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sb-wettbewerb

Das sagt der Autor des Artikels, Epikouros über sich:
Keine Angabe

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[Hinweis: der folgende Beitrag ist die längere Ausarbeitung einer
Recherche, die ich für einen kurzen Kommentar zu Florians Blogeintrag
vom 23.5.2016
unter dem Nick “Epikouros” unternommen hatte.]

Unter den selbstgesteckten Zielen des Wissenschaftsbetriebes, welche
oft nach dem Motto “video meliora, proboque, deteriora sequor” (ich
sehe das bessere, versuche mich daran und folge dann dem schlechteren)
verfolgt werden, dürfte die “Interdisziplinarität”, also die
fachübergreifende Zusammenarbeit eine führende Position einnehmen.
Wofür neben organisatorischen Hindernissen, Differenzen in Methodik
und Mentalität nicht zuletzt auch der Umstand verantwortlich sein
dürfte, daß die Sache auch inhaltlich leichter gesagt als getan ist…

Was schief gehen kann, wenn sich Wissenschaftler ohne fachkundige
Unterstützung über ihren angestammten Sprengel hinauswagen, dafür
liefert ein in diesem Jahr im Journal of Astronomical History and
Heritage (Nr. 19 (2016) pp. 18-24) erschienener Aufsatz ein
lehrreiches Beispiel.

Manfred Cuntz, Levent Gurdemir (Physiker) und Martin George
(Fachrichtung unklar) wollen eine “jahreszeitliche Datierung” des
Sappho-Framgments Nr. 52 erreicht haben. Grundlage für dieses
überraschende Ergebis ist eine in dem auch als “Mitternachtsgedicht”
bekannten Fragment implizit enthaltene astronomische Angabe:

Δἐδυκε μὲν ἀ σελάννα
καὶ πληΐαδες μέσαι δε
νύκτες, παρὰ δ‘ ἔρχετ‘ ὤρα,
ἔγω δὲ μόνα κατεύδω

Untergegangen sind der Mond
Und die Plejaden. Es ist Mitternacht,
Die Stunden vergehen.
Ich aber schlafe allein.

In der geschilderten Szene ist es also “Mitternacht” und sowohl der
Mond als auch die Pleiaden sind bereits untergegangen, eine Angabe,
die – den geographischen Ort sowie das Jahr der Beobachtung als als
bekannt vorausgesetzt – prinzipiell durchaus dazu genutzt werden kann,
wenn schon nicht den Zeitpunkt der Niederschrift des Gedichtes, so
doch die beobachtete Konstellation jahrszeitlich grob zu
datieren. Unter der (biographisch nicht unbegründeten) Annahme, Sappho
habe den Himmel von Mytilene auf Lesbos aus beobachtet, sowie bei
einer (etwas willkürlichen, die Lebensdaten von Sappho sind nicht
genau bekannt) Ansetzung in das Jahr 570 v.Chr. kommen die Autoren zu
dem Schluß, die dem Gedicht zugrundeliegende Beobachtung müsse in
den Zeitraum von Mitte des Winters bis zum Beginn des Frühlings
gefallen sein, da nur in diesem Zeitraum die Pleiaden bereits um
Mitternacht untergegengen sein könnten.

Die astronomischen Berechnungen der Autoren sollen dabei nicht in
Frage gestellt werden; auch ihr Hinweis, eine Änderung des
angenommenen Jahres der Beobachtung um 20 oder 40 Jahre habe auf das
Ergebnis keine signifikanten Auswirkungen mag in Ordnung gehen. Die
Crux der Argumentation liegt woanders, nämlich in der unscheinbaren
Vokabel “Mitternacht” (gr. μέσαι νύκτες, mésai nýktes). Die Frage, was
“Mitternacht” in diesem Kontext eigentlich bedeute, wird dabei von den
Autoren durchaus problematisiert, aber eben nur unter ihrem eigenen,
fachspezifischen Blickwinkel: als Zeitpunkt der “Mitternacht” nehmen
sie (atronomisch vollkommen korrekt) einfach den Nadirpunkt der Sonne
auf der geographischen Länge von Lesbos an, also mehr oder minder
exakt 720 unserer heutigen Minuten nach dem Zenitdurchgang der
Sonne. Aber ist das wirklich die Bedeutung von μέσαι νύκτες in unserem
Kontext?

