Dieser Artikel ist Teil eines Projekts einer Lehrveranstaltung an der Universität Graz. Studierende sollten einen Blogartikel über eine wissenschaftliche Facharbeit schreiben. Ich würde euch bitten, den Artikel der Studierenden zu lesen und zu kommentieren. Was fehlt euch bei der Lektüre? Was findet ihr super? Was interessant; was unverständlich? Und so weiter – Je mehr Feedback, desto besser!

Um die Vielfalt an Möglichkeiten zu demonstrieren, mit der man über Forschung schreiben kann, habe ich außerdem ebenfalls einen Artikel zum gleichen Thema verfasst, den ihr hier finden könnt.
—————————————————-

Wer kennt sie nicht, die Legende, dass jeder Mensch bis zu 50 Spinnen in seinem Leben isst. Ekelig, wenn man bewusst darüber nachdenkt. Weltweit gehören aber Insekten in verschiedensten Variationen zum Speiseplan. Nur nicht in Europa. Das könnte sich ändern. Entomophagie: Insekten werden als Zukunftshoffnung für die menschliche Ernährung gesehen.

Warum essen wir in Europa keine Insekten?

In der Evolution ernährte sich der Mensch auch von Insekten. Noch heute zählen über 1500 Insektenarten in weiten Teilen der Welt (Lateinamerika, Australien, Asien, Afrika) zu den Nahrungsmitteln. In Europa werden sie höchstens als Delikatessen gegessen. Mit der Entwicklung der ersten Hochkulturen und aus religiösen Gründen wurde der Konsum von Insekten verpönt. Über die Zeit entwickelte sich ein kulturell angezogener Ekel, der von Generation zu Generation unser heutiges Bild von Insektenessen geprägt hat.

Mehlwürmer, bevor sie zubereitet werden (Bild: MarioM/Wikipedia. CC-BY-SA 3.0)

Mehlwürmer, bevor sie zubereitet werden (Bild: MarioM/Wikipedia. CC-BY-SA 3.0)

Aber, warum werden Insekten als Zukunftshoffnung gesehen? Warum sollten wir grundsätzlich Insekten essen?

Weltweit steigt die Nachfrage nach Fleisch, wodurch die Land- und Wasserressourcen an ihre Grenzen stoßen. Nicht jeder Mensch kann Schweine- oder Rindfleisch auf dem Niveau der EuropäerInnen essen. Insekten gelten deswegen als ökologisch nachhaltigere Alternative. Insekten sind außerdem wahre Vitamincocktails. Darüberhinaus liefern sie sehr viele Stoffe, die der Körper braucht, wie z.B. Eiweiß (Proteine), Mineralstoffe (Eisen, Kalzium…), Kohlehydrate und omega3-Fettsäuren. Gleichzeitig sind sie kalorienarm, senken den Cholesterinspiegel und sind gut fürs Hirn.

Noch nicht überzeugt? Wir essen zwar keine 50 Spinnen in unserem Leben, aber irgendwann hat sicher jeder versehentlich mal das eine oder andere Insekt geschluckt: einen Wurm im Apfel, die ein oder andere Mücke beim Radfahren oder wenn sich Insekten in Lebensmitteln einnisten und übersehen werden.

Marktstand in Bangkok (Bild: Takoradee/Wikipedia. CC-BY-SA 3.0)

Marktstand in Bangkok (Bild: Takoradee/Wikipedia. CC-BY-SA 3.0)

Es ist durchaus realistisch, dass Insekten auch bald auf dem Speiseplan der EuropäerInnen landen – nicht nur als Delikatessen, wie das Paper “A Comprehensive Look at the Possibilities of Edible Insects as Food in Europe – a Review” aufzeigt.

Aber wie werden Insekten zubereitet?

Insekten müssen nicht eklig sein. Viele Menschen würden Insekten durchaus essen, z.B. getrocknet und zerrieben als Bestandteil von Mehl, eine Grundzutat von Brot oder Pizza. Oder verarbeitet im Gulasch oder als Schnitzel der Zukunft? Wer den Anblick erträgt, kann sie frittiert als Chips essen oder sichtbar im Risotto platzieren.

Wir werden den Versuch wagen. Wir freuen uns über Rezepte in den Kommentaren.

