hinweis auf das Instrument mit dem die Beobachtungen gemacht wurden
- Hinweis 16: NQ2, NQ3, NQ4, Himmelsquadranten über die sich die Struktur erstreckt
- Hinweis 17: Sternbild Corona Borealis, Hinweis auf den Namen der Struktur
- Hinweis 18: Sloan Great Wall, die bisher einwandfrei nachgewiesene größte Struktur im Universum
- Hinweis 19: Gammablitz, Hinweis auf die Nachweismethode der Struktur
- Hinweis 20: Filamente im Kosmos, Hinweis auf die Natur der Struktur
- Hinweis 21: Sternbild Hercules, Hinweis auf den Namen der Struktr
- Hinweis 22: István Horváth, Hinweis auf den anderen István Horváth, den Hauptautor des Artikels in dem die Entdeckung der Struktur bekannt gegeben wurde
- Hinweis 23: 10.1051/0004-6361/201323020 – DOI des Artikels in dem die Entdeckung veröffentlicht worden ist
- Hinweis 24: Künstlerische Darstellung der Hercules–Corona Borealis Great Wall
Diesmal ist das Rätsel ein wenig leichtergeraten als in den letzten Jahren. Normalerweise kann man das Lösungswort mit viel Glück und Intutition mit Hinweis 1 erraten. Hat man eine Idee, dann sollten Hinweis 1 und 2 reichen, sie mit plausibler Wahrscheinlichkeit zu bestätigen. Ich schaue aber eigentlich immer darauf, dass ein offensichtliches Googeln von Hinweis 1 und 2 nicht sofort zur Lösung führt. Das habe ich diesmal irgendwie übersehen. Darum gab es gleich 3 Leute, die nach Hinweis 2 eine richtige Lösung eingeschickt haben. Und unsgesam gab es in diesem Jahr die Rekordzahl an 65 richtigen Einsendungen.
Für die Gewinnerinnen und Gewinner gibt es natürlich auch wieder Preise. Und zwar wie immer hauptsächlich jede Menge Bücher (und ja, ich werde schauen, dass ich die Bücher-Geschenkebox bald mal wieder mit neuen Exemplaren anfülle…):
- Mein aktuelles Buch “Eine Geschichte der Welt in 100 Mikroorganismen”, auf Wunsch auch gerne signiert – dieser Preis ist mehrfach vorhanden.
- Mein Buch “Eine Geschichte des Universums in 100 Sternen”, auf Wunsch auch gerne signiert – dieser Preis ist mehrfach vorhanden.
- Das aktuelle Science-Busters-Buch “Global Warming Party: Wie wir uns das Klima schönsaufen können und andere wissenschaftlich überprüfte Anregungen zur Rettung der Menschheit”, auf Wunsch gerne signiert – dieser Preis ist mehrfach vorhanden.
- “Warum landen Asteroiden immer in Kratern?” von den Science Busters, auf Wunsch auch gerne signiert – dieser Preis ist mehrfach vorhanden.
- 2 Tickets für eine Science Busters Shows – die Termine findet ihr hier (zumindest dann, wenn wieder Auftritte stattfinden können) – dieser Preis ist mehrfach vorhanden.
- “Die Aufrechten: Whistleblowing in der Ära Snowden” von Mark Hertsgaard
- “Mind Set! Wie wir die Zukunft entschlüsseln” von John Naisbitt
- “Die Wissenschaft von Eis und Feuer” von Helen Keen (hab ich hier schon mal besprochen).
- “Apocalypse Next Tuesday”; die englische Ausgabe des deutschen Buchs “Jesus liebt mich” von David Safier. Und nein, ich nehm das Buch nicht von der Liste! Das bleibt solange bis es sich irgendwer aussucht! 😉
- “Astronomers Royal” von Emily Winterburn
- “Die Erben des Medicus” von Noah Gordon (Hörbuch).
- Überraschungsbox (Enthält diversen Kram und Wissenschaftsschnickschnack. Ich kann mir nie genau merken, was ich alles an Kram zum Verschenken habe…)
Die Preisverleihung läuft so wie immer: Zuerst sich die Person auf Platz 1 einen Preis aus, dann die Person auf Platz 2, und so weiter. Aber dazu müsst ihr ja erst mal wissen, wer bei der Verlosung auf welchem Platz gelandet ist. Ich habe die Verlosung nicht gefilmt – aber ich hoffe, ihr vertraut mir soweit. Es ist jedenfalls alles mit rechten Dingen zugegangen. Hier sind die Platzierungen:
- Platz 1: Tobias Gö
- Platz 2: Kolja H
- Platz 3: Mathias B
- Platz 4: Henrike W
- Platz 5: Oliver S
- Platz 6: Nicole K
Außerdem gibt es noch einen Sonderpreis für die schnellste korrekte Einsendung. Die kam von Thomas W und zwar nach 2 Hinweisen und mit knapp 90 Minuten Vorsprung. Der Preis dafür ist ein Exemplar von “Warum landen Asteroiden immer in Kratern?” von den Science Busters, gerne auch signiert (sag Bescheid wenn du das schon hast). Der Sonderpreis für die meisten korrekt (d.h. so wie ich es vorgesehen hatte) interpretierten Hinweise geht diesmal an Georgia K, die alles korrekt hatte. Sie kriegt ebenfalls ein Asteroidenkrater-Buch, mit Signatur sofern gewünscht (oder was anderes, sofern das schon vorhanden sein sollte)
Ich hoffe, diejenigen, die diesmal falsch geraten oder bei der Verlosung Pech gehabt haben sind nicht unglücklich und hatten trotzdem ein wenig Spaß… Die Preise werde ich zur Post bringen sobald sich alle entschieden haben! Bis dahin danke ich fürs Mitspielen und hoffe, ihr hattet alle Spaß. Spätestens nächstes Jahr im Advent geht es weiter! Und das Sommerrätsel gibt es ja auch noch…
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