Dabei sah die Sache, als ich mich aufmachte, die von Florian in seinem
Blog vom 23.5.2016 aufgeworfene Frage zu beantworten, was μέσαι νύκτες
/genau/ bedeute, /prima facie/ eigentlich ganz einfach aus: alle von
mir konsultierten Wörterbücher (Pape, Passow, LSJ [Liddel, Scott,
Jones]) waren sich in der Übersetzung “Mitternacht” bzw. “midnight”
einig; LSJ nennt unter den Belegen für die Vokabel sogar explizit
unser Fragment Sappho 52. Hätte also “alles geritzt” sein können…
wenn nicht…

Ja, wenn ich nicht im “Pape” über die Bemerkung “Die Griechen theilten
die Nacht von Homer an in drei Theile” gestolpert wäre, die mich
gleichermaßen skeptisch wie neugierig machte. Zwei Fragen zeichneten
sich ab: Welche Bedeutung (wenn überhaupt eine) hatte unsere
Mitternacht im /bürgerlichen/ Tag der Griechen des 6. Jhd. v. Chr? Und
wie genau konnte man damals diesen Zeitpunkt bestimmen und wer war
dazu eigentlich in der Lage?

Erste Antworten fand ich im gleichen Regal, etwa zwei Meter weiter
links: in “Paulys Realencyclopädie des Classischen Altertums” (RE).
Alt aber bewährt, bis heute in Breite und Tiefe unübetroffen und nach
wie vor ein guter erster Anlaufpunkt, wenn man solche Fragen klären
will. Der Artikel “Zeitrechnung” aus den 60’er Jahren verweist mich
auf den Artikel “Tageszeiten” aus den Dreißigern und da erfahre ich
schonmal Folgendes:

Die Festlegung der Tagesgrenze auf den Nadirpunkt des Sonnenlaufes ist
erst eine Erfindung der Römer; für den altgriechischen bürgerlichen
Tag geht die Diskussion nur darum, ob dieser mit Sonnenaufgang begann
oder mit Sonnenuntergang. Und in Abschn.2 “Tageszeiten bei den
Griechen” heißt es explizit (c.2019): “Die Nacht selbst beginnt mit
dem ‘Anzünden des Lichtes’ […], der mittlere Teil (= das zweite
Drittel) der Nacht wird mit μέσαι νύκτες (μεσσύσης νύκτος, μέσον
νυκτών) bezeichnet.”

Meine anfängliche Skepsis erhält durch den Artikel RE “Tageszeiten”
also neue Nahrung: wenn μέσαι νύκτες (grammatisch übrigens Plural,
ohne daß sich dieser Terminus deswegen zwangsläufig auf mehrere Nächte
beziehen müßte) einfach einen – wie auch immer genau bemessenen –
mittleren Abschnitt der Nacht bezeichnet, dann fällt die Argumentation
von Cuntz, Gurdemir und George ziemlich rasch in sich zusammen.

Und diese Skepsis wird auch nicht unbedingt gemindert durch die in den
einschlägigen Wörterbüchern (s.o.) unter dem Stichwort ὤρα (hõra) zu
findenden Artikel, welche nicht versäumen, darauf hinzuweisen, daß das
Wort die uns so vertraute Bedeutung “Stunde” erst spät erhalten habe
und zuvor einfach “any period, fixed by natural laws and revolutions,
whether of the year, month or day” (LSJ s.v. ὤρα), z.B. Jahreszeiten
bezeichnete. (Bei diesen, wie gesagt erst mehrere Jahrhunderte nach
Sappho belegten antiken “Stunden” handelt es sich übrigens nicht um
die uns vertrauten Stunden zu gleichmäßig 3600 Sekunden sondern um –
jahreszeitlich variable – Zwölftel des jeweiligen Lichttages bzw. der
durch die Dunkelheit bestimmten Nacht; die Teilung des Gesamttages in
24 gleich lange Stunden geht sogar erst auf Hipparchos mitte des
2. Jahrhunderts v.Chr. zurück.) Und der in RE “Tageszeiten” oft
zitierte Gustav Bilfinger, der die einschlägigen Quellen Ende des
19. Jahrhunderts ausführlich untersucht hat, kommt in seiner
Monographie “Die Antiken Stundenangaben” p.74 zu dem Schluß: “Die
Uhren sowohl, wie die von denselben bedingte Zwölfteilung des Tages
lassen sich im /praktischen Gebrauch/ des klassischen Altertums nicht
vor der alexandrinischen Periode nachweisen”. D.h. im letzten Drittel
des 4. Jhds. – gut 250 Jahre nach dem Tod der Sappho!