(von Michael Altendorfer, Jana Vaas, David Steinwender)

Taccos de Chapulines (Heuschrecken) (Bild: William Neuheisel/Flickr, CC-BY 2.0)

Taccos de Chapulines (Heuschrecken) (Bild: William Neuheisel/Flickr, CC-BY 2.0)

Kommentare (24)

  1. #1 Crazee
    12. Januar 2017

    Sehr schön aufgeräumt, aber mit dem Effekt, den ich bei den Schreibwettbewerbs-Artikeln auch oft habe: Der Artikel hört da auf, wo es spannend wird. Hier würde ich mir Infos über die unterschiedlichen Platz-/Energie-/Wasserbilanzen von Rinder-/Hühner-/Heuschreckenmast freuen. Wie ist eigentlich das Protein/Gramm-Verhältnis besser?

  2. #2 Peter L
    12. Januar 2017

    Liest sich ein wenig wie ein Teaser für einen folgenden, ausführlicheren Artikel. Mit fehlt komplett wie denn die Tiere gezüchtet werden sollen, und wie in die Haushalte kommen, ob Großzucht Sinn macht, oder doch lieber Haushaltsbrüter. Wie der rechtliche Status als Lebensmittel(-zusatz) ist. Wo man denn Insektenprodukte bekommt um erste Rezepte zu testen.

  3. #3 libertador
    12. Januar 2017

    Es wird auf das Review verwiesen, aber dessen Ergebnisse habe ich hier im Text nicht gefunden, was ich schade finde. Wieso ist der Konsum laut dem Review realistisch? Wäre schön, wenn das die Ergebnisse hier zu finden gewesen wären.

  4. #4 Thomas
    12. Januar 2017

    Wir trinken Muttermilch von fremden Säugetieren, wir essen die Muskeln von anderen Tieren, wir essen Herz, Leber, Nieren, und andere Innereien von anderen Tieren, wir essen das Fett vom Schwein besonders gern wenn es ganz knusprig gebraten wird. Wenn man sich keinen Ekel antrainiert, wird man auch komplett problemlos Heuschrecken oder ähnliches essen können. Btz: Heuschrecken schmecken in meinen Augen (frittiert glaub ich waren die) ein bisschen wie Sonnenblumenkerne. Wird vermutlich nicht so schnell mein absolutes Lieblingsessen, aber ganz weit entfernt von grauslich.

  5. #5 Alderamin
    12. Januar 2017

    Manche Formulierungen klingen ein wenig gewollt und nicht ganz gekonnt, etwas unrund, vor allem am Anfang. Zwar ansonsten ganz nett geschrieben aber der Artikel verführt mich mangels Euphorie weniger zum Verzehr von Kerbtieren als der andere mit den Bienen (aber auch der nicht hinreichend 😉 ). Der Titel wirkt hier eher abschreckend.

  6. #6 Yeti
    12. Januar 2017

    Spinnen sind keine Insekten.

  7. #7 Florence
    12. Januar 2017

    Ich mag die Einleitung und die Strukturierung, aber die Tiefe fehlt. Crazee hat das gut dargestellt.

  8. #8 Till L
    Hannover
    12. Januar 2017

    Mir geht es wie den anderen beiden Kommentatoren. Auch wenn ich schon einiges darüber gelesen habe, geht mir der Artikel dann nicht weit genug in die Tiefe. Wer einmal bei diesem Thema gelandet ist der möchte mehr wissen als, ja das ist sinnvoll, gibt es schon, ist nachaltig.
    Eher: Was gibt es schon? Wer macht sich Gedanken? Wie weit ist die Gesellschaft in der Aktzeptanz? Wieviel werden Insekten tatsächlich gegessen?

  9. #9 Vortex
    12. Januar 2017

    Zu befürchten ist, daß schon recht bald Insekten in verarbeiteter Form in zahlreichen Variationen in herkömmlichen Lebensmitteln, als ein weiterer Zusatzstoff integriert werden.

    Sogar bei vegetarischen/veganen Lebensmitteln wird man den Konsumenten dies als ganz natürlich anpreisen wollen, weil es ja kein Fleisch ist sondern alles ganz biologisch, oder was?

  10. #10 tomtoo
    12. Januar 2017

    Ich finde für einen Blog ist der Artikel sehr gelungen.

