Von 1. bis 20. April bin ich auf Reisen, halte Vorträge in der Pfalz und in Baden-Württemberg und mache auch ein wenig Urlaub. Für die Zeit meiner Abwesenheit habe ich eine Artikelserie über wissenschaftliche Paradoxien vorbereitet. Links zu allen Artikeln der Serie findet ihr hier.
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Zum Wochenende gibt es in der Paradoxien-Serien einen Klassiker: Das Allmachtsparadoxon! Es entsteht, wenn man Logik auf Allmächtigkeit treffen lässt. Am besten wurde das Problem wohl von Homer Simpson formuliert:
“Hey, I’ve got a question for you. Could Jesus microwave a burrito so hot that he himself could not eat it.”
Gute Frage: Kann Jesus einen Burrito in der Mikrowelle so sehr erhitzen, dass er ihn selbst nicht mehr essen kann? Wenn ja, dann ist er offensichtlich nicht allmächtig, weil er am Verzehr scheitert. Und wenn nein, dann kann er auch nicht allmächtig sein, weil er den Burrito ja nicht auf die geforderte Temperatur bringen kann.
Philosophisch ist Homers Version der Paradoxie natürlich nicht ganz einwandfrei; mit ein wenig Mühe kann man leicht einen Ausweg aus dieser speziellen Formulierung finden. In der klassischen Version lautet die Frage daher auch: “Kann ein allmächtiges Wesen einen so schweren Stein schaffen, dass es ihn selbst nicht heben kann?”
Auch hier gilt: Egal ob “Ja” oder “Nein”, am Ende muss man zu dem Schluss kommen, dass das Wesen nicht allmächtig ist. Die Philosophen und Theologen wollten das natürlich nicht auf sich sitzen lassen und haben sich im Laufe der Jahrhunderte einige Möglichkeiten ausgedacht, das Problem zu umgeben. Das Wesen könnte zum Beispiel abdingbar allmächtig sein; also in der Lage, die Allmacht zu verlieren. Es könnte also zuerst den Stein erschaffen und dann die Allmacht ablegen (aber wieso das eine befriedigende Lösung darstellen soll, wissen wohl auch nur die beteiligten Philosophen). In einer anderen Version geht es um essenzielle Allmacht, bei der das Wesen seine Allmacht zwar nicht verlieren kann, aber auch nicht in der Lage ist, Dinge zu tun, die logisch unmöglich sind. Das Paradoxon wird hier aufgelöst, in dem man den Konflikt mit der Logik gar nicht erst zulässt. Was logisch nicht möglich ist, ist nicht möglich und Ende. “Allmächtigkeit” bezieht sich nur auf die Menge der Dinge, die innerhalb der logischen Möglichkeiten liegen. Ein von einem allmächtigen Wesen schaffbarer Stein, der nicht hochgehoben werden kann, widerspricht der Definition von “Allmacht”, ist logisch unmöglich und spielt daher keine Rolle.
Das andere Extrem ist die Variante der “absoluten Allmacht”. Hier sagt man vereinfacht: Scheiß auf die Logik! Wenn das allmächtige Wesen allmächtig ist, dann kann es auch unhebbare Steine schaffen. Oder eckige Kreise. Oder ein blaues Rot. Oder was auch sonst immer. Hier gibt nicht die Allmacht nach, sondern die Logik. Wenn das Wesen wirklich absolut allmächtig ist, kann es auch die Logik so verändern, dass unhebbare Steine hochgehoben werden können.
Ich persönlich kann mit dem Allmachtsparadoxon nicht wirklich viel anfangen. Es ist eher eine semantische Spielerei und führt – meiner Meinung nach – nicht wirklich zu irgendwelchen Erkenntnissen. Aber natürlich lässt sich darüber wunderbar diskutieren! Und “Allmacht” ist ein so faszinierendes (und verlockendes) Konzept, dass sich dieser Diskussion kaum jemand entziehen kann.
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