Immerhin finde ich in dem zitierten RE-Artikel noch den Hinweis auf
eine antike (allerdings in Rom viel besser als in Griechenland
belegte) Vierteilung des (Licht-)Tages bzw. der Nacht in je vier
φυλακαí (phylakaí, “Wachen”), die mit dem Ende der “zweiten Wache”
immerhin so etwas wie einen halbwegs exakten Mittelpunkt der Nacht
bezeichnen könnte. Eine Einteilung freilich, die – wie der Name schon
andeutet – aus der militärischen Praxis (Wachablösung) stammt und eben
/nicht/ mit dem Begriff μέσαι νύκτες verbunden ist. Schauen wir also
mal weiter.

Und damit kommen wir unmittelbar zu meiner zweiten Frage: jener nach
der praktischen Möglichkeit, im Griechenland des 6. Jahrhunderts
v.Chr. den Verlauf der Zeit in der Nacht zu messen. Die antiken Uhren
teilen sich (nach RE “Horologium”, DNP “Uhren”, Bilfinger op.cit.) im
wesentlichen in zwei Typen auf: Sonnen- und Wasseruhren, von denen
prinzipbedingt natürlich nur letztere zur Messung der Nachtstunden
überhaupt geeignet waren.

Entsprechend nehmen Cuntz, Gurdemir und George denn auch an (p.21),
daß Sappho wohl eine Wasseruhr (κλεπσúδρα, klepsýdra) zur Bestimmung
des Mitternachtspunktes benutzt haben müsse. Und sie weisen (zurecht)
darauf hin, daß Klepsydren in Griechenland spätestens im 4. Jhd
v.Chr. belegt und, weil da immer noch gut 200 Jahre bis zu Sappho
fehlen, daß Wasseruhren aus anderen Kulturen bereits viel früher
bekannt seien.

Beides korrekt, freilich muß man dazu wissen, daß die frühen
griechischen Klepsydren, wie sie seit Aristophanes (5. Jhd. v.Chr.)
bezeugt sind, eher “Kurzzeitmesser” waren, die v.a. dazu dienten, die
Redezeiten in Gerichtsprozessen und Volksversammlungen zu messen und
zu begrenzen. Repräsentativ für die Epoche ist etwa die Klepsydra,
welche Suzanne Young aufgrund von Ausgrabungsbefunden in Athen
rekonstruiert hat (Hesperia 8,3 (1939) pp.274-284): das rekonstruierte
Modell kam auf eine Laufzeit von etwa sechs Minuten! Und war damit
kaum geeignet, die nächtliche Stundeneinteilung zu messen.

Daneben gab es aber auch durchaus öffentliche Wasseruhren, die eine
Laufzeit von einem vollen Tag hatten und z.B. bei Sonnenaufgang
befüllt und gestartet wurden und die (variablen) Tagesstunden auf
entsprechenden Skalen an Schwimmern des Ablauf- bzw. (später) des
Auffanggefäßes anzeigten – nur gibt es für diese eben keine Belege aus
dem 5. Jhd, geschweige denn aus der Zeit der Wende vom 7. zum
6. Jhd. v.Chr. – also zur Zeit der Sappho. Die von Armstrong und Camp
beschriebene athenische Tagesklepsydra (Hesperia 46,2 (1977)
pp. 147ff.) etwa wird von den Autoren in ihrer ersten Bauphase in die
zweite Hälfte des 4. Jhds. v.Chr. datiert, ein offenbar weitgehend
bauartgleiches Modell in Oropos von dessen Ausgräbern ebenfalls in das
4. Jhd (ibid. n.6,7). Und ein astronomisches Wunderwerk wie die
Wasseruhr des Ktesibios wird von Vitruvius erst im 1. Jhd. v.Chr.
beschrieben.

Nun könnte man argumentieren, daß Sappho ja vielleicht eine
“militärische” Wasseruhr zur Abmessung der oben erwähnten φυλακαí
besessen haben könnte, die dann vielleicht nur 4 Mal pro Nacht
nachgefüllt werden mußte (konkrete Belege für solche Uhren habe ich
nicht gefunden, aber es mag sie sehr wohl gegeben haben, ob das schon
im 6. Jhd. v.Chr. der Fall war ist eine andere Frage). Oder sie könnte
doch einfach den Sternenhimmel betrachtet haben – eine Möglichkeit die
Cuntz, Gurdemir und George aber offenbar nicht in Betracht gezogen
haben. (Eine einfache “Sternenuhr” wird. z.B. unter diesem Stichwort
von Wikipedia beschrieben.) Aber die Zeitbestimmung war in beiden
hypothetischen Fällen nicht trivial, weil im ersten Falle die
jahreszeitlich schwankende Länge des Lichttages, im zweiten Falle der
Unterschied von Sonnen- und Sternenzeit zu berücksichtigen war.