  11. #11 Peter L
    12. Januar 2017

    @Vortex: Wie kommst du denn darauf? Bei veganen Lebensmitteln ist es ja wichtig dass überhaupt keine Inhaltsstoffe aus dem Tierreich enthalten sind, also fallen da auch Insekten nicht darunter. Ähnlich wird es sich bei vegetarischen Lebensmitteln verhalten, da wird es eher auf das Individuum ankommen, ob es Insekten als ausreichend entwickelt – und damit auf einer Stufe mit Huhn, Rind, … – ansieht oder nicht.

    Was ich nicht verstehe ist dein Gedankensprung von „weil es ja kein Fleisch ist“ zu „alles ganz biologisch“ (unter der Annahme, dass du damit ökologische Landwirtschaft meinst, und nicht die Naturwissenschaft). Denn mit den selben Argumenten müssten dann ja auch jetzt schon entsprechende Eier, Fleisch, Milch, … den Veganern und Vegetariern angepriesen werden.

  12. #12 Bullet
    12. Januar 2017

    @Vortex:

    Zu befürchten ist, daß schon recht bald Insekten in verarbeiteter Form in zahlreichen Variationen in herkömmlichen Lebensmitteln, als ein weiterer Zusatzstoff integriert werden.

    Jahrzehnte zu spät: echtes Karmin wird seit langem als Farbstoff in vielen Lebensmitteln verwendet. Das Fleischstreifchen im Fleischsalat? Gefärbt mit Karmin. Gugg auf die Zutatenliste.

  13. #13 Bullet
    12. Januar 2017

    Ähm ja: Lebensmittelfarbstoff E 120.

  14. #14 Vortex
    12. Januar 2017

    Peter L / #11

    Durch die (bald) neuen EU-Einfuhrbestimmungen gelangen zunehmend auch ausländische Lebensmittel die angeblich vegetarisch/oder sogar vegan sind ins heimische Land, die Zertifikate sind womöglich nicht so “Vertrauenswürdig” wie die bereits bei uns etablierten.

    Selbst versuche ich zwar in Richtung vegetarisch zu gehen, aber wie ich bereits bemerkte sind sogar in Brot oft merkwürdige Inhalte anzutreffen, dann befindet sich in vielen Käsesorten immer noch Lab,… ok, aber für Veganer gibt es ja den Pflanzenkäse, nur mit heftigen Preisen.

    Bei uns zertifizierte vegane Produkte mögen tatsächlich ganz ohne tierische Inhaltsstoffe sein, bei vegetarischen Produkten kann es schon anders aussehen, z.B. ist oft auch Ei enthalten, hingegen könnten eingeführte Lebensmittel etwas weniger Streng mit der Deklarierung der tatsächlichen Inhaltsstoffe umgehen.

    Außerdem existiert ja auch eine Lebensmittelmafia und die wird immer dort mitmischen, wo man das meiste Geld verdienen kann, ergo hält sich mein Vertrauen in Grenzen, was die Zukunft der vegetarischen/veganen Lebensmittel betrifft!

    Es gibt jetzt schon Zusatzstoffe in Lebensmittel die man nicht deklarieren muß, versuche mal selbst zu recherchieren,… außerdem ist diese zunehmende Manipulation der Gesellschaft eine Absicht, betreffend der kommenden Insektenwelle in fast allen Lebensmitteln!

  15. #15 Vortex
    12. Januar 2017

    @Bullet / #12:

    Jo, dies ist schon lange bekannt, spätestens Aufgedeckt von einen gewissen Herren
    aus Kärnten, den man (angeblich) ins Gras hat beißen lassen ;).

  16. #16 Christian Berger
    12. Januar 2017

    Was mir fehlt wären konkrete Rezepthinweise und Hinweise woher man Insekten als Lebensmittel bekommt. Kann man zum Beispiel die aus dem Tierbedarf verwenden?

  17. #17 Crazee
    13. Januar 2017

    Hier ein Beispiel für Fliegenburger aus Afrika (Lake Victoria):

  18. #18 Vortex
    13. Januar 2017

    Wer jetzt auf den Geschmack kommt kann Fliegenmaden zu Hause selbst züchten,
    und uns allen dann erzählen wie die Sache mundet :).