Fazit bis hierher: die Bestimmung des Nadirpunktes der Sonne, also
unserer “Mitternacht”, könnte im Griechenland des 6. Jhds.
grundsätzlich möglich gewesen sein, war dann aber “Experten”
vorbehalten, die über besondere fachliche Kenntnisse verfügten. Und
sie war im Alltag auch durchaus entbehrlich, da die Mitternacht, ja
überhaupt eine genaue Stundeneinteilung im bürgerlichen Tag zu jener
Zeit überhaupt keine Rolle spielte!

War Sappho demnach eine kenntnisreiche Laienastronomin? Auf die Gefahr
hin, mich bei Feministinnen nachhaltig unbeliebt zu machen: Das ist
äußerst unwahrscheinlich. Frauen waren im antiken Griechenland vom
öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen, eine höhere Schulbildung
war für sie i.d.R. nicht vorgesehen und wenn dann allenfalls eine
musische. Wer sein Bild der antiken Griechin aus dem Film “400”
bezieht, muß sich nachsagen lassen, einem modernen politischen
Propagandaschinken aufgesessen zu sein. Die Rolle der Frau im antiken
Griechenland, im 6. Jhd zumal, glich weit eher derjenigen, wie wir sie
heute noch in traditionellen, v.a. islamischen Gesellschaften
vorfinden: an das Haus gebunden, nur eingeschränkt geschäftsfähig,
politisch rechtlos und i.d.R. ohne nennenswerte Schulbildung.

Nun war Sappho ausweislich ihrer Gedichte ganz sicher musisch gebildet
(und schon damit eine Ausnahmeerscheinung), aber daß sie weitreichende
astronomische Kenntnisse (bzw. Gerätschaften, die ihrer Zeit weit
voraus waren) besessen haben sollte ist dann doch eine sehr starke
Annahme. Eine, die der ausführlichen Begründung bedürfte. Cuntz,
Gurdemir und George gehen auf diese Problematik gar nicht ein,
vermutlich weil sie sie überhaupt nicht gesehen haben, da sie das
Problem weitgehend ahistorisch behandeln.

Um Mißverständnisse zu vermeiden: die obenstehenden Ausführungen
basieren auf einer kursorischen Literaturrecherche und es ist möglich,
daß wichtige Quellen oder neuere Literatur, die die Thesen von Cuntz,
Gurdemir und George bezüglich des Fragmentes Sappho 52 stützen könnten
übersehen wurden. Aber für solche Argumente tragen die Autoren selbst
die Beweislast. Solange sie keine belastbaren Belege, etwa für
astronomische Klepsydren im 6. Jhd v.Chr., beibringen können steht
ihre Argumentation auf tönernen Füßen. In der vorliegenden Form ist
ihr Artikel lediglich ein instruktives Beispiel dafür, wie
“interdisziplinäre” Forschung besser nicht betrieben werden sollte.

Kommentare (9)

  1. #1 Epikouros
    1. Oktober 2016

    Nach dem Einreichen des Beitrags, sind mir (natürlich) noch ein paar z.T. gravierende Fehler aufgefallen; deshalb als (hoffentlich) erster “Kommentar” eine Liste von Addenda + Corrigenda:

    – (Abs.6) “als als”: das ist ein “als” zuviel des Guten…

    – (Abs.13) “hõra”: besser “hóra” (Polytonikoschreibung in Umschrift ist unüblich und unnötig)

    – (Abs.17) “wie sie seit Aristophanes”: besser “wie sie sogar schon bei A.”

    – (Abs.19) “Eine einfache ‘Sternenuhr’ … von Wikipedia beschrieben”: Oops… das Stichwort “Sternenuhr” leitet weiter auf “Astrolabium”, korrekt ist natürlich “Himmelsuhr”!

    – (Abs.21) “aus dem Film ‘400’”: der bekannte Propagandafilm aus dem Jahr 2006 heißt natürlich “300”, nach der Zahl der lt. Herodot im Jahr 480 bei den Thermopylen gefallenen Spartaner; da muß mein Unterbewußtsein wohl eine weit gespannte Brücke zur Diktatur der 30 in Athen anno 403 (an der Sparta nicht ganz unschuldig war) und von da aus weiter zu dem früheren oligarchischen Umsturz der “400” geschlagen haben. Oder so… *kopfkratz*

    – (Abs.21) Die vorgetragene Argumentation zur Stellung der Frau im klassischen Griechenland ist mir “im Eifer des Gefechtes” etwas überpointiert geraten, bleibt aber im Grundsatz korrekt.