  19. #19 LaBlusMi
    14. Januar 2017

    Der Artikel ist super strukturiert, hat gute Absatzlängen und Zwischenüberschriften. Der Schreibstil gefällt mir auch. Die Bilder passen zum Text und Bildunterschriften finde ich auch sehr wichtig. Dafür großes Lob.

    Allerdings hört der Text auf, bevor er angefangen hat. Was soll die Botschaft an den Leser sein? Ich habe nichts gelernt, was nicht sowieso schon jeder weiß, keinen neuen Blickwinkel auf das Thema gewonnen, nichts. Der Hauptteil des Artikels fehlt.

    Die Idee am Ende auf die Kommentare zu verweisen gefällt mir.

  20. […] bestimmen, was wir essen Alzheimer-Medikament sorgt womöglich für Selbstheilung von Zähnen Über Maden-Schnitzel und Heuschreckenburger FoodSniffer Drogen im Kinderzimmer mit Sprengfallen geschützt Fotografie: Dylan Schwartz Adam […]

  21. #21 regow
    Graz
    14. Januar 2017

    Mich würde das Protein zu DNA Verhältnis interessieren.
    Ich hege den Verdacht, dass, das die Insekten Gicht auslösen könnten (Purin in der DNA). Aus diesem Grund war schon das Einzellerprotein ein Flop.
    Wie steht es außerdem mit dem Allergiepotenzial?

  22. #22 Vortex
    14. Januar 2017

    @regow / #21:

    In den asiatischen Ländern werden verschiedene Insekten fleißig verzehrt, evtl. gibt es von dort Gesundheits-Statistiken über die Einheimischen.

    P.S. Selbst rein intuitiv betrachtet, weigert sich alles in mir solches In-sekten-zeug auch nur jemals zu probieren, immerhin würden bei ständigen Konsum die eigenen Körperzellen so nach und nach, fast nur mehr aus transformierten Insekten-DNA (-Molekülen) bestehen,… also, nein danke!

  23. #23 Zeilenende
    Stuttgart
    24. Januar 2017

    Am Anfang holpert es ein wenig mit dem Artikel (Spinnen sind keine Insekten 😉 ) … Aber auch stilistisch:

    “In Europa werden sie höchstens als Delikatessen gegessen. Mit der Entwicklung der ersten Hochkulturen und aus religiösen Gründen wurde der Konsum von Insekten verpönt.”

    Wichtig beim Bloggen ist die persönliche Ansprache. Das heißt zumindest: Bitte kein Passiv. 😉 Ein möglicher Vorschlag:

    “Europäer kennen Insekten auf dem Teller nur als ungewöhnliche Delikatesse oder aus dem Dschungelcamp. Schon die ersten Hochkulturen auf europäischem Boden machten Schluss mit dem Insektenverzehr und belegten ihn mit einem Tabu.”

    Inhaltlich habt ihr das Problem, dass ihr sehr allgemein bleibt. Das könnte man so auch auf einem Newsportal bringen – ganz ohne wissenschaftliches Studium, aber für die Clicks. Mir fehlt die erklärende Pointe, auf die ihr hinaus wollt.

    Was die Gesamtstruktur angeht: Ich hätte mit dem Experiment-Charakter begonnen: Wir wollen Insekten essen – Erklären, warum das sinnvoll ist – Mit einem Appell enden.
    Ob der Aufruf “Gebt uns eure Rezepte” stark genug als Call to Action ist, wage ich zu bezweifeln. Die Zahl er Menschen mit Rezepten ist doch eher gering. Da würde ich mir etwas anderes aussuchen:
    “Erzählt uns von euren Erfahrungen!” etc.

  24. #24 susann
    Kiel
    17. März 2017

    Halli Hallo,
    ich fand den Artikel echt interessant. Bin so auf den ‘Geschmack’ gekommen und habe mich intensiver damit beschäftigt. Der Proteinanteil ist ja wirklich enorm – bis zu 69% Eiweiß! ( https://snackinsects.com/epages/a1912e88-af41-44f3-a576-4706265b1d46.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/a1912e88-af41-44f3-a576-4706265b1d46/Categories/Infos-Tipps) und letzlich ist es doch auch nichts anderes als Shrimps oder Schnecken zu essen?!?
    Wenn sich die Gelegenheit ergibt, probiere ich es in jedem Falle mal aus. Schönes WE°!