    – (Abs.21 bis Ende) Daß das in Rede stehende Fragment kein astronomisches Lehrgedicht sein will ergibt sich im Grunde auch schon textimmanent. Ich sage dazu gerne noch etwas, falls mich jemand im Kommentarforum darauf anspricht 🙂

  2. #2 Thomas
    1. Oktober 2016

    Dann aber war es doch – wenn kein Altphilologe beteiligt worden ist – keine intradisziplinäre, sondern eine “extradisziplinäre” Forschung.

  3. #3 Florian Freistetter
    1. Oktober 2016

    @Epikouros: Sorry, ich bin erst jetzt wieder online und hab deine Mail wegen der Korrekturen gelesen. Ich war die ganzen letzten Tage unterwegs und hatte kaum Zeit, mich um Mails und das Blog zu kümmern…

  4. #4 Thomas
    1. Oktober 2016

    Spannender Artikel und interessantes Thema, das aber zu weiteren Fragen führt: Welchen Sinn hatte eine Aufteilung der Nacht in drei Teile und wie grenzte man diese Teile voneinander ab (drei gleiche Teile zwischen Sonnenunter- und -aufgang?)

  5. #5 Dampier
    1. Oktober 2016

    Spannend! Ich mag ja Blogartikel mit originären Recherchen immer besonders.
    Die paar Ungenauigkeiten: geschenkt, zumal durch nachträgliche Errata gekennzeichnet.
    Klasse Artikel, kommt auf meine Liste.

  6. #6 Thomas
    1. Oktober 2016

    Die Dreiteilung spätestens seit Homer orientierte sich wohl an dem Stand bestimmter Sternbilder (https://www.3eck.org/Ginzel/band2/par193.html). Entsprechende Kenntnisse könnten durchaus zum Allgemeinwissen gehört haben. Vielleicht war gerade der “Untergang” der Plejaden – ggf. zu einer bestimmten Jahreszeit – das Anzeichen dafür, dass das 2. Drittel der Nacht begonnen hatte – natürlich ein sehr unscharfer Begriff. Also erkannte Sappho allein im Bett etc. liegend am Sternenhimmel, dass die Nacht schon weit fortgeschritten war, eine Klepsydra auf dem Nachttisch hatte sie wohl wirklich nicht.

  7. #7 Alderamin
    1. Oktober 2016

    Gute Arbeit! Hättest Du auch ein Paper draus machen können.

  8. #8 Epikouros
    5. Oktober 2016

    [Meine Antworten kommen etwas sehr spät, da ich mir am WE eine häßliche Darmgrippe zugezogen hatte, und gerade erst wieder im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte bin. Der Blog ist jetzt – nach 5 Tagen im schnellebigen Internet – natürlich “kalt”; also nur “der Vollständigkeit halber” noch Folgendes:]

    @Florian: KP, wenn man kurz vor knapp noch mit einer Errataliste ankommt, kann man nicht unbedingt erwarten, daß sie noch eingefügt wird; mit dem Kommentar hat es ja geklappt.

    @Thomas: Danke für den Hinweis auf den Ginzel (der meine Argumentation ja inhaltlich weiter stützt). Daß der Untergang der Pleiaden womöglich zu einer bestimmten Jahreszeit den Beginn der μέσαι νύκτες angezeigt haben könnte ist ein interessanter Gedanke, ich glaube aber nicht, daß sich das aus den erhaltenen Quellen je zeigen oder widerlegen lassen wird, zudem wird hier ja noch der Mond beigeordnet erwähnt; ohnehin denke ich, daß die Gestirne in dieser Zeit und in diesem Genre eher mythologisch als astronomisch zu interpretieren sind: eine relevante Eigenschaft aller acht erwähnten Gestirne (Mond + die sieben Sterne der Pleiaden) könnte z.B. sein, daß sie im Griechischen allesamt weiblich gedacht werden. Schließlich sind wir bei Sappho(!) auf Lesbos(!!) – aber hier auch gleich der große Disclaimer: da ich mich mit Sapphos Werk nicht auskenne, will ich mich hinsichtlich der Interpretation des Gedichtes lieber nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, es sind sicher noch andere mythologische Deutungen denkbar…

    @Alderamin: Danke für die Blumen; aber für ein Paper wäre (hätte ich es richtig machen wollen) eine viel gründlichere Literaturrecherche und eine Arbeit mit den Quellen erforderlich gewesen. Da ich nicht für althistorische Forschungen bezahlt werde war das zeitlich nicht zu leisten.

  9. #9 vroomfondel
    Graz
    13. Oktober 2016

    Ein exzellenter Artikel – unterhaltsam obendrein, besonders wenn man in seiner Jugend mit Altphilologen zu tun hatte. Besonderes Lob fuer Ihren Stil – so schoen liest man die Deutsche Sprache heute nur mehr selten.